Résumé 2022 – Ausblick 2023

Das vergangene Jahr war das erste Jahr der Laufwolke-Website. Am 08.12.2021 postete ich den ersten Eintrag und bin seitdem bemüht, stets aktuelle Einträge einzustellen. Mein Anspruch ist, mindestens einmal im Monat einen Beitrag einzustellen, was auch geschafft wurde. Natürlich nur mit Unterstützung von anderen. An erster Stelle ist hier Günther zu nennen, der mir bei der Erstellung und Einrichtung der Website extrem geholfen hat. Als Gastautoren haben Günther und auch Jan selbst Beiträge verfasst und eingestellt. Hinzu kam im Laufe des Jahres auch die Einrichtung der Kommentarfunktion, welche auch eine wechselseitige Kommunikation auf der Website ermöglicht. Besonders zu schätzen gelernt habe ich dies während der Deutschlandquerung im vergangenen Mai. Die motivierenden und aufmunternden Kommentare haben mir sehr geholfen und zum Durchhalten bewegt.

Für das kommende Jahr, würde ich mich freuen, wenn die Laufwolke-Seite mehr kommunikativen Charakter bekommen würde. Jede Person ist dazu eingeladen, sich zu beteiligen, Kommentare zu den Beitragen abzugeben und als Gastautor Beiträge dort einzustellen. Wenn Ihr Interesse daran habt, meldet Euch einfach und wir werden das ermöglichen.

Intensivieren möchten wir auch unsere „Laufwolke-Long Runs“, die im letzten Jahr entstanden sind. Einmal im Monat würden wir gerne einen Long Run anbieten und Bekannte und Freunde dazu einladen. Gerne können auch da von Euch Laufstrecken eingebracht werden. Die „Long Runs“ sind sog. „Einladungs-Läufe“. Wir laden im Direkt-Kontakt ein und posten die Termine dann auch mind. 14tägig im Voraus auf der Laufwolke-Seite. Auch zu den „Long Runs“ könnt Ihr Euch dann gerne anmelden und hinzukommen.

Für mich persönlich war das zurückliegende Laufjahr auch ein ganz besonderes Jahr. Vor allem fanden nach zwei Jahren Pandemie wieder Laufveranstaltungen (fast) wie gewohnt statt. Mein Höhepunkt war natürlich die Deutschlandquerung im Mai veranstaltet von der LG Mauerweg. Es war mein erster Etappenlauf und eine wirklich andere Welt, die ich dort kennenlernen durfte. Nicht vergleichbar mit meinen sämtlichen Ultraläufen, die ich bis dahin absolviert hatte. Ich habe viele beeindruckende Läuferpersönlichkeiten kennenlernen und auch in Demut, Bescheidenheit und Dankbarkeit sehr viel dazulernen dürfen. Ich werde die Tage nicht vergessen ….

Auch das Fortbestehen der Lauftherapie in der Hartmut-Spittler-Klinik und die damit verbundenen Abschlussläufe waren Highlights. Genauso wie auch die mittlerweile traditionelle Pasta-Party am Freitagabend vor dem Berlin-Marathon in unserer Laube.

Aber auch alle (Trainings)Läufe – sei es alleine oder auch gerne in Begleitung oder in der Gruppe – waren tolle Erlebnisse. Insgesamt sind mehr als 4.000 km verletzungsfrei hinzugekommen. Eine weitere Bestätigung meiner Erfahrung, dass vor allem langsames und ausdauerndes Laufen nicht zwingend schädlich sein muss. Es kommt einfach und (fast) ausschließlich auf die Intensität an!

Für das kommende Laufjahr habe ich mir vorgenommen, etwas kürzer zu treten. Keine 100 Meilen und auch kein Etappenlauf. Dafür werde ich in 2023 – bis auf den Berlin-Marathon – mich nur für Läufe anmelden, die ich in 2022 nicht gelaufen bin. Das erste Halbjahr ist bereits so gut wie verplant und ich habe bereits für den Ludwig-Leichhardt-Trail, dem Rennsteig-Supermarathon und die 100 km in Biel gemeldet und freue mich total darauf.

Ich wünsche Euch allen eine gutes und vor allem verletzungsfreies Laufjahr 2023!

Keep running and still moving!

Runners World-Artikel

In der aktuellen Runners World-Ausgabe Januar 2023 ist ein Artikel über das Lauftherapie-Angebot an der Hartmut-Spittler-Fachklinik, welches Jörg und ich dort seit sechs Jahren anbieten, erschienen. Mitte November gab es einen Termin am Grunewaldsee „Krumme Lanke“ mit einem Reporter aus Hamburg und einer Fotografin aus Berlin. Entstanden ist ein sehr guter mehrseitiger Bericht zu unserer Arbeit an der Hartmut-Spittler-Klinik mit sehr schönen Fotos und mit dem Schwerpunkt zur Lauftherapie im Kontext mit Sucht. Aus rechtlichen Gründen dürfen wir den Artikel erst in 2023 auf dieser Seite veröffentlichen. Wir empfehlen Euch, die aktuelle Runners World-Ausgabe zu besorgen. Viel Spaß bei der Lektüre!

Laufwolke-Long Run – Ein Herbstlauf!

Am letzten November-Wochenende fand wieder einmal ein Laufwolke-Long Run statt. Wir trafen uns am 27.11.2022 um 9 Uhr direkt am S-Bahnhof Wannsee und liefen die bereits vertraute Strecke nach Kladow Hafen, die mehrere Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten bietet. Die Strecke führte ab dem Wannsee direkt dann an der Havel und entlang des Düppeler Forstes vorbei an der Pfaueninsel und dem Gasthof zur Moorlake zur Glienicker Brücke. Dort verließ uns nach knapp 10 km Ina, die mit uns gemeinsam nur eine kurze Strecke zurücklegen wollte. Gemeinsam ging es dann weiter auf der Strecke des Mauerweges durch den Neuen Garten Richtung Krampnitz. Jan hatte noch einen Termin und zog davon. Roberto und ich machten im Ultra-Tempo weiter.

Kurz nach Krampnitz und einigen Steigungen auf der Landstraße ging es dann bei km 19 wieder auf Forst- und Wirtschaftswegen  5 km durch den Königswald zum Sacrower Schloss.  Wir hatten – wieder einmal – großes Glück mit dem Wetter und genossen einen Herbstlauf bei strahlendem Sonnenschein. Das üppige Herbstlaub bot einen wirklich angenehmen Untergrund und ein Herbstlauf bei gutem Wetter wirkt zudem erholsam aufs Gemüt …

Nachdem wir Sacrow durchlaufen hatten, war wieder Straße und leichte Steigungen angesagt, bevor wir in Kladow ankamen. Dort ging es dann entlang des Havelufers weiter bis Kladow Hafen, wo wir nach kurzer Rast die BVG-Fähre zum S-Bahnhof  Wannsee und damit zu unserem Ausgangspunkt nahmen. Diese Überfahrt mit der Fähre ist stets ein gelungener Abschluss und ein Highlight – sozusagen die „Kreuzfahrt des kleinen Mannes“ für wenig Geld 😊 Insgesamt betrug die Laufstrecke 28,4 km.

Dies war sozusagen der letzte Laufwolke-Long Run in 2022. Im Laufe des Jahres hat sich dieses Format bewährt und es fanden bereits mehrere solcher langen Läufe an verschiedenen Orten statt. Für das kommende Jahr planen wir diese langen Läufe mit Bekannten und Freunden regelmäßig – einmal im Monat – zu veranstalten.

Müggelsee Halbmarathon

Der Müggelsee Halbmarathon war für mich eine riesige Herausforderung, da ich aufgrund diverser harter Rückschläge länger sehr krank war. Ich wollte die Chance nutzen, mir am Müggelsee selbst etwas zu beweisen und wieder mehr Selbstbewusstsein zu tanken. Das ist mir gelungen, voller Stolz habe ich sogar meine PB um 1 Minute verbessert und bin überglücklich. Denn der Müggelsee Halbmarathon ist nicht nur eine traumhaft schöne Ecke von Berlin, sondern auch ein wunderschöner Lauf mit ganz vielen lieben Menschen, die nur eins im Kopf haben (Laufsport). In diesem Sinne kann ich jedem nur wärmstens empfehlen dort mitzumachen. Zum einem ist er kostengünstig und zum anderen kann man 5, 10 oder sogar 21km laufen.

Für mich lief der Tag super. Mein Ziel war es, mit einer hohen, stabilen Herzfrequenz zu laufen und fit ins Ziel zu kommen. Dass natürlich die Bestzeit rausgesprungen ist, hat mich unheimlich stolz gemacht und am Abend kamen dann doch noch ein paar Siegestränen. In Begleitung von meinem Laufpartner Marco, der diesen Lauf auf unter 1:30h gebracht hat, war unser Tagesziel erreicht. Im Ziel gesund und munter angekommen, haben wir gemeinsam die herrliche Stimmung genossen und freuten uns gemeinsam über jeden, der mit einem Lächeln im Gesicht ins Ziel kam. Denn genau das ist mein Motto beim Laufsport (Laufen macht Glücklich) und wenn man dann noch seine Zeit verbessert, ist das einfach nur toll.

Mit sportlichem Gruß

Euer Jan

Berlin-Marathon 2022 – Das Dutzend ist voll!

Die Teilnahme am Berlin-Marathon war wieder einmal der Höhepunkt des Laufjahres. Obwohl ich in den letzten Jahren mehr zum Natur- und Ultra-Läufer wurde, was dieses Jahr besonders ausgeprägt war. Eigentlich bevorzuge ich nicht mehr die sog. „Stadt-Läufe“. Sie sind mir insbesondere zu voll und zu hektisch geworden und die Pandemie hat ihr Übriges dazu beigetragen. Jedoch dem besonderen Flair vom Berlin-Marathon kann und will ich mich nicht entziehen. Als Jubilee und auch als SCC-Mitglied ist es ja auch eine „Pflichtveranstaltung“ direkt vor der Haustür. Es galt zudem mein 12. Finish perfekt und damit des Dutzend voll zu machen.

Wie im letzten Jahr wählte ich bewusst einen entspannten und genüßlichen Start, ging wieder als Allerletzter meiner Startwelle auf die Strecke und ließ es am Anfang überaus langsam angehen. So hatte ich die ersten Kilometer teilweise die Strecke fast alleine für mich und konnte somit den hektischen Getreibe und dem Rempelattacken, denen man als Genußläufer mitten im Startblock unweigerlich ausgesetzt ist, entgehen. Als Zielzeit hatte ich mir entspannte 04:30:00 Stunden gesetzt.

Im Mittelteil wurde ich etwas schneller und lief wieder einmal über meine Verhältnisse. Ich befürchtete, dass ich – wie so oft – dafür im letzten Drittel wieder dafür bitter büßen würde. Es ging aber erstaunlich gut voran. Die Witterungsbedingungen waren ja auch perfekt an diesem Tag. Die verabredeten Begegnungen und Unterstützung an der Strecke kamen wie geplant zustande – ein perfekter Tag! Ab km 35 war es dann aber soweit: Die beiden Dämonen auf meiner Schulter hatten Platz genommen und versuchten, mich von einer Gehpause – die ich ja mir inzwischen erarbeitet hätte – zu überzeugen. Ich tat Ihnen aber nicht den Gefallen und schleppte mich stoisch und von Sturheit getrieben über den Kurfürstendamm. Mein Tempo wurde erstaunlicherweise auch nur unwesentlich langsamer und bestätigte mich indirekt für mein Tun.

Am Nollendorfplatz beschloss ich dann, dass ich an der Potsdamer Straße beim „Anstieg“ zum Kulturforum mir dann doch eine Gehpause gönnen könnte. Doch als ich dann dazu ansetzen wollte, begegnete ich just Christine. Diese Begegnung motivierte mich einerseits – andererseits wollte ich mir dann doch nicht die „Blöße“ geben. Meine Dämonen jaulten auf …

Angekommen auf dem Potsdamer Platz stellte ich fest, dass es doch nicht so anstrengend war, wie ich es mir ausgemalt hatte und lief dann noch tapfer und konstant weiter bis ins Ziel. Mit 04:19:37 Stunden hatte ich sogar meine gesetzte Zielzeit etwas unterboten. Mein 12. Finish war perfekt und ich wurde zum „Zwölfender“!

Mit dem Finish beim diesjährigen Berlin ist meine Wettkampf-Saison – wenn ich sie überhaupt so nennen mag – beendet. Ich werde nun für den Rest des Jahres meine wöchentlichen Leistungsumfänge spürbar reduzieren und meinem Körper die notwendige Zeit geben, sich zu erholen.

Halbzeit
Gleich im Ziel

100 Meilen Berlin/Der Mauerweglauf 2022

Wir laufen bis die Wolken wieder lila sind …

Zum vierten Mal bin ich am 13.08.2022 bei den 100 Meilen von Berlin, dem sog. „Mauerweglauf“ an den Start gegangen und habe auch zum vierten Mal gefinisht. Es war bei den diesjährigen klimatischen Bedingungen ein harter Ritt und eine sehr große mentale Herausforderung. Mein besonderer Dank gilt allen, die mich bei diesem Vorhaben unterstützt haben. Meinen beiden Top-Radbegleitern Daniel und Fabian, Gela, Imke und Ina, die mich an der Strecke unterstützt und kurzzeitig ein Stück begleitet haben. Ebenso bei Ralf und allen weiteren Volunteers, die an der Strecke einen wirklich tollen Job gemacht haben! Vor allem aber auch bei Ela, meiner geliebten Ehefrau, die mich vorbehaltlos bei solch irren Vorhaben unterstützt und Mut gibt.

Nachfolgend eine kurze Bildergalerie.

Die Strecke mit 10 km-Skalierung und Verpflegungspunkte

Mauerwegnachtlauf

Am 23.07.20222 startete wieder am Abend der Mauerwegnachtlauf, der traditionell 3 Wochen vor den 100 Meilen von Berlin stattfindet. Das tolle an diesem Lauf ist, man läuft die letzten 50 km der Strecke von den 100 Meilen ab.

Für Franz und mich ein toller Test um in der Nacht durch zulaufen und dazu in toller Begleitung mit Günther und Christine. Für mich war es die 2te Teilnahme und für Franz schon die 6te. Der Lauf splittet sich in 4 Geschwindigkeitsgruppen, wo wir uns in die langsamste Gruppe zugeordnet haben. Die Strecke startete vom S Bahnhof Lichterfelde und ging dann über Schönefeld nach Berlin Wedding zum Zielort das Erika-Hess-Stadion. Der Lauf ist gut organisiert und es gab zu der tollen Begleitung der Guides alle ca. 8 km ein Verpflegungspunkt. Die Gruppe mit der wir gelaufen sind war bunt gemischt und alle haben sich bestens verstanden. Auch die Guides standen bei Fragen Rede und Antwort. Nach längerer Pause ist Christine wieder ohne Problem 31km durchgelaufen, Franz, Günther und ich liefen die vollen 52 km. Nächstes Jahr werden wir uns bestimmt wieder zu diesem tollen Lauf anmelden.

Startbild
Lichter der Stadt

ThüringenULTRA 2022 – Ultrafreundlich!

Am 02.07.2022  fand nach zweijähriger coronabedingter Pause endlich wieder der langersehnte ThüringenULTRA statt. Eine Laufveranstaltung, auf welche die Ultra-Gemeinde lange gewartet und diese herbeigesehnt hatte.

Am Vortag reisten Jan und ich mit dem Auto direkt zum Veranstaltungsort am Gemeinschaftshaus in Fröttstädt an und schlugen unser Nachtlager (Wurfzelt) auf der davorliegenden Streuobstwiese auf. Ein großer Vorteil, direkt dort zu nächtigen, da es ja am nächsten Tag für die 100km-Läufer, zu denen wir uns zählen durften, bereits zu der unchristlichen Zeit um 4 Uhr morgens an den Start gehen sollte.

Es waren bereits einige Teilnehmer vor Ort und hatten ebenfalls die Gelegenheit genutzt, sich direkt vor Ort einzuquartieren. Im Gemeinschaftshaus holten wir dann unsere Startunterlagen ab und trafen dort schon die ersten bekannten Gesichter. Es gab ein großes Hallo und die Vorfreude war allerortens erkennbar.

Nachdem wir alles Organisatorische erledigt hatten, kamen wir zur Ruhe und bereiteten uns auf den Lauf vor. Wir legten unser Equipment für den langen Lauf bereit, damit wir am Morgen nicht in Hektik kommen konnten. Es waren immerhin 100 km zu bewältigen und ein heißer Sommertag stand uns bevor. Erste „Kriegsgeschichten“ von zurückliegenden Jahren mit Temperaturen um die 35 – 40 Grad machten die Runde … Gottseidank waren die  aktuellen Wetteraussichten deutlich moderater. Um kurz nach 20 Uhr legten wir uns dann aufs Ohr, um gut ausgeruht an den Start zu gehen.  Sechs Stunden Schlaf waren dafür auf jeden Fall auskömmlich genug.

Um 2:30 Uhr klingelte dann der Wecker und wir starteten gemächlich in den Tag. Es waren ja noch anderthalb Stunden Zeit und Stress ist bekanntlich kein guter Begleiter. Das Frühstücksangebot des Veranstalters nahmen wir gerne an und ließen uns von den super(ultra)freundllichen Helfern gut versorgen.

Pünktlich um 4 Uhr wurden wir dann bei 11 °C in die angenehme Kühle des Morgens auf die Strecke geschickt. Es war noch dunkel und wir konnten am Horizont die aufkommende Morgendämmerung bereits erahnen. Im Fackelschein ging es auf die Strecke. Die ersten 10 km waren – unterbrochen von einem knackigen Anstieg in der Mitte –  sehr moderat. Es ging über Feld- und Flurwege Richtung Thüringer Wald, den wir dann fortan durchlaufen und – trotz immenser Anstiege – die angenehme Kühle des Waldes im Tagesverlauf zu schätzen lernen würden. Draußen auf den Feldern erwachte der Morgen. Der noch vorhandene Morgennebel schuf eine mystische Atmosphäre.  Es war eine gute Stimmung im Läuferfeld und der Tag nahm seinen Lauf. Die ersten Sonnenstrahlen waren zu verspüren.

Kurz nach dem ersten VP bei km 10 war dann aber Schluss mit lustig. Es ging den ersten steilen Anstieg, von denen noch viele kommen sollten, bergauf und sollte sich noch lange hinziehen. Mein Körper stellte sich sofort auf Streß-Modus um und die hilfreichen Erfahrungen vieler Ultra-Läufe wurden geweckt. Nach einigen Kilometern des Anstiegs hatten wir dann eine Höhe erreicht, auf der es dann mit leichtem Profil weiter ging. Als wir dann nach einem angenehmen Abstieg auf eine großflächige Wiesenlandschaft geführt wurden, sahen wir zum ersten Mal den großen Inselberg vor uns.

Die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Trail, Schotter, weicher Waldboden und Wiesenwege wechseln sich ab. Die große Konstante sind jedoch die immer wiederkehrenden steilen und langgezogenen Anstiege, die nun den gesamten Tag zu bewältigen waren. Insgesamt 2.030 positive und 1.985 negative Höhenmeter sollten am Ende des Laufes auf meiner Uhr zu Buche stehen ….

Den ersten Wechselpunkt für die Staffeln an der Glasbachwiese bei km 27 ließen wir  mit einem guten Polster zur CutOff-Zeit hinter uns und waren guter Dinge. Am VP 6 bei km 38 an der Grenzwiese kamen wir dann dem Inselberg am nächsten – am sogenannten „unteren Inselberg“. Fortan umkreisten wir für den Rest des Tages den Inselberg in großzügigen und gebührenden Abstand.

Ab km 47 ging es dann mit starkem Gefälle etwa 8 km bergab und zum Großteil dazu noch auf Asphalt – dem Mommelstein-Radwanderweg. Es überkam uns aufgrund des Gefälles und des Untergrundes ein kleines „Runners High“. Unser Tempo wurde deutlich schneller und wir liefen dem zweiten Wechselpunkt am VP 9 am Sportplatz Floh/Seligenthal entgegen. Ich lief deutlich zu schnell und ich hatte eine Ahnung, dass ich dafür später noch bezahlen dürfte ..

Am Wechselpunkt nahmen wir uns eine größere Pause. Jan hatte dort ein DropBag deponieren lassen und wechselte die Schuhe. Ich nutzte die Gelegenheit und entleerte meinen Laufrucksack um einige mitgeführte Sachen, die das Gewicht deutlich reduzierten. Danach ging es weiter.

Was folgte war ein kräftezehrender Anstieg, der nicht enden wollte und sich über 7 km und 350 Höhenmeter hinzog. Die Demut kehrte zurück … Wir waren wieder im Ultra- und Ausdauermodus angekommen. Was jetzt zählte war wieder einmal „Beharrungsvermögen“ und auch „Leidensfähigkeit“. Ab- und Anstiege zogen sich hin und mein Tempo erreichte wieder Normalmaß. Wir erreichten den letzten Wechselpunkt VP 13 Sportplatz Finsterbergen trotzdem recht deutlich unter der vorgegebenen CutOff-Zeit.

Nun galt es, den Lauf zu einem guten Ende zu führen. Wir wußten, dass wir „nur“ noch ein Viertel der Strecke zurückzulegen hatten, wovon aber die Hälfte davon nicht mehr im Schutz des Waldes auf offener Strecke bei strahlender Sonne zurückzulegen war. Bei km 85 verabschiedete sich Jan und zog das Tempo an.  Ich war in der Zwischenzeit extrem langsam geworden.

Die zurückgelegte Strecke hatte Tribut gefordert und ich achtete bei den trailigen Abschnitten extrem darauf, dass ich nicht ins Straucheln kam. Tempo war nicht mehr angesagt. Gleichwohl spekulierte ich auf den letzten  Abschnitt ab km 95, der wieder Asphalt zum Untergrund hatte. Und so kam es. Kurz nach dem legendären VP 17 bei km 95, der Musikwünsche der Teilnehmer erfüllt,  kam ich dann wieder ins Laufen und ins Tempo, dass ich bis ins Ziel beibehalten konnte.

Erschöpft aber glücklich kam ich nach etwas mehr als 15 Stunden ins Ziel an, wo mich Jan bereits erwartete. Jan hatte seinen ersten 100 km-Ultra in weniger als 15 Stunden gefinisht!

Ein großer Dank gilt dem Veranstalter „Lauffeuer Fröttstädt e.V.“. Es war ein super gelungenes Event mit allem Drum und Dran. Besonderer Dank gilt allen Helfern und Betreuern – insbesondere allen 18(!) VP-Teams. Die Verpflegung ließ keine Wünsche offen und alle waren „ultrafreundlich“! Wir kommen gerne wieder 😊

Ultra Debut

Eigentlich bin ich da nur per Zufall reingerutscht. Franz, bereits seit längerem für den Ludwig Leichardt Trail gebucht, erlag den Verlockungen des Race Across Europe und überließ mir seinen Startplatz. Dafür noch einmal vielen Dank.
Mein erster Ultra. Angesagte 30°C. Mäßige Vorerfahrung. Aber: Keine 100km, sondern 55km. Cut off wegen der Wärme ausgesetzt. Begleitet von Jan, einem erfahrenen Langstreckenläufer. Nicht schlecht.
Natürlich waren wir morgens die Ersten (eben Debutant). Im Gegensatz zu den kürzeren Läufen, die ich kenne, fand ich die Atmosphäre sehr entspannt und entspannend. Aldo, der Veranstalter, hat mir versichert, dass es keinen Grund gibt, nicht ins Ziel zu kommen. Die Alternative gemäß Leichardts Leitspruch „Ich vollbringe es oder ich sterbe“ ist ja auch nicht besonders attraktiv. Im Bus sitzend, der uns 55km zu Start brachte, habe ich mich aber doch gefragt, ob ich das wirklich alles laufen werde.
Recht schnell nach dem unaufgeregten Start fielen die Gruppen auseinander. Mit meinem Tempo war ich wesentlich Einzelläufer, sicher nicht vorne, aber auch nicht ganz hinten. Es war noch nicht so warm, das Gefühl entsprach dem Anfang eines langen Trainingslaufs. Mit zunehmender Strecke und Temperatur wurde daraus der lange, heiße Sommer der großen Ferien in der Erinnerung. Am Anfang noch lichter Wald und der See, später endlos erscheinende Straßen und Wege, endlos in dem Sinne, dass es in diesem Flirren immer weiter gehen könnte. Als meine Kondition dann doch mit der Vorstellung von Endlos kollidierte, schloss ich mich zwei Läuferinnen an, deren eine ebenfalls Debutantin war. Die Laufgespräche waren nach der vorherigen Einsamkeit ein neuer mentaler Abschnitt. Mit 3/1 (3 Minuten laufen, 1 Minute gehen) konnte ich bis kurz vor dem Marathonpunkt mithalten, danach wieder ein paar einsame Kilometer, genug Zeit sich zu fragen, ob man ankommt. Soweit war ich noch nie gelaufen. Und dann wurde es nicht unbedingt schneller, aber einfacher. Die Zuversicht: Ich werde ins Ziel kommen. Die Aufmerksamkeit richtete sich wieder mehr auf die Umgebung, das städtische Umfeld in Cottbus und den Branitzer Park. Die letzten Kilometer, nicht übermütig werden, jetzt nur keinen Krampf bekommen.
Und dann im Ziel. Auf einmal war es da. Applaus, auch wenn ich die Wertung eher von hinten aufrolle. Ich habe einige Zeit gebraucht, um von der Wolke wieder herunterzukommen.

Die Bilder hat mir erfreulicherweise Jan zur Verfügung gestellt.

Der Ludwig-Leichardt-Trail ist ein Ultralauf über 55km von Trebatsch nach Haasow, der normalerweise zu einer kühleren Jahreszeit stattfindet (https://leichhardt-trail-ultralauf.de). Vielen Dank an Aldo, Akmuth, das Team und die anderen Läufer für dieses Erlebnis. Ihr habt es mir wirklich leicht gemacht.