Eigentlich bin ich da nur per Zufall reingerutscht. Franz, bereits seit längerem für den Ludwig Leichardt Trail gebucht, erlag den Verlockungen des Race Across Europe und überließ mir seinen Startplatz. Dafür noch einmal vielen Dank.
Mein erster Ultra. Angesagte 30°C. Mäßige Vorerfahrung. Aber: Keine 100km, sondern 55km. Cut off wegen der Wärme ausgesetzt. Begleitet von Jan, einem erfahrenen Langstreckenläufer. Nicht schlecht.
Natürlich waren wir morgens die Ersten (eben Debutant). Im Gegensatz zu den kürzeren Läufen, die ich kenne, fand ich die Atmosphäre sehr entspannt und entspannend. Aldo, der Veranstalter, hat mir versichert, dass es keinen Grund gibt, nicht ins Ziel zu kommen. Die Alternative gemäß Leichardts Leitspruch „Ich vollbringe es oder ich sterbe“ ist ja auch nicht besonders attraktiv. Im Bus sitzend, der uns 55km zu Start brachte, habe ich mich aber doch gefragt, ob ich das wirklich alles laufen werde.
Recht schnell nach dem unaufgeregten Start fielen die Gruppen auseinander. Mit meinem Tempo war ich wesentlich Einzelläufer, sicher nicht vorne, aber auch nicht ganz hinten. Es war noch nicht so warm, das Gefühl entsprach dem Anfang eines langen Trainingslaufs. Mit zunehmender Strecke und Temperatur wurde daraus der lange, heiße Sommer der großen Ferien in der Erinnerung. Am Anfang noch lichter Wald und der See, später endlos erscheinende Straßen und Wege, endlos in dem Sinne, dass es in diesem Flirren immer weiter gehen könnte. Als meine Kondition dann doch mit der Vorstellung von Endlos kollidierte, schloss ich mich zwei Läuferinnen an, deren eine ebenfalls Debutantin war. Die Laufgespräche waren nach der vorherigen Einsamkeit ein neuer mentaler Abschnitt. Mit 3/1 (3 Minuten laufen, 1 Minute gehen) konnte ich bis kurz vor dem Marathonpunkt mithalten, danach wieder ein paar einsame Kilometer, genug Zeit sich zu fragen, ob man ankommt. Soweit war ich noch nie gelaufen. Und dann wurde es nicht unbedingt schneller, aber einfacher. Die Zuversicht: Ich werde ins Ziel kommen. Die Aufmerksamkeit richtete sich wieder mehr auf die Umgebung, das städtische Umfeld in Cottbus und den Branitzer Park. Die letzten Kilometer, nicht übermütig werden, jetzt nur keinen Krampf bekommen.
Und dann im Ziel. Auf einmal war es da. Applaus, auch wenn ich die Wertung eher von hinten aufrolle. Ich habe einige Zeit gebraucht, um von der Wolke wieder herunterzukommen.
Die Bilder hat mir erfreulicherweise Jan zur Verfügung gestellt.
Der Ludwig-Leichardt-Trail ist ein Ultralauf über 55km von Trebatsch nach Haasow, der normalerweise zu einer kühleren Jahreszeit stattfindet (https://leichhardt-trail-ultralauf.de). Vielen Dank an Aldo, Akmuth, das Team und die anderen Läufer für dieses Erlebnis. Ihr habt es mir wirklich leicht gemacht.