Auf geht´s zur Heidi-Challenge

Morgen ist es soweit: Ich steige bei der Heidi-Challenge ein und absolviere die beiden letzten Utra-Etappen. Ich bin gespannt auf die heißen Tage und freue mich auf bekannte Gesichter.

Aufgrund der heißen Witterung in dieser Woche bin ich sehr froh, dass ich mich dagegen entschieden habe, den ganzen Etappenlauf anzugehen und zolle meinen tiefsten Respekt für alle Teilnehmenden, die bereits seit drei Tagen unermüdlich die Etappen abspulen. Meine aktuelle konditionelle Verfassung hätte, dass auch nicht zugelassen. Vorletztes Wochenende habe ich in Tangermünde den Marathon gut absolviert und habe heute bei der Leistungsdiagnostik in der sportmedizinischen Fakultät der Charité ein gutes Ergebnis und vor allem auch das ärztliche Attest für den FDZU erhalten habe. Der Arzt meinte, dass ich mit 80 Jahren wohl noch 10 km laufen könne. Glänzende Aussichten!

So bin ich nun wirklich guter Dinge für die kommenden zwei Tage, die ja auch eine Art Meilenstein sind für mein diesjähriges Highligt beim FDZU Mitte Juni. Dazwischen liegt dann noch der Rennsteig-Supermarathon. Mal schauen, ob der Plan so aufgeht. Toi, toi, toi ….

Heidi Tag 3: Heiß, heißer, Berlin!

In Billy Wilders Berlin-Klassiker „Eins, zwei, drei“ von 1961 antwortet die Südstatten-Teenagerin Scarlett auf die Frage, warum sie sich denn bei Ihrer Reise von einer zur nächsten europäischen Metropole ausgerechnet für diese (halbe) Stadt entschieden hätte: Sie habe gehört, Berlin sei gerade das heißeste Pflaster. So ähnlich konnten wir uns heute auch fühlen bei wolkenfreiem Himmel, offiziell 28°C Höchsttemperatur und sehr vielen Abschnitten in der Sonne. Es war eindeutig der bisher härteste Tag.

Die Waden werden fester, die Blasen an den Zehen rechts sind noch nicht schlimm, das rechte Schienbein meldet sich vorsichtig an: Noch alles okay, doch es kann bekanntlich schnell gehen bis ein kritisches Level erreicht wird. Die Erschöpfung ist noch kein Problem. Natürlich bin ich alles andere als frisch, deutlich angezählt, doch das ist halt Etappenlauf und es gibt noch Temporeserven (langsameres Laufen und späteres Abendessen, denn einen Cutoff gibt es bei der Heidi nicht!), die auch eine deutlich geringere Belastung ermöglichen würden. Der Gehanteil hat täglich zugenommen, aber selbst heute bei Hitze und Stadt waren es in der Summe wohl „nur“ wenige Kilometer. Die längsten Abschnitte waren eher so 200 m; dazu kommen die letzten knapp zwei Kilometer in Fünfergruppe, als keiner mehr den anderen weglaufen wollte.

Auch heute führte die Strecke zum sehr überwiegenden Teil an den Berliner Wasserwegen entlang, insbesondere an Spree und Landwehrkanal, hinzu kamen einige Verbindungskanäle. Doch trotz vieler schattiger Abschnitte und Abkühlung an flachen Ufern sowie einzelnen Brunnen und Toiletten (Mütze, Kopf) war es nur schwer erträglich. Es ist das erste Mal in diesem Jahr, das ich solche heißen Tage erlebe. Meine Strategie der 0.5l-Softflask ab der Rennhälfte kam eindeutig an ihre Grenze, sehr milde ausgedrückt.

Pinkelpause!

In der Großstadt ist es nicht ganz so einfach, schnell eine Stelle für gewisse Bedürfnisse zu finden. Deshalb gab es beim Briefing den Hinweis, dass man dazu bei km 12-15 vorerst die letzte Gelegenheit hat. Dies wurde auch noch mal auf dem Pflaster festgehalten, siehe Foto. Eine solche Aufforderung hatte ich bei einem Lauf wirklich noch nie gelesen!
Übermäßig lang war diese Passage mangelnder Möglichkeiten allerdings nicht: Im Treptower Park gab es Gelegenheit, beispielsweise im Ausflugslokal „Zenner“ – auch zur Erfrischung.

Die Strecke bot einige touristische Highlights. Zunächst waren Bereiche der Siemensstadt zu sehen, dann ging es am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal entlang zwischen Volkspark Jungfernheide und Flughafen Tegel (beides kaum wahrgenommen), ab Seestraße / Westhafen ein Stück parallel zum (Westhafen-)Kanal links und zur Autobahn 100 rechts, schließlich erreichten wir über einen weiteren (Charlottenburger Verbindungs-)Kanal die Spree und dieser gen Osten folgend sahen bald Goldelse und Schloss Bellevue auf der anderen Flussseite. Beim Bundeskanzleramt hatte ich etwas im Schuh und dachte gerade, dass hier eine Bank sehr nett wäre, als diese auch schon auftauchte. Zu den beiden Damen, die bereits darauf saßen, konnte ich zum Glück genug Abstand halten, um keine Anzeige wegen (Geruchs-) Belästigung zu riskieren, denn es war eine Doppelbank.

Der war echt!
Bundeskanzleramt von der Spreeseite – die Bank folgt hinter der Brücke

Am Hauptbahnhof gab es eine Diskussion um Schönheit und Zweckmäßigkeit dieses Bauwerks. Gleich im Anschluss machten Volker und ich einen kleinen Umweg, da er die aktuelle Gestaltung des Regierungsviertels ansehen und ich ihn begleiten wollte. Nach der Vorderansicht von Bundeskanzleramt und Reichstag wollten wir durch das Brandenburger Tor laufen und gerieten mitten in die Touristen. Ein Bauarbeiter brüllte mich an, weil er einen Lkw nahe dem Tor einparken wollte und wir im Weg waren. Er hatte da ein paar Hütchen aufgestellt und meinte, die müssten doch beachtet werden mitten im Gewusel. Berliner Freundlichkeit, bekannt und gefürchtet.

Hinter dem Plänterwald folgte die Strecke dem Britzer Verbindungskanal, der von der Spree Richtung West abzweigt. Der westliche Teil des Kanals war Teil der Grenze zwischen Ost- und Westberlin und liegt demzufolge am Mauerweg; wir bogen jedoch unmittelbar vor diesem Abschnitt auf den Mauerweg ein und folgten diesem nach Norden. Für mich bot das eine schöne Erinnerung an den VP Dammweg bei 146 km, den ich 2022 mit einigen Mitstreitern betreiben durfte und im August hoffentlich vor vier Uhr morgens passieren werde. Selbstverständlich hatte ich auch heute mein Volunteer-Shirt an und machte ein Foto dieses eigentlich unscheinbaren Ortes:

Kay und Volker am VP Dammweg des Mauerweglaufs

Dem Mauerweg folgten wir entlang dem Bach und der Kleingartenanlage bis kurz vor der Autobahn-Baustelle, die wir im Gegensatz zum östlich verlaufenden Mauerweg westlich passierten, um am Neuköllner Schifffahrtskanal entlang zum Landwehrkanal zu gelangen. Auf der einen Seite Neukölln und auf der anderen Kreuzberg, waren hier am frühen Dienstagnachmittag vor dem Maifeiertag und bei bestem Wetter sehr viele Menschen unterwegs. Ständig auszuweichen und Wege um die Spaziergänger, Läufer, Radfahrer und einfach nur Herumstehende sowie zwischen ihnen hindurch zu suchen, während diese sich ebenso unvorhersehbar bewegen wie man selbst, war nach kurzer Zeit sehr anstrengend. Hinzu kam, dass mich gerade auf diesem Stück mein hier ansässiger Schulfreund ein paar Kilometer mit dem Rad begleitete und wir eigentlich gern etwas entspannt gequatscht hätten. Trotzdem: Vielen Dank für die Unterstützung auf diesem schwierigsten Abschnitt des Laufs, lieber Thomas!

Ab dem Halleschen Tor sah man den Landwehrkanal kam noch, dafür aber die alte Hochbahnstrecke der Berliner U-Bahn, die im Musical „Linie 1“ ein Denkmal bekommen hat. Durch die vielen Kreuzungen wurde der Lauf zum Stop-and-Run. Hier muss man sich entscheiden, wie eilig und voraussehend man auf die jeweils nächste Ampel zu läuft: Entweder wählt man die entspannte Variante, läuft normal weiter und lässt sich überraschen. Oder man läuft möglichst zügig auf sie zu in der Hoffnung, vielleicht gerade noch eine Grünphase zu erwischen. Beim ersten Anblick der Kreuzung kommt dann die Entscheidung, ob noch ein „Sprint“ lohnt oder bereits der Wechsel zum gemütlichen Gehen indiziert ist. In Kombination mit großzügiger Interpretation der Ampelfarbe lässt sich so die eine oder andere Ampelphase „sparen“ – allerdings ist das auch deutlich anstrengender.

Der Rückweg war definitiv der härtere Teil dieses ohnehin schweren Tages, auch wegen der Temperaturen und der knallenden Sonne. Er bot aber auch noch Passagen des Tiergartens und des Charlottenburger Schlosses an. Eigentlich führte unser Track dort zwar am Landwehrkanal vorbei, doch Volker, Kay und ich entschlossen uns, mal das Schloss von vorn anzusehen und danach, den Weg durch den Schlosspark zu nehmen. Wir erhielten dafür ein schönes Fotomotiv, eine kurze Schlosspassage beim Souvenirshop und einen besonders schönen Umweg von knapp einem Kilometer.

Der restliche „Heimweg“ schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Es zog und zog sich entlang des Kanals hin. Irgendwann haben wir uns auseinander sortiert, Kay ging mehr, Volker und ich liefen noch ein Stück. Zur Motivation meinte ich irgendwann, bis zu einer mehrere hundert Meter entfernten Biegung zu laufen, bis wir wieder eine Gehpause machen. Volker sagte nichts, lief aber dann stur weiter. Entweder hat er das nicht mitbekommen oder nicht verarbeitet. Er lief einfach immer weiter und hörte bis ins Ziel nicht mehr auf. Ich lief auf die nächste Gruppe auf und ging mit diesen bis zum Ziel, auch Kay schloss bald auf. Wir waren über 20 min nach Volker im Ziel und hatten erst mal genug von der Stadt.

Für heute war es das erst einmal. Der Bericht war nur in kurzer Form nach dem Abendbrot möglich, vorher war die Erholung kurz und dringend benötigt. Als Nächstes schaue ich mir die Wettervorhersage für morgen an, wenn es um die Havelseen und lange in waldiger Umgebung gehen soll.

Heidi Tag 2: Überall nur Bekloppte

Das war ein Kommentar eines Typen, an dem wir kurz vor dem Ziel vorbei liefen. Verrückt kam ich mir da auch vor, aber eher nicht „im positiven Sinne“ (was auch immer das sein soll). Der Montag war besonders am Anfang sehr entspannt. Ein Foto von der typischen Hektik am Start ist beigefügt. Die Straßen waren sehr voll von Autos, doch flanierende Spaziergänger standen nicht im Weg. Ein Schulkind lief mit seinem Ranzen eilig, als würde es uns zum Wettkampf herausfordern, doch vermutlich war es einfach nur spät dran. Es ging in Potsdam durch das Holländische Viertel, das ich mal in der Jugend angesehen hatte. Leider waren die Erinnerungen auf den (ungefähren) Namen beschränkt, so dass kein Vergleich mit den späten 80ern / Anfang 90ern möglich war. Jetzt ist es ein Hingucker und vermutlich ein großer Potsdamer Touristenmagnet. Morgens kurz vor acht war davon allerdings noch nichts zu spüren.

Drei Minuten bis zum Start: Es wird immer hektischer im Gerangel um die beste Ausgangsposition. Das Banner für Start+Ziel ist halblinks an den Standfüßen zu erkennen, die Treppe ging es 2x beim Start hinunter und 1x beim Zieleinlauf hinauf

Der Vormittag brachte einige Wolken, die Strecke recht viel Wald und die Höchsttemperatur von angesagten 21°C war doch sehr viel angenehmer laufbar als noch am Vortag. Am Havelsee angekommen ging es ein Stück auf dem fast allen Läufern aus eigener Erfahrung bekannten Mauerweg entlang. Nach erneuter Passage der Glienicker Brücke bogen wir nicht wie gestern Richtung Schlosspark Babelsberg/Potsdam ab, sondern liefen in nordöstlicher Richtung am Teltowkanal entlang. Das war sehr angenehm zu laufen, insbesondere ruhig und kühl. Als ich gerade dachte, dass es schon speziell ist, dort auch zu zelten, aber sicher schön für angelnde Camping-Freunde, fing das Rauschen der querenden Autobahn an. Die nächsten Dörfer Kleinmachnow und Stahnsdorf sind ebenfalls mit eher positiven Jugenderinnerungen verbunden, was diesen Abschnitt für mich besonders attraktiv machte. Den Teil bei Teltow, an dem der Mauerweglauf am gleichnamigen Kanal entlang führt, liefen wir zur Abwechslung auf der Nordseite, auch um später Richtung Schöneberg abzubiegen.

Idylle am Teltow-Kanal
Über diese Brücke sollst Du gehn

Es folgte ein längerer Bereich zunächst nach Westen durch sehr städtisches Gebiet mit mehreren Autobahnquerungen bis zum Grunewald. Im Grunewald ging es fast zurück nach Südwesten und an vielen schönen, kleinen Seen vorbei (Grunewaldsee, Krumme Lanke, Schlachtensee). Das gab immer wieder Gelegenheit, Basecap und Kopf zu wässern und kühlen. Badende und (freilaufende) Hunde waren reichlich vorhanden. Die allermeisten Läufer tragen auch bei der Heidi-Challenge Laufwesten oder -rucksäcke und damit einen wertvollen Vorrat an Getränken, Essen und auch Wechselsachen. Darauf verzichte ich hier lieber wegen der kurzen VP-Abstände zwischen 7 und 15 km, was den enormen Vorteil hat, leichter und mit etwas weniger Stauwärme am Rücken unterwegs zu sein. In der (nach-)mittäglichen Wärme geht das nicht mehr, darum deponiere ich in den Dropbags an VP 3-5 ein paar Riegel sowie eine Trinkflasche, die dann in der Hand gehalten werden muss bzw. in die Hosentasche passt, wenn sie leer ist. Der halbe Liter Reserve war anfangs reichlich, am Ende sehr knapp.

Die erste größere Herausforderung des Tages war ein 5-6 km langer schnurgerade Weg im Grunewald, mit kleineren Bodenwellen. Das gab Grund für „natürliche“ Pausen an den Anstiegen. Mein Glück waren zwei Läufer, die irgendwann in Sichtweite auftauchten. Stetiges Verkürzen des Abstands gab viel Motivation zu langen Laufpassagen – ein prima Training für den Mauerweglauf, denn dort gibt es die ähnlich lange Königsallee, die aus meiner Sicht eine der mentalen Herausforderungen darstellt. Nachdem wir diese hier zu dritt gemeistert hatten, ging es zu einer kleinen Sandkuhle mit Gewässer hinunter. Der Weg führte in langem Bogen am Waldrand an zwei sich sonnenden Pärchen vorbei. Aber es gab da noch einen weiteren Weg zwischen ihnen, der auch ganz nett aussah. Kay und ich entschieden uns für diesen und standen nach ein paar (hundert) Meter ratlos außerhalb des Tracks. Den fanden wir auch wieder, wir mussten nur den Anstieg hinauf und sahen eine abbiegende Wegmarkierung. Allerdings begann dort wieder die lange Gerade – wir hatten also eine schöne Schleife um die Sandgrube absolviert. Tanya, die gefühlt nur ein paar Meter hinter uns war, lief auf dem richtigen Track und bekam gar nicht mit, dass wir sie umrundeten wir ein Schäferhund die Herde. Angestachelt von unserem Missgeschick, war plötzlich alles ziemlich doof: Die erneut zu durchlaufende Kuhle war sandig und sonnig, der Anstieg irre steil, Tanya am kurz darauf folgenden VP längst schon weg und dann ging es auch noch steil auf den Teufelsberg – die zweite Sache, vor der ich bereits im Vorfeld Respekt hatte. Letztlich war der Anstieg schnell geschafft und es war beeindruckend zu sehen, welche Investitionen die Amerikaner im Kalten Krieg auf der höchsten Westberliner Erhebung getätigt haben, bevor auch sie vom Lauf der Geschichte überrascht wurden. Der Abstieg bot einen wunderbaren Weitblick, doch für uns war es einfach nur irre steil auf der Wiese, die im Winter als Rodelhang dient. Wir wollten nur noch ins Ziel. Letzteres sollte sich enorm hinziehen. Erst dauerte es lang und länger, in die Zivilisation zurück zu kommen. Als wir dann Häuser und Straßen kreuzten, folgte eine nach der andere, bis wir endlich die Heerstraße erreichten. Dann hatte ich mich komplett vertan in der Annahme, kurz hinter der Brücke in Spandau und Hotelnähe zu sein. Immer noch war Kilometer auf Kilometer zu absolvieren, nun am Havelkanal entlang, um einen Industriehafen herum und endlich über die Havel-Brücke. Die Sonne und Wasserknappheit halfen ebenso wenig wie die Tatsache, dass zu frühes Abbiegen die falsche Brücke und noch einen Umweg bedeutete. Es ging immer noch weiter und weiter. Am Ende sahen wir das Ziel erst 30 m vorher. Puh!

Zwischenpassage von S-Bahn-Ring und Autobahn
Rodelhang am Teufelsberg. Zu erahnen ist der südliche Havelsee von Etappe 4.

Heidi Tag 1: Havelseen umachtern

Anmeldung und Briefing am Samstag waren wie zu erwarten sehr entspannt, auch wenn ich leider ein paar Minuten zu spät kam. Der Organisator Thomas Steinicke gab eine sehr schöne Erläuterung des Namens und erinnerte an in vielen Anekdoten an seinen Freund Michael „Heidi“ Wichmann. Genau so hätte ich mir das gewünscht. Das mündete in dem bewegenden Moment, in dem er Heidis Frau als eine der Edelhelfer dieser Veranstaltung vorstellte.
Die Regeln des Laufs waren im Grunde schnell erzählt, da fast alles aus Ausschreibung und anderen Veranstaltungen bekannt war oder sich aus dem gesunden Menschenverstand ergibt. Wieviel davon am Ende noch übrig bleibt, dafür ist UltraläuferIn in erster Linie selbst verantwortlich. Wir lernten dabei auch Martina Ramthun kennen, die als „Mädchen für alles“ einen großen Teil der technischen Organisation abwickelte und sich um so viele Details und alle läuferischen Bedürfnisse kümmerte, dass sie mindestens drei Jobs parallel erledigte. Als sie am Mittwoch auch noch den Marathon mitlief, war wohl das Maximum erreicht, was mensch schaffen kann. Aber ich bin halt nur ein Mann und verstehe das wohl nicht.
Der rund einen Kilometer lange Fußweg zum Abendessen war schnell absolviert, heute (gleich) könnte das etwas anders aussehen – es geht wieder zum gleichen Ort. Das Essen war so gut und lecker wie erwartet, zumal es ein „Tischbuffet“ gab, also diverse Gerichte auf den Tisch, die dann nachgefüllt wurden. Heute ist Einzelbestellung angesagt, doch das wird auch gut bei der hohen Qualität.

Von einigen Frühstartern abgesehen starteten fast alle um 8 Uhr, die 9-Uhr-Option wurde heute nicht benötigt. Der Weg führte immer am Wasser der Havelseen entlang. Zumeist waren es Wald- oder asphaltierte Radwege, die später recht belebt wurden und ein regelmäßiges Ausweichen erforderlich machten, ohne dass es zu Problemen kam. Nach einer Handvoll Kilometern überquerten wir eine Einbahnbrücke und liefen auf der anderen Uferseite weiter, hatten den See also links statt zuvor rechts. Nach rund 25 km endete war so etwas wie ein Wendepunkt am „Ende des Sees“ und wir liefen zurück bzw. weiter mit dem See links bis zur Eisenbahnbrücke, an der erneut die Seeseite gewechselt wurde. Nach etwas über 50 km hatten wir den Ausgangspunkt fast erreicht und konnten unser Hotel sehen. Außerdem ging es am Restaurant vorbei – doch es wartete noch eine kleine Runde im Norden auf uns. Das war von der Motivation her so mäßig prickelnd, die nachfolgende Strecke dafür äußerst lohnend: Über die Glienicker Brücke ging es auf dem Mauerweg nach Berlin(-Zehlendorf) hinein und dann weiter über die nächste Brücke nach Potsdam(-Babelsberg), wo es im Park steil aufwärts zu einer traumhaften Aussicht ging (Bilder folgen demnächst, sorry). Ein Fotostopp folgte auf den nächsten und plötzlich waren die letzten drei Kilometer erreicht. Thomas kam uns dort schon auf dem Fahrrad entgegen und nach Unterquerung einiger Brücke war das Hotel erreicht. Allerdings – unten: Es waren vielleicht noch so 40 Stufen zu laufen(so haben wir das tatsächlich hier mal gemacht!) und dann wartete das Ziel auf uns.

Wenn ich so im Plural schreibe, liegt das daran, dass ich die meiste Zeit in kleinen Gruppen lief. Ganz am Ende gestartet, war das im ersten Teilstück eher so im mittleren bis hinteren Teil. Am ersten VP nach 12 km (Foto) nahm ich mir deutlich mehr Zeit als meine Mitstreiter und wurde durchgereicht. Dafür gab es Sonnenschutzspray von Gunnar, der hier und heute als einer der Betreuer anVP1 und 3 fungierte. Wohl in morgentlicher Aufregung hatte ich nämlich das Eincremen vergessen – trotz 2x Sonnencreme im Gepäck! Auch am zweiten VP brauchte ich etwas länger, so dass ich erstmal ein Stück allein lief. Das ging aber auch wunderbar, denn es war nach wie vor zumeist schattig und mit dem See an der (linken) Seite. Nachdem ich dann auf Hervè traf, liefen wir zusammen weiter bis zum Ende. Er ist hier fast mehr zu Hause als ich, denn er hat bereits sechs mal den Mauerweglauf absolviert und will in diesem Jahr aussetzen, um die Schweizer Heimat am Stück zu durchlaufen… Wir hatten selbstverständlich reichlich Gesprächsstoff und sahen an den VPs immer mal wieder die letzten vor uns. Aber erst auf den letzten 8-9 km nach VP5 erreichten wir sie auch. Von nun war die Dramatik kaum zu überbieten, denn wie ein Schneeball rollten wir gefühlt das halbe Feld auf und kamen letztlich in großer Gruppe ins Ziel, praktisch alle zur gleichen Zeit!

Die Erholungsphase mit Wasser, Softdrinks, Eiweißdrink, Keksen, Dusche, Eincremen und Hochlagern der Beine und ein wenig Ruhe wurde im Schnelldurchlauf absolviert, um diese Zeilen zu schreiben. Nun geht es zum Abendessen – in drei Minuten ist Treff und dazu sollte ich noch in die Hose und Sandalen kommen. Guten Appetit!

Der erste von insgesamt 25 Verpflegungspunkten
Bestes Ausflugswetter!
Immer wieder schöne Ausblicke

Das Dixi wackelte wie bei einer Schiffsreise
Neben der üblichen Verpflegung gab es auch Laufschuhe in Keksform oder umgekehrt
Der erste schöne Blick auf die Glienicker Brücke – diese haben wir heute zum ersten Mal passiert, doch so einige Male folgen noch.
Für viele gibt das auch einen Vorgeschmack auf den Mauerweglauf im August, der ebenfalls über die durch den Agentenaustausch und den markanten Anblick bekannte Brücke führt.
Anstieg zum Schlosspark Babelsberg
Die Gruppe wird langsam größer

Heidi: Accept the Challenge!

Vorbereitung Mauerweglauf
Auf dem langen Weg zum Saisonziel Mauerweglauf 2024 (100 Meilen Berlin) gibt es eine Reihe von Komponenten. Darunter sind mehrtägige Belastungen, um dem Körper mal die Gelegenheit zu bieten, den zu erwartenden Gesamtumfang kennenzulernen. Die mit Abstand wichtigste davon ist gleich eine Ultra-Variante.

Die Heidi-Challenge
ist ein Etappenlauf im Berliner Umland: https://heidichallenge.run/
Der Lauf wird organisiert von Thomas Steinicke, den Franz und ich von der Deutschland-Querung 2022 her kennen, an der Thomas ebenfalls teilnahm. Des weiteren kenne ich ihn vom FDZU sowie von seinen empfehlenswerten Videos von Ultras und Etappenläufen, die mir schon bei mancher Laufvor+nachbereitung halfen. So kann man kurzweilige Videos mehrerer Deutschlandläufe, aber auch von FDZU und Mauerwegläufen auf youtube finden: https://www.youtube.com/@thomassteinicke1077.
Inzwischen wechselte er die Seiten und ist als Organisator aktiv, hat nach meinem Wissen bereits einen Deutschlandland zusammen mit dem berühmten Oliver Witzke organisiert und nun wohl dessen Portfolio an etablierten (Etappen-)Läufen übernommen. Ganz großen Respekt! Seit kurzem laufen die Webseiten noch professioneller mit der Länderkennung „.run“ und die Firma Conibeta tritt als (Mit?-)Veranstalter auf.
Die Namensgebung hängt mit dem Gedenken an Michael „Heidi“ Wichmann zusammen, welcher zusammen mit Thomas Steinicke die Idee zu diesen Lauf während der Pandemiezeit entwickelte, als Läufe reihenweise ausfielen und Alternativen vor der Haustür interessant wurden.

5 Etappen
verlaufen soweit wie möglich entlang der Uferwege Berliner (und Brandenburger) Seen, Flüsse und Kanäle. Daher geht es zumeist sehr flach zu, eine kleine Ausnahme stellt der Teufelsberg im Grunewald dar. Die Distanzen wechselten während der letzten Monate immer mal wieder. Nachdem es im Durchschnitt mal fast 70 km waren, gab es zuletzt einige Kürzungen, um auch für langsamere Läufer zeitlich attraktiv zu bleiben. Somit ergeben sich folgende Streckenlängen:
62 km / 67 km / 63 km / 68 km und 57 km.
Am Samstag treffen sich die Teilnehmer in Potsdam. Nach Startnummernausgabe und Briefing geht es zum gemeinsamen Abendessen in eine „Genussmanufaktur“ – Essen ist wichtig! Gestartet wird am Sonntag, dem 28.April 2024. Wie bei vielen Ultraläufen und Etappenläufen üblich, gibt es mehrere Startgruppen, um unterschiedlichem Lauftempo genüge zu tun bzw. die Öffnungszeiten der Verpflegungspunkte zu begrenzen. Sonntag geht es um 6:30 / 8:00 / 9:00 Uhr los, an den nachfolgenden Wochentagen zumeist eine Stunde früher. Für die Frühstarter wird ein gesondertes Frühstück organisiert, denn die Hotels bieten dann normalerweise noch nichts an.
Apropos: Alle 7-15 km gibt es Verpflegungsstationen. Das sollte bei dem flachen Profil normalerweise genügen, um auf die Mitnahme von Essen und Trinken zu verzichten.

Meine Vorbereitung
auf diesen Etappenlauf war eher rudimentär, da es für mich eher als „ein „Trainingslager mit dem ganz großen Umfang“ in Vorbereitung auf die 100 Meilen dient und nicht einen Wettkampf im klassischen Sinne darstellt. Im Vorfeld des JUNUT habe ich mal versucht, mindestens eine Woche jeden Tag zu laufen. Heraus kamen immerhin 5+4 Tage mit einem Ruhetag dazwischen, allerdings auch mit vergleichsweise bescheidenen zwei Stunden täglich, was als Vorbelastung für einen Ultra-Etappenlauf eigentlich noch zu kurze Einheiten bedeutet. Mehr war nicht möglich. Dafür habe ich seit Jahresbeginn einen Kilometerstand erreicht wie bisher noch nicht: Gut 10 km (bzw. 1 h) am Tag im Durchschnitt! Stolz bin ich darauf, allerdings ist mir bewusst, dass andere ein Vielfaches leisten. Vor dem JUNUT zeigte mir eine Lauffreundin ihre Statistik, die fast das doppelte an Kilometern und dazu noch 25 Höhenkilometer auswiesen (beeindruckend, da sie aus Berlin kommt, was eigentlich nicht so viel alpiner ist als die Ostseeküste).

Meine Zielstellung
ist entsprechend demutsvoll: Ich möchte alle fünf Etappen beenden und dabei möglichst fast immer laufen! Der große Vorteil der Heidi-Challenge, weitgehend flach zu sein, bedeutet umgekehrt auch den „Nachteil“ , dass dadurch die „natürlichen Gehpassagen“ an den Anstiegen fehlen, die einem Ultra oft eine gewisse Struktur und Abwechslung und vor allem auch Erholung bieten. Auf jeden Fall wird es schwierig, die ganze Zeit durchweg zu laufen. Deshalb will ich das gar nicht einplanen oder versuchen. Bei den städtischeren Etappen wird es „mauerweglike“ zu einer Strukturierung durch rote Ampeln kommen, an denen man stehen bleiben und wieder anlaufen muss. Dazu kommen noch Verpflegungspunkte – und eventuell Fotostops. Denn ich plane, zwischendurch auf Laufwolke zu berichten. Vielleicht nicht jeden Tag. Ob es klappt mit Fotos, werden wir sehen. Wie ein Weg am Ufer eines Sees, Flusses oder Kanals aussieht, weiß ja eigentlich jeder. Klassische Berliner Fotomotive oder das Buffet der VPs sind auch nicht gerade spektakulär.
Die Laufgeschwindigkeit bzw. die Laufzeiten sind mir egal. Irgendetwas um die 7-8 vielleicht, dann ist es gleich, ob min/km oder km/h. Solange ich noch laufe, wird es deutlich schneller als das schnelle Gehen bei etwa 6 km/h sein; andererseits wird das gemütliche Laufen bei 10 km/h auf Dauer viel zu schnell. Das passt zum Ziel für den Mauerweglauf, 161 km unter 24 h zu finishen, denn das entspricht bekanntlich einem Durchschnittstempo von 6.7 km/h. Mit kleiner Sicherheitsreserve muss im August also 7 km/h gelaufen werden, wobei das bei Abzug der Pausenzeiten dann etwa 8 km/h entspricht.

Wer läuft noch mit?
Es starten ungefähr 25 Etappenläufer auf der Ultra-Distanz und drei weitere auf der Marathon-Distanz. Letztere werden jeweils etwas nach der letzten Startgruppe ins Auto geladen und dann zum Punkt 42.2 km vor dem Ziel gefahren und dort ins Rennen geschickt. Dazu kommt ein Dutzend Tagesläufer, die ein bis drei Etappen absolvieren, hauptsächlich am Sonntag und wegen des Feiertags am Mittwoch / Donnerstag. Prominentestes Beispiel ist Franz (Mi/Do). David, ein (ehemaliger) Kollege aus Greifswald, wird an diesen beiden Tagen seinen ersten Doppeldecker laufen. Vom Etappenlauf Deutschland-Querung sind die Hälfte der Teilnehmer bei der Heidi dabei. Generell ist schon eine Tendenz erkennbar, dass viele Läufer aus Berlin und Umgebung (5NBL) die Gelegenheit eines Etappenlaufs vor der Haustür nutzen. Fünf ausländische StarterInnen bringen eine internationale Komponente ein, wobei Sari (Finnland) und Tanya (USA) praktisch als eingebürgert zählen könnten…

Ist Konkurrenz wirklich immer gut?
Eigentlich war in unmittelbarer zeitlicher Nähe ein weiterer Etappenlauf geplant: Die LG Mauerweg bot ein ähnliches Projekt in / um Oberhof (Thüringen) an, ebenfalls mit festem Hotel, mit Etappen um die 60 km (bergiges Profil) und mit kürzerer Option (halbe Strecke, gut zum Wandern geeignet). Als Rennsteiglauf-Vereinsmitgleid wäre ich auch dort sehr gern gestartet, habe mich wegen des Profils und der zeitlichen Nähe zum Rennsteiglauf aber für die Heidi-Challenge entschieden, die besser zum Mauerweglauf passt. Leider fanden sich am Ende nicht genügend Teilnehmer, um den enormen Aufwand zu belohnen, schließlich benötigt es mindestens ein halbes Dutzend Helfer, die extra Urlaub nehmen und nach Thüringen reisen müssen – und dann nicht auch noch alle Kosten tragen und den Lauf subventionieren können. In der Folge haben nach meiner Beobachtung zwar einzelne Teilnehmer auf die Heidi-Challenge umgebucht, sich andere hingegen abgemeldet, die beide Läufe hintereinander absolvieren wollten. Insgesamt scheint mir das Potenzial an Etappenläufern nicht optimal genutzt, insbesondere bei der LG Mauerweg gibt es einige Läufer, die möglicherweise dabei wären, wenn es von Anfang an nur ein Angebot gegeben hätte. Das ist alles etwas spekulativ, doch ich finde es schade, dass einerseits viel Engagement und zeitlicher Aufwand inklusive Urlaubsplanung umsonst war, andererseits das mögliche Läuferinteresse nicht optimal genutzt werden konnte. Interessanterweise gab es eine ähnliche Situation schon 2022. Damals gab es für meinen ersten Etappenlauf zwei Optionen:
– Als „Touristischer Begleiter / Fan“ einige Etappen des Transeuropa-Laufs mitzulaufen, der aus dem Baltikum kommend in Swinemünde auf Usedom Station machte und dann nach Berlin sowie weiter Richtung Westen verlief (Franz wollte Berlin-Paris laufen!). Der Lauf wurde abgesagt, weil nach dem russischen Überfall auf die Ukraine viele Teilnehmer aus Übersee absagten und sich der Lauf nicht mehr finanzieren ließ und wohl auch die Querung der Königsberger Enklave schwierig geworden wäre.
– Als „Regulärer Teilnehmer“ die Deutschland-Querung von Thüringen nach Siegen zu laufen. Das passte letztlich besser, weil ich den Rennsteiglauf nicht missen wollte.
Wir alle sind abhängig von Enthusiasten, die ihre Freizeit opfern um Läufe zu organisieren und durchzuführen. Das kann man nie gut lobpreisen. Wenn man reale Kosten bezahlen müsste, beispielsweise weil Veranstalter die Organisation von Läufen professionell betreiben und davon leben oder gar noch Investoren bezahlen müssten, würden die Kosten ein Vielfaches des Gewohnten betragen und alles nur noch auf Show, Kommerz und Gewinnoptimierung ausgerichtet sein.

Vorhersagen
bezüglich des Wetters sind immer eine wechselvolle Geschichte. Man kann sie zwar Wochen im voraus erhalten, doch die Änderungen im weiteren Verlauf sind enorm! Aktuell, wenige Tage vor dem Start, werden für alle 5 Tage Höchsttemperaturen zwischen 23 und 25 Grad sowie (nächtliche) Tiefsttemperaturen von anfangs etwa 10 und später eher 17 Grad angesagt. Es soll weitgehend trocken bleiben. Das deutet auf ein paar sehr warme Tage hin, die wir in diesem Jahr praktisch noch nicht gewpohnt sind. Die gute Nachricht: Weniger (warme) Laufkleidung, mehr Platz im Koffer für Verpflegung und anderen Schnickschnack. Das beinhaltet nun wohl auch ein Tablet zur „Berichterstattung“.

Ausstattung
Meine Planung sieht vor, mit zwei paar Laufschuhen (langlebige Modelle von Lunge und Karhu) auszukommen. Kurze Socken (besser ohne Löcher…) und Calves (optional weglassen, wenn zu warm) sowie eine kurze Hose / Tights sollten genügen. Die Startnummer kommt an und ein kleiner Faltbecher in die Hose, auf eine Laufweste will ich verzichten und nur zwei Oberarmtaschen für das geforderte Mobiltelefon links sowie Brille, Taschentücher, Kleingeld und einen Riegel (rechts) mitnehmen. Auf dem Smartphone sind die einzelnen Tracks der Etappen abrufbar, doch die Strecke ist markiert und sollte leicht ohne Hilfe zu finden sein. Hinzu kommt ein T-Shirt, das vielleicht am VP3 dank Dropbag-Option von dicker auf sommerlich gewechselt wird, Buff und auf den Kopf ein Basecap oder ein Stirnband. Für die ersten Kilometer am Morgen könnten eine dünne Jacke oder Ärmlinge sinnvoll sein, die man am VP abgeben kann.
Nach dem Lauf benötige ich dickere Sachen, wenn die Erschöpfung temperaturempfindlich macht, inklusive Pullover, Handschuhen, dicken Socken und Mütze. Sicherheitshalber packe ich in den Koffer noch das GPS-Gerät mit den Tracks (etrex 30 geliehen von Jörn), die Laufweste, eine dünne Regenjacke, lange Sporthose sowie eine faltbare Schüssel für ein Fußbad.
Der für Reisen übliche Kulturbeutel wird erweitert um Schlaf-, Vitamin- und Kohle-Tabletten, Antiblasen-Gel (Füße, Schritt, evtl. Achseln), Sonnencreme, Fußcreme, Blasenpflaster, Micropore-Pflaster, Brustwarzenpflaster, Kinesiotape, Rettungsdecke „Goldfolie“, Regencape sowie Wasserspray (zur Kühlung). Als Ergänzung zur angebotenen Verpflegung plane ich mit Cola, Ginger Ale, Pulver für Instant-Kaffee, Suppenbrühe und einen Eiweißdrink (direkt nach Zieleinlauf), Haferkeksen, Haferriegeln, Gummibärchen, Salzstangen und Honigwaffeln.

Bitte drückt mir die Daumen! Optimistisch, die Heidi-Challenge erfolgreich zu absolvieren bin ich; aber es gibt so viel, was passieren kann… Bis bald!

Deutschlands vielleicht längste Schleife: Der JUNUT

Lange Läufe gibt es viele in Deutschland, aber natürlich wird die Vielfalt mit zunehmender Streckenlänge geringer. Oberhalb der 120 km-Marke gibt es nach meinem Wissen aktuell eine Handvoll Hundertmeiler sowie einige wenige Landschaftsläufe wie den KoBoLT im Rheintal mit 140 km, den 200km-Lauf im Taubertal sowie zu Pfingsten entweder die TorTour de Ruhr mit 230 km (gerade Jahre) bzw. die Heidi 222 mit 222 km durch die Lüneburger Heide (ungerade Jahre) – und den JUNUT.
(Abgesehen von den 24/48h-Läufen und Etappenläufen natürlich!)

Dabei handelt es sich um einen trailigen Lauf auf dem „Qualitätswanderweg Jurasteig“ in der Oberpfalz. Dieser Wanderweg hat die Besonderheit, ein Rundweg zu sein. Normalerweise wird er in einer Reihe von Tagesetappen erwandert, beispielsweise einem guten Dutzend von etwa 20 km. Zusätzlich gibt es noch thematische Extra-Schlaufenwege, so dass zwei Wochen intensiver Wanderurlaub möglich sind. Die Gesamtlänge des Rundwegs ohne Schlaufen beträgt knapp 240 km. Genau das ist dann auch die Königsstrecke des Jurasteig Nonstop Ultratrails (JUNUT), der jedes Jahr Anfang / Mitte April in Dietfurt an der Altmühl gestartet wird. Die Altmühl ist der erste, aber längst nicht der einzige Fluß an dem entlang die Strecke führt. Bereits nach wenigen km verläuft parallel bzw. anstelle der Altmühl der MainDonau-Kanal, später folgen Donau, Naab, Vils, Lauterach sowie Schwarze und Weiße Laber. Dabei geht es immer wieder von einer zur anderen Flußseite sowie auf und ab zu wunderschönen Berghängen und Aussichten. Die Anstiege sind nicht übermäßig lang oder hoch -„nur“ 100 bis maximal 150 Höhenmeter- doch die Anzahl macht es! Wo sonst zu viele Jäger des Hasen Tod sind, zermübt hier das stetig wiederkehrende Auf und Ab, verbunden natürlich mit der Streckenlänge selbst.

Viel Auf und Ab summiert sich.

Es gibt drei Strecken zur Auswahl:

  • – die ganze Runde von 239 km mit 7500 Höhenmetern und 54 h Zeitlimit
  • – die mittlere Strecke von 170 km mit 5400 Höhenmetern und 39 h Zeitlimit
  • – die „Bambini“-Strecke von 104 km mit 3600 Höhenmetern und 23.5 h Zeitlimit.

Die meisten Läufer nutzen (faltbare) Stöcke, um an den Steigungen bessere Halt zu finden und Kräfte zu sparen. Das ist auch eine Frage der Technik und Übung, wieviel Erleichterung man erzielen kann. Auf flacheren Abschnitten muss das zusätzliche Gepäck in den Rucksack.

Am Main-Donau-Kanal
Nachfolgend: Aufstieg zum Schloß Prunn

Start ist am Freitag um 9 Uhr, 11 Uhr oder 15 Uhr nach freier Auswahl und bevorzugtem Lauftempo. Bei meiner Premiere vor zwei Jahren wollte ich ganz schlau sein und erst nachmittags anreisen, weil ich für meine 104 km erwartete, auch mit 17.5 h auszukommen. Das wäre vermutlich auch machbar gewesen, doch in der (kleineren) 15Uhr-Gruppe gab es keine Läufer meines Formats, die waren alle mindestens zwei Leistungsklassen besser und schneller. Um nicht nachts ganz allein im Wald zu sein, klemmte ich mich dann an die letzte Gruppe und lief ein für mich zerstörerisches Tempo auf den ersten 50 km. Die passenden Rahmenbedingungen gab es obendrauf: Starke Regenfälle, Gewitter und Blitze in ehrfurchtsgebietender Nähe, Sturm und Nachttemperaturen am Gefrierpunkt, wobei mir klar wurde, dass auch meine Ausrüstung nicht ganz optimal war. So kam es, dass ich das Rennen bereits nach 50 km beenden wollte. Kurz vor dem VP teilte ich den anderen meinen Entschluss mit und wir diskutierten hin und her, sie versuchten mich ob der noch ewig langen Zeit zu überzeugen, im Rennen zu bleiben. Ich weiß nicht, wie ich entschieden hätte, aber meine Rettung war der Abbruch der Veranstaltung durch die Rennleitung wegen der katastrophalen (und für manchen Starter sehr riskanten) Rahmenbedingungen. Trotzdem brannten mir danach eine ganze Nacht wie verrückt die Oberschenkel!

Die große Gruppe der 9Uhr-Starter am Marktplatz in Dietfurt.

Im letzten Jahr (2023) zog ich die Konsequenzen – und startete auf der 170er Strecke. Allerdings in der großen Gruppe um 9 Uhr und bei etwas besserem Wetter. Nach anderthalb Tagen war ich im Ziel, äußerst geschafft, aber „Stolz wie Bolle“, wie der Berliner zu sagen pflegt. In diesem Jahr war eine Wiederholung geplant, jedoch ob der anstehenden Pläne des Heidi-Etappenlaufs hoffentlich ohne totale Erschöpfung. Der 2024er Lauf lief dann auch recht gut und mein Fazit ist eigentlich auch positiv. Es war ganz gutes Wetter und hat mir echt Spaß gemacht.
Die Relativierung kommt „nur“ daher, dass ich in diesem Jahr den JUNUT 170 leider nicht beendet habe. Letztlich war es wohl wie immer eine Mischung mehrerer Faktoren, die sich negativ auswirkten. Bei einem Ultralauf ist es ja so, dass Probleme und Überraschungen dazugehören und früher oder später auftauchen. Bis zu einem gewissen Grad ist das vorher zu erwarten und kann gut kompensiert werden, aber irgendwann siegt es über den Willen.

Wenn der Socken aber nun ein Loch hat...

Wenn der Socken aber nun ein Loch hat…

Es ging schon damit los, dass ich blöderweise einen Socken mit Loch an der Fußsohle angezogen hatte. Beim Training merkt man das ja kaum, da lässt sich das kompensieren und selbst eine leicht gereizte Stelle wird schnell wieder ganz normal. Wenn allerdings ein Ultra über anderthalb Tage geplant ist, sollte man doch etwas mehr Verstand erwarten können, denn so etwas wächst sich unweigerlich aus! Jedenfalls war gleich nach dem Start spürbar, dass sich da etwas entwickeln wird. Nach nicht einmal zwei Kilometer suchte ich eine Bank und klebte ein Blasenpflaster drauf. Auf der mit Anti-Rutsch-Gel frisch eingeschmierten Fußsohle hielt das nicht wirklich, aber bis zum VP3 habe ich mich damit gut gefühlt und dort konnte ich die Socken wechseln bzw. dünne unterziehen. Kein ernsthaftes Problem soweit.

Mein Beitrag zum Caspar-David-Friedrich-Jahr 2024!
(Aussichten eines Greifswalders im Mittelgebirge)

Kritischer war vielleicht das Tempo, insbesondere auf abschüssigen Abschnitten. Es fühlte sich alles gut an, der erste Abschnitt war bis auf die Minute genau wie 2023 und auch der nächste nur wenige Minuten schneller absolviert, allerdings auch schon eine dreiviertel Stunde unter meinem groben Zeitplan.
Beim JUNUT sind die Abstände zwischen den VPs zumeist relativ lang, doch mit einer Laufweste kommt man ganz gut klar. Nur wenn es warm ist, wird es schwierig. Dieses Mal war es warm (21 Grad waren angesagt, gefühlt war es deutlich mehr und das noch ungewohnt in diesem Jahr) und sehr sonnig. Am Freitag hatte ich mich eingecremt, am Samstag hatte ich keine Sonnencreme und vergaß leider auch, an VPs danach zu fragen. Das war schon etwas anstrengend, vermutlich hatte ich einen leichten Sonnenstich. Die Strecke zwischen VP2 und 3 (50 bzw. 78 km) wurde recht lang, doch dank einer privaten Zusatzversorgung bekam ich einen Extraliter Wasser (wenn man fragt, sind fast alle Leute bereit zu helfen) und kam damit sehr gut über die Runden.

So war ich bereits nach 11:30 h (ohne Stirnlampennutzung!) beim berühmten VP 3 in Matting (Plan 13 h). Dort ist der VP im Feuerwehrhaus und die Feuerwehr hat sehr viele Mitglieder und Helfer – praktisch ist das ganze Dorf auf den Beinen! Am Eingang steht ein Pizza-Ofen, der im Dauerbetrieb läuft. Sobald man seine Startnummer verkündet, wird das Dropbag gesucht und gebracht und es geht hinein ins Haus. Es war eine Stunde Aufenthalt eingeplant. Obwohl ich mich von Tag- auf Nachtkleidung umgezogen, umfangreich gestärkt, das Telefon geladen, meine Vorräte aufgefüllt und auch einige Zeit auf der Bank liegend ausgeruht habe, war ich bereits nach einer dreiviertel Stunde voller Zuversicht wieder draußen. Dann ging es zur Donau-Fähre, die zur Nachtzeit natürlich nicht fährt und deshalb von der Feuerwehr mit einem Motorboot ersetzt wird (Sie startenab 21 Uhr und stellen dadurch einen zeitlichen Engpaß dar, ein weiterer Grund warum schnellere Läufer gern später starten). Auf der anderen Seite fanden sich schnell zwei Gefährten für den ersten Nachtabschnitt. Dank geliehener Stirnlampe konnte ich dieses Mal sehr viel mehr von den kleinen Reflektoraufklebern profitieren, die auf den Wegweisern angebracht wurden. Das ermöglicht, mehrere und teils hundert Meter entfernte Schilder im voraus zu erkennen und macht die nächtliche Orientierung viel einfacher, vielleicht sogar besser als am Tage. Genial! (Leider gibt es einen Förster, der in seinem -zum Glück kleinen- Zuständigkeitsbereich regelmäßig die Reflektoren abkratzt, weshalb einer der Helfer diesen Abschnitt jeweils kurz vor dem Lauf noch einmal neu beklebt. Nicht die einzige Anekdote mit Förstern: Dieses Mal wurde die Polizei gerufen, weil stirnlampenbewehrte Läufer bei der Wildschweinjagd stören und sich überhaupt selbst gefährden würden und deshalb nachts nix zu suchen hätten im Wald! Leider war der zuständige Polizeibeamte zunächst nur eingeschränkt erreichbar, da er als Helfer an einem VP stand…)

So langsam waren die bisherigen Belastungen zu spüren, insbesondere auf abschüssigem Geläuf stellten sich unangenehme Schmerzen oberhalb des Knies ein, das ist wohl der Ansatz des Quadrizeps und typisch für Läufer, die Bergabtraining und kompensierende Übungen vernachlässigen! Der VP 4 nach 88 km war relativ schnell erreicht und zügig absolviert, bis zum VP 5 bei 104 km, dem Ziel der kürzesten Strecke, nahmen die Probleme jedoch deutlich zu. Jeder Schritt bergab schmerzte, ich wurde müde und deprimiert ob der noch so langen Anstrengung und Strecke vor mir. Eine längere Pause war zwar nicht vorgesehen, jedoch dringend indiziert! Es wurden mit Ruhe auf einer Liege bestimmt anderthalb Stunden, doch sie taten sehr gut. Der VP-Betreuer, der sich dort sehr liebevoll um mich kümmerte, war sehr erstaunt, dass es dann doch noch weiter ging, aber es war ja noch nicht einmal hell draußen und auch noch reichlich Zeit und Weg zu gehen…
Der nachfolgende Abschnitt bis VP 6 bei 117 km war vergleichsweise kurz. Mit einer Mischung aus alten Problemen (Schmerzen) und frischem Elan ging es überraschend gut voran, insbesondere auf den letzten paar Kilometern, die leicht bergauf verliefen, was sich wunderbar und kraftvoll wandern ließ. Vielleicht war es ja einfach nur das erste Tief gewesen, aus dem es nun in den lichten Tag hinein geht!? Zumindest wollte ich das sehr gern glauben und machte mich mit viel Zuversicht auf den Weg zum nächsten VP 7 bei 138 km.

Dieser lange Abschnitt wurde für mich dann auch der letzte. Es kam alles zusammen und wurde mir irgendwann zu viel: erneute Sonne (ohne Sonnencreme), Wärme (mit Extrawässerung in diversen Dörfern), Verlaufen und Abkürzungen zurück durch Wald und Gebüsch, immerfort Anstiege und Gefälle und gefühlt eine Schleife nach der anderen anstelle des direkten Weges neben der Straße. Dazu kam das Wissen vom letzten Jahr, dass es auf den letzten beiden Abschnitten bei km170 genauso weiter gehen würde, allerdings eher mit höherem Anteil an sonnigen Abschnitten. Irgendwie wollte ich diese Quälerei nicht mehr, hatte viel Respekt vor dem Nachfolgenden und befürchtete, mich vollend abzuschießen. Was, wenn ich zwar ins Ziel käme, doch danach mehrere Wochen nicht in der Lage wäre zu laufen? Schließlich war es ein ganz wesentlicher Teil des JUNUT-Plans gewesen, möglichst schonend über die Strecke zu kommen.

So habe ich mir dann meine Aufgabe des JUNUT damit schöngeredet, dass ich ja mit 138 von 170 km einen großen Teil geschafft hätte und nun „verantwortungsvoll“ handeln würde. Es sind genau zwei Wochen Erholungszeit bis zum nächten Abschnitt meiner Vorbereitung auf den Mauerweglauf im August: Der HEIDI-Challenge, einem flachen Etappenlauf über 340 km in 5 Tagen (So 28.04.-Do 02.05.2024), entlang der Seen, Flüsse und Kanäle rund um Potsdam und Berlin. Sollte es gelingen, den ohne große Probleme durchzuziehen (nur kurze Wanderabschnitte), dann war es die richtige Entscheidung. Wenn auch das scheitert, werden die ganz erheblichen Zweifel kommen. Franz und ich werden davon berichten!

Gesundheit geht vor – Alles wieder auf Anfang!

Eine lästige Virus-Infektion Anfang Februar hat meine Vorbereitung für den Ludwig-Leichhardt-Trail zum Erliegen gebracht und meine weitere Saison-Planung für das laufende Jahr völlig auf den Kopf gestellt.

Die letzten Jahre, in denen ich verletzungsfrei und vor allem ohne Erkältung oder sonstige Erkältungen und Virus-Infektionen durchgekommen bin, hatten mich sehr verwöhnt und auch leicht größenwahnsinnig werden lassen. Selbst die beiden Corona-Infektionen, welche ich hatte, überstand ich symptomfrei. Ich war völlig geflasht, wie so eine Erkältung mich vollkommen aus dem Verkehr nehmen konnte.

Anfangs dachte ich noch, alles kein Problem und in zwei Wochen werde ich schon am Ludwig-Leichhardt-Trail teilnehmen können. Zumal ich der Meinung war, dass man bei Symptomen bis zum Hals moderat trainieren könnte und erst ab dem Hals abwärts dann das Training einzustellen sei. Verspürte ich doch nur einen dicken Kopf, triefende Nase und Schleim – keine Schluckbeschwerden, kein Fieber und auch keine Gliederschmerzen. Also spulte ich tatsächlich noch einen Long Run in sehr langsamen Tempo ab, den ich aber nach 25 km abbrechen musste. Das verstand ich also als „moderates Training“! Sehr bekloppt musste ich danach demütig einräumen.

Zumal ich ja als Lauftherapeut in meinen Gruppen auch immer das Gegenteil predige und auch da eine große Verantwortung trage, authentisch zu bleiben.

Erst dann war mir klar, dass ich bis auf weiteres mein Training komplett einzustellen hatte und auch den Ludwig-Leichhardt-Trail schweren Herzens absagen musste. Das Risiko eine Herzmuskelentzündung zu bekommen und später dafür die Rechnung begleichen zu müssen, erschien mir dann doch als zu groß.

Also stellte ich mein Training komplett ein und das sollte für den ganzen Februar – also insgesamt drei Wochen andauern. Erst seit der 2. März-Woche bin ich dann wieder in überschaubare Trainingsläufe eingestiegen und bereite mich auf den Berliner Halbmarathon vor. Die HEIDI-Challenge, die ich komplett laufen wollte, habe ich so  verworfen und mich „nur“ für die beiden letzten Etappen angemeldet. Zur Vorbereitung versuche ich mich zwei Wochen davor beim Tangermünder Elbdeichmarathon und bin gespannt, wie er mir bekommt. Ich werde berichten ….

Vorher werde ich mich auch noch einer Leistungsdiagnostik bei der sportmedizischen Fakultät der Charitè unterziehen und mal schauen, wie es um meinen Fitnesszustand bestellt ist. Man weiß ja nie …

Außerdem sollte man ja mit Geld nicht spielen – mit der Gesundheit aber auch nicht!

Kalt – Hart – Schön? Der Nachbericht

(Der Vorbericht findet sich hier)

Es ist halt wie es ist, so auch mit dem Werbeversprechen der Brocken-Challenge:

Kalt war es nun wirklich nicht. Beim Start morgens um 6 Uhr waren 10 Grad angekündigt und wohl auch vorhanden, später wurde es etwas kühler (=weniger warm) und am Brocken endete der Lauf in der Nähe des Gefrierpunkts. Aber für einen Lauf Mitte Februar auf den höchsten Berg Norddeutschlands mit ausgewiesen alpinem Klima, der in den vergangenen Jahren oft mit eisig-kaltem Wetter, Glatteis, meterhohem Schnee oder ähnlichen Wetterbedingungen für die größten Herausforderungen sorgte, glich das Ganze eher einem „Lauf in den Frühling“. Der leichte Westwind (eher im Rücken als im Gesicht) und wenige matschige Abschnitte änderten daran nicht viel. In vergangenen Jahren war auch das manchmal anders, da gab es teils Schlammbäder auf früheren Wanderwegen nach Einsätzen von „Harvestern“. Zwar hatte es im Vorfeld reichlich Regen gegeben, aber glücklicherweise waren die Wege nicht zerfurcht und meist gut laufbar. Nur ein matschig-schlammiger Anstieg über etwa einen Kilometer ist mir in Erinnerung geblieben.

Das sind perfekte Bedingungen für schnelle Zeiten und die gab es reichlich (Ergebnisse), unter anderem Streckenrekorde bei Männern und Frauen!

Schön ist vieles an der Landschaft! Es gab mehrfach schöne Aussichten bei teils hoher Sichtweite, auch wenn der Himmel zwischendurch immer wieder bewölkt war. Noch kurz unter dem Brocken gab es ungewöhnliche Blicke, oben war dann „natürlich“ Brockenwetter, also Nebel. Weniger schön hingegen ist, was man in der Nähe sieht: Totalschaden am Wald, wie es mittlerweile nicht nur vom Harz, sondern auch von anderen Mittelgebirgen bekannt ist (siehe Franz Bericht zur Deutschland-Querung 2022). Bilder davon zeigen unter anderem die Berichte anderer Läufer, die man auf der Homepage des Laufes findet. Lichtblicke geben jedoch nicht nur die fehlenden Baumkronen, sondern auch immer öfter Neubewuchs und Anpflanzungen. Ein Teil der Spendengelder geht an entsprechende Projekte.

Laufen mit dieser speziellen Ultra-Familie ist sowieso eine schöne Sache und die Erlebnisse sind auf jeden Fall da.

Hart kann jeder Lauf sein, wenn man das Tempo entsprechend gestaltet. Die vielen Bergpassagen bieten dazu reichlich Gelegenheit! Der (erste) Entsafter kurz nach Marathondistanz prägte mich am stärksten, da Axel, mein Begleiter über den ganzen Lauf, mich nach der kurzen und sehr steilen Gehpassage anspornte, diesen über fast 10 km gleichmäßig seichten Anstieg möglichst durchgängig zu laufen. Das klappte sogar weitgehend, aber danach war es erst einmal vorbei mit der Wohlfühlatmosphäre! Insgesamt hat die zweite Streckenhälfte viel mehr (positive) Höhenmeter, aber wir bewältigten sie in etwa der gleichen Zeit, ganz entgegen meinen ursprünglichen Plänen und Absichten. So kamen wir sogar noch im Hellen an und sahen auf dem Goetheweg die Brockenbahn passieren (siehe Beweisfoto). Natürlich war ich sehr geschafft, aber glücklich, endlich oben angekommen zu sein. Dusche (heiß und kurze Wartezeit!) und Essensbuffet (eher kein Hunger, nachdem ich am letzten VP das Kuchenbuffet geplündert habe) sowie ein schöner Holzaufsteller statt einer klassischen Medaille waren ein wohlverdienter Lohn für die Mühen. Insgesamt hatte ich das Gefühl, mich nicht komplett verausgabt zu haben, womit ich sehr zufrieden war. Der 7 km lange Abstieg wurde zu einer netten Nachtwanderung in einer Gruppe und nach moderater Wartezeit in der Hochmoorbaude bei Tee und Resten der Verpflegung kamen wir alle noch im ersten Bus nach Göttingen unter (21:30 Uhr, der zweite Bus fuhr erst 23 Uhr). Zugeben muss ich jedoch, dass ich mich zwar in den nächsten 2-3 Tagen gut und besser fühlte, obwohl sich noch eine Dienstreise anschloss, aber dafür nach 5 Tagen total fertig war und das Kreuz / die Hüfte Probleme bereitete. Keine gute Voraussetzung für die „Reise in den Süden“, die für das nachfolgende Wochenende anstand! Die Anmeldung musste aber wegen knapper Startplatzressourcen bereits im November erfolgen, also bevor am 1.Dezember das Ergebnis der BC-Lotterie verkündet wurde.

Fazit: Die Brocken-Challenge ist bei jedem Wetter eine Reise wert! Aber ich habe die Warmduscher-Version erwischt – ob das extra wegen mir Warmduscher war? Naja, so wichtig ist keiner.

Die größte Challenge ist und bleibt nun einmal, den Anforderungen des harten (Winter-) Wetters zu trotzen und heldenhaft zu finishen, im Orkan oder mit vereisten Augenbrauen und Trinkflaschen oder Füßen im Eiswasser oder Schnee bis zu den Hüften oder Schlamm bis zu den Waden oder oder oder. Für mich steht fest: Das war ein Finish außer der Reihe, zählt als harter Ultralauf, aber nicht als „echte“ Bewältigung einer Brocken-Challenge. Ich werde es wohl noch einmal versuchen und meinen Namen in den Lostopf werfen. Dann in Erwartung geringerer Chancen bezüglich der BC-Lotterie, aber höherer Chancen bezüglich der Wetter-Lotterie à BC 202x – Here we go!

Der Berg ruft! Vorbereitung auf die Brocken-Challenge am 17.02.2024

Ein Lottogewinn
Immer wieder muss ich an den berühmten Loriot-Sketch mit „Erwin Lindemann“ denken, dem Lotto-Gewinner, der ein Fernsehinterview geben soll und durch die ganze Filmcrew und immer wieder neue Aufnahmen am Ende so aufgeregt ist, dass er nicht mal seinen eigenen Namen nennen kann. Ein Lotterie-Gewinner bin auch ich – bei der BC-Verlosung habe ich einen Startplatz gewonnen1. BC steht für Brocken-Challenge und ist eine wunderbare Veranstaltung Göttinger Lauffreunde, die sich im Ausdauer- Sport für Menschlichkeit (ASFM) organisiert haben.

Die Idee
Die eine Idee: Lasst uns doch mal auf den Berg um die Ecke laufen. Nun gut, jener Berg namens Brocken steht halt 80 km weit entfernt, aber das gehört zu den Details, nix was Ultraläufer vom Plan abbringen würde. Die nächste Idee: Wenn schon, dann bei bestem Wetter, also Mitte Februar; im Sommer kann das ja jeder. Die dritte Idee: Verbinden wir das Ganze mit einer Spendenaktion. So gibt es keine Startgelder, alle Leistungen der Veranstalter und seiner Helfer erfolgen unentgeltlich, hinzu kommen viele Sach- und Geldspenden. Alle Einnahmen gehen in die große Spendenkasse, aus der in 19 Jahren fast 400 000 € an eine lange Liste karitativer Einrichtungen und Organisationen in der Region und der Welt verteilt werden konnten.

Die Vorbereitung:
Keine Winterpause
Wie bereitet man sich auf etwas Unbekanntes vor, das viele Unwägbarkeiten verspricht? Normalerweise machen Läufer zwar keinen Winterschlaf, aber doch einige Wochen Pause bzw. stark reduziertes Programm zur Erholung im November/Dezember. Nach den Festessen geht es mit guten Vorsätzen ins neue Jahr und die meisten haben dann im Mai bis Juni den ersten läuferischen Jahreshöhepunkt, auf den sie typischerweise um die 20 Wochen trainieren. Das funktioniert nicht, wenn man zur BC im Februar fit sein will, zumindest fit genug, um mit guter Wahrscheinlichkeit und Zufriedenheit ins Ziel zu kommen. Also gab es dieses Mal keine Winterpause, dafür im November noch zwei Läufe (ein kurzer schneller Rundenlauf und ein langsamer langer Ultra beim „kleinen“ KoBoLT) und mehr oder weniger normales Training.

Wintertraining
Die spezifische Vorbereitung begann kurz vor Weihnachten mit einem Ausflug in die nächste Kleinstadt: Mit Wintersachen und Laufweste laufen, sich zwischendurch selbst verpflegen und im Supermarkt nachkaufen für ein Mittagessen. Später kamen Läufe im (in Greifswald eher ungewöhnlichen) Schnee hinzu, erste Tests mit neuen, unterschnallbaren Spikes für Schnee und Glatteis (ohne die wird es sonst im Hochgebirge zum Risikospiel) sowie mit Neopren-Socken. Letztere Neuerwerbung ist der Sorge geschuldet, dass bei Kälte in Kombination mit Schnee oder (überfrorenen) Pfützen ein längeres Laufen mit nassen und kalten Füssen erforderlich sein könnte. Von früheren Ausgaben der BC gibt es reichlich Berichte darüber. Dagegen sollen die Socken gut helfen, nach dem gleichen Prinzip wie bei ihren großen Geschwistern, den Neoprenanzügen für Wassersportler. Diese sind zwar auch nicht wasserdicht, helfen aber eine wärmeisolierende (Wasser-) Schicht um den Körper aufzubauen. Bei perfekten Bedingungen in Form von Schneematsch und Niesel mit Temperaturen leicht über dem Gefrierpunkt erfolgte kürzlich noch ein Härtetest. Ich habe mir das bei den Experten im Matschwesen abgeschaut – Kindern, die mit Gummistiefeln und Matschhose so lange in Pfützen herumspringen, bis es von Erziehungsberechtigten verboten wird. Mangels Letzterer bin ich allein und nur durch alle Pfützen gelaufen, die ich auf der Laufstrecke finden konnte. Das genügte für die Feststellung, dass das irre Spaß bereitet und dass die Füße zwar gut naß, aber bei laufender Bewegung bald darauf auch wieder warm werden. Natürlich auch, um die Hose knieabwärts ebenfalls einzunässen. Wie sich das auf die bei Nässe üblichen Blasen an schrumpeliger Haut auswirkt, muss dann der Langzeittest zeigen, da reichen zwei Stunden noch nicht aus (zum Glück).

Warmduscher
Das Laufen bei Schneefall und Dunkelheit zu trainieren war ein ähnlicher Spaß. Mit Stirnlampe ausgestattet, war die gefühlte Sichtweite ungefähr eine Armlänge – ein großartiges Vergnügen! Tatsächlich sieht man schon ein paar Meter mehr vom Weg und reflektierende Verkehrsschilder gar hundert(e) Meter. Was sich hier im Norden Deutschlands ebenfalls einfach üben läßt, ist das Laufen bei Sturm, Regen und Kälte. So ließen sich immer wieder Übungseinheiten mit dem Schwerpunkt „Frieren und Laufen“ einstreuen. Dabei stellte ich fest, dass nicht mehr viel von einstiger Abhärtung durchs Freiwasserschwimmen übrig ist, auf die ich mal mindestens so stolz war wie die klappernden Zähne weit zu hören. Die finale Transformation zum laufenden, warmduschenden Weichei scheint vollzogen.

Berglauf?
Skeptiker werden vielleicht einbringen, dass bei knapp zwei positiven Höhenkilometern auch das Berglaufen eine gewisse Bedeutung haben könnte. Das mag sein, aber Berge in dem Sinne von Höhenunterschieden gibt es hier eben nicht wirklich. Manche der höchsten Erhebungen sind in fast jedes Training eingebaut, aber der Trainingseffekt ist zweifelhaft bei einer Straßenbrücke bzw. Unterführung. Ansonsten setze ich auf Altbewährtes: Streckenprofile anstarren und Internetvideos gucken sowie Berichte lesen. Das hat mir schon beim bisher einzigen Ausflug in die Welt der Etappenläufe nach wenigen Tagen „Shin-splints“ eingebracht, das klassische wie äußerst schmerzhafte Schienbeinkanten-Syndrom. Bei Eintagesläufen bin ich bisher davon verschont geblieben. Mut macht, dass meine Probleme eher beim Bergablauf liegen und es vor allem am Ende zumeist aufwärts geht. Allerdings gilt am Brocken die alte Flieger-Regel „Oben geblieben ist noch keiner“, denn zum Parkplatz, von dem aus dem Busse oder Autos zurück nach Göttingen fahren, führt nur der 7km-Fußweg mit 400 Höhenmetern abwärts.2

Warten auf ToGo
Die Woche der Brocken-Challenge hat begonnen, der Kilometerzähler gaukelt einen zu diesem frühen Termin im Jahr noch unerreichten Trainingszustand vor (trotz zwei festen Ruhetagen wöchentlich ergibt sich ein Tagesdurchschnitt von 10 km oder einer Laufstunde). Lange Listen zu Reisedetails, Streckenabschnitten, Laufsachen, Inhalten von Laufweste, Dropbag und Brockentasche sind geschrieben, Hinweise der Organisatoren und der Streckenplan sind ausgedruckt und als GPX-Track auf dem Telefon gespeichert. Nun heißt es nur noch abwarten, 1-2 mal gemächlich joggen um nicht die Fortbewegungsart zu vergessen und am Freitag alles in mich hineinstopfen, was geht. Füße eincremen, Brustwarzen abkleben, Wetterbericht verfolgen und die Laufsachen möglichst nicht völlig falsch wählen.

Nächste Woche gibt es einen Nachbericht, versprochen.3 Bis dahin hoffen wir mal, dass es Spaß macht, wenn es heißt:
„Brocken-Challenge 2024 – here we go!“

  1. Wenn doch mal jemand fragen würde: „Wie laufen Sie denn hier herum? Sie haben wohl Ihre Lauferlaubnis im Lotto gewonnen?“, könnten fast alle antworten: „Na klar!“. Fast alle, denn für (frühere) Helfer und Traditionsläufer gibt es Sonderstartrechte. ↩︎
  2. Mit wenigen Ausnahmen, denn manche Teilnehmer übernachten auch im Hotel auf dem Brocken ↩︎
  3. Danach geht es zum Aufwärmen in den Süden, zu den Bergvölkern. Es wird unterirdisch… ↩︎

Ein guter Start in das Laufjahr

Die letzten beiden Monate im zurückliegenden Jahr hatte ich damit verbracht, mich zu regenerieren und die Weichen für das kommende Laufjahr zu stellen. Meine Umfänge an Laufleistung waren dementsprechend auch geringer und ich fing mit Beginn des neuen Jahres wieder damit an, diese zu steigern und in Ausdauer zu kommen. Galt es doch rechtzeitig zum Ludwig-Leichhardt-Trail (LLT) am 17.02.2024 in Form zu kommen.

Gleichzeitig wollte ich die Laufplanung – zumindest für das erste Halbjahr – abschließen und in trockene Tüchern bringen. Ich hatte mich schon zusätzlich zum LLT auch für den Rennsteig-Supermarathon und den Fischland-Darß-Zingst-Ultra (FDZU) bereits angemeldet. Zudem liebäugele ich immer noch mit meiner Teilnahme am Etappenlauf direkt vor meiner Haustür der HEIDI-Challenge Ende April/Anfang Mai. Dies jedoch nur, wenn ich mich bis dahin soweit in die dafür nötige Form bringen würde.

Ich startete also Anfang Januar mit meinen Long Runs an den Wochenenden  und konnte diese von 23,5 km und 26,5 km am dritten Wochenende auf 30 km steigern. Das lief recht zäh, da auch noch eine winterliche Witterungslage hinzukam, die – jedenfalls für mich – recht beschwerlich war, da ich auch meine Long Runs fast alle alleine laufe.

Vor diesem Hintergrund hielt ich also Ausschau nach geeigneten organisierten Läufen in unmittelbarer Umgebung zur weiteren Vorbereitung und wurde auf den 1. Ufer Trail – einen sog. Einladungslauf – aufmerksam, der direkt in Potsdam-Babelsberg startete und 50 km durch das Umland führte. Glücklicherweise bekam ich noch einen Startplatz und fuhr mit mulmigen Gefühl (hatte ja lediglich als längsten Long Run nur 30 km in den Beinen) dort hin.

Antje, die Initiatorin, hatte den Lauf direkt vor ihrer Haustür organisiert und eine kleine Schar von 23 Läuferinnen und Läufern hatten sich für diesen Winter-Ultra angemeldet. Alle waren recht flott am Start und ich lief nach wenigen Kilometern mein eigenes Rennen im Wohlfühl- und Genußtempo. Dank des zur Verfügung gestellten Tracks konnte ich die Route auch beibehalten und fühlte mich an manchen Stellen an den Etappenlauf in 2022 (Deutschlandquerung) erinnert. Ab km 30 spürte ich dann, dass ich langsamer wurde und kam dann erschöpft aber glücklich als letzter Finisher ins Ziel.

Der Lauf war liebevoll organisiert und fand in sehr famliärer Atmosphäre statt. Alle kannten sich untereinander und wir verbrachten noch eine stimmungsvolle Läufer-Party im Anschluss.

Alles in allem war es ein guter Start ins Lauf-Jahr und für mich eine gute Vorbereitung für die anstehenden Ultras.