Herzlich willkommen auf Laufwolke.de

Ich möchte auf dieser Seite meine Begeisterung für das ausdauernde gesunde Laufen teilen und bei dem Einen oder Anderen auch wecken. Ich laufe seit dem Jahr 2000 und habe seitdem eine Entwicklung zum „Lebens- und Genussläufer“ durchlaufen. Auf dieser Website möchte ich meine verschiedenen Laufwelten und Erfahrungen präsentieren und eine Möglichkeit der Kommunikation bieten. Über eine lebendige Beteiligung wäre ich sehr erfreut. Viel Spaß beim Stöbern auf der Seite.

Kalt – Hart – Schön? Der Nachbericht

(Der Vorbericht findet sich hier)

Es ist halt wie es ist, so auch mit dem Werbeversprechen der Brocken-Challenge:

Kalt war es nun wirklich nicht. Beim Start morgens um 6 Uhr waren 10 Grad angekündigt und wohl auch vorhanden, später wurde es etwas kühler (=weniger warm) und am Brocken endete der Lauf in der Nähe des Gefrierpunkts. Aber für einen Lauf Mitte Februar auf den höchsten Berg Norddeutschlands mit ausgewiesen alpinem Klima, der in den vergangenen Jahren oft mit eisig-kaltem Wetter, Glatteis, meterhohem Schnee oder ähnlichen Wetterbedingungen für die größten Herausforderungen sorgte, glich das Ganze eher einem „Lauf in den Frühling“. Der leichte Westwind (eher im Rücken als im Gesicht) und wenige matschige Abschnitte änderten daran nicht viel. In vergangenen Jahren war auch das manchmal anders, da gab es teils Schlammbäder auf früheren Wanderwegen nach Einsätzen von „Harvestern“. Zwar hatte es im Vorfeld reichlich Regen gegeben, aber glücklicherweise waren die Wege nicht zerfurcht und meist gut laufbar. Nur ein matschig-schlammiger Anstieg über etwa einen Kilometer ist mir in Erinnerung geblieben.

Das sind perfekte Bedingungen für schnelle Zeiten und die gab es reichlich (Ergebnisse), unter anderem Streckenrekorde bei Männern und Frauen!

Schön ist vieles an der Landschaft! Es gab mehrfach schöne Aussichten bei teils hoher Sichtweite, auch wenn der Himmel zwischendurch immer wieder bewölkt war. Noch kurz unter dem Brocken gab es ungewöhnliche Blicke, oben war dann „natürlich“ Brockenwetter, also Nebel. Weniger schön hingegen ist, was man in der Nähe sieht: Totalschaden am Wald, wie es mittlerweile nicht nur vom Harz, sondern auch von anderen Mittelgebirgen bekannt ist (siehe Franz Bericht zur Deutschland-Querung 2022). Bilder davon zeigen unter anderem die Berichte anderer Läufer, die man auf der Homepage des Laufes findet. Lichtblicke geben jedoch nicht nur die fehlenden Baumkronen, sondern auch immer öfter Neubewuchs und Anpflanzungen. Ein Teil der Spendengelder geht an entsprechende Projekte.

Laufen mit dieser speziellen Ultra-Familie ist sowieso eine schöne Sache und die Erlebnisse sind auf jeden Fall da.

Hart kann jeder Lauf sein, wenn man das Tempo entsprechend gestaltet. Die vielen Bergpassagen bieten dazu reichlich Gelegenheit! Der (erste) Entsafter kurz nach Marathondistanz prägte mich am stärksten, da Axel, mein Begleiter über den ganzen Lauf, mich nach der kurzen und sehr steilen Gehpassage anspornte, diesen über fast 10 km gleichmäßig seichten Anstieg möglichst durchgängig zu laufen. Das klappte sogar weitgehend, aber danach war es erst einmal vorbei mit der Wohlfühlatmosphäre! Insgesamt hat die zweite Streckenhälfte viel mehr (positive) Höhenmeter, aber wir bewältigten sie in etwa der gleichen Zeit, ganz entgegen meinen ursprünglichen Plänen und Absichten. So kamen wir sogar noch im Hellen an und sahen auf dem Goetheweg die Brockenbahn passieren (siehe Beweisfoto). Natürlich war ich sehr geschafft, aber glücklich, endlich oben angekommen zu sein. Dusche (heiß und kurze Wartezeit!) und Essensbuffet (eher kein Hunger, nachdem ich am letzten VP das Kuchenbuffet geplündert habe) sowie ein schöner Holzaufsteller statt einer klassischen Medaille waren ein wohlverdienter Lohn für die Mühen. Insgesamt hatte ich das Gefühl, mich nicht komplett verausgabt zu haben, womit ich sehr zufrieden war. Der 7 km lange Abstieg wurde zu einer netten Nachtwanderung in einer Gruppe und nach moderater Wartezeit in der Hochmoorbaude bei Tee und Resten der Verpflegung kamen wir alle noch im ersten Bus nach Göttingen unter (21:30 Uhr, der zweite Bus fuhr erst 23 Uhr). Zugeben muss ich jedoch, dass ich mich zwar in den nächsten 2-3 Tagen gut und besser fühlte, obwohl sich noch eine Dienstreise anschloss, aber dafür nach 5 Tagen total fertig war und das Kreuz / die Hüfte Probleme bereitete. Keine gute Voraussetzung für die „Reise in den Süden“, die für das nachfolgende Wochenende anstand! Die Anmeldung musste aber wegen knapper Startplatzressourcen bereits im November erfolgen, also bevor am 1.Dezember das Ergebnis der BC-Lotterie verkündet wurde.

Fazit: Die Brocken-Challenge ist bei jedem Wetter eine Reise wert! Aber ich habe die Warmduscher-Version erwischt – ob das extra wegen mir Warmduscher war? Naja, so wichtig ist keiner.

Die größte Challenge ist und bleibt nun einmal, den Anforderungen des harten (Winter-) Wetters zu trotzen und heldenhaft zu finishen, im Orkan oder mit vereisten Augenbrauen und Trinkflaschen oder Füßen im Eiswasser oder Schnee bis zu den Hüften oder Schlamm bis zu den Waden oder oder oder. Für mich steht fest: Das war ein Finish außer der Reihe, zählt als harter Ultralauf, aber nicht als „echte“ Bewältigung einer Brocken-Challenge. Ich werde es wohl noch einmal versuchen und meinen Namen in den Lostopf werfen. Dann in Erwartung geringerer Chancen bezüglich der BC-Lotterie, aber höherer Chancen bezüglich der Wetter-Lotterie à BC 202x – Here we go!

Der Berg ruft! Vorbereitung auf die Brocken-Challenge am 17.02.2024

Ein Lottogewinn
Immer wieder muss ich an den berühmten Loriot-Sketch mit „Erwin Lindemann“ denken, dem Lotto-Gewinner, der ein Fernsehinterview geben soll und durch die ganze Filmcrew und immer wieder neue Aufnahmen am Ende so aufgeregt ist, dass er nicht mal seinen eigenen Namen nennen kann. Ein Lotterie-Gewinner bin auch ich – bei der BC-Verlosung habe ich einen Startplatz gewonnen1. BC steht für Brocken-Challenge und ist eine wunderbare Veranstaltung Göttinger Lauffreunde, die sich im Ausdauer- Sport für Menschlichkeit (ASFM) organisiert haben.

Die Idee
Die eine Idee: Lasst uns doch mal auf den Berg um die Ecke laufen. Nun gut, jener Berg namens Brocken steht halt 80 km weit entfernt, aber das gehört zu den Details, nix was Ultraläufer vom Plan abbringen würde. Die nächste Idee: Wenn schon, dann bei bestem Wetter, also Mitte Februar; im Sommer kann das ja jeder. Die dritte Idee: Verbinden wir das Ganze mit einer Spendenaktion. So gibt es keine Startgelder, alle Leistungen der Veranstalter und seiner Helfer erfolgen unentgeltlich, hinzu kommen viele Sach- und Geldspenden. Alle Einnahmen gehen in die große Spendenkasse, aus der in 19 Jahren fast 400 000 € an eine lange Liste karitativer Einrichtungen und Organisationen in der Region und der Welt verteilt werden konnten.

Die Vorbereitung:
Keine Winterpause
Wie bereitet man sich auf etwas Unbekanntes vor, das viele Unwägbarkeiten verspricht? Normalerweise machen Läufer zwar keinen Winterschlaf, aber doch einige Wochen Pause bzw. stark reduziertes Programm zur Erholung im November/Dezember. Nach den Festessen geht es mit guten Vorsätzen ins neue Jahr und die meisten haben dann im Mai bis Juni den ersten läuferischen Jahreshöhepunkt, auf den sie typischerweise um die 20 Wochen trainieren. Das funktioniert nicht, wenn man zur BC im Februar fit sein will, zumindest fit genug, um mit guter Wahrscheinlichkeit und Zufriedenheit ins Ziel zu kommen. Also gab es dieses Mal keine Winterpause, dafür im November noch zwei Läufe (ein kurzer schneller Rundenlauf und ein langsamer langer Ultra beim „kleinen“ KoBoLT) und mehr oder weniger normales Training.

Wintertraining
Die spezifische Vorbereitung begann kurz vor Weihnachten mit einem Ausflug in die nächste Kleinstadt: Mit Wintersachen und Laufweste laufen, sich zwischendurch selbst verpflegen und im Supermarkt nachkaufen für ein Mittagessen. Später kamen Läufe im (in Greifswald eher ungewöhnlichen) Schnee hinzu, erste Tests mit neuen, unterschnallbaren Spikes für Schnee und Glatteis (ohne die wird es sonst im Hochgebirge zum Risikospiel) sowie mit Neopren-Socken. Letztere Neuerwerbung ist der Sorge geschuldet, dass bei Kälte in Kombination mit Schnee oder (überfrorenen) Pfützen ein längeres Laufen mit nassen und kalten Füssen erforderlich sein könnte. Von früheren Ausgaben der BC gibt es reichlich Berichte darüber. Dagegen sollen die Socken gut helfen, nach dem gleichen Prinzip wie bei ihren großen Geschwistern, den Neoprenanzügen für Wassersportler. Diese sind zwar auch nicht wasserdicht, helfen aber eine wärmeisolierende (Wasser-) Schicht um den Körper aufzubauen. Bei perfekten Bedingungen in Form von Schneematsch und Niesel mit Temperaturen leicht über dem Gefrierpunkt erfolgte kürzlich noch ein Härtetest. Ich habe mir das bei den Experten im Matschwesen abgeschaut – Kindern, die mit Gummistiefeln und Matschhose so lange in Pfützen herumspringen, bis es von Erziehungsberechtigten verboten wird. Mangels Letzterer bin ich allein und nur durch alle Pfützen gelaufen, die ich auf der Laufstrecke finden konnte. Das genügte für die Feststellung, dass das irre Spaß bereitet und dass die Füße zwar gut naß, aber bei laufender Bewegung bald darauf auch wieder warm werden. Natürlich auch, um die Hose knieabwärts ebenfalls einzunässen. Wie sich das auf die bei Nässe üblichen Blasen an schrumpeliger Haut auswirkt, muss dann der Langzeittest zeigen, da reichen zwei Stunden noch nicht aus (zum Glück).

Warmduscher
Das Laufen bei Schneefall und Dunkelheit zu trainieren war ein ähnlicher Spaß. Mit Stirnlampe ausgestattet, war die gefühlte Sichtweite ungefähr eine Armlänge – ein großartiges Vergnügen! Tatsächlich sieht man schon ein paar Meter mehr vom Weg und reflektierende Verkehrsschilder gar hundert(e) Meter. Was sich hier im Norden Deutschlands ebenfalls einfach üben läßt, ist das Laufen bei Sturm, Regen und Kälte. So ließen sich immer wieder Übungseinheiten mit dem Schwerpunkt „Frieren und Laufen“ einstreuen. Dabei stellte ich fest, dass nicht mehr viel von einstiger Abhärtung durchs Freiwasserschwimmen übrig ist, auf die ich mal mindestens so stolz war wie die klappernden Zähne weit zu hören. Die finale Transformation zum laufenden, warmduschenden Weichei scheint vollzogen.

Berglauf?
Skeptiker werden vielleicht einbringen, dass bei knapp zwei positiven Höhenkilometern auch das Berglaufen eine gewisse Bedeutung haben könnte. Das mag sein, aber Berge in dem Sinne von Höhenunterschieden gibt es hier eben nicht wirklich. Manche der höchsten Erhebungen sind in fast jedes Training eingebaut, aber der Trainingseffekt ist zweifelhaft bei einer Straßenbrücke bzw. Unterführung. Ansonsten setze ich auf Altbewährtes: Streckenprofile anstarren und Internetvideos gucken sowie Berichte lesen. Das hat mir schon beim bisher einzigen Ausflug in die Welt der Etappenläufe nach wenigen Tagen „Shin-splints“ eingebracht, das klassische wie äußerst schmerzhafte Schienbeinkanten-Syndrom. Bei Eintagesläufen bin ich bisher davon verschont geblieben. Mut macht, dass meine Probleme eher beim Bergablauf liegen und es vor allem am Ende zumeist aufwärts geht. Allerdings gilt am Brocken die alte Flieger-Regel „Oben geblieben ist noch keiner“, denn zum Parkplatz, von dem aus dem Busse oder Autos zurück nach Göttingen fahren, führt nur der 7km-Fußweg mit 400 Höhenmetern abwärts.2

Warten auf ToGo
Die Woche der Brocken-Challenge hat begonnen, der Kilometerzähler gaukelt einen zu diesem frühen Termin im Jahr noch unerreichten Trainingszustand vor (trotz zwei festen Ruhetagen wöchentlich ergibt sich ein Tagesdurchschnitt von 10 km oder einer Laufstunde). Lange Listen zu Reisedetails, Streckenabschnitten, Laufsachen, Inhalten von Laufweste, Dropbag und Brockentasche sind geschrieben, Hinweise der Organisatoren und der Streckenplan sind ausgedruckt und als GPX-Track auf dem Telefon gespeichert. Nun heißt es nur noch abwarten, 1-2 mal gemächlich joggen um nicht die Fortbewegungsart zu vergessen und am Freitag alles in mich hineinstopfen, was geht. Füße eincremen, Brustwarzen abkleben, Wetterbericht verfolgen und die Laufsachen möglichst nicht völlig falsch wählen.

Nächste Woche gibt es einen Nachbericht, versprochen.3 Bis dahin hoffen wir mal, dass es Spaß macht, wenn es heißt:
„Brocken-Challenge 2024 – here we go!“

  1. Wenn doch mal jemand fragen würde: „Wie laufen Sie denn hier herum? Sie haben wohl Ihre Lauferlaubnis im Lotto gewonnen?“, könnten fast alle antworten: „Na klar!“. Fast alle, denn für (frühere) Helfer und Traditionsläufer gibt es Sonderstartrechte. ↩︎
  2. Mit wenigen Ausnahmen, denn manche Teilnehmer übernachten auch im Hotel auf dem Brocken ↩︎
  3. Danach geht es zum Aufwärmen in den Süden, zu den Bergvölkern. Es wird unterirdisch… ↩︎

Ein guter Start in das Laufjahr

Die letzten beiden Monate im zurückliegenden Jahr hatte ich damit verbracht, mich zu regenerieren und die Weichen für das kommende Laufjahr zu stellen. Meine Umfänge an Laufleistung waren dementsprechend auch geringer und ich fing mit Beginn des neuen Jahres wieder damit an, diese zu steigern und in Ausdauer zu kommen. Galt es doch rechtzeitig zum Ludwig-Leichhardt-Trail (LLT) am 17.02.2024 in Form zu kommen.

Gleichzeitig wollte ich die Laufplanung – zumindest für das erste Halbjahr – abschließen und in trockene Tüchern bringen. Ich hatte mich schon zusätzlich zum LLT auch für den Rennsteig-Supermarathon und den Fischland-Darß-Zingst-Ultra (FDZU) bereits angemeldet. Zudem liebäugele ich immer noch mit meiner Teilnahme am Etappenlauf direkt vor meiner Haustür der HEIDI-Challenge Ende April/Anfang Mai. Dies jedoch nur, wenn ich mich bis dahin soweit in die dafür nötige Form bringen würde.

Ich startete also Anfang Januar mit meinen Long Runs an den Wochenenden  und konnte diese von 23,5 km und 26,5 km am dritten Wochenende auf 30 km steigern. Das lief recht zäh, da auch noch eine winterliche Witterungslage hinzukam, die – jedenfalls für mich – recht beschwerlich war, da ich auch meine Long Runs fast alle alleine laufe.

Vor diesem Hintergrund hielt ich also Ausschau nach geeigneten organisierten Läufen in unmittelbarer Umgebung zur weiteren Vorbereitung und wurde auf den 1. Ufer Trail – einen sog. Einladungslauf – aufmerksam, der direkt in Potsdam-Babelsberg startete und 50 km durch das Umland führte. Glücklicherweise bekam ich noch einen Startplatz und fuhr mit mulmigen Gefühl (hatte ja lediglich als längsten Long Run nur 30 km in den Beinen) dort hin.

Antje, die Initiatorin, hatte den Lauf direkt vor ihrer Haustür organisiert und eine kleine Schar von 23 Läuferinnen und Läufern hatten sich für diesen Winter-Ultra angemeldet. Alle waren recht flott am Start und ich lief nach wenigen Kilometern mein eigenes Rennen im Wohlfühl- und Genußtempo. Dank des zur Verfügung gestellten Tracks konnte ich die Route auch beibehalten und fühlte mich an manchen Stellen an den Etappenlauf in 2022 (Deutschlandquerung) erinnert. Ab km 30 spürte ich dann, dass ich langsamer wurde und kam dann erschöpft aber glücklich als letzter Finisher ins Ziel.

Der Lauf war liebevoll organisiert und fand in sehr famliärer Atmosphäre statt. Alle kannten sich untereinander und wir verbrachten noch eine stimmungsvolle Läufer-Party im Anschluss.

Alles in allem war es ein guter Start ins Lauf-Jahr und für mich eine gute Vorbereitung für die anstehenden Ultras.

Das war das Laufjahr 2023

Ein weiteres Laufjahr ist wieder einmal fast vorbei und ich bin sehr dankbar, dass es wieder ein verletzungsfreies war. Zudem voller schöner Lauferlebnisse und Begegnungen. Ein weiterer Beweis dafür, dass langsames und gesundheitsbewusstes Laufen auch in größeren Umfängen dem Körper nicht schadet und den Geist/das Bewusstsein stärkt. Ich kann es nur allen empfehlen und nahelegen.

Ein Highlight des zurückliegenden Jahres war mein zweites Lauftherapie-Engagement im klinischen Kontext. Seit Februar 2023 bin ich zusätzlich am Berlin-Brandenburger Epilepsiezentrum am Standort  in Lichtenberg tätig und biete zweimal die Woche (mittwochs und samstags) dort Lauftherapie für Menschen mit epileptischen Anfällen an. Ich hatte anfangs Bedenken und habe lange überlegt, ob ich das „Wagnis“ eingehen solle. Letztendlich bin ich dankbar, dass ich mich dafür entschieden habe. Ich habe dort Menschen mit einem bewundernswerten Optimismus und Durchhaltevermögen kennengelernt, die mir als Ultraläufer noch die ein oder andere Lektion beibringen konnten. Letztendlich hat sich gezeigt, dass alle Vorbehalte und Klischees im Vorfeld unbegründet waren und ich wundervolle Menschen kennengelernt habe. Die ursprünglich auf 2023 angelegte Zusammenarbeit wurde kürzlich um ein weiteres Jahr für 2024 verlängert 😊

Ein weiteres Highlight war der Zuwachs im Autoren-Team der Laufwolke. Mit Ralf Methling ist ein erfahrender Ultra-Läufer hinzugekommen, der mit seinen Tipps und Erfahrungsberichten eine Bereicherung für die Seite ist. Drei längere und gehaltvolle Berichte sind bereits durch ihn auf Laufwolke veröffentlicht worden. Auch Jan Gohlke hat mehrere Beiträge von Laufteilnahmen auf Laufwolke eingestellt. So kann es weitergehen und ich freue mich über jede weitere Beteiligung!

Wie beabsichtigt, bin ich dieses Jahr etwas weniger Umfänge gelaufen und mich vor allem auf Läufe konzentriert, die ich in den Vorjahren – auch begründet durch die Corona-Zeit – länger nicht mehr gelaufen bin. Ich habe wie beabsichtigt keinen Etappenlauf gemacht und bei den 100 Meilen Berlin dieses Jahr als Einzelläufer pausiert. Ein tolles Erlebnis war es aber, bei den 100 Meilen Teil einer 4er-Staffel gewesen zu sein und den Team-Zusammenhalt zu spüren.

Auch meine Teilnahme am Bieler 100 km – Nachtlauf, die „Nacht der Nächte“ war ein tolles Erlebnis. Letztendlich hatte sich unsere geplante Laufgruppe dort auf zwei Teilnehmer reduziert. Ich hatte aber mit Jan sehr schöne Tage dort und habe wieder einmal Demut üben dürfen. Krisen kommen und Krisen gehen ….

Daneben waren sehr viele Läufe, an denen ich zum ersten Mal teilgenommen und welche ich sicherlich in Erinnerung behalten werde. Unter anderem der Tangermünder Elbdeichmarathon, der Berliner Vollmondmarathon, der Belziger Burgenlauf-Ultra und der Dresden-Marathon Ende Oktober.

Abschließend betrachtet war es ein durchaus gelungenes rundes Laufjahr. In den beiden zurückliegenden Monaten habe ich eine Wettkampfpause eingelegt und mich mit regenerativen Läufen etwas erholt. Zusätzlich habe ich die Zeit genutzt und bereits die Wettkampf-Planung für das erste Halbjahr 2024 so gut wie abgeschlossen. Mehr dazu demnächst …

Ich wünsche Euch allen eine gutes und vor allem verletzungsfreies Laufjahr 2024!

Laufen, wo andere Urlaub machen

Als zugezogener Fischkopp möchte ich die Laufwolke nutzen, die langen Läufe in meinem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern vorstellen und auch dafür werben, hier nicht nur Urlaub, sondern auch Laufurlaub zu machen. Zumindest für manche unserer Läufe lohnt sich ein Kurztrip an die See. Wobei das nicht unbedingt die Ostsee sein muss: Es gibt so einige Seen, die man laufend umrunden kann. 

Meine Laufgeschichte:
Beginnen werde ich mit dem Lauf, den ich am besten kenne, da ich seit 2019 immer irgendwie dabei bin – dem Fischland-Darß-Zingst-Ultramarathon. Damals war ich auf dem Weg zum Ostseeschwimmen in Prerow (recht frisch im Juni, so viel sei verraten) mit dem Fahrrad vom Barther Bahnhof unterwegs und sah noch in Barth einige merkwürdige Hinweise auf eine mir bis dato unbekannte Sportveranstaltung. Zunächst waren es Markierungen mit roter Sprühkreide, die Pfeile und das Kürzel „FDZU“ trugen, später kamen Absperrbänder und ein Verpflegungspunkt hinzu. Bei der Passage eines Läufers an der Meiningen-Brücke erklärte mir seine Radbegleitung (Klapprad!), dass sie gerade einen 115km-Ultramarathon absolvieren. Im nächsten Jahr las ich zufällig von einem freien Staffelplatz und durfte mit einer tollen Truppe ein tolles Rennen miterleben. 2021 lief ich in Vorbereitung des Mauerweglaufs selbst. 2022 konnte ich nach der Deutschlandquerung wegen Schienbeinkantensyndrom nicht laufen und betreute einen VP. In diesem Jahr waren wegen „Bremen-Sankt Pauli“ erneute Helferdienste geplant, doch weil ich diesen abbrechen musste und beim FDZU bereits viele Helfer vorhanden waren, lief ich sehr kurzfristig doch noch, wenngleich nicht in bestmöglicher Form.


Der FDZU verbindet die beiden MV-Landesteile:
Start ist im mecklenburgischen Ortsteil Ribnitz, die Brücke zum vorpommerschen Damgarten wird kurz nach dem ersten Kilometer überquert; erst nach über 90 km geht es dann zurück nach Mecklenburg. Der Lauf darf somit aktuell als der einzige (mehrheitlich) in Vorpommern stattfindende Ultramarathon gezählt werden (ja, Start und Ziel sind in Meckelbörg). Er verläuft zunächst auf dem Festland und passiert dann entgegen Uhrzeigersinn und Veranstaltungsnamen den Zingst, den Darß und das Fischland. Diese drei Landesteile waren vor langer Zeit Inseln, die sich zur nunmehrigen Halbinsel verbanden – Küsten sind selbst ohne Meeresanstieg ständiger Veränderung unterworfen.

Videoempfehlung:
Thomas Steinicke hat vom FDZU 2021 eines seiner schönen Videos ins Netz gestellt. Vieles des nachfolgend Beschriebenen ist darin gut zu erkennen, u.a. die Helligkeit beim Start, entgegenkommende Läufer nahe der Barther Schleife, den schmalen Pfad dort, die Brücken, den Deichweg, die lange Strecke am Bodden, den Strandabschnitt. https://www.youtube.com/watch?v=6SYAeO62wfg

Wettbewerbe:
Man kann sich prinzipiell zwischen zwei Distanzen entscheiden (100 km / 115 km), wobei die längere Strecke eher 12-13 km als die offiziellen 15 km länger sein dürfte. Es ist möglich, sich für 115 km anzumelden und spontan nach 100 km auszusteigen und direkt in die 100er-Wertung zu kommen. Auf der etwas längeren Distanz wird die Fünfer-Staffel mit vorgeschriebenen Wechselpunkten angeboten. Wer mal bei einem Ultralauf etwas gewinnen möchte, hat hier hervorragende Chancen: Normalerweise sind weniger als eine Handvoll Staffeln am Start, 2023 sogar keine einzige (für 2024 ist bereits eine gemeldet). Dabei gibt es einiges zu gewinnen, von handgetöpferten Medaillen und Vasen bis hin zu Bernsteinschmuck, zumindest für die drei Erstplazierten jeder Kategorie (und jeden Staffel-Starter!). Eine weitere, sehr interessante Variante ist Run+Bike. Ein Team aus zwei Startern kann sich mit dem Laufen und der Fahrradbegleitung beliebig ablösen, solange sie sich nicht weit voneinander entfernen. Man kann das paritätisch machen und beispielsweise alle 1, 3 oder 10 km wechseln – oder aber einer läuft 100 km und der andere den Rest. Die schnellen Spezialisten -es gibt mehrere Wiederholungstäter- haben erstaunlich kurze Abschnitte, teils unter einem Kilometer. Es gab aber auch ein Pärchen, bei dem sich der Mann zunächst kurz auspowerte und die Frau dann für über 80 km übernahm, bevor er wiederum finishte. Sie nutzten den FDZU als Testlauf für ihren Mauerweglauf, wobei sowohl die lange Laufstrecke als auch die Radbegleitung getestet wurden. Neben dem Belastungstest für das Sitzfleisch betrifft das die Befestigung von Navi-Systemen, Trinkflaschen, Körben, Seitentaschen und deren logistisch sinnvolle Nutzung auf der Strecke.

Damit kommen wir zum nächsten Punkt. Auch das scheinbar simple „Neben-dem-Läufer-fahren“ ist nicht ganz ohne, gilt es doch, keinen Druck aufzubauen (durch Vorausfahren) und nicht vom Rad zu fallen.
Radbegleitung für Einzelläufer:
Hier macht der Veranstalter auf der Webseite etwas widersprüchliche Angaben: Zum einen heißt es dort: „Die Wege sind durchweg für Fahrräder geeignet. Daher hat es neben dem run-and-bike auch die Möglichkeit der Fahrradbegleitung für Ultramarathonläufer gegeben. Es gibt keine besonderen Ansprüche an die Fahrräder. Sie sollten allerdings den allgemein gültigen Verkehrsregeln entsprechen.“ So kenne ich das auch. Zum anderen steht bei „Allgemeine Laufbedingungen“ etwas missverständlich: „Eine Begleitperson, die nicht startberechtigt ist und auch keine offizielle Startnummer erworben hat, darf den Läufer/in nicht begleiten.“ Damit sind wahrscheinlich laufende Begleiter gemeint. Eine offizielle Registrierung für Begleiträder ist bei der Anmeldung weder vorgesehen noch erforderlich. Wie erwähnt, wurden Radbegleitungen stets willkommen geheißen. Da sie meist mehr dabei haben als die Läufer und sie selbst benötigen, ist die Verpflegungsfrage auch keine wirklich relevante.

Anreise und Briefing:
Die Anreise nach Ribnitz-Damgarten am Freitag ist wegen der Startzeit quasi obligatorisch. Für Alleinreisende ist die Jugendherberge in Bahnhofsnähe empfehlenswert; bis 2022 fand hier auch die Startnummernausgabe statt, 2023 erstmals im Stadion. Für Gruppen kann sich auch eine Ferienwohnung lohnen – frühe Buchung ist zu empfehlen. Beim Briefing ist auch die Abgabe eines Dropbags für den VP Zingst Seebrücke bei ca. 60 km möglich. Da Start und Ziel etwa zwei Kilometer voneinander und einen Kilometer von der Innenstadt und der Jugendherberge entfernt liegen, werden gern Fahrgemeinschaften gebildet. 2023 boten Crew-Mitglieder auch den morgendlichen Transfer vom Parkplatz am Ziel zum Start am Stadion an, zumindest soweit sie bei ihrer eigenen Anfahrt noch Platz im Auto hatten. Wer es nicht bis zum offiziellen Briefing um 18 Uhr schafft (beispielsweise, wenn die Anreise erst nach der Arbeit und per Bahn möglich ist), bekommt seine Startunterlagen (und ein paar Worte der Einweisung) auch noch kurz vor dem Start.

Start:
Der Start ist bemerkenswert früh um 4 Uhr! Das macht ein sehr zeitiges Aufstehen erforderlich, hat aber seine Vorteile: Wenn man erst einmal läuft, ist es praktisch, weil der Lauftag früher endet. Selbst nach 16 Stunden Lauf ist es mit 20 Uhr noch halbwegs früher Abend und längst nicht dunkel. Außerdem sind die morgendliche Ruhe und der Blick aufs platte Land am Bodden mit typischem Frühnebel sehr schön. Auf wenig anspruchsvoller Strecke Kilometer lassen sich schrubben, die eigentlichen Herausforderungen sind noch fern. Nahe der Sommersonnenwende Mitte Juni ist es an der Ostsee gegen 4 Uhr bereits hell genug; Stirnlampen werden keinesfalls benötigt, auf den ersten Metern mit ein paar Bäumen sorgen die Veranstalter mit Leuchtmarkierungen vor. Besonders stilvoll ist der Start mit Feuerschalen direkt auf der Laufbahn des Stadions. Normalerweise ist es nicht sehr kühl, so dass im Vergleich zur „sommerlichen Tagesbekleidung“ höchstens noch eine dünne Jacke oder ein zusätzliches dünnes Shirt benötigt werden, die an einem der ersten VP abgegeben werden können.

Verpflegungspunkte:
Die insgesamt 15 VP sind so dicht gelegen, dass eigentlich keine Zusatzversorgung aus einem Rucksack erforderlich ist. Nur kann es ab mittags auch im Juni so warm werden, dass man sich vielleicht ständig etwas Kühlwasser wünscht. Die Versorgung selbst ist vielleicht als „Standard“ zu bezeichnen. Es gibt natürlich Wasser, Tee, Cola, Bananen, Riegel und teils auch noch mehr, aber der Ultraläufer ist inzwischen verwöhnt bzw. durchaus mehr gewohnt. Im Dropbag (VP8 nach 61 km) lassen sich Sonderwünsche deponieren; je nach Trinkgewohnheiten kann das vielleicht eine Trinkweste sein für die nachfolgenden sonnigeren Abschnitte. Weil es ein sehr überschaubares Teilnehmerfeld gibt, kann man bei Bedarf am Freitagabend mit den VP-Verantwortlichen reden und wird in der Regel jeden Wunsch erfüllt bekommen. Mancher verträgt ja nur bestimmte Gels oder benötigt spezielle Diät.

Strecke:
Der Untergrund ist vielfältig, wird aber dominiert von Asphaltabschnitten – Straßenschuhe sind eindeutig zu empfehlen. Die Strecke ist kaum bewaldet und so flach wie viele es von der Küste erwarten. Es gibt keine einzige Brücke über eine Straße zu erklimmen, lediglich an der Brücke über den Bodden vor Zingst, an einzelnen Deichen, am Ortseingang vor Prerow und zum Steilufer vor Wustrow geht es mal eine Handvoll Meter hoch. Dafür kann der Läufer nicht nur auf „Gut Glück“ hoffen, sondern auch durch einen gleichnamigen Ort laufen. Weitere klangvolle Orte wie Kückenshagen oder Saal am Saaler Bodden sind da bereits passiert, Neuendorf (das gibt es überall), Michaelsdorf und Bodstedt am Bodstedter Bodden folgten. Kurz danach gibt es eine Schleife bei Barth, die historisch entstanden und sonst nicht wirklich verständlich ist (km28-40). Hier gibt es nach dem VP4 (28 km) zunächst einen Abstecher auf eine Halbinsel, bei dem insbesondere der zweite Teil zurück einerseits ein tolles Panorama mit Bodden und Barth bietet, andererseits auch einen schwierigen Untergrund. Da der zweispurige Fahrweg so selten genutzt wird, dass nur schmale Spuren im Gras sind, kann man die Füße nicht nebeneinander und schlecht hintereinander setzen. Das ist schwer zu beschreiben, aber jeder ist froh, die vielleicht 3 km hinter sich gebracht zu haben. Nach kurzem Weg zum Barther Hafen mit Wendeschleife geht es wieder zurück zum VP5 (40 km, identisch mit VP4). Fahrradbegleitungen machen diesen Umweg teils gar nicht erst mit, sondern lieber eine Klönpause bei den netten VP-Betreibern oder einen Abstecher zum nahen gelegenen (Dorf-)Bäcker.

Mit absolviertem Marathon und beginnendem Ultramarathon geht es auf mehrere
Abschnitte, die sich erheblich in die Länge ziehen können:
Zunächst die Strecke über Pruchten und Bresewitz bis zur Meinigen-Brücke auf die Halbinsel (teils neben der alten Bahnlinie, deren Wiederaufbau langsam realistischer wird), dann nach Zingst und auf dem Deichweg bis zum Zingster Hafen (VP7 bei 50 km), dann laaange um den Ort Zingst herum (wunderschöne Strecke auf dem Deichweg am Bodden bis Müggenburg, aber dieses Jahr gegen den Wind…) und schließlich ostseeseitig auf dem Deich ewig bis nach Prerow (VP9 Krabbenort bei 69 km). Ein Sonnenbrand droht inzwischen dem, der nicht vorgesorgt hat, beispielsweise mit Creme aus dem Dropbag vom VP8 an der Zingster Seebrücke nach 61 km. Der Deichweg zwischen Zingst und Prerow ist stark befahren von Radfahrern, je nach eigener Form und Zufriedenheit mit sich und der Welt kann das eine wunderbare Abwechslung oder einfach nur nervend sein. Doch eigentlich stört man sich gegenseitig nicht wirklich, denn der Weg ist breit.

Auch hinter Prerow ist kaum Schatten und die Abschnitte können sich lang hinziehen. Das alles nun schon von mehreren Läufen kennend weiß ich so einigermaßen, was mich erwartet. Respekt vor der kommenden Herausforderung und Vorfreude nehmen zu, wenn auch nicht in gleichem Maße. Der VP10 am Hotel Haferland in Wieck (km75) wird von einem ehemaligen Ultraläufer betrieben und sorgte in der Vergangenheit mehrfach für leckere Überraschungen. Der Bereich hinter Born (um 80 km) ist sehr schön, denn man hat links den Bodden mit Schilfufer, sieht geradeaus schon Ahrenshoop und weiß um die Ostsee dahinter. Aber trotz gut laufbarem Untergrund scheint auch dieser eigentlich romantische Abschnitt bis zum Hafen Althagen nicht enden zu wollen. Vom dortigen VP12 nach 90 km dort geht es nun vergleichsweise abwechslungsreich noch kurz am Bodden entlang, dann über die Hauptstraße und auf den „Berg“ Richtung Steilküste vor Wustrow. Hier erreichen wir laut GPSies das Dach unserer „Tour de Bodden“ mit der gewaltigen Höhe von etwa 12 m! Wir nähern uns mit großen Schritten der Ostsee. Durch ein kleines Wäldchen geht es zum quirligen Urlauberleben in Wustrow und auf die Seebrücke mit VP13 bei km 94.

Es folgt der Höhepunkt des ganzen Laufs, der
Strandabschnitt von der Wustrower Seebrücke bis Dierhagen Ost:
Während die armen Fahrradbegleiter auf der asphaltierten (mit Ausnahme der ersten 500 m) „Deichsautobahn“ fahren müssen und aufpassen müssen nicht einzuschlafen, haben die Läufer auf dem kaum 100 m entfernten und rund 6 km langen Strandstück das Glück, endlich ihre gute Form herausholen und präsentieren zu können.  Wer sich dabei am fittesten zeigt, genauer gesagt natürlich wer den Abschnitt am schnellsten bewältigt, erhält als Sonderpreis ein Fass Bier. Weil der weiche Strandsand oft recht tiefes und anstrengendes Geläuf darstellt, ist es dabei günstiger, auf dem festeren Untergrund gleich an der Wasserkante zu laufen. Dieser Bereich mit feuchtem Sand ist aber nicht immer trittfest, manchmal kann man dort einsinken und bekommt nasse Füße. Feucht ist der Bereich auch deshalb, weil die Wellen immer mal wieder dorthin getragen werden – ein vorausschauender Blick nach rechts ist also sinnvoll. Zu beachten gibt es noch die Sandburgen und Minibuchten, die von Urlaubern erschaffen werden und die es ebenso zu umschiffen gilt wie Kinder, Spaziergänger, Badende auf deren Weg in die und aus der Ostsee. Buhnen müssen übersprungen werden und je nach vorheriger Sturmlage bilden sich zwischen den Buhnen gerade Stücke oder Mini-Buchten aus. Verschiedene Taktiken lassen sich anwenden, um sowohl den Strandabschnitt als auch den nachfolgenden Teil gut zu bewältigen. Ich persönlich liebe es, am Strand barfuß zu laufen. Dadurch werden die Laufschuhe nicht nass oder sandig und man kann sich die Füße und zumindest auch die Waden wunderbar in der Ostsee abkühlen. Ob man im erwähnten festen Sandbereich barfuß oder mit Laufschuhen schneller ist, würde ich als Ansichts- und Gewohnheitsfrage betrachten. Hier „oben“ im Norden kennen wir keine Berge oder das, was wir als solche bezeichnen würde, läuft anderswo als „‘ne Schippe Sand“ oder „kleine Delle“. Der Sandstrand ist unsere beste Alternative zu den „Entsaftern“ der Läufe in den Bergen. Also würdigt und genießt sie bitte entsprechend! Der Ausblick ist nicht allein wegen der Strandkörbe, Seebrücken, Nackedeis und Surfer konkurrenzfähig, sondern auch wegen der schönen Landschaft, oft mit Sonne und Wind.

Wichtig: Das Ende des Strandabschnitts ist von Wustrow aus noch nicht markant erkennbar. Die Streckenlänge anhand der Zeit abzuschätzen ist wegen des anderen Untergrunds schwierig. In früheren Jahren gab es sowohl Läufer, die zu früh auf den Deichweg abbogen als auch zu weit liefen, auch weil Markierungen des Veranstalters nicht erkannt oder von Urlaubern entfernt oder verdeckt wurden. Zuletzt war das perfekt, da direkt am Strand Helfer standen. Im Grunde genommen ist es recht einfach, wenn man auf die beiden weißen Holzbuden am Strand achtet, die in Dierhagen Ost stehen. Je nachdem, wie gut der Strandabschnitt lief, kann man entweder zur 100-km-Marke (VP14) aussteigen oder läuft noch weiter zurück nach Ribnitz. Für mich hat die 100er Strecke den besonderen Reiz, barfuß ins Ziel laufen zu können, das kurz hinter dem Strandabschnitt folgt – nach Überqueren des Deichs waren es vielleicht noch 200 m auf Asphalt oder dem Gras neben dem Weg bis zum Zielbogen. Wo bitte ist so etwas sonst möglich? Den Schuhtransport muss man dann aber regeln oder die Dinger in die Hand nehmen. Fahrradbegleiter sind hier natürlich sehr hilfreich, aber es ging 2023 auch, die Schuhe an der Wustrower Seebrücke abzugeben, sie kamen später am Ziel an. Manche Läufer haben die Crew des VP14 vor dem Start angesprochen und bei ihnen Wechselschuhe und Socken deponiert – was irgendwie möglich ist, versuchen die Helfer zu ermöglichen. Die Mehrheit läuft allerdings mit den gleichen Schuhen bis ins Ziel und hofft, von Sand und Nässe in den Schuhen verschont zu bleiben.

Transfer:
Wer bei 100 km aussteigt, wird nach einer Wartezeit nach Ribnitz gefahren. Wie lange das dauert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wenn andere VPs schließen und die Helfer von dort zurückfahren, können sie oft noch jemand mitnehmen. Alternativ bestellt der Veranstalter ein Taxi. Daher ist es manchmal sinnvoll, noch ein Weilchen auf weitere Finisher zu warten. Bisher war es zumindest bei mir jeweils schneller als ich das Buffet plündern konnte.

Königsstrecke:
Der 115er Lauf führt weiter über die Dörfer Dierhagen, Dändorf , Körkwitz Hof und Körkwitz nach Ribnitz. Dabei wird teils ein Radweg neben der vielbefahrenen Hauptstraße der Halbinsel genutzt, teils sind schöne Abschnitte am Bodden bzw. am Bernsteinsee (VP15) zu absolvieren. Auch wenn sonnige Bereiche dominieren, gibt es hier immer mal wieder Bäume und damit Schatten, bis endlich das Ziel an der Bodden-Therme in Ribnitz erreicht wird. Wer sich nicht auskennt und nicht auf ein Navi bauen kann, wird positiv überrascht, wenn es rechts vom Radweg weg geht und nach wenigen Metern bereits das Ziel erreicht ist. Ein DJ sorgt hier für Stimmung. Die Schwimmhalle hat bis 20 Uhr geöffnet; wer es rechtzeitig schafft, der kann dort wunderbar duschen. Wie üblich sitzen die Läufer meist noch einige Zeit im Schatten neben dem Zielbogen und feiern sich selbst und alle anderen Finisher. Wer sie so sitzen sieht, könnte glauben, der ganze Spaß diente hauptsächlich dazu, Bier trinkend zu klönen. Auch die Finisher der 100er Strecke kommen dorthin und werden ausgezeichnet. Irgendwann verläuft sich das dann aber, weil viele einen Kurzurlaub mit Freunden machen und zum Abendessen wollen oder weil sie nach Hause fahren wollen. Die allerletzten Läufer sehen deshalb wahrscheinlich nur noch wenige Leute im Ziel. Aus diesem Grund und wohl auch weil die Helfer von DRK und Co. nach den vielen Einsatzstunden gern Feierabend machen möchten, wurden zuletzt die Zielzeiten angepasst.

Zeitlimits:
Wer am 100km-Punkt später als 18:30 Uhr eintrifft (Laufzeit >14.5 h), wird mit dieser Zeit gewertet und muss aussteigen, auch wenn der Cut-off erst eine Stunde später erfolgt (keine Wertung nach 19:30 Uhr, also bei >15.5 h auf 100 km). Wer diesen Punkt früher passiert und weiterläuft, muss es bis 21:00 Uhr ins Ziel an der Bodden-Therme schaffen, das sind mindestens zusätzliche 2.5 Stunden für die letzten ca. 13 km bzw. insgesamt maximal 17 Stunden für 115 km. Letzteres entspricht ungefähr dem 24h-Limit für 100 Meilen (6.7 km/h). Angesichts der sehr flachen Strecke, bei der vor allem die erste Hälfte relativ flott gelaufen werden kann, scheint das keine übermäßig harte Bedingung zu sein. Wenn allerdings unterwegs aufgrund Hitze, Gegenwind, Einsamkeit und nicht zuletzt Strandabschnitt ein Einbruch erfolgt und längere Gehabschnitte erforderlich sind, kann selbst ein komfortables Zeitpolster recht schnell aufgebraucht sein. 2023 waren die Zeitlimits noch anders und die Formulierung des Veranstalters deutete auf große Kulanz hin. Als jedoch einige Läufer aufgefordert wurden, ebenfalls bereits nach 100 km den Lauf zu beenden, obwohl sie den (noch gültigen) Cut-off von 18 Stunden locker schaffen konnten, waren diese verständlicherweise verärgert. Letztlich führte das nunmehr zu den aktuellen Regeln. Betrachtet man die Ergebnisse von 2023, so wären von den nur vier (!) Finishern bei 100 km alle gewertet worden. Eine Frau mit 14:00 h und ein Mann mit 13:35 h hätten auch noch weiter laufen dürfen, die beiden anderen Männer nach knapp über 14.5 h hätten nach dem neuen Cut-off auch aufhören müssen (darunter auch ich selbst mit 14:33 h, ich hatte ja eigentlich helfen wollen und mich am Vorabend spontan zur Teilnahme entschieden). Bei den 115 km hätten es nur 3 von 6 Frauen geschafft und 10 von 15 Männern geschafft: Eine Frau und zwei Männer gaben ohnehin nach der Streckenhälfte auf, eine Frau und drei Männer wären am 17h-Limit gescheitert und 3-4 weitere wären nach 100 km gestoppt worden. Das (ab 2024 neue) Limit von 15.5 h für 100 km hätten ein Mann und eine Frau gerissen und wären damit aus der Wertung gefallen. Das zeigt, dass die Zeitlimits durchaus beachtenswert sind, insbesondere für alle Läufer, die eher langsam laufen und den FDZU als lockeren Trainings- bzw. Vorbereitungslauf auf einen Saisonhöhepunkt nutzen. Vielleicht klingt das zuvor Beschriebene ein wenig hart, darum als vereinfachte Zusammenfassung: Es gilt innerhalb von 15.5 Stunden eine 100-Kilometer-Strecke zu finishen, deren erste Hälfte relativ schnell zu bewältigen ist, die zweite Hälfte hingegen so einige Herausforderungen aufweist. Auch wenn ein halbes Dutzend gefinishte 100er keine großen Vergleiche zulässt – meine offizielle Bestmarke stammt vom FDZU.

Mein Fazit:
Der Fischland-Darß-Zingst-Ultramarathon ist einer von drei fest eingeplanten Terminen meines (Lauf-)Kalenders – neben Rennsteig- und Mauerweglauf. Das bedeutet, dass ich mir vorgenommen habe jedes Jahr entweder als Teilnehmer auf oder als Helfer an der Strecke dabei zu sein. Das kommt nicht von ungefähr. Ich mag diese schöne, vielfältige und herausfordernde Strecke, das Organisationsteam und die Tatsache, dass wir Vorpommern einen Ultra im Laufkalender haben (ja – mit Hilfe der Mecklenburger). Kommt doch mal vorbei und tut Euch was Gutes!

Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden …

https://www.lav-halensia.de/cms/index.php/6-stunden-lauf

Ultraläufe haben die Eigenschaft, eine lange Strecke mit einer langen Zeit zu verknüpfen. Im Grunde gibt es drei Optionen: Zum einen die Punkt-zu-Punkt-Läufe, bei denen man hinterher auf die Karte zeigen kann „von hier nach da bin ich gelaufen“ und die organisatorisch die größten Anforderungen stellen. Deutlich einfacher ist die Organisation, wenn eine oder zwei große Runden zu laufen sind und das Ziel wieder in der Nähe des Starts. Diese Variante gilt für die Mehrheit auch der Ultraläufe. Als dritte Möglichkeit bleiben noch die Rundenläufe, bei denen man immer wieder an Start und Ziel vorbei kommt. Für Läufe nach Zeit ist das fast die einzige Alternative, wobei sich Rundenlängen von 1-2 km als besonders geeignet erwiesen haben. Typisch sind neben dem 1h-Lauf im Stadion die Ultrastrecken mit 6, 12 oder 24 Stunden.

Der Hallenser 6h-Lauf wird im Park auf der Peißnitzinsel an der Saale ausgetragen. Über 50 Teilnehmer liefen am ersten Novembersamstag 2023 bei strahlendem Sonnenschein und frischen 9-12°C (Einzel, dazu kamen 9 Viererstaffeln, die nach jeder Runde wechselten). Die weitgehend windgeschützte Runde verlief brettflach auf breiten, zumeist grob asphaltierten Wegen. Zum Ende bemerkten einige Läufer allerdings einen „Berg aus dem Nichts“, der sich innerhalb 100-200 m fast auf einen ganzen Meter auftürmte und zu Gehpausen einlud. An den Zugangswegen standen kleine Verkehrshütchen und große Helfer, die nicht nur Runde für Runde alle Läufer motivierten, sondern auch Radfahrer und Spaziergänger mit Hunden, Kindern und Fortbewegungsmitteln aller Art auf den Lauf aufmerksam machten und um gegenseitige Rücksichtnahme baten. Dank breiter Wege klappte das hervorragend, Respekt und Anerkennung der Leistung traf auf große Dankbarkeit und Freude über die Abwechslung. An einer etwas rutschigeren Stelle wurde kurzerhand noch während des Laufs das frische Herbstlaub weggefegt. Kurzum, es waren nahezu pefekte Bedingungen.

1439 m Rundenlänge ergibt gut 10 km pro 7 Runden – das machte die Berechnungen einfacher (mit zunehmender Erschöpfung kann ich deutlich schlechter rechnen). Hilfreich waren auch eine große Digitaluhr mit der verbleibenden Restzeit und ein Monitor, der jeweils für 6 Teilnehmer die aktuelle Platzierung, Rundenzeit, zurückgelegte Runden und Kilometer und das Durchschnittstempo sehr schön sichtbar anzeigte. Blindfische wie ich (beim Laufen ohne Brille) liefen ganz nah vorbei und hofften, dass keine Neugierigen direkt vor dem Monitor standen. 1-2 mal habe ich auch einfach gewunken und nach meiner aktuellen Rundenzahl gefragt, die mir auch prompt hinterher gerufen wurde.

Unmittelbar hinter Start/Ziel befand sich der Verpflegungsbereich, der die übliche Auswahl an Getränken (Wasser, Tee, Cola und Kaffee) sowie fester Nahrung (Stückchen Banane, Kartoffelscheiben, Salz, Brot, Salzbrezeln, tuc, Kekse, …) bot. Zusätzlich waren Tische für die Eigenverpflegung der Läufer aufgestellt – für diese konnte man sich bei der Anmeldung einen Platz reservieren, der dann mit Startnummer gekennzeichnet war. Da ich annahm, dass jeweils ein weiterer Tisch aufgestellt wird und ich diesen aus meiner Sicht zu großen Aufwand vermeiden wollte, hatte ich nichts angemeldet und wollte nun auch nicht meine wenigen Sachen dazwischen quetschen. So stellte ich meine Trinkflasche (selbstgemachtes Isogetränk) sowie eine Dose mit Essen und ergänzenden Sachen wie Mütze/Stirnband, Handschuhe, Jacke, Schlauchtuch und mp3-Player direkt auf den Boden. Das war natürlich weniger bequem, doch über sechs Stunden wird man ja noch nicht so hüftsteif wie bei noch längeren Läufen.

Nachdem ich zuletzt das Gefühl hatte, auf allen Strecken von 10 bis 100 km immer langsamer zu werden, wollte ich die Gelegenheit nutzen und testen, wie lange ich ein schnelles Marathontempo (zuletzt vier Stunden plus einige Sekunden) halten kann. Mein eigentliches Ziel waren dabei nicht die 6h, sondern die 50 km. Diese wurden offiziell vermessen, es wurde extra eine zusätzliche Matte verlegt und da wollte ich in die Nähe von 5h kommen. Die Taktik lautete: Gegenüber einem Stundenschnitt von 7 Runden ( 10 km/h) in den ersten beiden Stunden eine Runde „herausarbeiten“ und das möglichst auf den nächsten beiden Stunden halten – und dann mal schauen. Jeder Coach sagt einem, dass dieses „Dann mal schauen“ eine ganz miese Strategie ist, aber mehr (optimistischer) zu planen habe ich mich nicht getraut. Letztlich war ich nach moderatem Start auf den ersten zwei Runden gut und locker genug drauf, den Rundenplan sogar ein wenig zu überbieten (oder unterbieten, je nach Sichtweise). Es passte halt irgendwie: Die (inoffizielle) Marathonmarke passierte ich quasi in Bestzeit (seit meinem Wiederbeginn des Laufens vor vier Jahren, nur als Student war ich schneller) und die 50 km gleich eine Viertelstunde unter den magischen 5 h! Nun war Feiern angesagt und das geht so: Nach Beendigung der 35.Runde erhält der glückliche Läufer eine Fahne (1m-Fahnenstange inklusive), die er auf der nächsten Runde stolz laufend präsentieren darf. Alle können das sehen, alle kommentieren und gratulieren (schließlich hat man das selbst bei den Läufern zuvor auch so gemacht). Es war eine Prozession, ich fühlte mich wie ein 10min-Promi! Da es nun nicht mehr drauf ankam, war die Motivation zum Weiterlaufen geringer und schnell ging es sowieso nicht mehr. Es dauerte zwei Runden, bis sich die Überzeugung durchsetzte, nicht abzubrechen und im Ultraschlappschritt weiter zu laufen, bis irgendwann die 6h um waren.

Die Umkleiden boten zwar Sofas und viele Toiletten, aber für die Dusche hätte man in ein anderes Gebäude gehen müssen, so liess ich das aus. Eine Siegerehrung war für 17 Uhr angekündigt und da ich genug Zeit hatte, wollte ich dort auch hin gehen. Wie sich herausstellte, war es sogar eine kleine Nachfeier, bei der alle in einem holzofenbeheizten Raum saßen und den Lauf und andere Abenteuer besprachen. Es gab ein leckeres Kürbiscurry mit (etwas zu wenig) Reis. Bei der Siegerehrung erhielten die ersten acht Frauen und Männer Pokale und alle Läufer Urkunden und Medaillen: Obendrein durfte sich jeder aus einer recht attraktiven Auswahl an Preisen etwas aussuchen. Gleich drei Frauen überboten den alten Streckenrekord und liefen zwischen knapp 73 und fast 70 km. Sie waren Nationalmannschaftskader für die demnächst anstehende 24h-WM in Taiwan und nutzten den Lauf als Formtest.

Anreise: Eine morgendliche Anfahrt ist weiträumig möglich, da der Start erst 10 Uhr erfolgt und das Briefing nur eine Viertelstunde früher. Halle ist per Bahn hervorragend erreichbar. Vom Bahnhof führen die Straßenbahnlinien 2 und 7 Richtung Kröllwitz in die Nähe der Peißnitzinsel. Für die Autobahnanbindung gilt Ähnliches; (kostenlose) Parkplätze sind unweit des Startbereichs reichlich vorhanden.

Gelungener Saison-Abschluss in Dresden

Am 22.10.2023 habe ich die Gelegenheit genutzt und meinen 70. Marathon/Ultramarathon gefinisht. Das war eine Marke, die ich noch dieses Jahr erreichen wollte und ich hatte die ganze Zeit nach einen Marathon in der Nähe Ausschau gehalten. Da kam der Dresden-Marathon genau zur rechten Zeit und ich hatte richtig Bock.

Am frühen Sonntagmorgen machte ich mich dann mit dem Deutschlandticket auf den Weg und kam pünktlich in Dresden an. Es galt eine Halbmarathon-Runde zwei Mal zu bewältigen. Die erste Runde führte durch den historischen Stadtkern mit einem Ausflug zum Großen Garten um das Palais. Die zweite Runde führte dann zur Abwechslung anfangs an der Promenade an der Elbe entlang, bevor wir wieder die vertraute Runde zu bewältigen hatten. Zum Ende war es dann etwas Arbeit für mich, da es immerhin der dritte Marathon/Ultramarathon innerhalb von vier Wochen für mich war.

Insgesamt war es eine schöne Laufveranstaltung bei schönem Oktoberwetter und mit meinen 04:30 Stunden im Ziel war ich wieder einmal in meiner vertrauten Pace. Erschöpft und überaus zufrieden kam ich dann abends wieder in Berlin an und war froh, dass ich mir den Montag zum regenerieren frei genommen hatte.

Von Burg zu Burg zu Schloss zu Burg

Der Drei-Burgen-Lauf in Bad Belzig

Hatte ich noch letztes Jahr aufgrund der ambitonierten Cut-Off-Zeit von sechs Stunden als „Genuß-Läufer“ vor einer Teilnahme am Bad Belziger Burgenlauf-Ultra zurückgeschreckt, war es dieses Jahr aufgrund der Ausweitung der Cut-Off-Zeit auf sieben Stunden für mich aktzeptabel. Tom und Sonja Schmitts Interventionen sei Dank!

Den Burgenlauf kannte ich bereits aus der Vor-Corona-Zeit als ich 2019 am 25 km-Lauf teilgenommen hatte und hatte die Gegend in überaus guter Erinnerung. Zudem reizte auch der Umstand, dass einige Teilnehmende der „Deutschlandquerung“ aus dem vergangenen Jahr ebenfalls in der Meldeliste zu finden war. Ich wartete noch ab, wie ich den Berlin-Marathon verkraftete und meldete mich dann am letzten Tag der Meldefrist für den 14 Tage später stattfindenden Natur-Ultra-Lauf an.

Am 08.10.2023 machte ich mich dann auf den Weg nach Bad Belzig, um im Rahmen des Burgenlaufs am 50 km-Ultra-Lauf durch den Hohen Fläming teilzunehmen und sollte es nicht bereuen.

Die einstündige Anreise mit dem Auto verlief problemlos und ich kam pünktlich und Just-in-Time an der Burg Eisenhardt in Bad Belzig rechtzeitig an, um meine Startunterlagen abzuholen und dem Kurz-Briefing teilzunehmen. Den Track hatte ich mir bereits auf meine Laufuhr heruntergeladen. Kurz noch einige Deutschland-Querulanten begrüßen und ab ging die Luzie ..

Die Strecke war sehr abwechslungsreich und ein echter Naturlauf. Wir liefen fast ausschließlich Wald- und Forstwege und kreuzten gelegentlich Bundesstraßen. Die Strecke war in einem erstaunlich gutem Zustand, nachdem es die Nacht zuvor durchgeregnet hatte. Glücklicherweise hatte der Regen am Morgen aufgehört und es war ein sonniger Oktober-Tag.

Ich lief wie immer frei Schnauze los und lies das Tempo einfach laufen, obwohl ich wußte, dass ich es wieder einmal zu schnell anging und dafür am Ende wieder bezahlen würde …. Als Nebeneffekt konnte ich jedoch mit einigen Bekannten gemeinsam laufen und dabei Erfahrungen austauschen. Bis zur Halbmarathon-Marke bei Burg Rabenstein lief es in diesem Sinne. Ab dann ließ ich es etwas ruhiger angehen und ließ die anderen ziehen.

Ab dann lief ich mein eigenes Rennen und wechselte bis ins Ziel regelmäßig die Positionen mit anderen Laufenden, die ebenfalls mein Leistungs-Niveau aufwiesen. Ab Schloss Wiesenburg  bei km 38 wurde es dann auch wieder etwas zäh für mich, was ich aber auch am Ultra-Lauf überaus schätze. Dann kommt immer die Phase der Leidensfähigkeit und des Durchhaltevermögens, was ein alter „Schiffs-Diesel“ – wie ich einer bin – durchaus schätze.

Zum Schluss war auch noch eine Endzeit von unter sechs Stunden im Bereich des Machbaren und ich machte mich daran, das auch zu erreichen. Mit 05:56 Stunden kam ich dann an der Burg Eisenhardt wieder an und war sehr zufrieden damit. Im Burghof war dann noch Gelegenheit, etwas Läufer-Latein auszutauschen, bevor es dann wieder zurück gen Berlin ging.

Alles in allem ein wirklich sehr guter Natur-Lauf. Liebevoll organisiert von den Veranstaltern, mit guter Verpflegung und sensationellen Helfern an der Strecke!

Die Generalprobe (es wird ernst )

Noch exakt vier Wochen bis zum Berlin Marathon und es besteht bei der Generalprobe in Steglitz (Halbmarathon) die Möglichkeit, seinen aktuellen Leistungsstand zu erfahren und damit zu schauen, wo geht die Reise in vier Wochen hin. Natürlich nutze ich die tolle Möglichkeit und meldete mich als SCC Mitglied dafür an. Für mich war es sehr wichtig zu ermitteln, wie meine Leistung nach längerer Laufpause ausschaut. Die letzten Wochen liefen gut und ich trainiere auch schon wieder sehr ambitioniert.

Die Anmeldung ist als Mitglied immer sehr entspannt, da man über das Anmeldeportal in wenigen Minuten registriert ist. Da ich es aus zeitlichen Gründen nicht geschafft habe, die Startnummer zu holen, war der liebe Dirk so nett und hat Sie für mich mit abgeholt. Wieder total aufgeregt und voller Vorfreude, fuhr ich am Sonntag mit Roberto nach Steglitz. Bei der Fahrt unterhielten wir uns über unsere gewünschten Zielzeiten. Roberto wolte einfach gemütlich ankommen und plante in 2 ½ h ins Ziel zukommen, wobei ich gerne eine 1:30 h zu stehen hätte, wenn alles gut lief. Organistaorisch muss ich leider sagen, dass vor allem die Taschenabgabe sehr chaotisch ablief und ich dann meine Sachen in das Auto eines Freundes gepackt habe. Das geplante Erwämen/Einlaufen war daher auch nicht möglich und es wurde doch etwas stressig. Das schönste aber war, dass ich einen Freund in der Masse gefunden habe (Karsten), mit dem ich dann auch gemeinsam an die Startlinie gegangen bin und wir beschlossen haben, gemeinsam zu laufen, da wir das geiche Ziel vor den Augen hatten. Wir machten uns auf ins Startgebiet, wo einige Tausend Laufbegeisterte sehnlichst auf den Start warteten. Um 09:03 Uhr war es endlich soweit, der Startschuss fiel. Karsten und ich machten uns auf die Spur und liefen konstant eine 4:30 Pace und sammelten damit fleißig die etwas langsamen Läufer ein. Das Wetter war perfekt und es lief auch alles nach Plan, die Stimmung war sehr schön und gefühlt hatten alle viel Spaß. Die erste Runde lief ich in 45 Minuten, leider hatte ich Karsten bei km 7 ziehen lassen, da er doch recht flott unterwegs war. Der Plan war es gewesen, nach dem ersten kleineren Anstieg schneller zu werden und zu schauen, was so geht. Ab km 12 passierte leider etwas, was ich so nicht auf dem Schirm hatte. Ich bekam Kreislaufprobleme und Salztabletten hatte ich einfach vergessen mitzunehmen. Ich bemerkte sehr schnell, dass ich definitiv ohne Salze so nicht weiter laufen konnte, da ich nicht umkippen wollte und es gab auch an der Strecke kein Salz. Somit brach ich das Rennen bei km 15 ab und lief dann gemütlich bis zum Start/Zielbereich. Für mich war es nicht schlimm abzubrechen, da ich aufgrund einer Medikamenten-Einstellung erstmal schauen muss, wie mein Körper unter Belastung so reagiert. Sicher im Zielbereich angekommen traf ich Kartsen wieder und wir kamen in den Austausch, wie der Lauf so war und was passiert ist. Karsten kam zufrieden an und lief seine 1:35 h. Ich war trotzdem happy, dass ich mit diesem Tempo soweit gekommen war. Also rundum ein tolles Erlebnis, was man zur Marathonvorbereitung gerne nutzen sollte.

Wer Lust und Zeit hat, sollte es auf jeden Fall ausnutzen.

Mit sportlichem Gruß

Euer Jan