Die Generalprobe (es wird ernst )

Noch exakt vier Wochen bis zum Berlin Marathon und es besteht bei der Generalprobe in Steglitz (Halbmarathon) die Möglichkeit, seinen aktuellen Leistungsstand zu erfahren und damit zu schauen, wo geht die Reise in vier Wochen hin. Natürlich nutze ich die tolle Möglichkeit und meldete mich als SCC Mitglied dafür an. Für mich war es sehr wichtig zu ermitteln, wie meine Leistung nach längerer Laufpause ausschaut. Die letzten Wochen liefen gut und ich trainiere auch schon wieder sehr ambitioniert.

Die Anmeldung ist als Mitglied immer sehr entspannt, da man über das Anmeldeportal in wenigen Minuten registriert ist. Da ich es aus zeitlichen Gründen nicht geschafft habe, die Startnummer zu holen, war der liebe Dirk so nett und hat Sie für mich mit abgeholt. Wieder total aufgeregt und voller Vorfreude, fuhr ich am Sonntag mit Roberto nach Steglitz. Bei der Fahrt unterhielten wir uns über unsere gewünschten Zielzeiten. Roberto wolte einfach gemütlich ankommen und plante in 2 ½ h ins Ziel zukommen, wobei ich gerne eine 1:30 h zu stehen hätte, wenn alles gut lief. Organistaorisch muss ich leider sagen, dass vor allem die Taschenabgabe sehr chaotisch ablief und ich dann meine Sachen in das Auto eines Freundes gepackt habe. Das geplante Erwämen/Einlaufen war daher auch nicht möglich und es wurde doch etwas stressig. Das schönste aber war, dass ich einen Freund in der Masse gefunden habe (Karsten), mit dem ich dann auch gemeinsam an die Startlinie gegangen bin und wir beschlossen haben, gemeinsam zu laufen, da wir das geiche Ziel vor den Augen hatten. Wir machten uns auf ins Startgebiet, wo einige Tausend Laufbegeisterte sehnlichst auf den Start warteten. Um 09:03 Uhr war es endlich soweit, der Startschuss fiel. Karsten und ich machten uns auf die Spur und liefen konstant eine 4:30 Pace und sammelten damit fleißig die etwas langsamen Läufer ein. Das Wetter war perfekt und es lief auch alles nach Plan, die Stimmung war sehr schön und gefühlt hatten alle viel Spaß. Die erste Runde lief ich in 45 Minuten, leider hatte ich Karsten bei km 7 ziehen lassen, da er doch recht flott unterwegs war. Der Plan war es gewesen, nach dem ersten kleineren Anstieg schneller zu werden und zu schauen, was so geht. Ab km 12 passierte leider etwas, was ich so nicht auf dem Schirm hatte. Ich bekam Kreislaufprobleme und Salztabletten hatte ich einfach vergessen mitzunehmen. Ich bemerkte sehr schnell, dass ich definitiv ohne Salze so nicht weiter laufen konnte, da ich nicht umkippen wollte und es gab auch an der Strecke kein Salz. Somit brach ich das Rennen bei km 15 ab und lief dann gemütlich bis zum Start/Zielbereich. Für mich war es nicht schlimm abzubrechen, da ich aufgrund einer Medikamenten-Einstellung erstmal schauen muss, wie mein Körper unter Belastung so reagiert. Sicher im Zielbereich angekommen traf ich Kartsen wieder und wir kamen in den Austausch, wie der Lauf so war und was passiert ist. Karsten kam zufrieden an und lief seine 1:35 h. Ich war trotzdem happy, dass ich mit diesem Tempo soweit gekommen war. Also rundum ein tolles Erlebnis, was man zur Marathonvorbereitung gerne nutzen sollte.

Wer Lust und Zeit hat, sollte es auf jeden Fall ausnutzen.

Mit sportlichem Gruß

Euer Jan

100 Meilen-Staffel – Die „Aerosole“

Es war mal wieder so weit. Dieses Jahr ging es für Christine, Günther, Franz und mich als Staffel bei den 100 Meilen in Berlin (Mauerweglauf) an den Start. Eine Erfahrung die ich so auch noch nicht teilen durfte und dieses sollte etwas Besonderes werden.

Günther und Christine hatten ja schon Staffelerfahrung bei den 100 Meilen aber auch noch nicht in dieser Konstellation. Günther war so nett und lud Franz und mich zu der Staffel ein und wir sagten gerne zu. Christine war ja sowieso schon fester Bestandteil der Staffel.

Wir waren auch alle ganz bestimmt aufgeregt, denn es ist ja immer etwas Besonderes bei so einer Veranstaltung, die auch noch in Gedenken eines Maueropfers stattfindet. Dieses Jahr war es in Gedenken an Erna Kelm, die beim Fluchtversuch am 11. Juni 1962 in der Nähe von Sacrow beim Überqueren der Havel ertrunken war.

Die Startnummernausgabe fand traditionell am Freitag im H2O Hotel am Alexanderplatz statt, wo auch die Pastaparty und das Briefing für den Lauf war. Für Sonntag war dort auch die Siegerehrung der Einzelläuferinnen und Einzelläufer ( 161 km) geplant. Die Siegerehrung für die Staffeln war im Erika-Hesss-Eisstadion vorgesehen.

Unsere Aufteilung für die 100 Meilen:

  1. Franz:  Erika-Hess-Eisstadion – Sportplatz Teltow (56,1 km)
  2. Jan : Sportplatz Teltow – Schloss Sacrow (31,7 km)
  3. Christine: Schloss Sacrow – Ruderclub Oberhavel (36,9 km)
  4. Günther: Ruderclub Oberhavel – Erika-Hess-Eisstadion (36,6 km)

Das Rennen für die Vierer-Staffeln begann anderthalb Stunden nach den Einzelläufern und Einzelläuferinnen um 07:30 Uhr und Franz ging frohen Mutes an die Startlinie Er war höchst motiviert seinen Teilabschnitt in 7 Stunden zu absolvieren. Franz lief wie immer mega konstant und spulte sein Tempo ab. Nach einer kurzen Übergabe des Transponders stieg Jan am Sportplatz Teltow ins Rennen ein. Zu dieser Zeit benötigte Franz knapp 06:55:22 Stunden mit einer Pace von 7:24 Min./km.

Das Wetter wurde wie versprochen im Laufe des Tages sehr drückend und schwülwarm. Zeitweilig regnete es und es war sehr lange sehr bewölkt. Jan war flott unterweg und lief seine  31,7 km in 03:25:02 Stunden mit einer Pace von 6:28 min/km. Ab Potsdam wurde es extrem heiß und alle Läuferinnen und Läufer hatten mit der Hitze zu tun. Leider gab es viele, die schon ab km 60 ausstiegen. Jan hatte dann auch schwer mit der Hitze zu kämpfen, berichtete er voller Demut. Er musste von seiner anfangs sehr guten Pace von 05:45 Min./km runter gehen, was aber auch bei dieser Wtterung  völlig in Ordnung war. Besser als mit körperlichen Problemen später durch das Rennen zu schleichen. Jan kam gut durch und gab vollen Eifers in Sacrow an. Christine hatte bereits vor dem Wechselpunkt an der Gedenkstele von dem Maueropfer Erna Kelm auf ihn gewartet.

Christine ging dann am Schloss Sacrow mit einer Gesamtzeit von  10 Stunden und 20 Minuten ins Rennen und musste von dort bis zum Ruderclub in Hennigsdorf laufen. Es war auch klar, dass sie jetzt in die Nacht hinein laufen würde. Auch Christine ist mit einer konstanten Laufleistung zum Ruderclub gelaufen und hat Ihre 37,9 km in 05:27:05 Stunden mit einer Pace von 08:51 Min./km absolviert. Auch sie war mit ihrer Leistung sehr zufrieden. Das Tolle war, dass sie von ihrem Ehemann mit dem Fahrrad durch die Nacht begleitet wurde und mentale Unterstützung hatte.

Zuletzt ging Günther auf die letzten 36,60 km durch die Nacht, um unsere Staffel sicher ins Ziel zu bringen. Er war in einer stabilen Form, hatte aber die Nacht vor sich. Ausgerüstet mit Stirnlampe, Rettungsdecke, Soft Flack und einer Warnweste ging es nun los. Voller Tatendrang lief Günther ganz stabil duch die Nacht. Günther erzählte voller Begeisterung, dass er in der Nacht eine Mitläuferin hatte, die die volle Distanz lief und super fit war. Diese hatte ja immerhin schon gut 130 km in den Beinen und war wohl so fit das Sie noch hätte Stunden weiter laufe können. Zusammen finishten die beiden und unterhielten sich noch ein wenig.

Am Samstag war dann die Siegerehung der Staffeläufer. Es kochten natürlich noch einmal die Emotionen hoch und alle Läuferinnen und Läufer kamen zusammen. Es war ein tolles Gefühl und alle bejubelten die letzten Einzelläuferinnen und Einzelläufer, die währenddessen ihre 161 km finishten. Es war megaspannend. Dann war es soweit, wir belegten den 35. Platz von 52 angekommenen Vierer-Staffeln und erhielten die Urkunden und Medaillen. Wir machten nochmal tolle Fotos von uns. Ein starkes Team und ein wunderschönes Event ging zu Ende.

Neuer Autor an Bord

Seit heute ist Ralf mit von der Partie. Ralf ist ein erfahrener Ultra-Läufer, den ich bei den 100 Meilen von Berlin 2021 kennenlernen durfte und mit dem ich im letzten Jahr gemeinsam die Deutschland-Querung gelaufen bin.

Ralf wird hier Erfahrungsberichte und Tipps einstellen und trägt auf jeden Fall zur Bereicherung diese Seite bei. Ein erster Bericht ist bereits online.

Herzlich willkommen, Ralf!

Von Bremen nach Sankt Pauli – Scheitern als (Lern-)Chance

Ein Erfahrungsbericht

Das Laufmotto reizte mich ungemein: „100 Miles in a Day: Von Bremen nach Sankt Pauli laufen“. https://www.bremensanktpauli.de/

Das Ganze startete am Pfingstsonntag um 00:00 Uhr und sollte bis Mitternacht beendet sein. Die allgemeine Vorbereitung auf diesen Saisonhöhepunkt 2023 startete wie bei mir üblich ein halbes Jahr zuvor nach einer anstrengenden Saison 2022 und einer längeren (erkältungsbedingten) Ruhephase im Oktober, die lediglich durch den gemütlich absolvierten Rügenbrückenmarathon unterbrochen war. Meist lief ich 3x wöchentlich nach der Arbeit eine Stunde mit einigen Kollegen sowie längere Einheiten am Wochenende, dabei auch den Teammarathon in Leipzig im Januar, zwei Ultras (55 & 100 km) im Februar, 100 km in Grünheide-Störitz im Februar sowie 170 km beim JUNUT im April. Als Auflockerung probierten ein Laufkollege und ich auch mal das Backyard-Format und liefen mal von 6-12 Uhr und einmal von Mitternacht bis 12 Uhr, was eine Gelegenheit bot, die ungewohnte Startzeit auszuprobieren. Franz kennt das ja von Biel, wo die 100 km um 22 Uhr gestartet werden.

Im Wesentlichen war ich mit dieser Vorbereitung zufrieden, allerdings hatte ich dabei einen überraschenden Aussetzer ausgerechnet in Störitz: Bei der 3.Teilnahme in Folge schaffte ich es dieses Mal nicht, die 100 km in rund 12 h zu bewältigen. Im Gegenteil, nach 2/3 der Strecke waren Kopf und Beine so leer, dass es mein erstes „DNF“ überhaupt wurde (von einem Kurztriathlon mit strömendem Regen in den Neunzigern abgesehen, den ich zähneklappernd nach dem Schwimmen abbrechen musste).

Nun kam also gleich das zweite DNF dazu, wovon ich hier berichten möchte. Schließlich ist halt nicht immer nur Erfolg und Sonnenschein. Insbesondere bei den Ultraläufen scheint es, als wäre ein Abbruch mit zunehmender Streckenlänge immer wahrscheinlicher. Bei manchen Läufen ist die Abbrecherquote sogar höher als die der Finisher. Bremen-St. Pauli zählt definitiv dazu: Von 20 gemeldeten Teilnehmern starteten letztlich 16; davon gaben die Hälfte unterwegs auf und von den anderen 8 schafften es nur Matthias Kranz und Matthias Kröling sowie Katrin Grieger in weniger als 24 h, die anderen fünf blieben zusammen anderthalb Stunden über dem Zeitlimit. Daran kann man schon erkennen, dass es keine leichte Aufgabe war, den Lauf fristgemäß zu finishen.

Woran es bei mir letztlich gelegen hat, dass ich selbst nach etwas mehr als der Hälfte aufgab, kann ich gar nicht genau sagen, wahrscheinlich war es eine Mischung mehrerer Ursachen. Im Vorfeld hatte ich mich auf gedanklich diese Möglichkeit eingerichtet und den JUNUT 170 zum zweiten Saisonhöhepunkt erhoben, der ja dann erfolgreich war. Das hat auf jeden Fall den Druck etwas herausgenommen und die Enttäuschung enorm reduziert.

Einerseits ist 100 Meilen in 24 h zu laufen für mich ein ambitioniertes Ziel, zu dessen Erfüllung einige Dinge passen müssen. Bisher sind meine diesbezüglichen Erfahrungen nicht gerade groß: 2021 in Berlin waren es knapp 25 h, andere Läufe waren kürzer oder langsamer, weil bergig. Andererseits war ich letztendlich so weit weg davon, die 100 Meilen zu schaffen, dass es mich etwas überraschte.

Der ursprüngliche Plan beinhaltete eine sehr frühe Anreise. Das hätte bedeutet zwischen 20 und 23 Uhr wartend allein zu verbringen, da die Organisatoren aus Hamburg stammen und erst spätabends anreisten. Der Start war direkt am Weser-Stadion, wo freundlicherweise einer der Fan-Räume genutzt werden konnte. Übrigens kamen gerade Werder-Fans vom Union-Spiel aus Berlin zurück, die nicht ganz zu wissen schienen, ob sie sich wegen des verlorenen Spiels ärgern oder den Abschluss einer erfolgreichen Saison feiern sollten.

Um einen langen Aufenthalt vor dem Stadion zu vermeiden, bin ich letztlich spät angereist und war erst 20 min vor dem Start da: Trotz Umziehen und Sachen packen im Zug war die Vorbereitung mit Briefing, T-Shirtausgabe, Dropbag, Fotos, etc. natürlich etwas hektisch! So haderte ich zu Laufbeginn noch mit den Einstellungen am GPS-Gerät und schaltete auch den Tracker nicht ein. Ob ich das hätte tun müssen oder nicht, weiß ich gar nicht, aber er lief nicht richtig und beim ersten VP gab es einen neuen.

Es liefen alle sehr schnell los, jedenfalls für mich viel zu schnell. Mittlerweile überrascht mich das nicht mehr so sehr, aber so richtig verstehe ich es immer noch nicht. An mangelnder Erfahrung liegt das definitiv nicht, denn die war auch hier bei meisten Teilnehmern riesig, was mir enormen Respekt einflößte. Sicherlich kann bei einem (langen) Ultralauf kaum jemand sein Tempo über die gesamte Distanz beibehalten wie es bei kürzeren Läufen bis zum Marathon noch möglich ist. Da ich nicht sofort abgehängt und allein sein wollte, blieb ich erst mal hinten dabei. Gefühlt waren es 9-10 km/h und der erste VP nach ca. 18.5 km war schon nach glatt 2:00 h erreicht. Gegenüber dem erforderlichen Mindesttempo für 100 Meilen in 24 h von 6.7 km/h ist das fast das anderthalbfache! Eine meiner Sorgen ist das freie Navigieren mittels GPS-Gerät, also das Finden der Strecke und rechtzeitige Abbiegen, aber hier war das (noch) entlang des Weser-Radweges und daher sehr einfach. Da hätte ich also wirklich langsamer laufen müssen, vielleicht hätte das dann noch jemand anderes gemacht.

Die Dunkelheit war kein Problem. Ende Mai, in der Nähe bzw. an den Ausläufern der Großstadt in einer sternenklaren Nacht mit etwas Mondschein war es auf dem Deich alles andere als stockdunkel, da genügte selbst eine recht schwache Stirnlampe. Das war auch kein Problem, als es später in der Nacht kleinere Waldabschnitte gab. Die Morgendämmerung setzte bereits vor 4 Uhr ein und 5 Uhr war es sogar hell genug, um ohne Stirnlampe zu laufen.

Da meine alten Schuhe bereits alle sehr herunter waren (im Durchschnitt hatten sie deutlich über 1000 km weg, wobei ich einige spezielle Paare nur zur Abwechslung oder bei bergigen Trailläufen trage), hatte ich zwei Wochen zuvor beim Rennsteiglauf zwei Paar Laufschuhe gekauft. Nach einem in der zweiten Hälfte (vor allem bergab) zu schnell gerannten Rennsteiglauf-Marathon war ich aber erst einmal körperlich geschafft. Ein Paar erlebte zumindest das Auslaufen am übernächsten Tag, doch wegen schmerzender Oberschenkel lief es nicht recht (5-6 km Traben). Dann kam die große Erkältung, ausgehend oder begleitet von Allergie-Problemen. Damit lag ich erst im Bett und war dann so schlapp, dass ich lieber gar nicht erst gelaufen bin. Das ist natürlich nicht optimal vor 100 Meilen, doch auch sonst ist vor so einem langen Lauf in der letzten Woche fast nur Ruhe angesagt. Die neuen, nicht eingelaufenen Schuhe drückten jedenfalls und belasteten die Fußgelenke, was beim Lauf deutlich zu spüren war.

Dazu kam ein fast stechender Schmerz beidseitig an den Rippen, wo die Laufweste an den Brustkorb drückte. Das war völlig neu und unangenehm! Ein wenig Linderung verschaffte es, die Laufweste nur oben zu schnüren, aber dann schlackerte es wegen der beiden Trinkflaschen. Wie viel Trinken erforderlich ist, kann ich oft nicht gut einschätzen. Manchmal trinke ich zu wenig, meist aber reichlich. Wegen der Wärme am Tag war natürlich der Salzhaushalt zu beachten. Der Plan bestand ursprünglich darin, meist eine Flasche mit Wasser und die zweite Flasche mit Iso-Getränk zu füllen; das Pulver war selbst zusammengestellt und in kleinen Tüten dabei. Das ging zunächst ganz gut, aber möglicherweise habe ich mich doch verschätzt und es wurde hier eines der größeren Probleme.

Sowohl bei VP2 (40 km) als auch VP3 (61 km) wurden meine jeweiligen MitläuferInnen kurz vor dem VP langsamer und beendeten dann leider den Lauf. Ich selbst fühlte mich nach 40 km noch gut, doch beim VP3 nach 61 km merkte ich schon so einige Probleme. Nun wurde es warm und sehr einsam, Die Orientierung klappte ohne Probleme, aber permanent das GPS-Gerät in der Hand zu halten war noch immer ungewohnt. Die Strecke bis zum nächsten VP4 bei 78 km zog sich ganz schön hin entlang einer wenig befahrenen Straße, an Feldern vorbei über kleine Hügel, querte die A1 unten und oben. Abgesehen von einem Pärchen, das wir überholt hatten und von dem nicht sicher war, ob sie noch im Rennen waren (sie liefen deutlich über 100 km), war ich nun allein hinten, wobei das bei so einem kleinen Feld wenig bedeutet.

Nach glatt 10 h waren bei VP4 mit 78 km knapp die Hälfte der Strecke absolviert. Eigentlich eine gute Zeit, die genügend Reserven für die anstrengendere zweite Hälfte, die beginnende Hitze und die Müdigkeit am Abend bieten sollte. Am VP4 startete gerade ein Läufer und ein anderer machte noch Pause. Da es ein „großer“ VP mit besonders umfangreichem Angebot einschließlich warmer Gemüsesuppe und dem Dropbag zum Nachfüllen der Vorräte sowie für Kleiderwechsel war, war eine längere Pause sinnvoll. Wegen der unsicheren Schuhsituation hatte ich ein Paar meiner uralten Laufschuhe eingepackt und wechselte auf diese. Hier sollte vielleicht endlich einmal erwähnt werden, dass der Lauf von 5 Enthusiasten aus Hamburg organisiert wurde, die etwas Großartiges auf die Beine stellten:

Obwohl sie nur so eine kleine Gruppe sind und sich das Feld erwartungsgemäß weit auseinander zog, gab es etwa alle 20 km die Verpflegungspunkte mit einem sehr breiten und spezifisch für Ultraläufer ausgewähltem Angebot. Wasser, Iso, Cola, Fanta, Kaffee gab es überall, meist auch Brühe und Bier. Salzige und süße Snacks, selbstgebackener Kuchen, Obst und Gemüse, Brot mit Aufstrichen sowie Riegel wurden angeboten. „Der Einfachheit halber bieten wir alles vegan an“ – was für eine Knalleraussage für jemand wie mich, der Probleme mit Milchprodukten hat und normalerweise gar nicht erst das Wort „laktosefrei“ anbringen mag, um nicht wie ein Nörgler zu wirken. Klar, bei den 100 Meilen von Berlin ist die Vielfalt noch größer, auch dank der ganzen Helfer sind die Stände größer und individueller bestückt. Aber was bei vielen hundert Teilnehmern geboten wird, kann von einer Handvoll Leute für anderthalb Dutzend Läufer unmöglich erwartet werden. Es war einfach toll!

Zurück auf der Strecke gab es nun immer mehr Radfahrer. Der Weg führte entlang eines Radwanderwegs, des nächsten Flusses, des nächsten Orts (Sittensen) – und da waren sie wieder, die ewigen treuen Krisenbegleiter Erschöpfung und Zweifel. Wozu das alles – Du bist doch müde und geschafft, wer weiß, ob die Zeit überhaupt reicht, es ist heiß und Durst hast Du auch… Der Podcast war wie geplant nicht zu aufregend, sollte mich ja noch stundenlang beschäftigen ohne aufzuregen. Manchmal hilft dann noch, in den Power-Modus überzugehen: Aufputschende Musik und reichlich Cola. Aber irgendwie hatte ich für beides scheinbar die Gelegenheit verpasst…

Der nächste VP, Nummer 5 nach 95 km, ist der einzige unbesetzte VP. In der Mitte des Rennens wird es nicht nur schwierig, die sich überschneidenden VP-Zeiten zu bedienen, sondern auch so warm, dass die einzelnen Abschnitte nicht zu lang sein sollten. VP5 lag klar beschrieben und einfach zu finden an einem Schuppen der Bahnanlagen direkt neben einem Bahnübergang und bot Getränke zum Auffüllen von Körper und Trinkflaschen. Langsam kam er näher, doch als er schließlich nach knapp über 13 h erreicht war, stand die Entscheidung schon fest: Aufgabe! Daran änderte auch das Trinken nichts. Schweren Herzens rief ich die Rennleitung an und teilte den Entschluss mit. Da gab es keinen Überraschungsmoment, schließlich lag ich recht weit hinten, es hatten schon mehrere Läufer aufgegeben und welchen anderen Grund sollte es sonst auch geben für einen Anruf? Überzeugungsarbeit kann man vielleicht leisten, wenn es sich um einen Lauf mit kurzen Runden oder geringen Abständen zum nächsten VP handelt. Hier war auch die Aussicht auf Nudelsalat nicht verlockend genug, weitere 11 km zu absolvieren. So holten mit die freundlichen Organisatoren mit einem Auto ab und fuhren mich zum nächsten Bahnhof, während des zweite mit meinen Sachen ebenfalls dorthin kam (Dropbag und Rucksack fürs Ziel). Damit konnte ich direkt heimfahren und hatte noch als Trostpflaster etwas restliches Pfingstwochenende zum Ärgern, äh zur mentalen Aufarbeitung des Laufs.

Der Lauf schien zunächst ein Versuch der Organisation eines Ultralaufs zu sein, bei dem nicht klar war, ob es eine Wiederholung geben würde. Am Veranstaltungstag  hieß es dann bereits, dass die fünf mit dem bisherigen Verlauf der Premiere insgesamt ganz zufrieden waren und eine Neuflage in zwei Jahren planten. Inzwischen wurde die 2.Ausgabe von Bremen-St. Pauli auf Pfingsten 2024 gelegt – eine Woche nach dem Rennsteiglauf. Da ist sie, die Gelegenheit, eine offene Rechnung zu begleichen, liebe Freunde!

So verabschiede ich mich mit einem „Manche lernen’s nie“,

Ralf

PS: Es lohnt sich wirklich, diese kleine aber feine Veranstaltung anzugehen. Kein Megaevent, aber eine Herausforderung für Körper und Geist mit sehr schöner Streckenwahl.

Bieler Nächte

Am zweiten Juni-Wochenende war ich zum dritten Mal zu den Bieler Lauftagen. Es gibt ja solche Orte und Läufe, zu denen es einen immer wieder hinzieht. Biel gehört für mich definitiv dazu. Nachdem ich bereits 2015 und 2018 dort die 100 km gefinisht hatte, war es nun nach überstandener Corona-Zeit überfällig.

Voraus ging eine mehrmonatige Planungsphase mit mehreren Lauffreunden, von denen letztendlich Jan und ich übrigblieben. Dies tat aber unsere Euphorie keinen Abbruch. Wir reisten bereits am Donnerstag an und hatten uns am Flughafen Zürich verabredet. Die letzte Teilstrecke nach Biel bewältigen wir gemeinsam mit der Schweizer Bahn.

Angekommen in Biel wollten wir gleich unsere Startunterlagen abholen und machten uns auf den Weg zur Tissot-Arena, die zu unserer Überraschung etwas außerhalb der Stadt lag. Wir waren bei unseren vorherigen Teilnahmen an den Startbereich im Stadtzentrum gewohnt und vermissten vor allem die Läufermesse und das Merchandising. Hatte ich mir doch fest vorgenommen, eine Biel-Mütze zu erstehen.

Anschließend ging es zu unserer Unterkunft der Lago Lodge, einem Hostel in Nidau unweit vom Bieler Bahnhof und fast direkt am Bieler See gelegen. Dort war ich bereits bei meiner letzten Teilnahme in Biel und hatte die Unterkunft in bester Erinnerung. Mein damaliger positiver Eindruck bestätigte sich erneut. Eine Super-Unterkunft mit gutem Ambiente und sehr empfehlenswert! Wir bezogen unser Zimmer und gingen früh schlafen. Die Strapazen des Reisetages waren spürbar und das Tapering für den anstehenden Nachtlauf am kommenden Abend hatte Priorität.

Den Race-Day begannen wir mit einem gemütlichen Frühstück und Schweizer Käsespezialitäten – ein Genuß! Anschließend nutzten wir die Gelegenheit und machten vormittags eine ausgedehnte Schifffahrt auf dem Bieler See. Eine herrliche Art der Fortbewegung ohne sich körperlich anstrengen zu müssen. Wir wussten, dass wir dann abends genug gefordert würden. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Ausruhen, Schlafen und Grübeln, welche Ausrüstung wir mit auf der Strecke nehmen würden. Ich entschied mich dann doch für den Laufrucksack und ein Drop-Bag für Kirchhberg.

Abends machten wir uns dann auf den Weg zur Tissot-Arena. Unterwegs trafen wir viele Läufer und insbesondere einen Biel-Veteranen aus Duisburg, der uns aufklärte, dass die Tissot-Arena der historische Startort der Bieler Nächte war. Die Atmosphäre dort war magisch. Die Dämmerung brach bereits an und der steigende Adrenalinspiegel aller Teilnehmenden lag spürbar in der Luft. Pünklich um 22 Uhr erfolgte dann der Start der 100 km vor vollbesetzten Tribünen, Pyrotechnik und dem Lied der Toten Hosen „An Tagen wie diesen …“. Gänsehaut!

Es ging dann gleich flott los und ich überzog meine geplante Pace spürbar. Nachdem wir das Stadtzentrum passiert hatten, ging es hinaus nach Port und den ersten Anstieg nach Bellmund. Danach ging es weiter in der Nacht auf Feld- und Flurwegen Richtung Aarberg – dachte ich zumindestens. Doch nicht nur zu meiner Überraschung führte die Streckenführung an Aarberg vorbei und leider nicht über die historische Brücke über die Aare – ein Highligt und HotSpot meiner vorherigen Teilnahmen – schade …

Es ging weiter nach Lyss, wo die Radbegleiter auf Ihre Läufer warteten und ins Rennen miteinsteigen durften. Jan hatte bereits – wie in der Vorbereitung auch – wieder Probleme mit der Wade, die stetig zunahmen und ihn schweren Herzens in Lyss zur Aufgabe zwangen. Wir verabschiedeten uns und wünschten uns alles Gute.

Nun war ich alleine auf der Strecke und hatte noch knapp 80 km vor mir. Ein völlig neues Gefühl, hatte ich doch bei meinen bisherigen Teilnahmen jeweils durchgehend oder fast bis zum Ende Begleitung dabei. Nach etwa 30 km kam dann die Krise! Auf einem Schlag war alles weg. Keine Kraft, keine Zuversicht, keine Ressourcen – leerer  Tank! Damit hatte ich nicht gerechnet. Zwar wusste ich, dass so lange Läufe auch Krisen beinhalten, aber so früh hatte ich noch keine gehabt. Was nun folgte war ein einziger mentaler Kampf mit meinem inneren Schweinehund und ich biss mich durch. Ich wurde immer langsamer und hatte teilweise das Gefühl, dass ich nur noch im Schneckentempo voran kam. Die Krise endete erst bei km 53 kurz vor Kirchberg, wo ich innerlich schon meine Aufgabe akzeptiert hatte. Doch wie durch ein Wunder war ich plötzlich wieder bei Kräften. Krisen kommen und Krisen gehen! Non Stop Ultra! Wohl auch die Aussicht auf mein Drop-Bag und den Wechselklamotten hatte mich beflügelt. Nach einer erholsamen Pause in Kirchberg lief es dann wie am Schnürchen und ich machte Plätze gut.

Letztendlich kam ich dann nach 14 Stunden und 40 Minuten erschöpft und glüklich ins Ziel und war wieder um eine Erfahrung reicher!

10. Berliner Vollmond-Marathon

Am 03.06.2023 habe ich zum ersten Mal am Vollmond-Marathon sozusagen als letzten Härtetest vor Biel teilgenommen. Die Lage der Veranstaltung eine knappe Woche zuvor war perfekt und ich konnte bei der Gelegenheit auch mein Equipment für den Nachtlauf in der Schweiz testen.

Los ging es bei besten Läuferwetter um 17 Uhr im Sport Centrum Siemensstadt Richtung der Insel Eiswerder, die wir überquerten und dann auf Spandauer Seite an der Havel entlang Richtung Norden liefen. Über Nieder Neuendorf ging es dann immer mit Blick auf dem Wasser und auf dem Berliner Mauerweg bis hoch nach Hennigsdorf, dem nördlichsten Punkt der Strecke. Auf der anderen Havelseite ging es dann über Konradshöhe zum Tegeler See, den wir dann gänzlich umrundeten. Via Sechserbrücke und Greenwich-Promenade, wo es dann dunkel wurde und die Stirnlampen zum Einsatz kamen, liefen wir zurück zum Sport Centrum.

Ich hatte am Anfang mich an Läuferinnen und Läufer orientiert, die meine Pace liefen und war damit wieder einmal gut beraten. In der zweiten Streckenhälfte hatten sich dann kleine Gruppen von Teilnehmenden gebildet, die ein ähnliches Tempo liefen und wir kamen dabei auch mehr und mehr ins Gespräch und motivierten uns gegenseitig. Gemeinsam kamen wir dann nach ca. 05:20 Stunden im Ziel an und freuten uns sehr

Ein wunderschöner Natur-Lauf und mit viel läuferischer Erfahrung super organisiert!!!

Geschafft und glücklich im Ziel mit Michael, Stephan und David

Ein aktiver Monat

Der Mai war geprägt von der Vorbereitung auf mein diesjähriges Highlight dem Bieler Nachtlauf über 100 km im Juni, den ich dann zum dritten Mal laufen werde.

Eine besondere Herausforderung war insbesondere der Umstand, dass ich in diesem Jahr aufgrund meiner vielen Lauftherapie-Termine unter der Woche nur noch mit reduziertem Umfang trainieren kann. Ich bin mir dennoch sicher, dass ich die richtige Balance zwischen Regeneration und Belastung sowie zwischen kurzen Einheiten und den berüchtigten „Long Runs“ gefunden habe.

Höhepunkt und sozusagen die Generalprobe der Vorbereitung war der Rennsteig-Supermarathon Mitte Mai von Eisenach nach Schmiedefeld, welchen ich gut bewältigt habe. Ein gutes Gefühl!

Zwei Wochen vor Biel fühle ich mich in einer guten Ausdauerverfassung und bin guter Dinge, dass es wieder einmal eine schöne Erfahrung bei der „Nacht der Nächte“ werden wird. Wir werden sehen ….

Die Wartburg in der Morgendämmerung zu Beginn des Rennsteig-Supermarathons 2023. Foto: Jan Gohlke

Around the World – Vom Hobbyläufer zum Erd-Umrunder

Seit Ende März diesen Jahres habe ich nach meinen Aufzeichnungen einmal die Erde umrundet und darf mich nun auch noch  „Erd-Umrunder“ nennen. Die Erde hat einen Durchmesser von 12.743 km. Um die Erde an Ihrer Oberfläche einmal zu umrunden, muss man ungefähr 40.000 km zurücklegen. Das habe ich nun geschafft!

Das hätte ich zu Beginn meiner Aufzeichnungen im Jahr 2007, als ich  damals damit begann– ganz Buchhalter – meine läuferischen Aktivitäten kontinuierlich in einer Excel-Tabelle aufzuzeichnen, nicht zu träumen gewagt. Mein damaliges Ziel war – wie in den Vorjahren auch –  meine jährliche Teilnahme an der SCC-Teamstaffel. Irgendwann kam dann die Idee, auch diese Aktivitäten kontinuierlich in einer Excel-Tabelle aufzuzeichnen, was seitdem zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden ist.

Im Laufe dieser Jahre habe ich dann eine Entwicklung vom Gelegenheitsläufer zum Halbmarathon-, Marathon und Ultraläufer durchgemacht, was sich auch in den jährlich steigenden Laufumfängen niederschlägt und unerbittlich von mir dokumentiert wurde. Letztendlich bin ich jetzt zum Lebens- und Genussläufer geworden. Weg vom Wettkampf- und Leistungsgedanken und hin zum Erlebnislaufen. Was auch für den Körper und Geist vor allem gesünder ist.

Ich bin total dankbar und mir auch gewiss, dass es ein großes Geschenk ist, dass ich über eine stabile Gesundheit verfüge und von Verletzungen verschont geblieben bin. Laufen ist für mich der „rote Faden meines Lebens“ geworden, der mich immer wieder in turbulenten Phasen meines Lebens wieder zum Wesentlichen zurückbringt und erdet. Ich würde mich freuen, wenn mein Beispiel Motivation und Anregung auch für andere sein könnte.

KalenderjahrLaufleistungGesamt
2007259 km259 km
2008469,6 km728,6 km
2009889,5 km1.618,1 km
20101.227,1 km2.845,2 km
2011847,3 km3.692,5 km
20121.105,7 km4.798,2 km
20132.156,4 km6.954,6 km
20142.755,1 km9.709,7 km
20153.518,2 km13.227,9 km
20162.231,1 km15.459,0 km
20172.700,7 km18.159,7 km
20183.307,6 km21.467,3 km
20194.278,4 km25.745,7 km
20203.611,5 km29.357,2 km
20215.208,1 km34.565,3 km
20224.632,8 km39.198,1 km
31.03.2023917,5 km40.115,6 km
Laufaufzeichnung 2007 – 31.03.2023

Lauftherapie-Artikel in der BZ

Ein aktueller Bericht zu der Lauftherapie in der Vivantes Entwöhnungstherapie „Hartmut-Spittler-Fachklinik“ ist vor kurzem in der BZ erschienen. Am 06.03.2023 hatten wir dazu einen Termin mit der Autorin und den Fotografen und es erschien am 15.03.2023 ein wirklich gelungener Bericht. Ein weiterer guter Artikel zur Lauftherapie und der Wirksamkeit im klinischen Setting.

BZ-Artikel vom 15. März 2023

Gelungener Start ins Ultra-Jahr 2023

Am vorletzten Samstag, 18.02.2023, war es endlich soweit. Der Ludwig-Leichhardt-Trail konnte nach drei Jahren wieder zur richtigen Jahreszeit im Februar stattfinden. Ein weiteres Zeichen der Hoffnung, dass die Corona-Pandemie als überwunden zu sein scheint.

Wir hatten eine Fahrgemeinschaft gegründet und am frühen Samstagmorgen machten wir uns frohgemut und optimistisch zu dritt auf den Weg nach Haasow. Immerhin ging es uns vor allem ja auch darum, dass Roberto seinen ersten offiziellen Ultra finishen würde.

Die schlechten Wetteraussichten waren uns bewusst, trotzdem machten wir uns insgeheim Hoffnung, dass es doch nicht so schlimm kommen würde.  Nach und nach trafen die Teilnehmenden in der Vereinsanlage in Haasow ein und wir konnten gute Bekannte dort begrüßen. Von der Deutschlandquerung 2022 waren tatsächlich sechs Veteranen vor Ort. Nach einem kurzen Briefing machten sich dann 55 Ultras im Bus auf den Weg zum Start. Alle hatten was zu erzählen und waren aufgeregt, die Lärmkulisse im Bus war mit der in der Sixtinischen Kapelle vergleichbar. Je weiter wir fuhren, wurde es jedoch deutlich ruhiger, da wohl allen bewusster wurde, dass wir die Strecke anschließend laufend wieder zurücklegen mussten. „Highlight“ der Bustour war dann die Radarfalle in einer Ortschaft, die dem Busfahrer zum Verhängnis wurde.

In Trebatsch, dem Geburtsort von Ludwig Leichhardt, wurden wir bereits von der feierwütigen Trebatscher Zampergesellschaft erwartet. Nach einem kurzen Aufenthalt mit Laurentia ging es dann unerbittlich nach dem Motto: „Ich vollbringe es oder ich sterbe“ auf die Strecke. Gab es anfangs noch die Hoffnung, dass das noch erträgliche Wetter sich stabilisieren würde, war nach gut einer Stunde damit Schluss mit lustig. Für den Rest des Tages begleitete uns ein ständig an- und absteigender Nieselregen garniert mit wechselnden Windböen und einem überschaubaren Hagelschauer. Aber da kannste nix machen als Ultra, da mußt Du durch und eine fatalistische Einstellung an den Tag legen. Am Ende hatte ich – und bestimmt auch alle anderen – jedenfalls keinen einzigen trockenen Faden mehr am Körper.

Die Strecke war wieder einmal sehr abwechslungsreich und ich war überaus dankbar für den GPS-Track, der zur Verfügung gestellt wurde. Alles in allem kamen alle Teilnehmden wohlbehalten und durchnässt mit guter Laune ins Ziel. Es gab keinen DNF! Vor allem wohl auch deshalb, da es Almuth und Aldo mit dem gesamten Orga-Team wieder einmal gelungen war, den Lauf perfekt zu organisieren und uns zu unterstützen. Vielen Dank dafür!