Berlin-Marathon 2022 – Das Dutzend ist voll!

Die Teilnahme am Berlin-Marathon war wieder einmal der Höhepunkt des Laufjahres. Obwohl ich in den letzten Jahren mehr zum Natur- und Ultra-Läufer wurde, was dieses Jahr besonders ausgeprägt war. Eigentlich bevorzuge ich nicht mehr die sog. „Stadt-Läufe“. Sie sind mir insbesondere zu voll und zu hektisch geworden und die Pandemie hat ihr Übriges dazu beigetragen. Jedoch dem besonderen Flair vom Berlin-Marathon kann und will ich mich nicht entziehen. Als Jubilee und auch als SCC-Mitglied ist es ja auch eine „Pflichtveranstaltung“ direkt vor der Haustür. Es galt zudem mein 12. Finish perfekt und damit des Dutzend voll zu machen.

Wie im letzten Jahr wählte ich bewusst einen entspannten und genüßlichen Start, ging wieder als Allerletzter meiner Startwelle auf die Strecke und ließ es am Anfang überaus langsam angehen. So hatte ich die ersten Kilometer teilweise die Strecke fast alleine für mich und konnte somit den hektischen Getreibe und dem Rempelattacken, denen man als Genußläufer mitten im Startblock unweigerlich ausgesetzt ist, entgehen. Als Zielzeit hatte ich mir entspannte 04:30:00 Stunden gesetzt.

Im Mittelteil wurde ich etwas schneller und lief wieder einmal über meine Verhältnisse. Ich befürchtete, dass ich – wie so oft – dafür im letzten Drittel wieder dafür bitter büßen würde. Es ging aber erstaunlich gut voran. Die Witterungsbedingungen waren ja auch perfekt an diesem Tag. Die verabredeten Begegnungen und Unterstützung an der Strecke kamen wie geplant zustande – ein perfekter Tag! Ab km 35 war es dann aber soweit: Die beiden Dämonen auf meiner Schulter hatten Platz genommen und versuchten, mich von einer Gehpause – die ich ja mir inzwischen erarbeitet hätte – zu überzeugen. Ich tat Ihnen aber nicht den Gefallen und schleppte mich stoisch und von Sturheit getrieben über den Kurfürstendamm. Mein Tempo wurde erstaunlicherweise auch nur unwesentlich langsamer und bestätigte mich indirekt für mein Tun.

Am Nollendorfplatz beschloss ich dann, dass ich an der Potsdamer Straße beim „Anstieg“ zum Kulturforum mir dann doch eine Gehpause gönnen könnte. Doch als ich dann dazu ansetzen wollte, begegnete ich just Christine. Diese Begegnung motivierte mich einerseits – andererseits wollte ich mir dann doch nicht die „Blöße“ geben. Meine Dämonen jaulten auf …

Angekommen auf dem Potsdamer Platz stellte ich fest, dass es doch nicht so anstrengend war, wie ich es mir ausgemalt hatte und lief dann noch tapfer und konstant weiter bis ins Ziel. Mit 04:19:37 Stunden hatte ich sogar meine gesetzte Zielzeit etwas unterboten. Mein 12. Finish war perfekt und ich wurde zum „Zwölfender“!

Mit dem Finish beim diesjährigen Berlin ist meine Wettkampf-Saison – wenn ich sie überhaupt so nennen mag – beendet. Ich werde nun für den Rest des Jahres meine wöchentlichen Leistungsumfänge spürbar reduzieren und meinem Körper die notwendige Zeit geben, sich zu erholen.

Halbzeit
Gleich im Ziel

100 Meilen Berlin/Der Mauerweglauf 2022

Wir laufen bis die Wolken wieder lila sind …

Zum vierten Mal bin ich am 13.08.2022 bei den 100 Meilen von Berlin, dem sog. „Mauerweglauf“ an den Start gegangen und habe auch zum vierten Mal gefinisht. Es war bei den diesjährigen klimatischen Bedingungen ein harter Ritt und eine sehr große mentale Herausforderung. Mein besonderer Dank gilt allen, die mich bei diesem Vorhaben unterstützt haben. Meinen beiden Top-Radbegleitern Daniel und Fabian, Gela, Imke und Ina, die mich an der Strecke unterstützt und kurzzeitig ein Stück begleitet haben. Ebenso bei Ralf und allen weiteren Volunteers, die an der Strecke einen wirklich tollen Job gemacht haben! Vor allem aber auch bei Ela, meiner geliebten Ehefrau, die mich vorbehaltlos bei solch irren Vorhaben unterstützt und Mut gibt.

Nachfolgend eine kurze Bildergalerie.

Die Strecke mit 10 km-Skalierung und Verpflegungspunkte

Mauerwegnachtlauf

Am 23.07.20222 startete wieder am Abend der Mauerwegnachtlauf, der traditionell 3 Wochen vor den 100 Meilen von Berlin stattfindet. Das tolle an diesem Lauf ist, man läuft die letzten 50 km der Strecke von den 100 Meilen ab.

Für Franz und mich ein toller Test um in der Nacht durch zulaufen und dazu in toller Begleitung mit Günther und Christine. Für mich war es die 2te Teilnahme und für Franz schon die 6te. Der Lauf splittet sich in 4 Geschwindigkeitsgruppen, wo wir uns in die langsamste Gruppe zugeordnet haben. Die Strecke startete vom S Bahnhof Lichterfelde und ging dann über Schönefeld nach Berlin Wedding zum Zielort das Erika-Hess-Stadion. Der Lauf ist gut organisiert und es gab zu der tollen Begleitung der Guides alle ca. 8 km ein Verpflegungspunkt. Die Gruppe mit der wir gelaufen sind war bunt gemischt und alle haben sich bestens verstanden. Auch die Guides standen bei Fragen Rede und Antwort. Nach längerer Pause ist Christine wieder ohne Problem 31km durchgelaufen, Franz, Günther und ich liefen die vollen 52 km. Nächstes Jahr werden wir uns bestimmt wieder zu diesem tollen Lauf anmelden.

Startbild
Lichter der Stadt

ThüringenULTRA 2022 – Ultrafreundlich!

Am 02.07.2022  fand nach zweijähriger coronabedingter Pause endlich wieder der langersehnte ThüringenULTRA statt. Eine Laufveranstaltung, auf welche die Ultra-Gemeinde lange gewartet und diese herbeigesehnt hatte.

Am Vortag reisten Jan und ich mit dem Auto direkt zum Veranstaltungsort am Gemeinschaftshaus in Fröttstädt an und schlugen unser Nachtlager (Wurfzelt) auf der davorliegenden Streuobstwiese auf. Ein großer Vorteil, direkt dort zu nächtigen, da es ja am nächsten Tag für die 100km-Läufer, zu denen wir uns zählen durften, bereits zu der unchristlichen Zeit um 4 Uhr morgens an den Start gehen sollte.

Es waren bereits einige Teilnehmer vor Ort und hatten ebenfalls die Gelegenheit genutzt, sich direkt vor Ort einzuquartieren. Im Gemeinschaftshaus holten wir dann unsere Startunterlagen ab und trafen dort schon die ersten bekannten Gesichter. Es gab ein großes Hallo und die Vorfreude war allerortens erkennbar.

Nachdem wir alles Organisatorische erledigt hatten, kamen wir zur Ruhe und bereiteten uns auf den Lauf vor. Wir legten unser Equipment für den langen Lauf bereit, damit wir am Morgen nicht in Hektik kommen konnten. Es waren immerhin 100 km zu bewältigen und ein heißer Sommertag stand uns bevor. Erste „Kriegsgeschichten“ von zurückliegenden Jahren mit Temperaturen um die 35 – 40 Grad machten die Runde … Gottseidank waren die  aktuellen Wetteraussichten deutlich moderater. Um kurz nach 20 Uhr legten wir uns dann aufs Ohr, um gut ausgeruht an den Start zu gehen.  Sechs Stunden Schlaf waren dafür auf jeden Fall auskömmlich genug.

Um 2:30 Uhr klingelte dann der Wecker und wir starteten gemächlich in den Tag. Es waren ja noch anderthalb Stunden Zeit und Stress ist bekanntlich kein guter Begleiter. Das Frühstücksangebot des Veranstalters nahmen wir gerne an und ließen uns von den super(ultra)freundllichen Helfern gut versorgen.

Pünktlich um 4 Uhr wurden wir dann bei 11 °C in die angenehme Kühle des Morgens auf die Strecke geschickt. Es war noch dunkel und wir konnten am Horizont die aufkommende Morgendämmerung bereits erahnen. Im Fackelschein ging es auf die Strecke. Die ersten 10 km waren – unterbrochen von einem knackigen Anstieg in der Mitte –  sehr moderat. Es ging über Feld- und Flurwege Richtung Thüringer Wald, den wir dann fortan durchlaufen und – trotz immenser Anstiege – die angenehme Kühle des Waldes im Tagesverlauf zu schätzen lernen würden. Draußen auf den Feldern erwachte der Morgen. Der noch vorhandene Morgennebel schuf eine mystische Atmosphäre.  Es war eine gute Stimmung im Läuferfeld und der Tag nahm seinen Lauf. Die ersten Sonnenstrahlen waren zu verspüren.

Kurz nach dem ersten VP bei km 10 war dann aber Schluss mit lustig. Es ging den ersten steilen Anstieg, von denen noch viele kommen sollten, bergauf und sollte sich noch lange hinziehen. Mein Körper stellte sich sofort auf Streß-Modus um und die hilfreichen Erfahrungen vieler Ultra-Läufe wurden geweckt. Nach einigen Kilometern des Anstiegs hatten wir dann eine Höhe erreicht, auf der es dann mit leichtem Profil weiter ging. Als wir dann nach einem angenehmen Abstieg auf eine großflächige Wiesenlandschaft geführt wurden, sahen wir zum ersten Mal den großen Inselberg vor uns.

Die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Trail, Schotter, weicher Waldboden und Wiesenwege wechseln sich ab. Die große Konstante sind jedoch die immer wiederkehrenden steilen und langgezogenen Anstiege, die nun den gesamten Tag zu bewältigen waren. Insgesamt 2.030 positive und 1.985 negative Höhenmeter sollten am Ende des Laufes auf meiner Uhr zu Buche stehen ….

Den ersten Wechselpunkt für die Staffeln an der Glasbachwiese bei km 27 ließen wir  mit einem guten Polster zur CutOff-Zeit hinter uns und waren guter Dinge. Am VP 6 bei km 38 an der Grenzwiese kamen wir dann dem Inselberg am nächsten – am sogenannten „unteren Inselberg“. Fortan umkreisten wir für den Rest des Tages den Inselberg in großzügigen und gebührenden Abstand.

Ab km 47 ging es dann mit starkem Gefälle etwa 8 km bergab und zum Großteil dazu noch auf Asphalt – dem Mommelstein-Radwanderweg. Es überkam uns aufgrund des Gefälles und des Untergrundes ein kleines „Runners High“. Unser Tempo wurde deutlich schneller und wir liefen dem zweiten Wechselpunkt am VP 9 am Sportplatz Floh/Seligenthal entgegen. Ich lief deutlich zu schnell und ich hatte eine Ahnung, dass ich dafür später noch bezahlen dürfte ..

Am Wechselpunkt nahmen wir uns eine größere Pause. Jan hatte dort ein DropBag deponieren lassen und wechselte die Schuhe. Ich nutzte die Gelegenheit und entleerte meinen Laufrucksack um einige mitgeführte Sachen, die das Gewicht deutlich reduzierten. Danach ging es weiter.

Was folgte war ein kräftezehrender Anstieg, der nicht enden wollte und sich über 7 km und 350 Höhenmeter hinzog. Die Demut kehrte zurück … Wir waren wieder im Ultra- und Ausdauermodus angekommen. Was jetzt zählte war wieder einmal „Beharrungsvermögen“ und auch „Leidensfähigkeit“. Ab- und Anstiege zogen sich hin und mein Tempo erreichte wieder Normalmaß. Wir erreichten den letzten Wechselpunkt VP 13 Sportplatz Finsterbergen trotzdem recht deutlich unter der vorgegebenen CutOff-Zeit.

Nun galt es, den Lauf zu einem guten Ende zu führen. Wir wußten, dass wir „nur“ noch ein Viertel der Strecke zurückzulegen hatten, wovon aber die Hälfte davon nicht mehr im Schutz des Waldes auf offener Strecke bei strahlender Sonne zurückzulegen war. Bei km 85 verabschiedete sich Jan und zog das Tempo an.  Ich war in der Zwischenzeit extrem langsam geworden.

Die zurückgelegte Strecke hatte Tribut gefordert und ich achtete bei den trailigen Abschnitten extrem darauf, dass ich nicht ins Straucheln kam. Tempo war nicht mehr angesagt. Gleichwohl spekulierte ich auf den letzten  Abschnitt ab km 95, der wieder Asphalt zum Untergrund hatte. Und so kam es. Kurz nach dem legendären VP 17 bei km 95, der Musikwünsche der Teilnehmer erfüllt,  kam ich dann wieder ins Laufen und ins Tempo, dass ich bis ins Ziel beibehalten konnte.

Erschöpft aber glücklich kam ich nach etwas mehr als 15 Stunden ins Ziel an, wo mich Jan bereits erwartete. Jan hatte seinen ersten 100 km-Ultra in weniger als 15 Stunden gefinisht!

Ein großer Dank gilt dem Veranstalter „Lauffeuer Fröttstädt e.V.“. Es war ein super gelungenes Event mit allem Drum und Dran. Besonderer Dank gilt allen Helfern und Betreuern – insbesondere allen 18(!) VP-Teams. Die Verpflegung ließ keine Wünsche offen und alle waren „ultrafreundlich“! Wir kommen gerne wieder 😊

Ultra Debut

Eigentlich bin ich da nur per Zufall reingerutscht. Franz, bereits seit längerem für den Ludwig Leichardt Trail gebucht, erlag den Verlockungen des Race Across Europe und überließ mir seinen Startplatz. Dafür noch einmal vielen Dank.
Mein erster Ultra. Angesagte 30°C. Mäßige Vorerfahrung. Aber: Keine 100km, sondern 55km. Cut off wegen der Wärme ausgesetzt. Begleitet von Jan, einem erfahrenen Langstreckenläufer. Nicht schlecht.
Natürlich waren wir morgens die Ersten (eben Debutant). Im Gegensatz zu den kürzeren Läufen, die ich kenne, fand ich die Atmosphäre sehr entspannt und entspannend. Aldo, der Veranstalter, hat mir versichert, dass es keinen Grund gibt, nicht ins Ziel zu kommen. Die Alternative gemäß Leichardts Leitspruch „Ich vollbringe es oder ich sterbe“ ist ja auch nicht besonders attraktiv. Im Bus sitzend, der uns 55km zu Start brachte, habe ich mich aber doch gefragt, ob ich das wirklich alles laufen werde.
Recht schnell nach dem unaufgeregten Start fielen die Gruppen auseinander. Mit meinem Tempo war ich wesentlich Einzelläufer, sicher nicht vorne, aber auch nicht ganz hinten. Es war noch nicht so warm, das Gefühl entsprach dem Anfang eines langen Trainingslaufs. Mit zunehmender Strecke und Temperatur wurde daraus der lange, heiße Sommer der großen Ferien in der Erinnerung. Am Anfang noch lichter Wald und der See, später endlos erscheinende Straßen und Wege, endlos in dem Sinne, dass es in diesem Flirren immer weiter gehen könnte. Als meine Kondition dann doch mit der Vorstellung von Endlos kollidierte, schloss ich mich zwei Läuferinnen an, deren eine ebenfalls Debutantin war. Die Laufgespräche waren nach der vorherigen Einsamkeit ein neuer mentaler Abschnitt. Mit 3/1 (3 Minuten laufen, 1 Minute gehen) konnte ich bis kurz vor dem Marathonpunkt mithalten, danach wieder ein paar einsame Kilometer, genug Zeit sich zu fragen, ob man ankommt. Soweit war ich noch nie gelaufen. Und dann wurde es nicht unbedingt schneller, aber einfacher. Die Zuversicht: Ich werde ins Ziel kommen. Die Aufmerksamkeit richtete sich wieder mehr auf die Umgebung, das städtische Umfeld in Cottbus und den Branitzer Park. Die letzten Kilometer, nicht übermütig werden, jetzt nur keinen Krampf bekommen.
Und dann im Ziel. Auf einmal war es da. Applaus, auch wenn ich die Wertung eher von hinten aufrolle. Ich habe einige Zeit gebraucht, um von der Wolke wieder herunterzukommen.

Die Bilder hat mir erfreulicherweise Jan zur Verfügung gestellt.

Der Ludwig-Leichardt-Trail ist ein Ultralauf über 55km von Trebatsch nach Haasow, der normalerweise zu einer kühleren Jahreszeit stattfindet (https://leichhardt-trail-ultralauf.de). Vielen Dank an Aldo, Akmuth, das Team und die anderen Läufer für dieses Erlebnis. Ihr habt es mir wirklich leicht gemacht.

Deutschlandquerung 2022 – Résumé und Nachbetrachtung

„Ein Läufer muss nicht die Meile in vier Minuten laufen

oder einen Marathon in vier Stunden. Es ist lediglich notwendig,

dass er läuft und läuft und mitunter leidet. Dann wird er eines Tages

aufwachen und unterwegs feststellen, dass er angefangen hat

jene natürliche Ordnung, die Liebe und die Wahrheit zu erkennen,

die einen Menschen frei machen.“

George Sheehan (1918 – 1993) amerikanischer Kardiologe und Laufphilosoph

Eine Woche nach der Deutschlandquerung habe ich meine Gedanken gesammelt und Abstand gewonnen. Das oben wiedergegebene Zitat von George Sheehan begleitet mich seit meiner Vorbereitung auf die erste Biel-Teilnahme in 2015 und war in Werner Sonntags Buch „Ultra mehr als Marathon“ dem Kapitel 13 vorangestellt. Ich habe diese Erkenntnis immer in mir getragen und versucht, mich dieser zu nähern. Bei der Deutschlandquerung bin ich dieser Erkenntnis dann so nah gekommen – wie noch nie zuvor.

Ich bin immer noch schwer beeindruckt und zehre von den wertvollen Erfahrungen, die ich in der vorletzten Woche Tag für Tag machen durfte. Ich habe eine ganze Bandbreite verschiedener Ultralaufenden kennenlernen dürfen, welche jeder für sich mir wertvolle Inspiration für meine weiter läuferische Zukunft gegeben haben.

Ich habe gelernt, nie aufzugeben und auch in anscheinend aussichtslosen Situationen – von denen es für mich in diesen Tagen einige gab – nicht aufzugeben. Sei es beim ständigen Verlaufen und Korrigieren in den ersten drei Tagen mit der Navigation auf meiner Polar Vantage 2, bei mitunter wirklich sehr knappen Zieleinläufen innerhalb der vorgegebenen Cutoff-Zeiten oder auch, als mir am ersten Tag nach 48 km die Polar Vantage 2 wieder einmal abstürzte und ich alles neu laden musste. Der Polar-Support ließt das sicherlich wieder einmal zum ersten Mal. Viele Polarnutzende wissen, wovon ich spreche.

Ich habe es sehr genossen, Deutschland aus einer anderen Perspektive zu erfahren und hätte nie gedacht, dass ich einen solchen Traillauf und verschlungenen Pfade jemals kennenlernen würde. Auch wenn manche Tracks wirklich verzwickt waren und teilweise wie kognitives Training wirkten. Die Ausblicke und Strecken waren grandios!

Es hat mir sehr gutgetan, eine ganze Woche mit Gleichgesinnten die Tage und Etappen zu verbringen und habe es genossen, einen Raum zu haben, in dem ich mich nicht rechtfertigen musste für das was ich tat. Eine ganze Woche mit Menschen zu verbringen, die die Freude an der Bewegung in der freien Natur und das Empfinden der jeweiligen Witterung miteinander teilten.

Ich habe von Allen wertvolle Tipps und Zuspruch erhalten. Ein besonderes Erlebnis, war die Zuweisung der ureigenen finnischen Mentalität „Sisu“ und das noch von  einer Finnin! Vielen Dank Sari, das war ein Ritterschlag für mich und ich werde es im Herzen bewahren …

Vielen Dank auch an die Organisatoren – allem voran Harald und Nina und dem gesamten Team. Insbesondere für ihre liebevolle Art, mir beizubringen, wo mein Platz bei den Startzeiten war. Ich habe zwar etwas gebraucht, mich zu fügen, jedoch hat mir das sehr geholfen und meine Fähigkeit zur Demut und Dankbarkeit hat sich dadurch gestärkt.

Auch vielen Dank an Alle, die während dieser Reise mich mit Kommentaren auf der Laufwolke-Seite unterstützt haben. Das hat mir wirklich sehr geholfen.

Finished! – When nothing goes right – go left!

Geschafft! Auch die heutige Etappe habe ich im Cutoff gefinisht. Es war wieder einmal knapp. Um 17:00 Uhr war der Cuttoff, um 16:55 Uhr kam ich rein. Ich darf mich nun Etappen-Läufer nennen!

Der heutige Rennverlauf war mit Überraschungen gespickt. Den ganzen Vormittag hatte es einen ständigen Nieselregen gegeben, der bis zum Mittag anhielt. Am Verpflegungspunkt 1 war plötzlich aufgrund von Baumfällarbeiten mit schwerem Gerät unser Track gesperrt. Die Organisatoren hatten dann eine Ausweichroute, die wieder zu unserem Track führen sollte, gefunden. Es war für mich spannend, diese mündlich erklärte Route zu laufen und zu hoffen, dass ich irgendwann wieder auf meinem gespeicherten Track mitten im Wald lande. Letztendlich hat alles gut funktioniert. 3 weitere Bonus-Kilometer und zusätzliche 200 Höhenmeter, waren die Folge.

Heute Abend war dann große Abschluss-Zeremonie mit anschließendem Abendessen und ich sitze nun auf meinem Zimmer und zähle meine Blessuren der Woche. Das WLAN im Hotel funktioniert nicht einwandfrei und so werden ich diesen kurzen Bericht erst einen Tag später online stellen können. Meine Erfahrungen und Erkenntnisse werde ich in den nächsten Tagen Revue passieren lassen und verarbeiten. Wenn das getan ist, werde ich noch ein abschließendes Résumé posten.

Ich bedanke mich aber schon mal bei allen, die mir bei der Bewältigung dieses Projekts beigestanden und geholfen haben. Vor allem bei meiner geliebten Holden Ela, die meine verrückte Idee total unterstützt und immer an mich geglaubt hat. Eure Kommentare auf Laufwolke, habe ich alle gelesen und haben mir sehr geholfen, durchzuhalten. Vielen Dank dafür!

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Tag fünf im Dschungel – Alle wollen nur noch finishen

Heute haben wir das Ziel unserer 5. Etappe in Bad Laasphe erreicht. Nach 60 km und 1.460 Höhenmetern kamen wir in Schloss Wittgenstein an, wo wir heute feudal in historischen Gemäuern übernachten. Der Ausblick von unserem Zimmer ist sensationell.

Die heutige Strecke führte uns von Hessenstein (Hessen) durch das Edertal und dann über Rothaargebirge nach Bad Laasphe (Nordrhein-Westfalen). Es ging ziemlich hoch und runter und die Anstiege waren lang und zäh. Ein kurzer Nieselschauer war am Vormittag – ansonsten war es wieder einmal bestes Laufwetter.

Ich startete als langsamer Läufer – wie bei den beiden Etappen zuvor auch – als Frühstarter. So haben auch die langsamen und angeschlagenen Läuferinnen und Läufer die Möglichkeit, innerhalb der Cutoff-Zeit zu finishen. Eine gute Idee vom Veranstalter.

Die Cutoff-Zeit habe ich wieder einmal knapp geschafft und ich bin bei der Schluss-Etappe immer noch in der Wertung und kann das Rennen finishen. Das wäre für mich ein großer Erfolg.

Ich freue mich auf die morgige Etappe und den Zieleinlauf in Siegen.

Run, eat, sleep – repeat

Ich habe mich qualifiziert für die 5. Etappe und habe heute wieder knapp den Cut Off geschafft.

Heute lief es etwas besser als gestern und ich konnte die Nacht gut regenerieren.  Aber auch bei den anderen Teilnehmende machen sich inzwischen die Strapazen bemerkbar. Nach vier Tagen zwischen 52 und 63 km und jeweils mindesten 1.000 Höhenmetern auch kein Wunder. Es ist immer noch toll, die grandiosen Ausblicke und die tolle Landschaft zu genießen. Es ist auch immer wieder überraschend, über welche irre Wege uns der Track leitet.

Seit Montag laufen wir durch Hessen auf einen Höhenniveau von bis zu 500 Metern über den Meeresspiegel und ich hätte nie gedacht, wie schön Hessen sein kann.

Heute ging es von Feldberg nach Hessenstein. Wir passierten die Altstadt von Fritzlar und liefen dort durch die Altstadt und am Denkmal des Bonifatius vorbei. Übernachtet wird heute in der Jugendburg Hessenstein.

Morgen ist dann die Königsetappe. Zwar nicht Alpe d´Huez aber immerhin 60 km mit 1.460 km positive Höhenmetern – auch durch das Rothaargebirge. Ich hoffe wirklich, dass ich den Cut Off schaffe und dann bei der Schluss-Etappe am Freitag noch in der Wertung bin.