Heidi: Accept the Challenge!

Vorbereitung Mauerweglauf
Auf dem langen Weg zum Saisonziel Mauerweglauf 2024 (100 Meilen Berlin) gibt es eine Reihe von Komponenten. Darunter sind mehrtägige Belastungen, um dem Körper mal die Gelegenheit zu bieten, den zu erwartenden Gesamtumfang kennenzulernen. Die mit Abstand wichtigste davon ist gleich eine Ultra-Variante.

Die Heidi-Challenge
ist ein Etappenlauf im Berliner Umland: https://heidichallenge.run/
Der Lauf wird organisiert von Thomas Steinicke, den Franz und ich von der Deutschland-Querung 2022 her kennen, an der Thomas ebenfalls teilnahm. Des weiteren kenne ich ihn vom FDZU sowie von seinen empfehlenswerten Videos von Ultras und Etappenläufen, die mir schon bei mancher Laufvor+nachbereitung halfen. So kann man kurzweilige Videos mehrerer Deutschlandläufe, aber auch von FDZU und Mauerwegläufen auf youtube finden: https://www.youtube.com/@thomassteinicke1077.
Inzwischen wechselte er die Seiten und ist als Organisator aktiv, hat nach meinem Wissen bereits einen Deutschlandland zusammen mit dem berühmten Oliver Witzke organisiert und nun wohl dessen Portfolio an etablierten (Etappen-)Läufen übernommen. Ganz großen Respekt! Seit kurzem laufen die Webseiten noch professioneller mit der Länderkennung „.run“ und die Firma Conibeta tritt als (Mit?-)Veranstalter auf.
Die Namensgebung hängt mit dem Gedenken an Michael „Heidi“ Wichmann zusammen, welcher zusammen mit Thomas Steinicke die Idee zu diesen Lauf während der Pandemiezeit entwickelte, als Läufe reihenweise ausfielen und Alternativen vor der Haustür interessant wurden.

5 Etappen
verlaufen soweit wie möglich entlang der Uferwege Berliner (und Brandenburger) Seen, Flüsse und Kanäle. Daher geht es zumeist sehr flach zu, eine kleine Ausnahme stellt der Teufelsberg im Grunewald dar. Die Distanzen wechselten während der letzten Monate immer mal wieder. Nachdem es im Durchschnitt mal fast 70 km waren, gab es zuletzt einige Kürzungen, um auch für langsamere Läufer zeitlich attraktiv zu bleiben. Somit ergeben sich folgende Streckenlängen:
62 km / 67 km / 63 km / 68 km und 57 km.
Am Samstag treffen sich die Teilnehmer in Potsdam. Nach Startnummernausgabe und Briefing geht es zum gemeinsamen Abendessen in eine „Genussmanufaktur“ – Essen ist wichtig! Gestartet wird am Sonntag, dem 28.April 2024. Wie bei vielen Ultraläufen und Etappenläufen üblich, gibt es mehrere Startgruppen, um unterschiedlichem Lauftempo genüge zu tun bzw. die Öffnungszeiten der Verpflegungspunkte zu begrenzen. Sonntag geht es um 6:30 / 8:00 / 9:00 Uhr los, an den nachfolgenden Wochentagen zumeist eine Stunde früher. Für die Frühstarter wird ein gesondertes Frühstück organisiert, denn die Hotels bieten dann normalerweise noch nichts an.
Apropos: Alle 7-15 km gibt es Verpflegungsstationen. Das sollte bei dem flachen Profil normalerweise genügen, um auf die Mitnahme von Essen und Trinken zu verzichten.

Meine Vorbereitung
auf diesen Etappenlauf war eher rudimentär, da es für mich eher als „ein „Trainingslager mit dem ganz großen Umfang“ in Vorbereitung auf die 100 Meilen dient und nicht einen Wettkampf im klassischen Sinne darstellt. Im Vorfeld des JUNUT habe ich mal versucht, mindestens eine Woche jeden Tag zu laufen. Heraus kamen immerhin 5+4 Tage mit einem Ruhetag dazwischen, allerdings auch mit vergleichsweise bescheidenen zwei Stunden täglich, was als Vorbelastung für einen Ultra-Etappenlauf eigentlich noch zu kurze Einheiten bedeutet. Mehr war nicht möglich. Dafür habe ich seit Jahresbeginn einen Kilometerstand erreicht wie bisher noch nicht: Gut 10 km (bzw. 1 h) am Tag im Durchschnitt! Stolz bin ich darauf, allerdings ist mir bewusst, dass andere ein Vielfaches leisten. Vor dem JUNUT zeigte mir eine Lauffreundin ihre Statistik, die fast das doppelte an Kilometern und dazu noch 25 Höhenkilometer auswiesen (beeindruckend, da sie aus Berlin kommt, was eigentlich nicht so viel alpiner ist als die Ostseeküste).

Meine Zielstellung
ist entsprechend demutsvoll: Ich möchte alle fünf Etappen beenden und dabei möglichst fast immer laufen! Der große Vorteil der Heidi-Challenge, weitgehend flach zu sein, bedeutet umgekehrt auch den „Nachteil“ , dass dadurch die „natürlichen Gehpassagen“ an den Anstiegen fehlen, die einem Ultra oft eine gewisse Struktur und Abwechslung und vor allem auch Erholung bieten. Auf jeden Fall wird es schwierig, die ganze Zeit durchweg zu laufen. Deshalb will ich das gar nicht einplanen oder versuchen. Bei den städtischeren Etappen wird es „mauerweglike“ zu einer Strukturierung durch rote Ampeln kommen, an denen man stehen bleiben und wieder anlaufen muss. Dazu kommen noch Verpflegungspunkte – und eventuell Fotostops. Denn ich plane, zwischendurch auf Laufwolke zu berichten. Vielleicht nicht jeden Tag. Ob es klappt mit Fotos, werden wir sehen. Wie ein Weg am Ufer eines Sees, Flusses oder Kanals aussieht, weiß ja eigentlich jeder. Klassische Berliner Fotomotive oder das Buffet der VPs sind auch nicht gerade spektakulär.
Die Laufgeschwindigkeit bzw. die Laufzeiten sind mir egal. Irgendetwas um die 7-8 vielleicht, dann ist es gleich, ob min/km oder km/h. Solange ich noch laufe, wird es deutlich schneller als das schnelle Gehen bei etwa 6 km/h sein; andererseits wird das gemütliche Laufen bei 10 km/h auf Dauer viel zu schnell. Das passt zum Ziel für den Mauerweglauf, 161 km unter 24 h zu finishen, denn das entspricht bekanntlich einem Durchschnittstempo von 6.7 km/h. Mit kleiner Sicherheitsreserve muss im August also 7 km/h gelaufen werden, wobei das bei Abzug der Pausenzeiten dann etwa 8 km/h entspricht.

Wer läuft noch mit?
Es starten ungefähr 25 Etappenläufer auf der Ultra-Distanz und drei weitere auf der Marathon-Distanz. Letztere werden jeweils etwas nach der letzten Startgruppe ins Auto geladen und dann zum Punkt 42.2 km vor dem Ziel gefahren und dort ins Rennen geschickt. Dazu kommt ein Dutzend Tagesläufer, die ein bis drei Etappen absolvieren, hauptsächlich am Sonntag und wegen des Feiertags am Mittwoch / Donnerstag. Prominentestes Beispiel ist Franz (Mi/Do). David, ein (ehemaliger) Kollege aus Greifswald, wird an diesen beiden Tagen seinen ersten Doppeldecker laufen. Vom Etappenlauf Deutschland-Querung sind die Hälfte der Teilnehmer bei der Heidi dabei. Generell ist schon eine Tendenz erkennbar, dass viele Läufer aus Berlin und Umgebung (5NBL) die Gelegenheit eines Etappenlaufs vor der Haustür nutzen. Fünf ausländische StarterInnen bringen eine internationale Komponente ein, wobei Sari (Finnland) und Tanya (USA) praktisch als eingebürgert zählen könnten…

Ist Konkurrenz wirklich immer gut?
Eigentlich war in unmittelbarer zeitlicher Nähe ein weiterer Etappenlauf geplant: Die LG Mauerweg bot ein ähnliches Projekt in / um Oberhof (Thüringen) an, ebenfalls mit festem Hotel, mit Etappen um die 60 km (bergiges Profil) und mit kürzerer Option (halbe Strecke, gut zum Wandern geeignet). Als Rennsteiglauf-Vereinsmitgleid wäre ich auch dort sehr gern gestartet, habe mich wegen des Profils und der zeitlichen Nähe zum Rennsteiglauf aber für die Heidi-Challenge entschieden, die besser zum Mauerweglauf passt. Leider fanden sich am Ende nicht genügend Teilnehmer, um den enormen Aufwand zu belohnen, schließlich benötigt es mindestens ein halbes Dutzend Helfer, die extra Urlaub nehmen und nach Thüringen reisen müssen – und dann nicht auch noch alle Kosten tragen und den Lauf subventionieren können. In der Folge haben nach meiner Beobachtung zwar einzelne Teilnehmer auf die Heidi-Challenge umgebucht, sich andere hingegen abgemeldet, die beide Läufe hintereinander absolvieren wollten. Insgesamt scheint mir das Potenzial an Etappenläufern nicht optimal genutzt, insbesondere bei der LG Mauerweg gibt es einige Läufer, die möglicherweise dabei wären, wenn es von Anfang an nur ein Angebot gegeben hätte. Das ist alles etwas spekulativ, doch ich finde es schade, dass einerseits viel Engagement und zeitlicher Aufwand inklusive Urlaubsplanung umsonst war, andererseits das mögliche Läuferinteresse nicht optimal genutzt werden konnte. Interessanterweise gab es eine ähnliche Situation schon 2022. Damals gab es für meinen ersten Etappenlauf zwei Optionen:
– Als „Touristischer Begleiter / Fan“ einige Etappen des Transeuropa-Laufs mitzulaufen, der aus dem Baltikum kommend in Swinemünde auf Usedom Station machte und dann nach Berlin sowie weiter Richtung Westen verlief (Franz wollte Berlin-Paris laufen!). Der Lauf wurde abgesagt, weil nach dem russischen Überfall auf die Ukraine viele Teilnehmer aus Übersee absagten und sich der Lauf nicht mehr finanzieren ließ und wohl auch die Querung der Königsberger Enklave schwierig geworden wäre.
– Als „Regulärer Teilnehmer“ die Deutschland-Querung von Thüringen nach Siegen zu laufen. Das passte letztlich besser, weil ich den Rennsteiglauf nicht missen wollte.
Wir alle sind abhängig von Enthusiasten, die ihre Freizeit opfern um Läufe zu organisieren und durchzuführen. Das kann man nie gut lobpreisen. Wenn man reale Kosten bezahlen müsste, beispielsweise weil Veranstalter die Organisation von Läufen professionell betreiben und davon leben oder gar noch Investoren bezahlen müssten, würden die Kosten ein Vielfaches des Gewohnten betragen und alles nur noch auf Show, Kommerz und Gewinnoptimierung ausgerichtet sein.

Vorhersagen
bezüglich des Wetters sind immer eine wechselvolle Geschichte. Man kann sie zwar Wochen im voraus erhalten, doch die Änderungen im weiteren Verlauf sind enorm! Aktuell, wenige Tage vor dem Start, werden für alle 5 Tage Höchsttemperaturen zwischen 23 und 25 Grad sowie (nächtliche) Tiefsttemperaturen von anfangs etwa 10 und später eher 17 Grad angesagt. Es soll weitgehend trocken bleiben. Das deutet auf ein paar sehr warme Tage hin, die wir in diesem Jahr praktisch noch nicht gewpohnt sind. Die gute Nachricht: Weniger (warme) Laufkleidung, mehr Platz im Koffer für Verpflegung und anderen Schnickschnack. Das beinhaltet nun wohl auch ein Tablet zur „Berichterstattung“.

Ausstattung
Meine Planung sieht vor, mit zwei paar Laufschuhen (langlebige Modelle von Lunge und Karhu) auszukommen. Kurze Socken (besser ohne Löcher…) und Calves (optional weglassen, wenn zu warm) sowie eine kurze Hose / Tights sollten genügen. Die Startnummer kommt an und ein kleiner Faltbecher in die Hose, auf eine Laufweste will ich verzichten und nur zwei Oberarmtaschen für das geforderte Mobiltelefon links sowie Brille, Taschentücher, Kleingeld und einen Riegel (rechts) mitnehmen. Auf dem Smartphone sind die einzelnen Tracks der Etappen abrufbar, doch die Strecke ist markiert und sollte leicht ohne Hilfe zu finden sein. Hinzu kommt ein T-Shirt, das vielleicht am VP3 dank Dropbag-Option von dicker auf sommerlich gewechselt wird, Buff und auf den Kopf ein Basecap oder ein Stirnband. Für die ersten Kilometer am Morgen könnten eine dünne Jacke oder Ärmlinge sinnvoll sein, die man am VP abgeben kann.
Nach dem Lauf benötige ich dickere Sachen, wenn die Erschöpfung temperaturempfindlich macht, inklusive Pullover, Handschuhen, dicken Socken und Mütze. Sicherheitshalber packe ich in den Koffer noch das GPS-Gerät mit den Tracks (etrex 30 geliehen von Jörn), die Laufweste, eine dünne Regenjacke, lange Sporthose sowie eine faltbare Schüssel für ein Fußbad.
Der für Reisen übliche Kulturbeutel wird erweitert um Schlaf-, Vitamin- und Kohle-Tabletten, Antiblasen-Gel (Füße, Schritt, evtl. Achseln), Sonnencreme, Fußcreme, Blasenpflaster, Micropore-Pflaster, Brustwarzenpflaster, Kinesiotape, Rettungsdecke „Goldfolie“, Regencape sowie Wasserspray (zur Kühlung). Als Ergänzung zur angebotenen Verpflegung plane ich mit Cola, Ginger Ale, Pulver für Instant-Kaffee, Suppenbrühe und einen Eiweißdrink (direkt nach Zieleinlauf), Haferkeksen, Haferriegeln, Gummibärchen, Salzstangen und Honigwaffeln.

Bitte drückt mir die Daumen! Optimistisch, die Heidi-Challenge erfolgreich zu absolvieren bin ich; aber es gibt so viel, was passieren kann… Bis bald!

Deutschlands vielleicht längste Schleife: Der JUNUT

Lange Läufe gibt es viele in Deutschland, aber natürlich wird die Vielfalt mit zunehmender Streckenlänge geringer. Oberhalb der 120 km-Marke gibt es nach meinem Wissen aktuell eine Handvoll Hundertmeiler sowie einige wenige Landschaftsläufe wie den KoBoLT im Rheintal mit 140 km, den 200km-Lauf im Taubertal sowie zu Pfingsten entweder die TorTour de Ruhr mit 230 km (gerade Jahre) bzw. die Heidi 222 mit 222 km durch die Lüneburger Heide (ungerade Jahre) – und den JUNUT.
(Abgesehen von den 24/48h-Läufen und Etappenläufen natürlich!)

Dabei handelt es sich um einen trailigen Lauf auf dem „Qualitätswanderweg Jurasteig“ in der Oberpfalz. Dieser Wanderweg hat die Besonderheit, ein Rundweg zu sein. Normalerweise wird er in einer Reihe von Tagesetappen erwandert, beispielsweise einem guten Dutzend von etwa 20 km. Zusätzlich gibt es noch thematische Extra-Schlaufenwege, so dass zwei Wochen intensiver Wanderurlaub möglich sind. Die Gesamtlänge des Rundwegs ohne Schlaufen beträgt knapp 240 km. Genau das ist dann auch die Königsstrecke des Jurasteig Nonstop Ultratrails (JUNUT), der jedes Jahr Anfang / Mitte April in Dietfurt an der Altmühl gestartet wird. Die Altmühl ist der erste, aber längst nicht der einzige Fluß an dem entlang die Strecke führt. Bereits nach wenigen km verläuft parallel bzw. anstelle der Altmühl der MainDonau-Kanal, später folgen Donau, Naab, Vils, Lauterach sowie Schwarze und Weiße Laber. Dabei geht es immer wieder von einer zur anderen Flußseite sowie auf und ab zu wunderschönen Berghängen und Aussichten. Die Anstiege sind nicht übermäßig lang oder hoch -„nur“ 100 bis maximal 150 Höhenmeter- doch die Anzahl macht es! Wo sonst zu viele Jäger des Hasen Tod sind, zermübt hier das stetig wiederkehrende Auf und Ab, verbunden natürlich mit der Streckenlänge selbst.

Viel Auf und Ab summiert sich.

Es gibt drei Strecken zur Auswahl:

  • – die ganze Runde von 239 km mit 7500 Höhenmetern und 54 h Zeitlimit
  • – die mittlere Strecke von 170 km mit 5400 Höhenmetern und 39 h Zeitlimit
  • – die „Bambini“-Strecke von 104 km mit 3600 Höhenmetern und 23.5 h Zeitlimit.

Die meisten Läufer nutzen (faltbare) Stöcke, um an den Steigungen bessere Halt zu finden und Kräfte zu sparen. Das ist auch eine Frage der Technik und Übung, wieviel Erleichterung man erzielen kann. Auf flacheren Abschnitten muss das zusätzliche Gepäck in den Rucksack.

Am Main-Donau-Kanal
Nachfolgend: Aufstieg zum Schloß Prunn

Start ist am Freitag um 9 Uhr, 11 Uhr oder 15 Uhr nach freier Auswahl und bevorzugtem Lauftempo. Bei meiner Premiere vor zwei Jahren wollte ich ganz schlau sein und erst nachmittags anreisen, weil ich für meine 104 km erwartete, auch mit 17.5 h auszukommen. Das wäre vermutlich auch machbar gewesen, doch in der (kleineren) 15Uhr-Gruppe gab es keine Läufer meines Formats, die waren alle mindestens zwei Leistungsklassen besser und schneller. Um nicht nachts ganz allein im Wald zu sein, klemmte ich mich dann an die letzte Gruppe und lief ein für mich zerstörerisches Tempo auf den ersten 50 km. Die passenden Rahmenbedingungen gab es obendrauf: Starke Regenfälle, Gewitter und Blitze in ehrfurchtsgebietender Nähe, Sturm und Nachttemperaturen am Gefrierpunkt, wobei mir klar wurde, dass auch meine Ausrüstung nicht ganz optimal war. So kam es, dass ich das Rennen bereits nach 50 km beenden wollte. Kurz vor dem VP teilte ich den anderen meinen Entschluss mit und wir diskutierten hin und her, sie versuchten mich ob der noch ewig langen Zeit zu überzeugen, im Rennen zu bleiben. Ich weiß nicht, wie ich entschieden hätte, aber meine Rettung war der Abbruch der Veranstaltung durch die Rennleitung wegen der katastrophalen (und für manchen Starter sehr riskanten) Rahmenbedingungen. Trotzdem brannten mir danach eine ganze Nacht wie verrückt die Oberschenkel!

Die große Gruppe der 9Uhr-Starter am Marktplatz in Dietfurt.

Im letzten Jahr (2023) zog ich die Konsequenzen – und startete auf der 170er Strecke. Allerdings in der großen Gruppe um 9 Uhr und bei etwas besserem Wetter. Nach anderthalb Tagen war ich im Ziel, äußerst geschafft, aber „Stolz wie Bolle“, wie der Berliner zu sagen pflegt. In diesem Jahr war eine Wiederholung geplant, jedoch ob der anstehenden Pläne des Heidi-Etappenlaufs hoffentlich ohne totale Erschöpfung. Der 2024er Lauf lief dann auch recht gut und mein Fazit ist eigentlich auch positiv. Es war ganz gutes Wetter und hat mir echt Spaß gemacht.
Die Relativierung kommt „nur“ daher, dass ich in diesem Jahr den JUNUT 170 leider nicht beendet habe. Letztlich war es wohl wie immer eine Mischung mehrerer Faktoren, die sich negativ auswirkten. Bei einem Ultralauf ist es ja so, dass Probleme und Überraschungen dazugehören und früher oder später auftauchen. Bis zu einem gewissen Grad ist das vorher zu erwarten und kann gut kompensiert werden, aber irgendwann siegt es über den Willen.

Wenn der Socken aber nun ein Loch hat...

Wenn der Socken aber nun ein Loch hat…

Es ging schon damit los, dass ich blöderweise einen Socken mit Loch an der Fußsohle angezogen hatte. Beim Training merkt man das ja kaum, da lässt sich das kompensieren und selbst eine leicht gereizte Stelle wird schnell wieder ganz normal. Wenn allerdings ein Ultra über anderthalb Tage geplant ist, sollte man doch etwas mehr Verstand erwarten können, denn so etwas wächst sich unweigerlich aus! Jedenfalls war gleich nach dem Start spürbar, dass sich da etwas entwickeln wird. Nach nicht einmal zwei Kilometer suchte ich eine Bank und klebte ein Blasenpflaster drauf. Auf der mit Anti-Rutsch-Gel frisch eingeschmierten Fußsohle hielt das nicht wirklich, aber bis zum VP3 habe ich mich damit gut gefühlt und dort konnte ich die Socken wechseln bzw. dünne unterziehen. Kein ernsthaftes Problem soweit.

Mein Beitrag zum Caspar-David-Friedrich-Jahr 2024!
(Aussichten eines Greifswalders im Mittelgebirge)

Kritischer war vielleicht das Tempo, insbesondere auf abschüssigen Abschnitten. Es fühlte sich alles gut an, der erste Abschnitt war bis auf die Minute genau wie 2023 und auch der nächste nur wenige Minuten schneller absolviert, allerdings auch schon eine dreiviertel Stunde unter meinem groben Zeitplan.
Beim JUNUT sind die Abstände zwischen den VPs zumeist relativ lang, doch mit einer Laufweste kommt man ganz gut klar. Nur wenn es warm ist, wird es schwierig. Dieses Mal war es warm (21 Grad waren angesagt, gefühlt war es deutlich mehr und das noch ungewohnt in diesem Jahr) und sehr sonnig. Am Freitag hatte ich mich eingecremt, am Samstag hatte ich keine Sonnencreme und vergaß leider auch, an VPs danach zu fragen. Das war schon etwas anstrengend, vermutlich hatte ich einen leichten Sonnenstich. Die Strecke zwischen VP2 und 3 (50 bzw. 78 km) wurde recht lang, doch dank einer privaten Zusatzversorgung bekam ich einen Extraliter Wasser (wenn man fragt, sind fast alle Leute bereit zu helfen) und kam damit sehr gut über die Runden.

So war ich bereits nach 11:30 h (ohne Stirnlampennutzung!) beim berühmten VP 3 in Matting (Plan 13 h). Dort ist der VP im Feuerwehrhaus und die Feuerwehr hat sehr viele Mitglieder und Helfer – praktisch ist das ganze Dorf auf den Beinen! Am Eingang steht ein Pizza-Ofen, der im Dauerbetrieb läuft. Sobald man seine Startnummer verkündet, wird das Dropbag gesucht und gebracht und es geht hinein ins Haus. Es war eine Stunde Aufenthalt eingeplant. Obwohl ich mich von Tag- auf Nachtkleidung umgezogen, umfangreich gestärkt, das Telefon geladen, meine Vorräte aufgefüllt und auch einige Zeit auf der Bank liegend ausgeruht habe, war ich bereits nach einer dreiviertel Stunde voller Zuversicht wieder draußen. Dann ging es zur Donau-Fähre, die zur Nachtzeit natürlich nicht fährt und deshalb von der Feuerwehr mit einem Motorboot ersetzt wird (Sie startenab 21 Uhr und stellen dadurch einen zeitlichen Engpaß dar, ein weiterer Grund warum schnellere Läufer gern später starten). Auf der anderen Seite fanden sich schnell zwei Gefährten für den ersten Nachtabschnitt. Dank geliehener Stirnlampe konnte ich dieses Mal sehr viel mehr von den kleinen Reflektoraufklebern profitieren, die auf den Wegweisern angebracht wurden. Das ermöglicht, mehrere und teils hundert Meter entfernte Schilder im voraus zu erkennen und macht die nächtliche Orientierung viel einfacher, vielleicht sogar besser als am Tage. Genial! (Leider gibt es einen Förster, der in seinem -zum Glück kleinen- Zuständigkeitsbereich regelmäßig die Reflektoren abkratzt, weshalb einer der Helfer diesen Abschnitt jeweils kurz vor dem Lauf noch einmal neu beklebt. Nicht die einzige Anekdote mit Förstern: Dieses Mal wurde die Polizei gerufen, weil stirnlampenbewehrte Läufer bei der Wildschweinjagd stören und sich überhaupt selbst gefährden würden und deshalb nachts nix zu suchen hätten im Wald! Leider war der zuständige Polizeibeamte zunächst nur eingeschränkt erreichbar, da er als Helfer an einem VP stand…)

So langsam waren die bisherigen Belastungen zu spüren, insbesondere auf abschüssigem Geläuf stellten sich unangenehme Schmerzen oberhalb des Knies ein, das ist wohl der Ansatz des Quadrizeps und typisch für Läufer, die Bergabtraining und kompensierende Übungen vernachlässigen! Der VP 4 nach 88 km war relativ schnell erreicht und zügig absolviert, bis zum VP 5 bei 104 km, dem Ziel der kürzesten Strecke, nahmen die Probleme jedoch deutlich zu. Jeder Schritt bergab schmerzte, ich wurde müde und deprimiert ob der noch so langen Anstrengung und Strecke vor mir. Eine längere Pause war zwar nicht vorgesehen, jedoch dringend indiziert! Es wurden mit Ruhe auf einer Liege bestimmt anderthalb Stunden, doch sie taten sehr gut. Der VP-Betreuer, der sich dort sehr liebevoll um mich kümmerte, war sehr erstaunt, dass es dann doch noch weiter ging, aber es war ja noch nicht einmal hell draußen und auch noch reichlich Zeit und Weg zu gehen…
Der nachfolgende Abschnitt bis VP 6 bei 117 km war vergleichsweise kurz. Mit einer Mischung aus alten Problemen (Schmerzen) und frischem Elan ging es überraschend gut voran, insbesondere auf den letzten paar Kilometern, die leicht bergauf verliefen, was sich wunderbar und kraftvoll wandern ließ. Vielleicht war es ja einfach nur das erste Tief gewesen, aus dem es nun in den lichten Tag hinein geht!? Zumindest wollte ich das sehr gern glauben und machte mich mit viel Zuversicht auf den Weg zum nächsten VP 7 bei 138 km.

Dieser lange Abschnitt wurde für mich dann auch der letzte. Es kam alles zusammen und wurde mir irgendwann zu viel: erneute Sonne (ohne Sonnencreme), Wärme (mit Extrawässerung in diversen Dörfern), Verlaufen und Abkürzungen zurück durch Wald und Gebüsch, immerfort Anstiege und Gefälle und gefühlt eine Schleife nach der anderen anstelle des direkten Weges neben der Straße. Dazu kam das Wissen vom letzten Jahr, dass es auf den letzten beiden Abschnitten bei km170 genauso weiter gehen würde, allerdings eher mit höherem Anteil an sonnigen Abschnitten. Irgendwie wollte ich diese Quälerei nicht mehr, hatte viel Respekt vor dem Nachfolgenden und befürchtete, mich vollend abzuschießen. Was, wenn ich zwar ins Ziel käme, doch danach mehrere Wochen nicht in der Lage wäre zu laufen? Schließlich war es ein ganz wesentlicher Teil des JUNUT-Plans gewesen, möglichst schonend über die Strecke zu kommen.

So habe ich mir dann meine Aufgabe des JUNUT damit schöngeredet, dass ich ja mit 138 von 170 km einen großen Teil geschafft hätte und nun „verantwortungsvoll“ handeln würde. Es sind genau zwei Wochen Erholungszeit bis zum nächten Abschnitt meiner Vorbereitung auf den Mauerweglauf im August: Der HEIDI-Challenge, einem flachen Etappenlauf über 340 km in 5 Tagen (So 28.04.-Do 02.05.2024), entlang der Seen, Flüsse und Kanäle rund um Potsdam und Berlin. Sollte es gelingen, den ohne große Probleme durchzuziehen (nur kurze Wanderabschnitte), dann war es die richtige Entscheidung. Wenn auch das scheitert, werden die ganz erheblichen Zweifel kommen. Franz und ich werden davon berichten!

Gesundheit geht vor – Alles wieder auf Anfang!

Eine lästige Virus-Infektion Anfang Februar hat meine Vorbereitung für den Ludwig-Leichhardt-Trail zum Erliegen gebracht und meine weitere Saison-Planung für das laufende Jahr völlig auf den Kopf gestellt.

Die letzten Jahre, in denen ich verletzungsfrei und vor allem ohne Erkältung oder sonstige Erkältungen und Virus-Infektionen durchgekommen bin, hatten mich sehr verwöhnt und auch leicht größenwahnsinnig werden lassen. Selbst die beiden Corona-Infektionen, welche ich hatte, überstand ich symptomfrei. Ich war völlig geflasht, wie so eine Erkältung mich vollkommen aus dem Verkehr nehmen konnte.

Anfangs dachte ich noch, alles kein Problem und in zwei Wochen werde ich schon am Ludwig-Leichhardt-Trail teilnehmen können. Zumal ich der Meinung war, dass man bei Symptomen bis zum Hals moderat trainieren könnte und erst ab dem Hals abwärts dann das Training einzustellen sei. Verspürte ich doch nur einen dicken Kopf, triefende Nase und Schleim – keine Schluckbeschwerden, kein Fieber und auch keine Gliederschmerzen. Also spulte ich tatsächlich noch einen Long Run in sehr langsamen Tempo ab, den ich aber nach 25 km abbrechen musste. Das verstand ich also als „moderates Training“! Sehr bekloppt musste ich danach demütig einräumen.

Zumal ich ja als Lauftherapeut in meinen Gruppen auch immer das Gegenteil predige und auch da eine große Verantwortung trage, authentisch zu bleiben.

Erst dann war mir klar, dass ich bis auf weiteres mein Training komplett einzustellen hatte und auch den Ludwig-Leichhardt-Trail schweren Herzens absagen musste. Das Risiko eine Herzmuskelentzündung zu bekommen und später dafür die Rechnung begleichen zu müssen, erschien mir dann doch als zu groß.

Also stellte ich mein Training komplett ein und das sollte für den ganzen Februar – also insgesamt drei Wochen andauern. Erst seit der 2. März-Woche bin ich dann wieder in überschaubare Trainingsläufe eingestiegen und bereite mich auf den Berliner Halbmarathon vor. Die HEIDI-Challenge, die ich komplett laufen wollte, habe ich so  verworfen und mich „nur“ für die beiden letzten Etappen angemeldet. Zur Vorbereitung versuche ich mich zwei Wochen davor beim Tangermünder Elbdeichmarathon und bin gespannt, wie er mir bekommt. Ich werde berichten ….

Vorher werde ich mich auch noch einer Leistungsdiagnostik bei der sportmedizischen Fakultät der Charitè unterziehen und mal schauen, wie es um meinen Fitnesszustand bestellt ist. Man weiß ja nie …

Außerdem sollte man ja mit Geld nicht spielen – mit der Gesundheit aber auch nicht!

Der Berg ruft! Vorbereitung auf die Brocken-Challenge am 17.02.2024

Ein Lottogewinn
Immer wieder muss ich an den berühmten Loriot-Sketch mit „Erwin Lindemann“ denken, dem Lotto-Gewinner, der ein Fernsehinterview geben soll und durch die ganze Filmcrew und immer wieder neue Aufnahmen am Ende so aufgeregt ist, dass er nicht mal seinen eigenen Namen nennen kann. Ein Lotterie-Gewinner bin auch ich – bei der BC-Verlosung habe ich einen Startplatz gewonnen1. BC steht für Brocken-Challenge und ist eine wunderbare Veranstaltung Göttinger Lauffreunde, die sich im Ausdauer- Sport für Menschlichkeit (ASFM) organisiert haben.

Die Idee
Die eine Idee: Lasst uns doch mal auf den Berg um die Ecke laufen. Nun gut, jener Berg namens Brocken steht halt 80 km weit entfernt, aber das gehört zu den Details, nix was Ultraläufer vom Plan abbringen würde. Die nächste Idee: Wenn schon, dann bei bestem Wetter, also Mitte Februar; im Sommer kann das ja jeder. Die dritte Idee: Verbinden wir das Ganze mit einer Spendenaktion. So gibt es keine Startgelder, alle Leistungen der Veranstalter und seiner Helfer erfolgen unentgeltlich, hinzu kommen viele Sach- und Geldspenden. Alle Einnahmen gehen in die große Spendenkasse, aus der in 19 Jahren fast 400 000 € an eine lange Liste karitativer Einrichtungen und Organisationen in der Region und der Welt verteilt werden konnten.

Die Vorbereitung:
Keine Winterpause
Wie bereitet man sich auf etwas Unbekanntes vor, das viele Unwägbarkeiten verspricht? Normalerweise machen Läufer zwar keinen Winterschlaf, aber doch einige Wochen Pause bzw. stark reduziertes Programm zur Erholung im November/Dezember. Nach den Festessen geht es mit guten Vorsätzen ins neue Jahr und die meisten haben dann im Mai bis Juni den ersten läuferischen Jahreshöhepunkt, auf den sie typischerweise um die 20 Wochen trainieren. Das funktioniert nicht, wenn man zur BC im Februar fit sein will, zumindest fit genug, um mit guter Wahrscheinlichkeit und Zufriedenheit ins Ziel zu kommen. Also gab es dieses Mal keine Winterpause, dafür im November noch zwei Läufe (ein kurzer schneller Rundenlauf und ein langsamer langer Ultra beim „kleinen“ KoBoLT) und mehr oder weniger normales Training.

Wintertraining
Die spezifische Vorbereitung begann kurz vor Weihnachten mit einem Ausflug in die nächste Kleinstadt: Mit Wintersachen und Laufweste laufen, sich zwischendurch selbst verpflegen und im Supermarkt nachkaufen für ein Mittagessen. Später kamen Läufe im (in Greifswald eher ungewöhnlichen) Schnee hinzu, erste Tests mit neuen, unterschnallbaren Spikes für Schnee und Glatteis (ohne die wird es sonst im Hochgebirge zum Risikospiel) sowie mit Neopren-Socken. Letztere Neuerwerbung ist der Sorge geschuldet, dass bei Kälte in Kombination mit Schnee oder (überfrorenen) Pfützen ein längeres Laufen mit nassen und kalten Füssen erforderlich sein könnte. Von früheren Ausgaben der BC gibt es reichlich Berichte darüber. Dagegen sollen die Socken gut helfen, nach dem gleichen Prinzip wie bei ihren großen Geschwistern, den Neoprenanzügen für Wassersportler. Diese sind zwar auch nicht wasserdicht, helfen aber eine wärmeisolierende (Wasser-) Schicht um den Körper aufzubauen. Bei perfekten Bedingungen in Form von Schneematsch und Niesel mit Temperaturen leicht über dem Gefrierpunkt erfolgte kürzlich noch ein Härtetest. Ich habe mir das bei den Experten im Matschwesen abgeschaut – Kindern, die mit Gummistiefeln und Matschhose so lange in Pfützen herumspringen, bis es von Erziehungsberechtigten verboten wird. Mangels Letzterer bin ich allein und nur durch alle Pfützen gelaufen, die ich auf der Laufstrecke finden konnte. Das genügte für die Feststellung, dass das irre Spaß bereitet und dass die Füße zwar gut naß, aber bei laufender Bewegung bald darauf auch wieder warm werden. Natürlich auch, um die Hose knieabwärts ebenfalls einzunässen. Wie sich das auf die bei Nässe üblichen Blasen an schrumpeliger Haut auswirkt, muss dann der Langzeittest zeigen, da reichen zwei Stunden noch nicht aus (zum Glück).

Warmduscher
Das Laufen bei Schneefall und Dunkelheit zu trainieren war ein ähnlicher Spaß. Mit Stirnlampe ausgestattet, war die gefühlte Sichtweite ungefähr eine Armlänge – ein großartiges Vergnügen! Tatsächlich sieht man schon ein paar Meter mehr vom Weg und reflektierende Verkehrsschilder gar hundert(e) Meter. Was sich hier im Norden Deutschlands ebenfalls einfach üben läßt, ist das Laufen bei Sturm, Regen und Kälte. So ließen sich immer wieder Übungseinheiten mit dem Schwerpunkt „Frieren und Laufen“ einstreuen. Dabei stellte ich fest, dass nicht mehr viel von einstiger Abhärtung durchs Freiwasserschwimmen übrig ist, auf die ich mal mindestens so stolz war wie die klappernden Zähne weit zu hören. Die finale Transformation zum laufenden, warmduschenden Weichei scheint vollzogen.

Berglauf?
Skeptiker werden vielleicht einbringen, dass bei knapp zwei positiven Höhenkilometern auch das Berglaufen eine gewisse Bedeutung haben könnte. Das mag sein, aber Berge in dem Sinne von Höhenunterschieden gibt es hier eben nicht wirklich. Manche der höchsten Erhebungen sind in fast jedes Training eingebaut, aber der Trainingseffekt ist zweifelhaft bei einer Straßenbrücke bzw. Unterführung. Ansonsten setze ich auf Altbewährtes: Streckenprofile anstarren und Internetvideos gucken sowie Berichte lesen. Das hat mir schon beim bisher einzigen Ausflug in die Welt der Etappenläufe nach wenigen Tagen „Shin-splints“ eingebracht, das klassische wie äußerst schmerzhafte Schienbeinkanten-Syndrom. Bei Eintagesläufen bin ich bisher davon verschont geblieben. Mut macht, dass meine Probleme eher beim Bergablauf liegen und es vor allem am Ende zumeist aufwärts geht. Allerdings gilt am Brocken die alte Flieger-Regel „Oben geblieben ist noch keiner“, denn zum Parkplatz, von dem aus dem Busse oder Autos zurück nach Göttingen fahren, führt nur der 7km-Fußweg mit 400 Höhenmetern abwärts.2

Warten auf ToGo
Die Woche der Brocken-Challenge hat begonnen, der Kilometerzähler gaukelt einen zu diesem frühen Termin im Jahr noch unerreichten Trainingszustand vor (trotz zwei festen Ruhetagen wöchentlich ergibt sich ein Tagesdurchschnitt von 10 km oder einer Laufstunde). Lange Listen zu Reisedetails, Streckenabschnitten, Laufsachen, Inhalten von Laufweste, Dropbag und Brockentasche sind geschrieben, Hinweise der Organisatoren und der Streckenplan sind ausgedruckt und als GPX-Track auf dem Telefon gespeichert. Nun heißt es nur noch abwarten, 1-2 mal gemächlich joggen um nicht die Fortbewegungsart zu vergessen und am Freitag alles in mich hineinstopfen, was geht. Füße eincremen, Brustwarzen abkleben, Wetterbericht verfolgen und die Laufsachen möglichst nicht völlig falsch wählen.

Nächste Woche gibt es einen Nachbericht, versprochen.3 Bis dahin hoffen wir mal, dass es Spaß macht, wenn es heißt:
„Brocken-Challenge 2024 – here we go!“

  1. Wenn doch mal jemand fragen würde: „Wie laufen Sie denn hier herum? Sie haben wohl Ihre Lauferlaubnis im Lotto gewonnen?“, könnten fast alle antworten: „Na klar!“. Fast alle, denn für (frühere) Helfer und Traditionsläufer gibt es Sonderstartrechte. ↩︎
  2. Mit wenigen Ausnahmen, denn manche Teilnehmer übernachten auch im Hotel auf dem Brocken ↩︎
  3. Danach geht es zum Aufwärmen in den Süden, zu den Bergvölkern. Es wird unterirdisch… ↩︎