Am kommenden Sonntag findet der traditionelle Literatur-Marathon in der Kunstfabrik Schlot wieder statt und eröffnet das Rahmenprogramm des BMW Berlin Marathon 2023:
Seit heute ist Ralf mit von der Partie. Ralf ist ein erfahrener Ultra-Läufer, den ich bei den 100 Meilen von Berlin 2021 kennenlernen durfte und mit dem ich im letzten Jahr gemeinsam die Deutschland-Querung gelaufen bin.
Ralf wird hier Erfahrungsberichte und Tipps einstellen und trägt auf jeden Fall zur Bereicherung diese Seite bei. Ein erster Bericht ist bereits online.
Am zweiten Juni-Wochenende war ich zum dritten Mal zu den Bieler Lauftagen. Es gibt ja solche Orte und Läufe, zu denen es einen immer wieder hinzieht. Biel gehört für mich definitiv dazu. Nachdem ich bereits 2015 und 2018 dort die 100 km gefinisht hatte, war es nun nach überstandener Corona-Zeit überfällig.
Voraus ging eine mehrmonatige Planungsphase mit mehreren Lauffreunden, von denen letztendlich Jan und ich übrigblieben. Dies tat aber unsere Euphorie keinen Abbruch. Wir reisten bereits am Donnerstag an und hatten uns am Flughafen Zürich verabredet. Die letzte Teilstrecke nach Biel bewältigen wir gemeinsam mit der Schweizer Bahn.
Angekommen in Biel wollten wir gleich unsere Startunterlagen abholen und machten uns auf den Weg zur Tissot-Arena, die zu unserer Überraschung etwas außerhalb der Stadt lag. Wir waren bei unseren vorherigen Teilnahmen an den Startbereich im Stadtzentrum gewohnt und vermissten vor allem die Läufermesse und das Merchandising. Hatte ich mir doch fest vorgenommen, eine Biel-Mütze zu erstehen.
Anschließend ging es zu unserer Unterkunft der Lago Lodge, einem Hostel in Nidau unweit vom Bieler Bahnhof und fast direkt am Bieler See gelegen. Dort war ich bereits bei meiner letzten Teilnahme in Biel und hatte die Unterkunft in bester Erinnerung. Mein damaliger positiver Eindruck bestätigte sich erneut. Eine Super-Unterkunft mit gutem Ambiente und sehr empfehlenswert! Wir bezogen unser Zimmer und gingen früh schlafen. Die Strapazen des Reisetages waren spürbar und das Tapering für den anstehenden Nachtlauf am kommenden Abend hatte Priorität.
Den Race-Day begannen wir mit einem gemütlichen Frühstück und Schweizer Käsespezialitäten – ein Genuß! Anschließend nutzten wir die Gelegenheit und machten vormittags eine ausgedehnte Schifffahrt auf dem Bieler See. Eine herrliche Art der Fortbewegung ohne sich körperlich anstrengen zu müssen. Wir wussten, dass wir dann abends genug gefordert würden. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Ausruhen, Schlafen und Grübeln, welche Ausrüstung wir mit auf der Strecke nehmen würden. Ich entschied mich dann doch für den Laufrucksack und ein Drop-Bag für Kirchhberg.
Abends machten wir uns dann auf den Weg zur Tissot-Arena. Unterwegs trafen wir viele Läufer und insbesondere einen Biel-Veteranen aus Duisburg, der uns aufklärte, dass die Tissot-Arena der historische Startort der Bieler Nächte war. Die Atmosphäre dort war magisch. Die Dämmerung brach bereits an und der steigende Adrenalinspiegel aller Teilnehmenden lag spürbar in der Luft. Pünklich um 22 Uhr erfolgte dann der Start der 100 km vor vollbesetzten Tribünen, Pyrotechnik und dem Lied der Toten Hosen „An Tagen wie diesen …“. Gänsehaut!
Es ging dann gleich flott los und ich überzog meine geplante Pace spürbar. Nachdem wir das Stadtzentrum passiert hatten, ging es hinaus nach Port und den ersten Anstieg nach Bellmund. Danach ging es weiter in der Nacht auf Feld- und Flurwegen Richtung Aarberg – dachte ich zumindestens. Doch nicht nur zu meiner Überraschung führte die Streckenführung an Aarberg vorbei und leider nicht über die historische Brücke über die Aare – ein Highligt und HotSpot meiner vorherigen Teilnahmen – schade …
Es ging weiter nach Lyss, wo die Radbegleiter auf Ihre Läufer warteten und ins Rennen miteinsteigen durften. Jan hatte bereits – wie in der Vorbereitung auch – wieder Probleme mit der Wade, die stetig zunahmen und ihn schweren Herzens in Lyss zur Aufgabe zwangen. Wir verabschiedeten uns und wünschten uns alles Gute.
Nun war ich alleine auf der Strecke und hatte noch knapp 80 km vor mir. Ein völlig neues Gefühl, hatte ich doch bei meinen bisherigen Teilnahmen jeweils durchgehend oder fast bis zum Ende Begleitung dabei. Nach etwa 30 km kam dann die Krise! Auf einem Schlag war alles weg. Keine Kraft, keine Zuversicht, keine Ressourcen – leerer Tank! Damit hatte ich nicht gerechnet. Zwar wusste ich, dass so lange Läufe auch Krisen beinhalten, aber so früh hatte ich noch keine gehabt. Was nun folgte war ein einziger mentaler Kampf mit meinem inneren Schweinehund und ich biss mich durch. Ich wurde immer langsamer und hatte teilweise das Gefühl, dass ich nur noch im Schneckentempo voran kam. Die Krise endete erst bei km 53 kurz vor Kirchberg, wo ich innerlich schon meine Aufgabe akzeptiert hatte. Doch wie durch ein Wunder war ich plötzlich wieder bei Kräften. Krisen kommen und Krisen gehen! Non Stop Ultra! Wohl auch die Aussicht auf mein Drop-Bag und den Wechselklamotten hatte mich beflügelt. Nach einer erholsamen Pause in Kirchberg lief es dann wie am Schnürchen und ich machte Plätze gut.
Letztendlich kam ich dann nach 14 Stunden und 40 Minuten erschöpft und glüklich ins Ziel und war wieder um eine Erfahrung reicher!
Am 03.06.2023 habe ich zum ersten Mal am Vollmond-Marathon sozusagen als letzten Härtetest vor Biel teilgenommen. Die Lage der Veranstaltung eine knappe Woche zuvor war perfekt und ich konnte bei der Gelegenheit auch mein Equipment für den Nachtlauf in der Schweiz testen.
Los ging es bei besten Läuferwetter um 17 Uhr im Sport Centrum Siemensstadt Richtung der Insel Eiswerder, die wir überquerten und dann auf Spandauer Seite an der Havel entlang Richtung Norden liefen. Über Nieder Neuendorf ging es dann immer mit Blick auf dem Wasser und auf dem Berliner Mauerweg bis hoch nach Hennigsdorf, dem nördlichsten Punkt der Strecke. Auf der anderen Havelseite ging es dann über Konradshöhe zum Tegeler See, den wir dann gänzlich umrundeten. Via Sechserbrücke und Greenwich-Promenade, wo es dann dunkel wurde und die Stirnlampen zum Einsatz kamen, liefen wir zurück zum Sport Centrum.
Ich hatte am Anfang mich an Läuferinnen und Läufer orientiert, die meine Pace liefen und war damit wieder einmal gut beraten. In der zweiten Streckenhälfte hatten sich dann kleine Gruppen von Teilnehmenden gebildet, die ein ähnliches Tempo liefen und wir kamen dabei auch mehr und mehr ins Gespräch und motivierten uns gegenseitig. Gemeinsam kamen wir dann nach ca. 05:20 Stunden im Ziel an und freuten uns sehr
Ein wunderschöner Natur-Lauf und mit viel läuferischer Erfahrung super organisiert!!!
Geschafft und glücklich im Ziel mit Michael, Stephan und David
Der Mai war geprägt von der Vorbereitung auf mein diesjähriges Highlight dem Bieler Nachtlauf über 100 km im Juni, den ich dann zum dritten Mal laufen werde.
Eine besondere Herausforderung war insbesondere der Umstand, dass ich in diesem Jahr aufgrund meiner vielen Lauftherapie-Termine unter der Woche nur noch mit reduziertem Umfang trainieren kann. Ich bin mir dennoch sicher, dass ich die richtige Balance zwischen Regeneration und Belastung sowie zwischen kurzen Einheiten und den berüchtigten „Long Runs“ gefunden habe.
Höhepunkt und sozusagen die Generalprobe der Vorbereitung war der Rennsteig-Supermarathon Mitte Mai von Eisenach nach Schmiedefeld, welchen ich gut bewältigt habe. Ein gutes Gefühl!
Zwei Wochen vor Biel fühle ich mich in einer guten Ausdauerverfassung und bin guter Dinge, dass es wieder einmal eine schöne Erfahrung bei der „Nacht der Nächte“ werden wird. Wir werden sehen ….
Die Wartburg in der Morgendämmerung zu Beginn des Rennsteig-Supermarathons 2023. Foto: Jan Gohlke
Seit Ende März diesen Jahres habe ich nach meinen Aufzeichnungen einmal die Erde umrundet und darf mich nun auch noch „Erd-Umrunder“ nennen. Die Erde hat einen Durchmesser von 12.743 km. Um die Erde an Ihrer Oberfläche einmal zu umrunden, muss man ungefähr 40.000 km zurücklegen. Das habe ich nun geschafft!
Das hätte ich zu Beginn meiner Aufzeichnungen im Jahr 2007, als ich damals damit begann– ganz Buchhalter – meine läuferischen Aktivitäten kontinuierlich in einer Excel-Tabelle aufzuzeichnen, nicht zu träumen gewagt. Mein damaliges Ziel war – wie in den Vorjahren auch – meine jährliche Teilnahme an der SCC-Teamstaffel. Irgendwann kam dann die Idee, auch diese Aktivitäten kontinuierlich in einer Excel-Tabelle aufzuzeichnen, was seitdem zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden ist.
Im Laufe dieser Jahre habe ich dann eine Entwicklung vom Gelegenheitsläufer zum Halbmarathon-, Marathon und Ultraläufer durchgemacht, was sich auch in den jährlich steigenden Laufumfängen niederschlägt und unerbittlich von mir dokumentiert wurde. Letztendlich bin ich jetzt zum Lebens- und Genussläufer geworden. Weg vom Wettkampf- und Leistungsgedanken und hin zum Erlebnislaufen. Was auch für den Körper und Geist vor allem gesünder ist.
Ich bin total dankbar und mir auch gewiss, dass es ein großes Geschenk ist, dass ich über eine stabile Gesundheit verfüge und von Verletzungen verschont geblieben bin. Laufen ist für mich der „rote Faden meines Lebens“ geworden, der mich immer wieder in turbulenten Phasen meines Lebens wieder zum Wesentlichen zurückbringt und erdet. Ich würde mich freuen, wenn mein Beispiel Motivation und Anregung auch für andere sein könnte.
Ein aktueller Bericht zu der Lauftherapie in der Vivantes Entwöhnungstherapie „Hartmut-Spittler-Fachklinik“ ist vor kurzem in der BZ erschienen. Am 06.03.2023 hatten wir dazu einen Termin mit der Autorin und den Fotografen und es erschien am 15.03.2023 ein wirklich gelungener Bericht. Ein weiterer guter Artikel zur Lauftherapie und der Wirksamkeit im klinischen Setting.
Am vorletzten Samstag, 18.02.2023, war es endlich soweit. Der Ludwig-Leichhardt-Trail konnte nach drei Jahren wieder zur richtigen Jahreszeit im Februar stattfinden. Ein weiteres Zeichen der Hoffnung, dass die Corona-Pandemie als überwunden zu sein scheint.
Wir hatten eine Fahrgemeinschaft gegründet und am frühen Samstagmorgen machten wir uns frohgemut und optimistisch zu dritt auf den Weg nach Haasow. Immerhin ging es uns vor allem ja auch darum, dass Roberto seinen ersten offiziellen Ultra finishen würde.
Die schlechten Wetteraussichten waren uns bewusst, trotzdem machten wir uns insgeheim Hoffnung, dass es doch nicht so schlimm kommen würde. Nach und nach trafen die Teilnehmenden in der Vereinsanlage in Haasow ein und wir konnten gute Bekannte dort begrüßen. Von der Deutschlandquerung 2022 waren tatsächlich sechs Veteranen vor Ort. Nach einem kurzen Briefing machten sich dann 55 Ultras im Bus auf den Weg zum Start. Alle hatten was zu erzählen und waren aufgeregt, die Lärmkulisse im Bus war mit der in der Sixtinischen Kapelle vergleichbar. Je weiter wir fuhren, wurde es jedoch deutlich ruhiger, da wohl allen bewusster wurde, dass wir die Strecke anschließend laufend wieder zurücklegen mussten. „Highlight“ der Bustour war dann die Radarfalle in einer Ortschaft, die dem Busfahrer zum Verhängnis wurde.
In Trebatsch, dem Geburtsort von Ludwig Leichhardt, wurden wir bereits von der feierwütigen Trebatscher Zampergesellschaft erwartet. Nach einem kurzen Aufenthalt mit Laurentia ging es dann unerbittlich nach dem Motto: „Ich vollbringe es oder ich sterbe“ auf die Strecke. Gab es anfangs noch die Hoffnung, dass das noch erträgliche Wetter sich stabilisieren würde, war nach gut einer Stunde damit Schluss mit lustig. Für den Rest des Tages begleitete uns ein ständig an- und absteigender Nieselregen garniert mit wechselnden Windböen und einem überschaubaren Hagelschauer. Aber da kannste nix machen als Ultra, da mußt Du durch und eine fatalistische Einstellung an den Tag legen. Am Ende hatte ich – und bestimmt auch alle anderen – jedenfalls keinen einzigen trockenen Faden mehr am Körper.
Die Strecke war wieder einmal sehr abwechslungsreich und ich war überaus dankbar für den GPS-Track, der zur Verfügung gestellt wurde. Alles in allem kamen alle Teilnehmden wohlbehalten und durchnässt mit guter Laune ins Ziel. Es gab keinen DNF! Vor allem wohl auch deshalb, da es Almuth und Aldo mit dem gesamten Orga-Team wieder einmal gelungen war, den Lauf perfekt zu organisieren und uns zu unterstützen. Vielen Dank dafür!
Das vergangene Jahr war das erste Jahr der Laufwolke-Website. Am 08.12.2021 postete ich den ersten Eintrag und bin seitdem bemüht, stets aktuelle Einträge einzustellen. Mein Anspruch ist, mindestens einmal im Monat einen Beitrag einzustellen, was auch geschafft wurde. Natürlich nur mit Unterstützung von anderen. An erster Stelle ist hier Günther zu nennen, der mir bei der Erstellung und Einrichtung der Website extrem geholfen hat. Als Gastautoren haben Günther und auch Jan selbst Beiträge verfasst und eingestellt. Hinzu kam im Laufe des Jahres auch die Einrichtung der Kommentarfunktion, welche auch eine wechselseitige Kommunikation auf der Website ermöglicht. Besonders zu schätzen gelernt habe ich dies während der Deutschlandquerung im vergangenen Mai. Die motivierenden und aufmunternden Kommentare haben mir sehr geholfen und zum Durchhalten bewegt.
Für das kommende Jahr, würde ich mich freuen, wenn die Laufwolke-Seite mehr kommunikativen Charakter bekommen würde. Jede Person ist dazu eingeladen, sich zu beteiligen, Kommentare zu den Beitragen abzugeben und als Gastautor Beiträge dort einzustellen. Wenn Ihr Interesse daran habt, meldet Euch einfach und wir werden das ermöglichen.
Intensivieren möchten wir auch unsere „Laufwolke-Long Runs“, die im letzten Jahr entstanden sind. Einmal im Monat würden wir gerne einen Long Run anbieten und Bekannte und Freunde dazu einladen. Gerne können auch da von Euch Laufstrecken eingebracht werden. Die „Long Runs“ sind sog. „Einladungs-Läufe“. Wir laden im Direkt-Kontakt ein und posten die Termine dann auch mind. 14tägig im Voraus auf der Laufwolke-Seite. Auch zu den „Long Runs“ könnt Ihr Euch dann gerne anmelden und hinzukommen.
Für mich persönlich war das zurückliegende Laufjahr auch ein ganz besonderes Jahr. Vor allem fanden nach zwei Jahren Pandemie wieder Laufveranstaltungen (fast) wie gewohnt statt. Mein Höhepunkt war natürlich die Deutschlandquerung im Mai veranstaltet von der LG Mauerweg. Es war mein erster Etappenlauf und eine wirklich andere Welt, die ich dort kennenlernen durfte. Nicht vergleichbar mit meinen sämtlichen Ultraläufen, die ich bis dahin absolviert hatte. Ich habe viele beeindruckende Läuferpersönlichkeiten kennenlernen und auch in Demut, Bescheidenheit und Dankbarkeit sehr viel dazulernen dürfen. Ich werde die Tage nicht vergessen ….
Auch das Fortbestehen der Lauftherapie in der Hartmut-Spittler-Klinik und die damit verbundenen Abschlussläufe waren Highlights. Genauso wie auch die mittlerweile traditionelle Pasta-Party am Freitagabend vor dem Berlin-Marathon in unserer Laube.
Aber auch alle (Trainings)Läufe – sei es alleine oder auch gerne in Begleitung oder in der Gruppe – waren tolle Erlebnisse. Insgesamt sind mehr als 4.000 km verletzungsfrei hinzugekommen. Eine weitere Bestätigung meiner Erfahrung, dass vor allem langsames und ausdauerndes Laufen nicht zwingend schädlich sein muss. Es kommt einfach und (fast) ausschließlich auf die Intensität an!
Für das kommende Laufjahr habe ich mir vorgenommen, etwas kürzer zu treten. Keine 100 Meilen und auch kein Etappenlauf. Dafür werde ich in 2023 – bis auf den Berlin-Marathon – mich nur für Läufe anmelden, die ich in 2022 nicht gelaufen bin. Das erste Halbjahr ist bereits so gut wie verplant und ich habe bereits für den Ludwig-Leichhardt-Trail, dem Rennsteig-Supermarathon und die 100 km in Biel gemeldet und freue mich total darauf.
Ich wünsche Euch allen eine gutes und vor allem verletzungsfreies Laufjahr 2023!