Ich möchte auf dieser Seite meine Begeisterung für das ausdauernde gesunde Laufen teilen und bei dem Einen oder Anderen auch wecken. Ich laufe seit dem Jahr 2000 und habe seitdem eine Entwicklung zum „Lebens- und Genussläufer“ durchlaufen. Auf dieser Website möchte ich meine verschiedenen Laufwelten und Erfahrungen präsentieren und eine Möglichkeit der Kommunikation bieten. Über eine lebendige Beteiligung wäre ich sehr erfreut. Viel Spaß beim Stöbern auf der Seite.
Die Idee: „Berlin, Berlin – wir laufen nach Berlin!“
Das war ursprünglich mehr oder weniger mein Motto für einen besonders langen Trainingslauf. Dahinter stand die Frage oder Herausforderung, ob ich es schaffen würde, selbstorganisiert so weit zu laufen. Die Entfernung von Greifswald nach Berlin ist nicht gerade gering, so dass auch ein „Doppeldecker“ an zwei aufeinander folgenden Tagen mit Übernachtung in Frage kam. Bei der Planung stellte sich schnell heraus, dass mir die Strecke dann doch zu lang sein würde, weshalb im ersten Schritt Berlin durch Bernau ersetzt wurde, wo sich ja im Nordosten der erste S-Bahn-Anschluss befindet. Attraktiv erschien zunächst wegen der guten Ausschilderung der Fernradweg Berlin-Usedom (berlin-usedom-radweginfo.de), doch der hat schon ab Anklam 215 km, zu denen ungefähr 35 km von Greifswald nach Anklam hinzu kämen. Selbst mit zwei „halboffiziellen“ Abkürzungen zwischen Joachimsthal und Steinhöfel (Originalweg: 28 km, Abkürzung: 17 km, also -11 km) sowie zwischen Werbelow und Bugewitz (Originalweg: 69 km, Abkürzung: 44 km, also -25 km) wäre es zuviel mit deutlich über 200 km – es musste also direkter sein.
Streckenplanung
Bei Google Maps oder Pedometer fanden sich kürzeste Wege für Fußgänger zwischen Greifswald und Bernau von etwa 177 km Länge. Das erschien erheblich realistischer. Allerdings führten diese teils auf stark frequentierten Straßen, teils komplett abseits größerer Orte – es ging durch Uckermark und Schorfheide. Die notwendige Läuferverpflegung erforderte aber unbedingt regelmäßige Einkaufsmöglichkeiten! Folglich suchte ich über diverse Stützpunkte eine Strecke heraus, die Supermärkte und Natur bot und bezüglich der Länge nur kleinere Kompromisse machte. Da der Lauf auch über Nacht geplant war, konnten das nicht nur Supermärkte sein. Zum Glück gab es erstaunlich viele Tankstellen mit 24h-Öffnung, insbesondere im Norden.
Zeitplan
Zeitlich bedingt ergaben sich mehrere Optionen mit Starts am Morgen mit Übernachtung, am Nachmittag oder frühen Abend mit Tankstellen in der Nacht und dem ersten Laden in einem Dorf hinter Neubrandenburg (öffnet 7 Uhr!). Als ich Franz meinen Plan vorstellte und ihn fragte, ob er vielleicht einen Abschnitt mitlaufen würde, antwortete er nach Art vom Sender Jerewan: Im Prinzip ja, aber … Dienstlich bedingt wäre es für ihn freitags günstiger als samstags und wegen des Werderseelaufs in Bremen sollte es das Wochenende um den 8.März sein. Kurz darauf hatte er sogar noch Fabian als Fahrradbegleitung angeworben. David meldete sich spontan auch an, einen langen Trainingslauf von irgendwo nach Greifswald machen zu wollen. Dazu bot sich das per Bahn erreichbare Neubrandenburg an. Unser Plan sah nun so aus: Freitagmorgens ab Bernau, Franz läuft mit bis Templin, dann folgt eine Solo-Strecke, bis David am späten Abend bei Neubrandenburg hinzu kommt.
Start
Kurzfristig änderte ich noch die Startzeit nach vorn, da die Sorge bestand, dass wir der Zeitplan vielleicht zu optimistisch war. So stand ich am Freitagmorgen zehn nach vier auf, joggte bereits in Laufklamotten anderthalb Kilometer zum Greifswalder Bahnhof und fuhr mit dem Regionalexpress nach Bernau. Da hatte ich reichlich Zeit für das Eincremen meiner Füße mit Anti-Blasen-Gel, fürs Frühstück (Baguette belegt mit 2 Bananen sowie einige Waffeln), für die finale Sortierung der Sachen in meinen Laufrucksack und in einen Extrabeutel für den Fahrradkorb, und für ein bisschen Dösen. Je näher Berlin kam, desto voller wurde der Zug. Um 7:15 Uhr angekommen war noch Zeit den Bernauer Bahnhof anzusehen (die ramponierte Digitaluhr aus den 80er auf dem Vorplatz blieb in Erinnerung) und zu frösteln, bis Franz und Fabian aus Berlin eintrafen und wir gegen 8 Uhr los liefen. Gleich nach hundert Metern nahm ich die falsche Straße, was aber gleich bemerkt und korrigiert wurde. Wir kamen am Stadtpark vorbei, der mir in bester Erinnerung blieb, weil ich dort im Coronajahr 2020 meinen ersten längeren Lauf nach 15 Jahren Laufpause absolvieren durfte und nach 12 Stunden über erreichte 100 km sehr glücklich war. Unter anderem waren einige Läufer der LG Mauerweg mit ihrem Partyzelt dabei, was zu meinem ersten Start bei den 100 Meilen im darauf folgenden Jahr führte. Bei jenem Mauerweglauf 2021 lernten Franz (radbegleitet von Fabian) und ich (radbegleitet von meinem Bruder) uns kennen, als wir mitten in der Nacht aufeinander trafen, einer kaputter als der andere, und eine längere Strecke bis kurz vor das Ziel zusammen schwankten (laufen war es nicht mehr). Fabian ist in Berlin seit Jahrzehnten beheimatete österreichische Prominenz, denn er hat nicht nur viele Berliner (Straßen-)Kunstwerke geschaffen, sondern auch das wunderbare Laufwolke-Logo!
Straße oder Waldweg?
Nach Verlassen eines Vororts Bernaus kam die erste Stunde der Wahrheit: Straße oder Waldweg? Im Vorfeld hatte ich lange gegrübelt, wo es lang gehen sollte. Manchmal gab es eindeutig erkennbare Radwege neben der Straße, dann war es klar und einfach. Manchmal waren die besten Verbindungen zwischen Ortschaften lange, direkte Wald- oder Feldwege oder (vermutlich) kaum befahrene Kreisstraßen – auch dann fiel die Entscheidung leicht. Auf einigen Abschnitten konnten aber weder Open Street Maps noch Google klare Aussagen liefern, wie befahren die Straßen wirklich waren und ob es Radwege daneben gab. So war es auch hier, zwischen Bernau und Lanke. Die alternativen Waldwege wollte ich nicht unbedingt nutzen, weil ich lange und kraftraubende Zusatzkilometer befürchtete, vielleicht auch komplizierte Navigation. Genau so kam es dann auch! Die Straße war für einen Freitagmorgen mäßig befahren, hatte aber immer wieder Leitplanken. Auf solchen Abschnitten versuchten wir zunächst links zu laufen, um den entgegenkommenden Verkehr gut sehen zu können. Fabian hatte dabei ein sehr schlechtes Gefühl und hielt sich mit seinem Fahrrad besser rechts. So besetzten wir aber beide Straßenränder und konnten froh sein, dass die Autofahrer recht rücksichtsvoll waren, sich selten auf unserer Höhe begegneten und falls doch, auch mal warteten. Uns war aber schnell klar, das musste nicht immer so bleiben und wir wollten nicht als Verkehrsopfer enden. So versuchten wir es teils auf einem parallel zur Straße verlaufenden Waldweg – der war allerdings abschnittsweise nicht fahrradtauglich und ging auf weichem Geläuf permanent auf und ab, während die Asphaltstraße höhennivelliert war. Als dieser Weg abrupt endete, kehrten wir wieder auf die Straße zurück und liefen rechts vor dem Fahrrad. Wie war ich froh, als dieser Abschnitt endlich vorbei war! In der Nachbetrachtung stellte ich fest, diese 7 km hätten sich mit knapp einem Kilometer Umweg durch den Wald deutlich entspannter bewältigen lassen, aufgrund unserer gelaufenen Ausweichmanöver wäre die alternative Strecke vielleicht auch schneller gewesen.
Traumhafte Natur
Das nächste Teilstück entschädigte uns für den stressigen Start. Es ging -abseits der zur Autobahn führenden Straße- auf breitem Feldweg an zwei Seen entlang. Die Sonne schien, es wurde warm, man hätte fast baden wollen, doch wir hatten ja noch einiges vor. Es war auf jeden Fall so, wie man sich einen Lauf durch Brandenburger Landschaft vorstellt. Im nächsten Ort trafen wir zwar nicht ganz den Weg, aber den nächsten wunderschönen See und liefen in Richtung einer Autobahnbrücke. Eigentlich sollten wir hundert Meter weiter rechts sein, doch das war oberhalb eines Hangs und dahin führte erst einmal nichts. Unser Weg ging dann unter der Brücke hindurch, die den schmalen See überspannte. Nun mussten wir „nur noch“ zurück auf den eigentlichen Pfad gelangen. Doch die auf der Karte eingezeichneten Waldwege verliefen leider irgendwo im Nirgendwo! Für unsere tapfere Fahrradbgleitung war das ein Albtraum, denn es ging hoch und runter durchs Gebüsch, bis sich endlich eine „Waldautobahn“ fand, die die Fortsetzung unserer Originalstrecke war. Von da an gab es lange Zeit kaum Probleme, aber viel schöne Natur. Es folgte ein Radweg an einer kaum befahrenen Straße bis zum Finowkanal und entlang des Kanals ein schöner Rad- und Wanderweg bis zum Ortsende von Zerpenschleuse, von wo es auf Feld- und Waldwegen direkt nach Groß Schönebeck zum ersten Stopp ging. Zwei Bonusmeilen inklusive hatten wir gut 33 km hinter uns gebracht, als wir dort 12:45 Uhr eintrafen, etwa 30 min später als ursprünglich geschätzt.
Im Supermarkt stellte ich fest, dass mein Trinkbedarf zwar groß, der Hunger aber noch überschaubar war. Franz konnte ein Eis verdrücken, mir genügten Salzbrezeln, Cola und eine große Flasche stilles Wasser. Die war sogar aus Glas und damit besonders nachhaltig, hatte aber doch nur 0.75 l. Das stellte noch kein Problem dar, fürs erste genügte die Menge und unser nächstes Ziel Templin sollte ja keine 30 km entfernt sein. Hinter Groß Dölln kamen wir an einem ehemaligen Militärflugplatz vorbei, der vor über zehn Jahren mit der damals größten Photovoltaikanlage Deutschlands bebaut wurde. Dabei ergab sich erneut das Problem, das einmal zu spätes Abbiegen sich nicht immer so leicht korrigieren liess, wie es die Kartendarstellung des Navis suggerierte. Letztlich standen wir wenige dutzend Meter vor unserem weiterführenden Weg und es ging (eigentlich) nur nach rechts oder links. Fabian machte über links einen kleinen Umweg von ein paar hundert Metern, Franz und ich schlugen uns direkt durch die Büsche. Nach fünf Minuten war der Weg erreicht, vermutlich an der alten Landebahn, nun mit Solarmodulen bebaut. Ein bißchen Brandenburger Sandwüste, etwas mehr Kiefernwald, noch einige Kilometer beste Wege, schon hatten wir Templin erreicht. Kaum war der lokale Edeka gefunden musste sich Franz zwischen baldiger Zugabfahrt vom 3-400 m entfernten Bahnhof und einem Einkauf entscheiden und wählte die dritte Option: Beides! Klingt salomonisch, doch am frühen Freitagabend ging es an den Kassen so gemächlich zu, dass sie leider den Zug verpassten. Immerhin gab es stündliche RE-Verbindungen! Ich hatte immer noch genug feste Vorräte und füllte den Flüssigbedarf nach mit einer Brause für den Magen und einem (ganzen!) Liter für die beiden Softflasks. Nur ein Erdnussriegel kam noch hinzu. Meine kurze Hose behielt ich an, zog aber ein warmes Unterhemd unter das T-Shirt und Ärmlinge an. Dazu kamen Buff, Pulswärmer, Stirnlampe und Warnweste, die ich hinten halb über meine Trinkweste (Laufrucksack) drapierte, um für die beginnende Dunkelheit gewappnet zu sein. Die Sachen von Fahrrad musste ich nun natürlich selbst tragen, aber es passte alles in den kleinen Rucksack hinein.
Finstere Zeiten
Kurz nach halb sechs ging es weiter Richtung Norden, zunächst 2 km an einer mäßig befahrenen Landesstraße ohne Radweg, dann auf kleineren Straßen und Wegen fast ohne Verkehr. Dank klarem Himmel und mehr als halbem Mond war die Straßenmarkierung noch lange sehr gut erkennbar und die Stirnlampe eher zur Vorwarnung entgegenkommender Autos als zur Straßenbeleuchtung erforderlich. Um Akkuzeit zu sparen, nutzte ich über längere Zeit lediglich die Sparstufe (10 Lumen) meiner Petzl Actik (Core). Diese hat drei weiße Helligkeitsstufen: 600 lm – hält maximal 2 h und sollte daher nur für kurzzeitige Ausleuchtung zur Streckenfindung, aber nicht versehentlich dauerhaft benutzt werden, 100 lm – hält mit 7-8 h nur in kurzen Sommernächten durch die ganze Nacht, ist aber komfortabel hell, 10 lm – hält mit etwa 70 h praktisch ewig, zumal die Lampe bei niedrigem Akkustand automatisch in diesen Modus wechselt. Kurz vor dem Lauf hatte ich sicherheitshalber einen Wechselakku gekauft und hätte also die Wege auch großzügiger ausleuchten können. Doch dann wollte ich es wissen und sparte über längere Strecken. Das ermöglichte immerhin die Lektion, dass sich die Akkulaufzeit -wie im Kleingedruckten erwähnt- bei niedriger Temperatur deutlich verringert, denn gegen Ende der Nacht war es schon ganz schön funzlig, weil nur noch 10 lm zur Verfügung standen. Leider war ich da schon zu faul zu allem, auch zum simplen Batteriewechsel. Beim JUNUT muss ich das unbedingt an einem VP einplanen! Mehr Licht sorgt doch für deutlichen Laufkomfort und wahrscheinlich auch mehr Aufmerksamkeit. Nicht ganz unwichtig, wenn es sich um Feldwege mit groben Pflastersteinen handelt, die auf dem Foto hoffentlich erkennbar sind. Doch die meisten Wege bis zu nächsten Station Feldberg (und auch danach) waren einsame asphaltierte Landstraßen, was mir sehr gut passte. Mit Hörspiel und Musik in den Ohren kam ich ganz gut voran.
Nächtliche Impressionen beim Schein der Kopflampe
Nix zu haben in und um Feldberg
Bei der Planung stand immer die Frage im Raum, welches durchschnittliche Tempo laufbar wäre. Wichtig war das an zwei Stellen: In Feldberg und beim Treff mit David. Feldberg bietet eine Menge Einkaufsmöglichkeiten wie Supermärkte, Discounter, Tankstellen, Imbisse und Restaurants. Leider schließen fast alle um 20 Uhr, mit Ausnahme eines Imbisses (21 Uhr) und diverser Gaststätten, die ich aber nur im Notfall zum Nachfüllen von Wasser aufsuchen wollte. Meine Planung war eigentlich von Anfang an mehr ein Wunsch, noch vor 20 Uhr in Feldberg zu sein. Deshalb entschied ich mich für den frühesten Zug aus Greifswald und wir starteten morgens um acht statt neun; doch spätestens in Templin war klar, dass es in Feldberg nix mehr geben würde. In dem (kleinen) Teil der Stadt, durch den ich gegen 22:30 Uhr lief, waren die Bürgersteige längst hochgeklappt und fast niemand war auf der Straße zu sehen. Das vorausahnend hatte ich noch ein wenig Reserve in den Trinkflaschen gelassen und nun musste es halt reichen bis ins rund 30 km entfernte Neubrandenburg, wo es 24/7-Tankstellen gab.
Wechsel auf Nachtmodus
War ich tagsüber bei frühlingshaftem Wetter (Sonne, über 15 °C) zumeist in kurzer Hose, langen Kompressionsstrümpfen, kurzem T-Shirt und Basecap gelaufen, so hatte ich bereits am frühen Abend mit Unterhemd, Ärmlingen und Buff nachgerüstet. Nun war es Zeit für die Nachtkleidung, es sollte auf wenige Grad über Null abkühlen. Das bedeutete, die Schuhe aus- und die langen Wintertights anzuziehen, was sich im Freien als keine leichte Übung herausstellte, die ich nur bibbernd und mich schüttelnd erledigen konnte. Dazu gab es ein langes Shirt, eine (halbwegs) winddichte Jacke, Handschuhe und Wintermütze. Einige Kilometer weiter war mir wieder warm, doch lieber etwas Schweiß produzieren als frieren! David war inzwischen in Neubrandenburg eingetroffen und 23 Uhr in meine Richtung losgelaufen, also nach Südsüdost. Es war abzusehen, dass wir uns etwa bei der Hälfte dieses knapp 30 km langen Teilstücks treffen würden. Kurz nach ein Uhr sah ich dann einen leicht flackernden Leuchtpunkt langsam näherkommen, ein untrügliches Zeichen, dass wir die gleiche Straße genommen hatten. Kurz hatte ich noch überlegt, mir irgendeinen blöden Scherz auszudenken wie meine eigene Stirnlampe auszuschalten und dann zurück oder einfach an ihm vorbei zu laufen, doch ich war schon zu geschafft und froh über die Begleitung, so das es eine ganz normale Begegnung wurde – so normal es eben sein kann, wenn sich nachts auf einsamer Landstraße zwei Läufer treffen. Wie viel wir von unseren bisherigen Tageserlebnissen erzählten und ab wann es schweigsamer wurde, habe ich schon wieder verdrängt oder vergessen. Noch erinnern kann ich mich, dass der Weg bis Burg Stargard länger war als gedacht, da sich auch weit entfernte Dörfer als Ortsteile bezeichneten (eine Gemeindereform förderte in MV die Bildung von Großgemeinden). Dass der Ort selbst recht lang war, wusste ich von der Planung her noch ganz gut; dass zwischen seinem Ende und dem Ortsanfang Neubrandenburgs nur ein kurzes Stück war, kam mir auf jeden Fall sehr entgegen. In Neubrandenburg liefen wir einige Zeit an der großen Bundesstraße B96 entlang, die -doppelspurig- wie eine der großen Magistralen Berlins aussah, aber morgens gegen drei fast verkehrsfrei war.
Auf den „Rewe2go“-Shop an der Tankstelle hatte ich mich schon lange gefreut, nicht nur wegen des dringend benötigten Flüssigkeitsnachschubs, sondern weil ich auf das nächtliche Einkaufserlebnis im Laden neugierig war, seit ich bei der Planung darauf gestoßen war. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen gewöhnlichen Tankstellen-Shop. Wie üblich, hatte der nachts seine Türen geschlossen. Man konnte also nicht durch wohlige Wärme wandeln und sich von seinen Bedürfnissen inspirieren lassen wie in meiner Phantasie, sondern musste seine Wünsche am Nachtschalter der Tankstelle äußern. So beschränkte ich mich erneut auf die üblichen Verdächtigen: 0.5 l Cola für mich und 1 l stilles Wasser für die Softflasks, von denen eine zusätzlich noch mit Isopulver versorgt wurde. Während der wenigen Minuten Standzeit wurde mir so kalt, dass ich auch noch meine Regenhose überzog und damit fast „all in“ ging bzw. „all on“ lief, denn nur durch baldigen Aufbruch war der Wärmehaushalt wieder zu besänftigen.
Die weitere Streckenplanung bot zwei Wege entlang von Straßen bis zum nächsten Etappenziel Altentreptow. Wir entschieden uns gegen die etwas kürzere Variante entlang der ehemaligen Bundesstraße B96, die hier degradiert wurde, seit sie parallel zur A20 führt. Es war unklar, wie viel Verkehr dort sein würde und wie sicher wir uns auf dieser Straße ohne Radweg fühlen würden. Die alternative Route westlich davon hatte zwar auch keinen Radweg, war aber nachts kaum befahren. David suchte noch einen kürzeren Zugang von Neubrandenburg heraus, der (anfangs) sogar als Radweg ausgeschildert war und durch nächtliche Wiesen und Felder führte – sehr schön! Es wurde langsamer wieder dämmrig und etliche Kilometer vor Altentreptow ging die Sonne als roter Ball über dem dunstverhangenen Tollensetal auf. Fotos können diesen Anblick kaum wiedergeben, vor allem nicht, wenn man sich vor ihrer Betrachtung nicht die Nacht um die Ohren geschlagen hat…
Die Sonne geht auf: Romantik pur (mit Windrädern)
Auf der Landstraße kurz vor Altentreptow
Wir erreichten Altentreptow gegen 7 Uhr. Meine optimistische Planung hatte urspünglich auf 4 Uhr geschätzt und weitere 8 h für die restlichen über 50 km bis Greifswald. Realistisch gesehen, konnten wir nun mit einer Ankunft in Greifswald zwischen 15 und 17 Uhr rechnen. Das war daheim so nicht kommuniziert worden und insgesamt wurde mir dieser Lauf auch etwas zu lang. So stellte sich eigentlich nur noch die Frage, wie lang wir noch laufen wollten – und gehen natürlich, denn inzwischen kamen immer mehr Gehpausen hinzu. Davids hatte einen Telefonjoker! Seine Frau hatte angeboten, uns bei Bedarf aufzusammeln und nach Hause zu holen1. Da wir sie nicht vor dem Aufwachen anrufen wollten, einigten wir uns schon einmal darauf, dass wir auf jeden Fall noch ein Stück laufen würden; vielleicht nicht die 28 km bis zur nächsten geplanten Station Jarmen, aber etwa die Hälfte bis Klempenow. Mit diesem Wissen um das neue finale Ziel stellten wir fest, dass der eigentlich geplante Tankstellenstop in Altentreptow gar nicht nötig war, denn für den verbleibenden Teil hatten wir beide noch genug Vorräte. Hinter dem Ortsausgang nahmen wir nicht die samstagmorgens doch recht befahrene Straße, sondern einen Weg über einige Dörfer auf zunächst festen Feldwegen oder asphaltierten Nebenstraßen.
Frühnebel im Tollensetal
Auf den letzten Kilometern folgte ein Weg über Felder, der immer wieder schöne Ausblicke in die Ferne und ins Tollensetal bot, dessen wenige Höhenmeter mich aber ganz schön anstrengten. Ich musste mich motivieren, am nächsten Strauch wieder anzulaufen und dann bis zur nächsten Milchkanne oder dem nächsten kleinen Hügel weiterzutraben. Mit anderen Worten: Ich hatte endgültig den Punkt erreicht, wo es mehr um Willenskraft als Kondition ging und der vielleicht besonders wertvolles Training des „wichtigsten Muskels des Ultraläufers“ ermöglichte (der Psyche bzw. des Kopfes). So romantisch sich das anhören mag und so schön auch die Landschaft war, es reichte (mir) mittlerweile. Es war ein schönes Gefühl, den Burgturm von Klempenow, den dort beginnenden Radweg an der Straße, das Hinweisschild auf den Parkplatz und dann selbigen in einem finalen Ritt zu erlaufen. Es reichte aber auch.
Die Bilanz
150 km bedeutet: Mein längstes Lauftraining der Kategorie „selfsupported“! Zuvor bin ich 2021 als Vorbereitung auf die 100 Meilen einen Teil des Mauerwegs abgelaufen, als coronabedingt die „Generalproben“ verschoben wurden. Damals waren es am Samstag rund 72 km von Gesundbrunnen bis Griebnitzsee mit Verpflegung in Supermärkten und am Sonntag weitere 58 km bis Frohnau mit Tankstellen und Imbissen. Vor einem Jahr lief ich rund 75 km von Tessin bei Rostock mit zwei Tankstellenstops nach Greifswald. Sonst spielt sich mein Training überwiegend im Bereich 10-20 km ab, ab und zu streue ich auch mal 30 km ein, sehr selten einen Trainingsmarathon mit Supermarkt. Deshalb überwog die Freude über das Erreichte deutlich die Enttäuschung des Scheiterns.
Von der üblichen großen Erschöpfung und Müdigkeit abgesehen, ging es mir recht gut. Nur ein kleiner Ansatz einer Blase, der schnell wieder weg war. Die Beine waren in der nachfolgenden Woche sehr schwer, aber auch das ist als normal anzusehen. Der Kopf möchte sofort alle möglichen alten und dazu neue Ideen realisiert wissen, war beim Lauf aber auch nicht mehr imstande, den ermüdeten Körper zu überzeugen. Manches hätte sich besser planen lassen, doch im wesentlichen war es gut, „einfach mal zu machen und dann zu schauen“. Das Gefühl, genug Zeit und auch ausreichend Strecke vor sich zu haben, nicht hetzen zu müssen und einfach zu genießen, ist im Training fast noch besser als bei manchem Wettkampf. Die Sicherheit eines Verpflegungspunktes mit warmen Getränken und oft auch Speisen, nachts zumeist auch mit einem warmen Raum, in dem man sich etwas ausruhen kann ohne zu unterkühlen, ist grandios und lässt sich bei eigener Organisation nicht kompensieren. Es stellte sich aber heraus, dass der wichtigste Bedarf unterwegs darin besteht, genug Flüssigkeit zu bekommen. Dabei reicht Wasser erst einmal aus, denn mit etwas Isopulver lässt sich ausreichende Versorgung herstellen. Cola, Tee, Brühe und andere Getränke sind doch eher nice-to-have als unverzichtbar. Vorräte an fester Nahrung kann man so viel mitnehmen, dass es locker 100 km weit reicht. Das hätte ich zuvor nicht gedacht! Darüber hinaus bieten Supermärkte, Tankstellen, Imbisse und dergleichen ein Grundsortiment fester Nahrung an, bei dem auch Problemkinder wie ich nicht verhungern müssen. Sie sind in Deutschland meist recht engmaschig verfügbar, so dass mit etwas Planung und kleinen Umwegen die Versorgung gewährleistet werden kann. Trotzdem sind gerade in der Natur und auf dem Land auftretende „Dunkelflauten“ zu beachten, wenn Läden 20 Uhr schließen und auch Tankstellen nicht rund um die Uhr geöffnet haben. Das soll kein Plädoyer sein, dass überall alles 24/7 geöffnet sein muss, ganz im Gegenteil! Manchmal wünschte ich mir aber, dass es ein Pendant zum Apotheken-Notdienst gibt, also einen Laden, der auch dann verfügbar ist, wenn es sich eigentlich kaum lohnt. Die Kosten müssten irgendwie umgelegt werden. In der Realität gibt es einen Wettbewerb, der oftmals alles gleichmacht: Wenn ein Laden unsinnig lange öffnet, machen das alle, und wenn dann alle geschlossen sind, gibt es keine Ausnahme. Naja, bis in die frühen 90er sah das in Deutschland noch ganz anders aus, da war 18 Uhr meist Feierabend und alle waren daran gewöhnt.
Verbrauchswerte
150 km in 25 h ergibt glatte 6 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Das ist in Anbetracht der relativ günstigen Bedingungen (flache Strecke, moderate Temperaturen, nur kurze Querfeldein-Passagen) nicht herausragend schnell, doch für einen Selbstversorger-Trainingslauf ganz okay. Im Vergleich dazu sind beipielsweise beim Mauerweglauf die bessere Streckenmarkierung und -beschaffenheit, die permanente Verpflegung, das Gruppengefühl und auch eine längere Radbegleitung wichtige Faktoren, die das Laufen erleichtern können.
Essen und Getränke inklusive Frühstück bei der Bahnanreise (in Klammern: Kohlenhydrat-Anteil): 200 g Bananenchips (130 g KH), 200 g Datteln (120 g), 2 Bananen (50 g), 250 g Baguette (140 g), 2x 40 g Salzstangen (50 g), 300 g Oat bars (160 g), 100 g Riegel (60 g), 2×40 g Erdnussriegel (30 g), 175 g Honigwaffeln (100 g), 2x 65 g Waffeln (80 g), 1x Traubenzucker (10 g), 150 g Isopulver (150 g), 2×0.5 l Cola/Limo (100 g), 0.8 l Tee, 2.75 l Wasser –> 1180 g Kohlenhydrate Das entspricht mehr als 20 000 kJ oder 7.5 kg gekochten Kartoffeln! –> 4.5 l Getränke Das ist nicht übermäßig viel. Vermutlich hätte ich bei besserer Verfügbarkeit am Nachmittag und Abend mehr getrunken. Im Sommer ist sicherlich deutlich mehr notwendig als Anfang März.
Davids Frau erzählte später, dass ihre Mutter nach Davids erstem Marathon meinte: „Hoffentlich artet das nicht aus“, was damals noch völlig unverstanden blieb. Inzwischen fragt sie sich, ob es eigentlich eine normale Reaktion auf die Planung eines solchen nächtlichen Trainingslaufs durch den Ehemann ist, wenn sie sofort nachdenkt, woher sie einen „Rettungswagen“ nimmt, weil das eigene Auto gerade nicht zur Verfügung steht… ↩︎
Nun war er endlich da, der Saisonhöhepunkt 2024 mit meinem großen Jahresziel: 100 Meilen innerhalb von 24 Stunden zu finishen und mir einen „Buckle“ zu verdienen, wie für viele Ultraläufer auch für mich ein großer Meilenstein des persönlichen Erfolgs und Fortschritts. Dafür hatte ich ohne Winterpause und in einem Umfang trainiert wie noch nie zuvor, noch deutlich mehr als vor dem ersten Versuch 2021. Damals bekam ich Probleme mit den sommerlichen Bedingungen insbesondere ab Streckenhälfte und konnte das geplante Tempo nicht mehr schaffen. Nach WP3 in Hennigsdorf ging ich längere Strecken, lernte dabei auch Franz kennen und finishte nach knapp 25 h. Dieses Mal sollte das alles etwas besser klappen.
Vorbereitungsläufe
In der diesjährigen Vorbereitung sorgten die Brocken-Challenge (80 km) und der Kristall-Marathon im Februar, der abgebrochene Junut (bis 138 km), der Heidi-Etappenlauf (5x 60 km), der Rennsteiglauf (74 km), der FDZU (115 km) und der Thüringen-Ultra (100 km) für viel Wettkampfgewöhnung und Trainingsmotivation mit recht vielfältigen Anreizen. Insbesondere der Etappenlauf bei teils sehr warmem Wetter und mit diversen Passagen des Mauerwegs diente als mir sowohl als Formtest als auch als intensives Mehrtagestraining und war von der Strecke her eine sehr gute Einstimmung. Noch besser wären zusätzlich die alljährlich angebotenen Testläufe der LG Mauerweg auf der Originalstrecke gewesen, doch leider lagen sie etwas ungünstig für meinen Terminplan. Ergänzt durch die Ultra-Erfahrungen der letzten Jahre fühlte ich mich sehr gut vorbereitet. Die Strecke selbst und das für den Buckle erforderliche Tempo machten mir wenig Sorgen; die entscheidende Frage schien eher, ob ich es kräftemäßig, mental und abhängig von Wetter und potentiellen körperlichen Problemen durchstehen würde, den Laufanteil genügend hoch und den Geh- und Pausenanteil entsprechend gering zu halten, um meine persönliche „Schallmauer“ zu knacken.
Kurzfristige Änderung
Am Wochenende vor dem Lauf wurde es plötzlich noch spannend: Das Start+Zielgelände am Eissportstadion stand (wegen eines Defekts?) von einem Tag auf den nächsten nicht mehr zur Verfügung. Wenn die Veranstaltung nicht ausfallen sollte, musste die Kerntruppe des Organisationsteams instantan einen neuen Ort finden! Dank sehr engagierter Mitarbeiter eines Bezirksamts konnte tatsächlich schnell ein Ersatz sehr nahe am Mauerweg gefunden werden, der im Wedding und somit nur wenige Kilometer vom ursprünglichen Start und Ziel entfernt lag. So weit so gut, doch damit ergab sich der berühmte Rattenschwanz an Folgeproblemen, die angegangen werden mussten: Die VP-Planungen verschoben sich um Stunden. Teils wurden aus kurzen morgendlichen VPs plötzlichen lange Nächte, die mit Schichtpersonal zu versehen waren. Die erstmals angebotene Wanderung würde statt 60 km gut 10 % länger (die Wanderstrecke wurde dann im letzten Teil vom Mauerweg abweichend auf einen direkteren Weg verändert, um halbwegs bei der Länge zu bleiben). Die Tracks mussten aktualisiert und hochgeladen werden, die lokale Umleitung ausgeschildert werden, zusätzliche Verkehrsgenehmigungen waren erforderlich, Busshuttles mussten neu geplant werden. Da die Wechselpunkte (WP) der Zweier- und Vierer-Staffeln an die festen großen VPs mit Dropbags gebunden sind, verschoben sich die zu laufenden Abschnitte erheblich (da das erste kurze Teilstück erheblich kürzer und das längste deutlich länger würde, wurde es den Staffeln letztlich komplett selbst überlassen, an welchem VP sie wechselten).
Volunteersarbeit
Für den Freitag vor dem Lauf hatte ich mich als Helfer für den Start+ Zielbereich angemeldet. Im Vergleich zum Eisstadion waren die Bedingungen deutlich anders und erforderten eine Menge Improvisation. Es gab nicht nur erheblich weniger Platz, sondern auch noch den normalen Betrieb eines lokalen Sportplatzes, der von Freitag bis Sonntag nebenher gewährleistet werden musste: Trainings und Wettkampfspiele, frei zu haltende Bereiche an Umkleiden, Toiletten und Spielflächen. So war spannend zu erleben, wie bei jedem Punkt immer wieder Unwägbares berücksichtigt werden musste. Egal was wo aufgebaut werden sollte, es war nicht die gewohnte Stelle und eine schnelle Alternative konnte vollkommen ungeeignet sein, weil ein kleines Rädchen im großen Getriebe nicht gleich vorhergesehen und einberechnet wurde. Als ich am späten Nachmittag zum Alexanderplatz fuhr um die Startunterlagen abzuholen und Pasta in mich hineinzustopfen (Danke für die schnelle Umbuchung des längst verpassten Timeslots!), hatte ich das Gefühl, das Zielgelände würde zwar nicht herausragend sein, aber die Mindestanforderungen erfüllen. Am nächsten Morgen vor dem Start sah es gleich viel besser aus, weil noch ein paar Anpassungen erfolgten und so viele Leute da und zufrieden waren. Beim Zieleinlauf war es einfach nur großartig!
Letzte Vorbereitungen
Die abendliche Vorbereitung bei meinem Bruder und Radbegleiter verlief fast routiniert; bei unserer Premiere 2021 waren wir deutlich aufgeregter und weniger organisiert. So waren die Fahrradtaschen schnell vorbereitet (dank zuhause gepackter Beutel) und auch die finalen Absprachen bald erledigt. Sogar eine kurze Abkühlung im Pool war noch drin. Mit eingecremten Füßen, abgeklebten Brustwarzen, angerührtem Haferbrei und bereit gelegten Klamotten und einer Schlaftablette im Magen legte ich mich planmäßig gegen zehn ins Bett. Die Nacht war recht gut für eine Nacht vor einem Lauf, das ist ohnehin weniger Schlaf als normal. Am Morgen hatte ich das Glück, dass -nach kurzem Fußweg zum Wachwerden- ein Bus direkt zum Start fuhr. Allerdings habe ich das Gelände erst nicht erkannt und bin eine Station zu weit bis zum S-Bahnhof Wollankstraße gefahren, doch es war noch genug Zeit.
Kleidungswahl
Wegen milder Temperaturen und guter Wetteraussichten trug ich nur das Volunteer-Shirt vom Mauerweglauf 2022, mein Favorit bei warmem Wetter. Dazu kamen Unterhose, Shorts, Zehensocken und Calves sowie anfangs Pulswärmer und Stirnband, später ein Basecap. Telefon mit Geldschein und Notfallausweis (Organspender) hatte ich in der neuen* linken Oberarmtasche, Brille, ein Riegel und den MP3-Spieler mit Kopfhörern in der rechten.
Mein Zeitplan
Mein Zeitplan für ein 24h-Finish war von einem Versuch von Michael Irrgang inspiriert und basierte auf einer reinen Laufgeschwindigkeit, die mit jedem Kilometer etwas abnehmen sollte, beginnend bei 7:00 min/km und endend bei gut einer Minute mehr je Kilometer. Zusätzliche drei Minuten Pause waren für jeden VP eingeplant sowie eine Stunde Puffer für Krisen, stärkere Wettereinflüsse und vermehrte Gehpausen in der finalen Phase. Eine laminierte Tabelle mit den VP-Positionen, deren Namen und Abstände und die jeweils geplanten Ankunftszeiten, der Einfachheit halber gerundet auf Viertelstunden, nahm ich für den ersten Streckenteil in der Hosentasche mit; für den weiteren Verlauf befand sich das entsprechend präparierte Blatt am Fahrradlenker. Ohne Armbanduhr zu laufen empfinde ich immer mehr als angenehmen Luxus. Bei diesem Lauf erfolgte der erste Zeitvergleich planmäßig nach etwa 20 km – mit einer Punktlandung.
Gemütlicher Start
Mit den letzten 20-30 Läufern startend war das geplante Anfangstempo gut umsetzbar, so ergab sich eine Zwischenplatzierung um 300 am ersten VP. Danach ging es bei lockeren Gesprächen langsam voran im Feld. Neben diversen bekannten und unbekannten Läufern war auch einer dabei, der permanent ging. Beim Anblick dieses „Wanderers“ meldete mein Gehirn, dass das Tempo ja wohl kaum hoch sein kann und ich da locker mithalten könnte. Während des sehr interessanten Gesprächs mit dem Ultrahiker Jannik Giesen klarte sich mein Irrtum immer mehr auf und ich liess ihn besser davon ziehen. (Was Jannik über dutzende Stunden als Tempo zurücklegen kann, ist weit jenseits meines Leistungsbereichs. Er legt typisch 100 Meilen in der Woche zurück und hat beim Laufhaus Backyard im Juli mit 48 h = 322 km den zweiten Platz belegt, was zwei Buckles hintereinander entspricht! Den Mauerweglauf finishte er als Gesamt-Dreißigster in 19:40 h.)
Zwischenhoch
Das Wetter blieb zunächst nahezu perfekt mit sommerlich milden Temperaturen und teils bei leichtem Nieselregen, so das bis zum ersten großen WP in Hennigsdorf bei 29 km für mich alles recht locker lief. Im Vergleich zu meinem Zeitplan baute ich einen 15-minütigen Puffer auf und diesen langsam aus. Den Abschnitt kurz vor Hennigsdorf und bis Nieder Neuendorf hatten wir kürzlich bei der Heidi-Challenge in umgekehrter Richtung. An den Bereich um den Eiskeller habe ich kaum mehr Erinnerungen als jene, dass die ersten Staffeln überholten und die meisten Vierer dort ihre ersten Wechselpunkte hatten. Nicht viel später stiegen auch die Radbegleiter ein und so langsam wurde es sonnenklar und immer wärmer. Die meisten Fahrradbegleiter reisten ja mit S+U-Bahn an, wobei eine Anfahrt ab Bahnhof Spandau nach Westen zum VP 8 „Falkenseer Chaussee“ (47 km) empfohlen wurde. Da ich in dieser noch frühen Rennphase noch keine Probleme und keinen besonderen Betreuungsbedarf erwartete bzw. erhoffte, hatten wir bereits lange im Vorfeld abgemacht, dass mein Bruder von Spandau aus gleich Richtung Süden zum 6.5 km entfernten VP 9 „Karolinenhöhe“ fährt und dort auf mich wartet. Dadurch konnte er sich vormittags etwas mehr Zeit daheim nehmen und war nicht ganz so ewig im Sattel. Das galt nun noch mehr, da sich durch Verschiebung von Start und Ziel eine erheblich längere Begleitstrecke ergab (ca. 107 km). Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt war die erheblich einfachere Pärchenfindung auf dem schmalen Weg neben der Kleingartenanlage bei VP 9. Außerdem lenkten die gegenseitige Begrüßung und Berichte über den bisherigen Tagesverlauf vom etwas eintönigen Teilstück entlang der B2 ab. So war der berühmte VP 10 „Pagel & Friends“ (59 km) bald erreicht und das bekannte Highlight. Jeder Läufer wird dort namentlich begrüßt und das Buffet ist herausragend, Sonderwünsche werden erfragt und nach Möglichkeit erfüllt – auch musikalische, glaube ich. Bei dieser Ausgabe kam mir der VP allerdings noch etwas zu früh, um ihn mit längerer Pause angemessen zu würdigen. Etwas Melone, ein paar Salzstangen sowie eine Kartoffel genügten, dann ging es weiter Richtung Altglienicker See mit der etwas anstrengenden Ortsquerung auf dem teils schmalen Fußweg und nach Sacrow über hügelige Abschnitte, die mir -Heidi sei gedankt- noch gut in Erinnerung waren und vielleicht auch daher recht leicht fielen. Am WP 2 (VP 11) beim Schloss Sacrow (66 km) hatte ich wie am WP1 keinen Dropbag hinterlegt, da der Wechsel auf Nachtkleidung und Beleuchtung nach dem aktualisierten Zeitplan erst beim WP 3 in Teltow erfolgen sollte und dank Radbegleitung noch genug Lebensmittelvorräte und notfalls auch Wechselsachen zur Verfügung standen. Deshalb war auch hier nur eine kurze Pause von wenigen Minuten angesagt. Im ursprünglichen Zeitplan war noch vorgesehen, eine Ersatz-Stirnlampe und eine Reflektorweste in die Radtasche zu packen für den Fall, dass WP3 erst nach 21 Uhr erreicht wird.
Hitze und Reibestellen
Ab dem Schlosspark Sacrow geht es bis zur Halbzeit an der Glienicker Brücke etwa 15 km mehr oder weniger am See entlang, obwohl die Luftlinie kaum mehr als einen Kilometer beträgt. Erneut war ich froh, diesen Abschnitt dank Heidi-Challenge gut zu kennen. Es war inzwischen ein schwülwarmer Sommernachmittag und der Schweiß schien besser zu laufen als wir Läufer. Jede Kühlung war willkommen, doch gerade hier folgten einige sonnige Abschnitte. Vereinzelt boten Anwohner ihre Gartenspritze als Duschbrause an. Ich wässerte mein Shirt und zog es wie Halstuch mit freiem Oberkörper oder -besonders schräg- nur über eine Schulter an. Später sollte ich feststellen, dass feuchte Sachen auf salzbeschichteter und empfindlicher Haut besonders gut reiben: Gerötete und wunde Stellen gab es dort, wo das nasse Shirt auflag, wo der laminierte Zeitplan in der Tasche überm Hintern auf meinem unteren Rücken rieb, und wo die Laufhose am Oberschenkel endete. Das alles wurde übertroffen vom linken Oberarm. Es gibt ja heutzutage nichts ohne 20-seitiges Handbuch! Auch eine Oberarmtasche für Handys braucht zwingend so ein Anhängsel, in dem in mehreren Sprachen steht, dass man es nicht bügeln, essen oder heiß waschen soll. Leider hatte ich diese Schnipsel nach dem Kauf am Freitag noch nicht entfernt und durfte im Tagesverlauf erleben, wie gut sich auf verschwitzter Haut erst rote Stellen und dann aufgeriebene Wunden bildeten, die teils unangenehm Flüssigkeit absonderten und heftig schmerzten.
Auf dem Königsweg nach Teltow
Hinter der Glienicker Brücke wartete eine kurzfristig angekündigte Überraschung: Werner Hanke begrüßte uns! Das angebotene Bier musste ich zwar ablehnen, die Limo schmeckte dafür um so besser. An der Brücke war in diesem Jahr die erste Streckenhälfte absolviert und das von mir 30 min früher als nach den im Marschplan ausgewiesenen 11 Stunden. Das zusätzliche Zeitpolster gab mir die beruhigende Gewissheit, dass mein Ziel wirklich zu schaffen sein würde, und reichlich Motivation, mit Ruhe und Optimismus weiter zu laufen. Hinzu kam das Wissen, kurz nach VP 14 „Gedenkstätte Griebnitzsee“ (85 km) auf den langen Königsweg einzubiegen, der sich zwar bis zum VP 15 sehr hinziehen und wie immer überraschend wellig sein würde, aber im Düppeler Forst und damit im Schatten liegt. Die sonnige Hitze sollte damit überwunden sein und damit einer der kritischen Punkte. Natürlich war es noch sehr weit bis zum Ziel und es konnte noch sehr viel passieren. Aber als ich 19 Uhr am WP 3 (VP 15, 98.2 km) in Teltow ankam, war ein wesentlicher Meilenstein erreicht: Nun waren es „nur“ noch etwas über 60 km, die dank bald einsetzender Dunkelheit ohne Hitze zu absolvieren waren und ich hatte für das große Ziel noch fast 11 h Zeit! Das waren 30 min mehr als im Zeitplan, der ja auch noch den einstündigen Puffer hatte. Zum ersten Mal gönnte ich mir eine längere Pause, setzte mich in der Teltower Turnhalle auf eine dicke Matte und ließ mich nach hinten fallen. Es sollte nur ein kleines „Powernapping“ sein, teilte ich meinem Bruder zur Beruhigung mit. Mit den Füßen auf dem Hallenboden schloss ich meine Augen und hörte die aufputschende, laute Musik in der Halle. Als ich nach ein paar Songs wieder die Augen öffnete, meinte mein Bruder, zwischendurch wäre eine junge Frau vorbei gekommen und hätte nach einem Blick auf mich gefragt: „Is he still alive?“ Das war Xuehe Jiang aus Hamburg, die mit mir beim FDZU längere Strecken um Zingst und auf dem Strandabschnitt zusammen gelaufen war. Sie hatte mich bereits erkannt und gegrüßt, als sie an einem VP auf ihren Staffelpartner wartete. In der Halle hatte ich sie bei meiner Ankunft gesehen, aber weil sie offensichtlich gerade gefinished hatte, wollte ich sie erst einmal zu Atem kommen lassen. Nun war sie leider bereits aufgebrochen und auch für mich war es Zeit, wieder auf die Beine zu kommen. Zunächst wollte ich wie üblich mit Essen und gefülltem Trinkbecher in der Hand losgehen und erst dann anlaufen, wenn alles weitgehend vertilgt wäre. Aber etwas war anders: Mir war plötzlich kalt! Der Körper hatte in den rund 20 min Pause seine Dauerleistung weit heruntergefahren und die Außentemperaturen lagen nur noch um 20 Grad. Das stellte sich als zu wenig für meine Sommerbekleidung heraus und es fehlte nicht mehr viel zum Schüttelfrost. Um diesen zu vermeiden, trabte ich los. Innerhalb der wenigen hundert Meter bis zum Marktplatz, an dem die Walker starteten (geniale Idee, das an diesem schönen Platz zu machen und gleichzeitig den Turnhallenbereich nicht zu überlasten!), wurde mir wieder wärmer. So ging es ohne zusätzliche Jacke, die auch gerade nicht verfügbar war, da mein Bruder endlich auch mal eine Pause haben sollte und ich ihn ermuntert hatte, noch ein wenig und möglichst in Ruhe zu essen und erst im Laufe der nächsten Kilometer aufzuschließen.
Ein langes Finale
Der folgende Abschnitt am Berliner Südrand bis Rudow war von der einsetzenden Dunkelheit geprägt. Bei den nun moderaten Temperaturen ging es teils recht angenehm auf wenig anspruchsvollen Postenwegen gut voran, teils gab es aber recht schmale Trampelpfade im Wald. Was oft als Single-Trail romantisiert wird, war für die Fahrradbegleiter eine echte Herausforderung und erschöpfte die Läufer zumindest auch mental ganz erheblich. Spätestens in diesem Bereich wünschte ich mir wieder etwas Musik vom Begleitrad, aber dafür notwendige Ausrüstung hatten wir nicht dabei. Kurzzeitig blieb ich mal an einem (Staffel-?)Läufer dran, dessen Radbegleitung eine musikalische Unterstützung bot. Erinnern kann ich mich nur, dass es zwar überhaupt nicht mein Musikstil war, das jedoch völlig egal und sehr willkommene Abwechslung war. Irgendwann ging es dann in die Stadt und der VP 20 in Rudow war erreicht.
Den nun folgenden, vermeintlich ewig langen Abschnitt neben dem Teltowkanal links und der Autobahn A113 rechts habe ich stets auf meiner Liste besonderer mentaler Herausforderungen. Sicherlich war es auch dieses Mal nicht leicht, aber wir hatten das große Glück, gefühlt immer zusammen mit anderen Läufern zu laufen. Es war keine feste Gruppe, aber stets war jemand in der Nähe, machte mal kürzere oder längere Gehpausen, überholte oder wurde überholt. So war für Abwechslung und Motivation gesorgt, wenngleich die Zeit für tiefschürfende Gespräche längst vorbei war. Nun wollte jeder nur noch ins Ziel kommen. Doch am Dammweg (VP 22), an dem ich vor zwei Jahren selbst die ganze Nacht über stand und dessen Standort wir bei der Heidi-Challenge ebenfalls passierten, war noch immer mehr als ein Halbmarathon zu bewältigen! Zunächst mussten wir durch die Partyzone Neuköllns, von der ich beunruhigende Dinge gehört hatte. Am Ende war es recht harmlos: In der Heidelberger und der Harzer Straße war wenig Party, den langen dunklen Park am Wiesenufer und Schlesischen Busch passierten wir „kontaktfrei“ und auf der Schlesischen Straße lief ich vor meinem Begleitrad auf dem (neuen) breiten Radstreifen und entging so der Party auf dem Bürgersteig. Auch an der morgens um drei Uhr immer noch gut besuchten East Side Gallery war der Radweg die logische Wahl, für meinen Bruder allerdings in der falschen Richtung. Wenig später fragte uns jemand, was wir denn hier machten. Um diese Uhrzeit wird wohl jede Antwort, die eine sportliche Betätigung beinhaltet, als verrückt eingestuft. Ob es sich um „so etwas wie ein Marathon“ handelt wie vermutet oder halt um fast das Vierfache, spielt dabei keine Rolle. Bei mir stellte sich spätestens am Checkpoint Charlie (VP 24) langsam das Gefühl ein, dass wir nun gleich da sind. Doch es ging ja nicht wie üblich „nur noch“ durchs Regierungsviertel bis zum Erika-Hess-Eisstadion, sondern Straße für Straße weiter und weiter auf einem langen Weg über Gartenstraße und Bernauer Straße hoch Richtung Jahnsportpark, dann über die lange Fußgängerbrücke am Gesundbrunnen und unter der Bornholmer Straße durch, bis wir endlich Richtung S-Bahnhof Wollankstraße schwenken und kurz hinter diesem vom Mauerweg abbiegen konnten zum nun sehr nahen Ziel. Der Zieleinlauf war ein Hochgenuss, mit einer kleinen aber langen Gasse geformt aus Kugelleuchten und dem anschließenden Weg auf dem roten Teppich! Geschafft und superglücklich kam ich mir vor, als würde ich noch total locker sein. Das war sicher nicht der Fall, doch es fühlte sich nicht nach der totalen Erschöpfung an, nach welcher der Körper völlig austicken könnte. Wie sich bereits in den letzten Stunden des Laufs immer mehr abzeichnete, war das selbst gesetzte Ziel mit reichlich Zeitreserve geschafft!
Geschafft!
Wie zu erwarten, strömten trotz des relativ gering gefüllten Zielgeländes sehr viele Eindrücke auf mich ein: Hier das Zelt mit meinem Gepäck, dort etwas zu essen und trinken, dann weitere Mitstreiter der letzten Stunden, die ebenfalls eintrafen. Ich fand kaum Zeit, meinem Bruder zu danken, der inzwischen eine Suppe gegessen und sich auf den Heimweg gemacht hatte. Plötzlich war auch Franz da, den hatte ich beim Einlauf gar nicht bemerkt! Wie viel Glück wir noch mit dem Wetter hatten, stellte sich anhand des nass gewordenen Zielgepäcks heraus, denn am Samstagabend waren im Berliner Nordosten alle von enormen Regenmassen überrascht worden, von denen wir im Süden überhaupt nichts ahnen konnten. Das ging leider viel zu schnell für die Helfer im Zielbereich und so konnten sie hunderte zuvor akkurat angeordneter Beutel nicht mehr rechtzeitig ins Trockene retten. Manch einer musste deshalb mit seinen Laufsachen nach Hause oder ins Hotel fahren, um dort zu duschen und sich mit trockener Kleidung zu versorgen. Vermutlich wird das teils sehr ärgerlich gewesen sein, doch ich hörte definitiv niemanden klagen. Mir selbst kam eine (eigentlich untypisch) sorgfältige Planung zugute, denn ich hatte ja daheim eine Plastiktüte mit dem Zielgepäck gepackt und diese direkt in den vom Veranstalter gestellten Beutel getan. So wurde nur ein Unterhemd nass, das optional als Startkleidung eingeplant war und erst unmittelbar vor dem Start in den Beutel wanderte. Nasse Dropbags und Zielgepäck sind natürlich für einen Veranstalter eigentlich ziemlich peinlich. Doch da möchte ich unbedingt daran erinnern, dass es hier ein Provisorium gab und im vorgesehenen Eisstadion ganz andere Platzverhältnisse zur Verfügung stehen. Trotzdem lautet eine Lektion des Laufs, dass man seine Sachen in Dropbags lieber noch zusätzlich in regendichten Beuteln verstauen sollte (zumindest, wenn die lokalen Begebenheiten nicht genau bekannt sind!). In den Umkleideräumen lagen auf dem Boden einige Läufer in Schlafsäcken, die wohl für diese Nacht kein Hotelzimmer gebucht hatten und nun versuchten, Ruhe und Schlaf zu finden. Die Duschen waren schön warm und es war genügend Platz, so dass wir uns dort umziehen konnten. Auf den ersten Bus musste ich leider einige Zeit warten (wer zu früh ankommt, den bestraft das Leben halt auch manchmal…) und ging noch mehrere Haltestellen weiter, da ja sonst nichts zu tun war. Die S+U-Bahnen fahren am Wochenende zwar auch nicht durch, aber viel länger und haben stets Nachtlinien als Ersatz – insofern ist auch das am Eisstadion wohl eher kein Problem.
Die Siegerehrung am Nachmittag im H4 Hotel war eine schöne Veranstaltung, bei der ich dem wohl etwas überraschten Rainer Eppelmann dankte, dass er 1990 in seiner ersten Amtshandlung als DDR-Verteidigungsminister den Befehl gab, dass nun jeder Zivildienst leisten durfte. Unsere Kompanie war innerhalb drei Wochen nach Bekanntgabe weg ins nützliche Leben.
Fazit
Eine Schlussfolgerung stellte sich im Laufe der nächsten Wochen und Monate ein: Eine solch umfangreiche Vorbereitung wird nicht mehr oft möglich sein. Ich habe mir selbst gezeigt, dass ich es kann, die 100 Meilen innerhalb 24 h zu absolvieren, doch es hat enormen Aufwand gekostet. Zu schnelleren Zeiten ist nicht mehr viel möglich; eine Viertelstunde oder vielleicht ein paar Minuten mehr sind immer drin, doch bei etwas ungünstigeren Rahmenbedingungen bezüglich Wetter, Blasen, Magenproblemen oder dergleichen kann es auch schnell mal eine halbe oder ganze Stunde länger dauern. Deshalb glaube ich aktuell nicht, dass ich mir noch einmal eine solche Zeit vornehmen werde. 2025 steht die Back-to-back-Medaille auf dem Plan, aber dazu muss ich den Mauerweglauf nicht unbedingt in 24 h finishen, wenn der Cutoff bei 30 h liegt. Es ist ein wunderbar organisierter Lauf, ein eher leichterer Hundertmeiler wegen der wenigen Höhenmeter, der vielen Verpflegungspunkte, der hervorragenden Ausschilderung, der vielen Mitläufer, der möglichen Radbegleitung und begeisternder Helfer an der Strecke. Ich hoffe und plane, noch oft Mitte August nach Berlin zu kommen, sei es als Läufer oder als Helfer.
Halbmarathon Berlin/Haveluferlauf Potsdam/Long Runs mit Freunden
Im April habe ich die Gelegenheit zu kürzeren Läufen genutzt. Unter anderem bin ich beim Berliner Halbmarathon vom SCC Anfang April gestartet und habe diesen als Tempo-Lauf für meinerVorbereitung für die Harzquerung genutzt.
Am 12.04.2025 haben wir dann im Rahmen des 20. Haveluferlaufes den Abschlusslauf des zurückliegenden Lauftherapie-Kurses absolviert. Neben den aktuellen Kurs-Absolventen nahmen wieder einige ehemalige Teilnehmende vergangener Kurs daran teil. Alle schafften das angestrebte Kurz-Ziel von 30minütigen ununterbrochenen langsamen Laufens ohne Probleme und genossen den sehr schönen Landschaftslauf entlang der Havel.
Meine Vorbereitung für die anstehende Harzquerung rundete ich dann noch mit Long Runs mit Freunden ab.
Nun fahre ich frohgemut zur Harzquerung von Wernigerode nach Nordhausen, welch ich nach 2018 und 2022 nun zum dritten Mal laufen werde. Ich bin gespannt, wie dieser Lauf verläuft und werde sicherlich im Mai davon berichten ….
Werderseelauf 2025 in Bremen eine schöne Angelegenheit
Mitte März habe ich meine persönliche Winterlauf-Serie mit einem guten Gefühl abgeschlossen. Nachdem ich im Januar beim Ufer-Trail nicht optimal vorbereitet und im Februar von den winterlichen Verhältnissen etwas überfordert sehr überschaubare Zeiten über jeweils 51 bzw. 49 km geliefert hatte, reiste ich trotzdem guter Dinge nach Bremen zum Werderseelauf an. Waren doch die Wetteraussichten diesmal sehr gut und die Aussicht auf einen Rundenlauf á 8,33 km mit tatsächlich 3 (!) VPs versprach auch einen entspannten Lauf.
Ich hatte mich im Vorfeld wieder entschlossen, mit dem Zug anzureisen und auch ein Hotel direkt am Bahnhof gebucht. Die besten Voraussetzungen also, ausgeruht am Sonntag den 50 km-Ultra zu bestreiten. Zudem kam, dass ich im Internet ausnahmslos nur sehr gute Feedbacks zu den vergangenen Veranstaltungen des Werderseelaufs gelesen hatte.
Angekommen in Bremen bezog ich gleich das Hotel und machte mich zu Fuß auf den Weg zur ca. 5 km entfernten Startunterlagenausgabe am Wehrschloss. Dachte ich mir doch, dass nach der Zugfahrt es auf jeden Fall gut wäre, sich noch etwas zu bewegen. Ich folgte also meinem Fußgänger-Navi auf dem Handy durch Bremen und lief schnurstracks direkt zum Fußball-Stadion, wo noch die letzten Minuten der Bundesliga-Partei SV Werder Bremen – Borrussia Mönchengladbach gespielt wurden. Ich kam direkt in den Gegenverkehr von Tausender Fussballfans und kämpfte mich gegen den Strom an. Als ich dann im Paulaner am Wehrschloss ankam erhielt ich meine Startunterlagen und hatte danach noch etwas über eine Stunde Zeit zur gebuchten Pasta-Party um 19 Uhr.
Ich nutzte die Zeit, um die Gegend zu erkunden und entdeckte ein wundervolles Naherholungsgebiet direkt hinter dem Wehr.
Es war ein schöner Spaziergang und ich kam pünktlich um 19 Uhr zur Pasta-Party zurück. Dort waren schon Mona und Patrick da und wir teilten unser Läufer-Latein. Die Pasta-Party war abweichend von meinen bisherigen Erfahrunen erfreulich klein und überschaubar. Wir waren insgesamt ca. neun Teilnehmende, die sich für unterschiedliche Distanzen stärkten. Hatten Mona und Patrick vor, am nächsten Tag die 25 km zu laufen, war Patrick hingegen vor seinem ersten Marathon sehr aufgeregt und wir hatten uns alle sehr viel zu erzählen. Frisch gestärkt bewältigte ich auch den Rückweg ins Hotel zu Fuß und hatte keine Probleme damit , frühzeitig in den Schlaf zu kommen.
Am nächsten Morgen sparte ich mir den Fußweg und wählte luxuriös die Anfahrt mit dem Taxi. Ich hatte noch genug Zeit bis zum Start und konnte mich entspannt auf den Lauf einlassen und machte mich mit der Situation und der Umgebung vertraut.
Punkt 08:45 ging es dann für uns Ultras los und ich machte mich mit der ersten Runde vertraut. Durfte ich doch diese nun insgesamt sechs Mal umrunden. Ich hatte mir vorgenommen, die 50 km in etwa 06:30 Stunden zu absolvieren und konnte die ersten vier Runden sogar mit eine Durchschnitts-Pace von knapp unter 7 Minuten pro km halten, was meine Erwartungshaltung deutlich in die Höhe schraubte und ich mit einer Gesamtzeit von unter 6 Stunden liebäugelte. Die 5. Runde holte mich dann aber wieder auf den Boden der Realität und meines Leistungsvermögens zurück. Letztendlich kam ich dann nach 50 km mit einer Zeit von 06:03:47 Stunden stolz wie Bolle ins Ziel.
Insgesamt war der Werderseelauf eine wirklich runde Angelegenheit. Vor allem die Organisation und die sehr gute Betreuung und Versorgung auf der Strecke war außergewöhnlich gut. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen.
Ein echt winterharter Ultralauf von Bad Muskau nach Cottbus
Am 14.02.2025 machte ich mich mit mulmigen Gefühl auf den Weg nach Cottbus. Hatte es doch in den letzten Tagen in Berlin viel geschneit und in der Lausitz war die Situation ebenfalls so. Insofern war ich mir recht sicher, dass ich wohl meinem ersten „echten“ Winterlauf absolvieren würde und hatte meine Goretex-Trailschuhe, die ich schon länger nicht mehr getragen hatte, dazu auserkoren, mich trocken durch dieses Wetter zu bringen.
Cottbus zeigte sich in winterlicher Pracht. Kein Wunder, war es doch in den letzten Tagen extrem kalt geworden und zudem hatte es in der Lausitz noch kräftiger geschneit als in Berlin. Ich hatte mich mit Sari verabredet, die ich mit der Aussicht auf „finnische Verhältnisse“ zur Anreise aus Finnland und Teilnahme am PaUL 50 damit überreden konnte. Wir trafen uns zum Abendessen und verabredeten uns für den nächsten Morgen um gemeinsam dann zum Treffpunkt am Sportheim der SV Eiche/Branitz zu fahren.
Aufgrund der obig beschriebenen Witterungsverhältnisse hatten die Veranstalter, Almuth und Aldo, entschieden, dass wir auch beim letzten VP 3 nach 49 km bereits aussteigen könnten und damit eine zusätzliche Wertungsmöglichkeit geschaffen: den PaULchen. Es wurde von allen begeistert aufgenommen.
Los ging es dann wie früher auch beim Luwig-Leichhardt-Trail mit dem Bus Richtung Bad Muskau. Wie immer war eine prächtige Stimmung im Bus und es wurde wieder viel Läufer-Latein geteilt. Angekommen in Bad Muskau ging es dann die letzten Meter zur Fuß in den Schloßpark und dort direkt zum Schloß.
Pünktlich zum Start setzte ein prächtiges Schneetreiben ein und ich fühlte mich wie in so einer Spielzeugglaskugel, die durch kräftiges Schütteln im Inneren ein ebenso märchenhaftes Schneetreiben erzeugt.
Im Park war der Untergrund teilweise geräumt aber auch glatt und ich musste erst einmal ein Laufgefühl entwickeln. Es kam ja auch hinzu, dass ich mit den Schuhen recht lange und vor allem bei diesen Verhältnissen nicht gelaufen war. Nach einer kurzen Einlaufphase kam ich dann doch in meinen Rhytmus. Wir hatten mittlerweile den Park verlassen und liefen nun abseits der Straßen auf Waldwegen und Pfaden teilweise durch ca. 15 cm unberührten Schnee. Da ich ein langsamer Läufer bin und stets am Ende des Feldes anzutreffen bin, profitierte ich dadurch glücklicherweise, dass die Vorlaufenden bereits den Weg etwas „geebnet“ hatten.
Der erste VP war dann bei km 20 an der sächsisch-brandenburgische Landesgrenze erreicht. Ich war zu dem Zeitpunkt an der Spitze des letzten Viertels des Feldes und Aldo begrüßte mich mit den Worten „Du schon? Willst wohl wieder Deine Altersklasse wie beim Mad Chicken Run gewinnen?“. Ich wusste aber, dass ich – wie immer – in der zweiten Hälfte wieder einbrechen würde. Ich werde einfach nicht schlauer ….
Es ging also weiter und ich kam etwas später am Apostelbrunnen im Reuthener Park an. Dort war ein Kontrollpunkt eingerichtet worden, um Abkürzungen vorzubeugen. Es sollte dort ein Stanzgerät vorliegen, mit dem man dann die Startnummer markieren sollte. Leider war das Gerät nicht mehr funktionsfähig und so behalf ich mich nach einigen vergeblichen Versuchen mit einem Beweisfoto:
Die längere Verweildauer am Apostelbrunnen führte dazu, dass (fast) alle hinter mir Laufenden auch dort eintrafen und ich freute mich, dass ich etwas Gesellschaft hatte.
Es kam wie immer, was aber auch kein Problem für mich war. Mit der Zeit wurde ich extrem langsamer und ich ließ alle ziehen. Es war ja für mich am Morgen schon klar, dass ich die Option „PaUlchen“ ziehen würde. Nun wurde das aber immer konkreter und ich freundete mich auch damit an. Kurz nach dem VP 2 bei km 40 schloss dann noch Michael mit mir auf und wir absolvierten gemeinsam die restlichen Kilometer bis zum VP 3. Dort angekommen erklärten wir feierlich unseren Willen die vorzeitige Option zu ziehen und bewältigten die letzten Kilometer bis zum Sportheim gemächlich zu Fuß.
Dort war dann die große Siegerehrung und das gemütliche Beisammensein. Es gab viel zu erzählen und ich konnte noch eine Mitfahrgelegenheit ergattern.
Die letzten Kilometer waren auch deshalb sehr kurzweilig, weil Michael und ich uns gut unterhielten und ich viele interessante Infos zu meinem Ziel erhielt: Das Erreichen des 100 Marathon Club. Voraussichtlich werde ich dieses langgehegte Ziel im kommenden Jahr erreichen, wenn alles gut läuft.
Alles in allem ein gelungener Winter-Ultra und sehr liebevoll und läufergerecht vom gesamten Organisationsteam vorbereitet und durchgeführt. Ich freue mich schon auf die nächste Auflage in 2026 🙂
Ein kommunikativer Lauf durch die Potsamer Kultur- und Naturlandschaft
Am letzten Samstag im Januar war ich wie im Vorjahr zum zweiten Ufer Trail von Antje eingeladen, worüber ich mich sehr freute. Hatte ich doch diese Veranstaltung vor allem aufgrund der sehr famliären Atmosphäre und der abschließenden Läufer-Party in überaus guter Erinnerung.
Ich fühlte mich auch – anders wie im Vorjahr – auch besser vorbereitet, da der Start ins neue Jahr und meine zurückliegendeen Trainingsumfänge im Januar deutlich besser waren. So machte ich mich dann frohgemut auf den Weg nach Potsdam-Babelsberg. Erfreulicherweise war ver.di auch so freundlich und hatte den Warnstreik auf den darauffolgenden Montag gelegt. Letztes Jahr streikte noch die S-Bahn und ich erinnere mich mit Schrecken an die Odysee meiner Anreise mit den BVG-Bussen. Das blieb mir diesmal erfreulicherweise erspart.
Mein Plan war, langsam loszulaufen und etwa eine halbe Stunde schneller zu sein als wie im Vorjahr. Es begann wie letztes Jahr: Kaum war der Start freigegeben, liefen alle sehr flott Richtung Babelsberger Park und ließen auch dort nicht mit dem Tempo nach. Vorbei am Flatow-Turm, der Gerichtsbaude und am Babelsberger Schloss – hoch und runter. Ich versuchte, zumindest noch Blickkontakt zu halten. Hatte ich doch vor, nicht wie letztes Jahr nach dem Glienicker Schloss dann am Schäferberg den Einstieg in den Düppeler Forst zu verpassen. Das gelang mir recht leidlich und ich war dann sehr froh. Ich folgte dann dem wirklich sehr guten Track, den Antje uns zur Verfügung gestellt hatte und kam nach 10 km und Überquerung der Stolper Berge mit einer Durchschnitts-Pace von 06:40 Min./km am ersten VP gegenüber der Pfaueninsel als letzter Läufer an – nach meinem Geschmack viel zu schnell … Aber egal, was solls: Non Stop Ultra!
Angekommen an der Glienicker Brücke ging es dann durch den Neuen Garten und vorbei am Marmorpalais. Nach einer kurzen Passage durch Potsdam und vorbei am Hauptbahnhof führte die Route dann in den Schlosspark Sanssouci schnurstracks direkt zum Schloss Sanssouci, wo wir die Freitreppe erklimmen durften. Direkt dahinter stand das erste von zwei Pflichtfotos an, welche wir machen mussten, die Holländische Mühle. Von dort ging es dann durch den Park weiter zum Neuen Palais, einmal drum rum und direkt durch das dahinterliegende Triumphtor. Dort mal kurz innehalten um 180 Grad drehen und das Neue Palais durch das Tor hindurch fotografieren. Geschafft: Das zweite Pflichtfoto und ich war erleichtert, dass ich beide in der Tasche hatte …
Erleichtert verließ ich den Schlosspark und folgt weiter dem Track und kam bei km 26 am VP 2 an. Dort traf ich dann Jörn, der sich dort verpflegte und wir setzten den Lauf gemeinam fort. Nun begann es auch sehr kurzweilig zu werden und ich freute mich, Gesellschaft zu haben. Wir unterhielten uns prächtig und spulten Kilometer für Kilometer ab. Am Templiner See entlang vorbei an Geltow kamen wir an der Fähre von Geltow nach Caputh am VP 3 bei km 35 an. Die VPs waren überhaupt prächtig organisiert und hielten alles bereit, was von Ultra-Läufern geschätzt wird. Auch die Helfer an den VPs waren super und ohne diese Enthusiasten würde so eine Veranstaltung auch gar nicht funktionieren. Am VP kam dann auch noch mein Ultra-Freund Werner mit dem Fahrrad vorbei – wir hatten uns verabredet – und wir hatten gemeinsam viel Spaß.
Leider war uns die Fähre verwehrt und wir liefen einen 1,5 km langen „Umweg“ um nach Caputh zu kommen. Über das nervige Kopfsteinpflaster (jedenfalls für mich) ging es dann durch Caputh, am Einstein-Haus vorbei und wieder in den Wald Richtung Templiner Vorstadt, wo uns der letzte VP erwartete. Jörn und ich waren mit einigem Abstand die letzten Läufer und es war super, dass die Helfer am VP noch auf uns warteten. Frisch gestärkt ging es dann von dort noch die letzten 4 km zurück nach Babelsberg zu Anja und wir erreichten bereits bei einbrechender Dunkelheit glücklich und geschafft als Letzte das Ziel.
Wo dann der gemütliche Teil des Tages begann: Die urgemütliche und überaus familiäre Läufer-Party 🙂 Es gab viel zu erzählen und vor allem Läufer-Latein ohne Ende …. Antje hatte sich wieder viel Mühe gegeben, vor allem die selbstangefertigte Finisher-Medaille und die Urkunde war der Hit!
Das war ein guter Start ins Ultra-Jahr und vor allem ein sehr kommunikativer Lauf. Ich werde sicherlich mit Jörn noch das ein oder andere Trainingsläufchen verabreden.
Ein gutes Laufjahr hat mit dem Silvesterlauf in der Karolingerstadt Lorsch (Hessen) geendet. Gemeinsam mit Kurt und Sven habe ich den Silvesterlauf absolviert.
Damit rundete ich das zurückliegende Laufjahr würdig ab und bin gespannt und neugierig, was das neue Laufjahr für mich bereit hält. Meine Planung ist, ebenso viele Marathons und Ultras zu finishen wie im Vorjahr und dabei wieder verletzungsfrei zu bleiben. Neben einigen Läufen vom Vorjahr (Ufer-Trail, FDZU, Mad Chicken Run) habe ich auch für Läufe gemeldet, die ich zum ersten Mal erkunden werde (PAuL50, Werderseelauf) oder mehrere Jahre nicht mehr gelaufen bin (Harzquerung).
Zuversichtlich stimmt mich auch, dass ich über die zurückliegenden Weihnachtsfeiertage eine lästige aber glücklicherweise kurze Erkältung überstanden habe und guter Dinge bin, dass ich nicht wie im letzten Jahr im Frühjahr einen Virus einfangen werde.
Ich wünsche allen Lauffreunden und Lauffreundinnen ein gutes Laufjahr 2025 und vor allem gute Begegnungen und Eindrücke auf den Strecken.
Den vergangenen Monat habe ich wie geplant an keiner Laufveranstaltung teilgenommen und hatte dadurch auch Zeit, mit Lauffreundinen und Lauffreunden mal wieder den ein oder anderen kurzen City-Run oder Long Run durch die Natur gemeinsam zu unternehmen. Das war in diesem Jahr deutlich zu kurz geraten. Umso größer war der Genuss, nun endlich auch dafür die Zeit zu haben. Abschließend zu diesem Eintrag noch einige Foto-Impressionen der zurückgelegten gemeinsamen Läufe.
Zudem habe ich den November auch dazu genutzt, meinen Laufkalender für das kommende Jahr zu planen und habe bereits für die Läufe in der ersten Jahreshälfte 2025 gemeldet. Nun gilt es im kommenden Dezember das Grundlagentraining etwas auszubauen, damit ich dann Anfang des Jahres die notwendige Fitness und Ausdauer habe, um die langen Distanzen als Lebens- und Genussläufer auch erholsam und als nicht überfordernd bewältigen zu können.
Ich wünsche Allen eine besinnliche Adventszeit und bleibt gesund!
Der Burgenlauf in Bad Belzig war für mich eine kleine neue Herausforderung. Leider verlief meine Laufsaison aufgrund von körperlicher Beschwerden schwierig, sodass ich nicht wirklich fit in diesen wunderschönen Naturlauf gestartet bin.
Das Schöne war und darüber habe ich mich am meisten gefreut, Franz und ich bestritten für dieses Jahr endlich mal wieder einen gemeinsamen Lauf und das habe ich wirklich sehr vermisst. Irgendwie verlief dieses ganze Jahr sowieso etwas merkwürdig und selbst die sonst immer festen Termine mit Franz, sich zu treffen und gemeinsam einen Long Run zu bestreiten, fielen aus. Aufgrund von beruflicher Umstrukturierungen konnten wir uns nicht so oft sehen. Aber für mich war dieses Jahr sowieso einfach nur mal wichtig, einen erfolgreichen Ultra für 2024 auf meine Liste schreiben zu können. Und ja, ich habe es total vermisst mit Franz gemeinsam mal wieder zu laufen und einfach die Zeit zusammen zu genießen, wie wir es ja auch schon die letzten Jahren so toll absolvierten.
Wie gesagt ich war überhaupt nicht fit und für mich war ja auch schon der Berlin-Marathon eine kleine Herausforderung und ich dachte mir, wenn ich den Marathon gemeistert habe, schaffe ich auch noch den Burgenlauf. Vor allem weil die Cut-Off Zeit von 6h auf 7 h erweitert wurde. Auch für Franz war es eine Riessenherausforderung, da er ja zwei Wochen zuvor einen Wettkampf erfolgreich absolvierte. Zum einen war es der Berlin-Marathon und zum anderen ist Franz zwei Wochen vor dem Berlin-Marathon, auch noch den Mad Chicken Run in Cottbus gelaufen, was natürlich auch für ihn eine Riesenleistung war.
Schon die Anfahrt war für uns beide eine kleine Herausforderung, da es aufgrund von Starkregen sehr ungemütlich zu fahren war, dazu kamen leider noch einige Sturmböen die unsere Fahrt nach Bad Belzig schon etwas erschwerten. Gott sei Dank kamen wir zeitlich früh genug an und konnten uns auch noch ohne Stress umziehen und startklar machen. Das Tolle war, dass sich Franz den Track auf seine Uhr heruntergeladen hatte und wir uns auch somit keine Sorgen machen mussten, dass wir uns verlaufen würden.
Wie von Franz versprochen, war die Strecke sehr abwechslungsreich und wirklich ein wunderschöner Naturlauf. Auch trotz des Sturmes am Morgen hatten wir Glück gehabt und es gab kaum umgestürzte Bäume oder irgendwelche Äste die die Strecke blockierten. Das einzige was wirklich anstrengend war und wirklich viel Kraft gekostet hat, war das Laufen gegen den starken Gegenwind. Natürlich lief es so wie immer mit Franz. Wir liefen größtenteils nach Körpergefühl und wussten eigentlich ganz genau, was wir da machten. Die VP`s waren wirklich sehr klein aber fein mit ganz tollen Ehrenamtlichen, die sich freuten, uns anfeuern zu können. Die Streckenmarkierungen waren wirklich sehr gut ersichtlich, man musste wirklich keine Bedenken haben, sich irgendwie verlaufen zu können. Das Lustige war wirklich , das wir beide ca. 300m vor dem Ziel eine falsche Abbiegung genommen haben und nicht die Originalstrecke ins Ziel genommen haben, aber auch das nahmen wir einfach mit Humor und freuten uns sehr, einen weiteren Ultra für dieses Jahr gefinisht zu haben und waren natürlich überaus glücklich.
Im Ziel erwarteten uns noch zwei Freunde. Der liebe Werner und der Kalle. Schlussendlich war der Tag perfekt und wir waren beide sehr zu frieden.
Mitte September nahm ich an meinen ersten 24-Stunden-Lauf in Hänchen (ohne h in der Mitte) bei Cottbus teil. Aufmerksam geworden war ich auf diesen Lauf aufgrund der Finisher-Shirts der Vorjahre, die ich bei diversen anderen Laufveranstaltungen zur Kenntnis nahm. Außerdem war beim ersten Ufer-Trail – veranstaltet von Antje Knobloch im Januar – auch Peter vom Mad-Chicken-Run mit dabei und verteilte Flyer. Da war mein Plan geboren, mich für dieses Jahr anzumelden.
Ich hatte ja schon von meinen 100-Meilen-Teilnahmen gewisse Erfahrungen, da ich da jeweils deutlich über 24 Stunden unterwegs war, war aber dennoch gespannt, wie mir ein solches Format bekommen würde.
Am Vortag machte ich mich mit Werner auf den Weg und wir waren wieder mit Ralf und David verabredet. Somit war die Vierer-Combo vom FDZU wieder komplett. Es schüttete wie verrückt bei unserer Ankunft und der Veranstaltungsort hatte Ähnlichkeit mit dem Festivalgelände von Wacken: alles voller Schlamm. Unsere große Hoffnung war, dass die Wetteraussichten für Samstag und Sonntag Besserung versprachen. Es sollte trocken bleiben. Trotzdem hielt der Starkregen bis in die Morgenstunden an und es wurde eine feuchte Nacht in meinem Wurfzelt von Lidl …..
Am nächsten Morgen war die Strecke tatsächlich abgetrocknet und gut laufbar. Die 2-Kilometer-Runde war erstaunlich abwechslungsreich. Neben Asphalt gab es auch eine Stück Waldweg mit Wurzeln und einen Feldweg neben einem Maisfeld. Für Abwechslung war also gesorgt und ich lernte es zu schätzen.
Punkt 10 Uhr vormittags ging es dann am Samstag los. Ich hatte die entspannte Runde gewählt, wo ich am Ende der Runde jeweils einen kurzen Ausblick auf die Trail-Runde auf der Motocross-Bahn hatte und erahnen konnte, welche Herausforderungen dort warteten. Es ging dort immer auf und ab und jede Anhöhe hatte von den Veranstaltern sogar ein Gipfelkreuz verpasst bekommen. Es ist an dieser Stelle auch die detaillierte und liebevolle Organisation der Veranstalter zu erwähnen, welche wir in den beiden Tagen genießen durften.
Ich lief also los und spulte Runde um Runde ab. Mit der Zeit fühlte mich immer wohler. Als Lebens- und Genußläufer weiß ich mittlerweile Routinen und Rituale immer besser zu schätzen und war in meinem Element. Ich hatte mir auch keine wirkliche Strategie zurecht gelegt und nur meine Erfahrungen von den 100 Meilen in Berlin und den Bieler Nächten. Als Minimalziel hatte ich mir die Mindest-Distanz von 30 Runden (60 km), um in die Ergebnisliste zu kommen, gesetzt. Das nächste Ziel sollte dann eine dreistellige Kilometerzahl werden und als Optimalziel liebäugelte ich mit 60 Runden (120 km). Also lief ich einfach weiter und weiter und hatte nach 15 Stunden um 1 Uhr morgens 45 Runden – also 90 km – absolviert. Kurz zuvor begegnet ich Aldo, der mich ermutigte, eine kurze Schlafpause einzulegen. Als ich mich dann zur Pause abmeldete und mich im Zelt für ca. zwei Stunden zum Schlafen legte, war ich gar nicht sicher, ob ich danach wieder ins Laufen kommen würde. Ich hatte das ja noch nie gemacht und war immer felsenfest der Meinung, dass ich nach einer Pause bei einem so langen Lauf nicht mehr in die Gänge kommen würde.
Morgens um 03:30 Uhr klingelte mein Wecker und ich kriegte es tatsächlich hin, wieder auf die Strecke zu kommen und zu laufen. Von 4 Uhr bis 7 Uhr schaffte ich dann im Schneckentempo noch weitere 8 Runden und kapitulierte dann drei Stunden vor Zielschluss. Ich hatte insgesamt 106 km geschafft und war total satt und glücklich.
Es war ein tolles Erlebnis. Vor allem die grandiose Gastfreundschaft des gesamten Organisations-Teams und der Zusammenhalt und gegenseitige Motivation aller Laufenden – vor allem in der Nacht. Ein Highligt war auch die grandiose Unterstützung des Studentenwerkes Frankfurt/Oder, die wirklich 24 Stunden nonstop die Teilnehmenden anfeuerten, Applaus spendeten und jede Stunde einen neuen Motivationsspruch aushängten. Große Leistung!
Insgesamt bin ich total zufrieden und großer Fan dieses Formats geworden. Ich werde auf jeden Fall nächstes Jahr wiederkommen!