Am 23.07.20222 startete wieder am Abend der Mauerwegnachtlauf, der traditionell 3 Wochen vor den 100 Meilen von Berlin stattfindet. Das tolle an diesem Lauf ist, man läuft die letzten 50 km der Strecke von den 100 Meilen ab.
Für Franz und mich ein toller Test um in der Nacht durch zulaufen und dazu in toller Begleitung mit Günther und Christine. Für mich war es die 2te Teilnahme und für Franz schon die 6te. Der Lauf splittet sich in 4 Geschwindigkeitsgruppen, wo wir uns in die langsamste Gruppe zugeordnet haben. Die Strecke startete vom S Bahnhof Lichterfelde und ging dann über Schönefeld nach Berlin Wedding zum Zielort das Erika-Hess-Stadion. Der Lauf ist gut organisiert und es gab zu der tollen Begleitung der Guides alle ca. 8 km ein Verpflegungspunkt. Die Gruppe mit der wir gelaufen sind war bunt gemischt und alle haben sich bestens verstanden. Auch die Guides standen bei Fragen Rede und Antwort. Nach längerer Pause ist Christine wieder ohne Problem 31km durchgelaufen, Franz, Günther und ich liefen die vollen 52 km. Nächstes Jahr werden wir uns bestimmt wieder zu diesem tollen Lauf anmelden.
Am 02.07.2022 fand nach zweijähriger coronabedingter Pause endlich wieder der langersehnte ThüringenULTRA statt. Eine Laufveranstaltung, auf welche die Ultra-Gemeinde lange gewartet und diese herbeigesehnt hatte.
Am Vortag reisten Jan und ich mit dem Auto direkt zum Veranstaltungsort am Gemeinschaftshaus in Fröttstädt an und schlugen unser Nachtlager (Wurfzelt) auf der davorliegenden Streuobstwiese auf. Ein großer Vorteil, direkt dort zu nächtigen, da es ja am nächsten Tag für die 100km-Läufer, zu denen wir uns zählen durften, bereits zu der unchristlichen Zeit um 4 Uhr morgens an den Start gehen sollte.
Es waren bereits einige Teilnehmer vor Ort und hatten ebenfalls die Gelegenheit genutzt, sich direkt vor Ort einzuquartieren. Im Gemeinschaftshaus holten wir dann unsere Startunterlagen ab und trafen dort schon die ersten bekannten Gesichter. Es gab ein großes Hallo und die Vorfreude war allerortens erkennbar.
Nachdem wir alles Organisatorische erledigt hatten, kamen wir zur Ruhe und bereiteten uns auf den Lauf vor. Wir legten unser Equipment für den langen Lauf bereit, damit wir am Morgen nicht in Hektik kommen konnten. Es waren immerhin 100 km zu bewältigen und ein heißer Sommertag stand uns bevor. Erste „Kriegsgeschichten“ von zurückliegenden Jahren mit Temperaturen um die 35 – 40 Grad machten die Runde … Gottseidank waren die aktuellen Wetteraussichten deutlich moderater. Um kurz nach 20 Uhr legten wir uns dann aufs Ohr, um gut ausgeruht an den Start zu gehen. Sechs Stunden Schlaf waren dafür auf jeden Fall auskömmlich genug.
Um 2:30 Uhr klingelte dann der Wecker und wir starteten gemächlich in den Tag. Es waren ja noch anderthalb Stunden Zeit und Stress ist bekanntlich kein guter Begleiter. Das Frühstücksangebot des Veranstalters nahmen wir gerne an und ließen uns von den super(ultra)freundllichen Helfern gut versorgen.
Pünktlich um 4 Uhr wurden wir dann bei 11 °C in die angenehme Kühle des Morgens auf die Strecke geschickt. Es war noch dunkel und wir konnten am Horizont die aufkommende Morgendämmerung bereits erahnen. Im Fackelschein ging es auf die Strecke. Die ersten 10 km waren – unterbrochen von einem knackigen Anstieg in der Mitte – sehr moderat. Es ging über Feld- und Flurwege Richtung Thüringer Wald, den wir dann fortan durchlaufen und – trotz immenser Anstiege – die angenehme Kühle des Waldes im Tagesverlauf zu schätzen lernen würden. Draußen auf den Feldern erwachte der Morgen. Der noch vorhandene Morgennebel schuf eine mystische Atmosphäre. Es war eine gute Stimmung im Läuferfeld und der Tag nahm seinen Lauf. Die ersten Sonnenstrahlen waren zu verspüren.
Kurz nach dem ersten VP bei km 10 war dann aber Schluss mit lustig. Es ging den ersten steilen Anstieg, von denen noch viele kommen sollten, bergauf und sollte sich noch lange hinziehen. Mein Körper stellte sich sofort auf Streß-Modus um und die hilfreichen Erfahrungen vieler Ultra-Läufe wurden geweckt. Nach einigen Kilometern des Anstiegs hatten wir dann eine Höhe erreicht, auf der es dann mit leichtem Profil weiter ging. Als wir dann nach einem angenehmen Abstieg auf eine großflächige Wiesenlandschaft geführt wurden, sahen wir zum ersten Mal den großen Inselberg vor uns.
Die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Trail, Schotter, weicher Waldboden und Wiesenwege wechseln sich ab. Die große Konstante sind jedoch die immer wiederkehrenden steilen und langgezogenen Anstiege, die nun den gesamten Tag zu bewältigen waren. Insgesamt 2.030 positive und 1.985 negative Höhenmeter sollten am Ende des Laufes auf meiner Uhr zu Buche stehen ….
Den ersten Wechselpunkt für die Staffeln an der Glasbachwiese bei km 27 ließen wir mit einem guten Polster zur CutOff-Zeit hinter uns und waren guter Dinge. Am VP 6 bei km 38 an der Grenzwiese kamen wir dann dem Inselberg am nächsten – am sogenannten „unteren Inselberg“. Fortan umkreisten wir für den Rest des Tages den Inselberg in großzügigen und gebührenden Abstand.
Ab km 47 ging es dann mit starkem Gefälle etwa 8 km bergab und zum Großteil dazu noch auf Asphalt – dem Mommelstein-Radwanderweg. Es überkam uns aufgrund des Gefälles und des Untergrundes ein kleines „Runners High“. Unser Tempo wurde deutlich schneller und wir liefen dem zweiten Wechselpunkt am VP 9 am Sportplatz Floh/Seligenthal entgegen. Ich lief deutlich zu schnell und ich hatte eine Ahnung, dass ich dafür später noch bezahlen dürfte ..
Am Wechselpunkt nahmen wir uns eine größere Pause. Jan hatte dort ein DropBag deponieren lassen und wechselte die Schuhe. Ich nutzte die Gelegenheit und entleerte meinen Laufrucksack um einige mitgeführte Sachen, die das Gewicht deutlich reduzierten. Danach ging es weiter.
Was folgte war ein kräftezehrender Anstieg, der nicht enden wollte und sich über 7 km und 350 Höhenmeter hinzog. Die Demut kehrte zurück … Wir waren wieder im Ultra- und Ausdauermodus angekommen. Was jetzt zählte war wieder einmal „Beharrungsvermögen“ und auch „Leidensfähigkeit“. Ab- und Anstiege zogen sich hin und mein Tempo erreichte wieder Normalmaß. Wir erreichten den letzten Wechselpunkt VP 13 Sportplatz Finsterbergen trotzdem recht deutlich unter der vorgegebenen CutOff-Zeit.
Nun galt es, den Lauf zu einem guten Ende zu führen. Wir wußten, dass wir „nur“ noch ein Viertel der Strecke zurückzulegen hatten, wovon aber die Hälfte davon nicht mehr im Schutz des Waldes auf offener Strecke bei strahlender Sonne zurückzulegen war. Bei km 85 verabschiedete sich Jan und zog das Tempo an. Ich war in der Zwischenzeit extrem langsam geworden.
Die zurückgelegte Strecke hatte Tribut gefordert und ich achtete bei den trailigen Abschnitten extrem darauf, dass ich nicht ins Straucheln kam. Tempo war nicht mehr angesagt. Gleichwohl spekulierte ich auf den letzten Abschnitt ab km 95, der wieder Asphalt zum Untergrund hatte. Und so kam es. Kurz nach dem legendären VP 17 bei km 95, der Musikwünsche der Teilnehmer erfüllt, kam ich dann wieder ins Laufen und ins Tempo, dass ich bis ins Ziel beibehalten konnte.
Erschöpft aber glücklich kam ich nach etwas mehr als 15 Stunden ins Ziel an, wo mich Jan bereits erwartete. Jan hatte seinen ersten 100 km-Ultra in weniger als 15 Stunden gefinisht!
Ein großer Dank gilt dem Veranstalter „Lauffeuer Fröttstädt e.V.“. Es war ein super gelungenes Event mit allem Drum und Dran. Besonderer Dank gilt allen Helfern und Betreuern – insbesondere allen 18(!) VP-Teams. Die Verpflegung ließ keine Wünsche offen und alle waren „ultrafreundlich“! Wir kommen gerne wieder 😊