Geschafft und glücklich habe ich ich nach 63 km die erste Etappe gefinisht. Es war sehr heiß und ich musste mich zurechtfinden mit der Navigation auf meiner Uhr. Viele Höhenmeter und sehr trailige Wege mit wunderschönen Ausblicken durch den Thüringer Wald waren der Lohn für die Anstrengung.
Jetzt ist Regeneration angesagt. Morgen geht es von Eisenach wieder weiter. Sontra ist das neue Ziel 😊
Nun startet mein Abenteuer „Etappenlauf“ und ich bin in Arnstadt angekommen. Die Anreise mit der Bahn war sehr kurzweilig. Ich traf überraschend im ICE nach Erfurt einen guten Freund aus der Vorcoronazeit und die anderthalb Stunden vergingen wie im Fluge. Wir hatten uns viel zu erzählen.
In der ersten Unterkunft, Hotelpark Stadtbrauerei Arnstadt, bin ich frühzeitig angekommen und habe die Zeit bis zum Briefing genutzt, meine Sachen für morgen zu richten und mein Gepäck transportfähig zu machen. So kann ich jetzt richtig chillen und habe keine Hektik mehr. Das Zimmer teile ich mir mit Ralf. Wir kennen uns bereits von den 100 Meilen Berlin vom letzten Jahr und sind dort bereits 10 km am Ende zusammengelaufen.
Das Auftakt-Briefing war interessant und wir haben einen Ablauf für die morgige erste Etappe von Arnstadt nach Eisenach (63 km) bekommen. Ca. 20 Läuferinnen und Läufer gehen morgen an den Start.
Ich bin entspannt und guter Dinge. Vor allem bin ich dankbar, dass ich hier sein kann, nach meiner überstandenen Corona-Infektion Anfang Mai – hätte ja auch anders ausgehen können ….
Am 30.04.2022 war nun endlich die Harzquerung. Nachdem zweimal coronabedingt dieser Lauf leider abgesagt werden musste, war es nun wieder soweit. Ursprünglich hatte ich mich für die Veranstaltung in 2020 angemeldet. Ein großes Lob an die Veranstalter, dass der Startplatz ohne Abschläge zwei Jahre fortgeschrieben wurde. Keine Selbstverständlichkeit – wir wir alle mittlerweile wissen.
Wir – Lisa, Elisabetta, Jan und ich – reisten am Vorabend schon an und übernachteten in Bernburg bei Eddi. Jörg gesellte sich hinzu. Das war insbesondere auch deshalb sehr schön, da dann mit Eddi, Jörg, Jan und mir vier Weggefährten unserer letzten gemeinsamen Harzquerung in 2018 wieder vereint waren. Wir hatten uns zum Teil lange nicht gesehen und viel zu erzählen. Die Freude war groß!
Nach einer kurzen Nacht ging es dann am frühen Morgen für Jörg, Jan und mich weiter nach Wernigerode. Eddi war dieses Jahr nicht gemeldet und kam deshalb später mit Lisa und Elisabetta zum Start nach. Die Startunterlagen waren in Wernigerode schnell abgeholt. Die Organisation vor Ort war wieder einmal bestens …
Nach einem kleinen Frühstück bei Netto ging es dann bereits die ersten Anstiege zum Startbereich hoch und wir bekamen eine Ahnung von dem, was uns bevorstehen würde. Erinnerungen an unsere Teilnahme von 2018 wurden wach. Viele Läuferinnen und Läufer waren dort bereits versammelt, obwohl bis zum Start noch eine knappe Stunde Zeit war. Allen merkte man die Vorfreude an und die Stimmung war sehr gut.
Pünktlich um 08:30 Uhr ging es dann los und auf die Strecke in den Wald hinein. Sofort war mein Körper in „Streß-Level“, da es die ersten Kilometer brutal nach oben ging und größtenteils nur gegangen werden konnte. Nach dem Erreichen der ersten „Hoch-Ebene“ nach ca. 4 km und Passieren der Zillerbachtalsperre, deren Staumauer wir überliefen, wurde es vorerst etwas flacher und ich kam ins Laufen.
Bereits hier wurde deutlich, was uns die Veranstalter schon im Vorfeld angekündigt hatten: Das Erscheinungsbild des Harz hatte sich gewaltig verändert. Mit anderen Worten: „Der Wald war weg!“. Klimakatastrohe und Trockenheit hatten dem Borkenkäfer die günstigsten Voraussetzungen geschaffen. Zudem kamen auch noch die Spätfolgen des Sauren Regens. Weite Flächen waren sozusagen kahlgeschlagen, soweit das Auge reichte. Im gesamten Teilnehmerfeld konnte man auch nonverbal schlagartig eine große Betroffenheit wahrnehmen.
Die Harzquerung ging weiter. Ultra- und Naturläufer sind im Grunde Optimisten und nach den Worten von fachkundigen Betreuern wurde bereits mit dem Aufforsten bereits begonnen – auch wenn dies wohl 50 Jahre dauern würde.
Mich überkam ein Runners-High und ich lief drauflos, ohne auf meine geplante Richtgeschwindigkeit zu achten. Es ging mit leichtem Gefälle über Felder und Wiesen und ich konnte meine „Gewichtsvorteile“ als Genußläufer in die Waagschale bzw. Schwerkraft werfen. Es war einfach herrlich! Etwas nach dem VP 1 bezahlte ich meinen vorherigen Geschwindigkeitsrausch dann in Läuferwährung, d. h. ich wurde langsamer … Ich war wieder in meiner vertrauten Welt des „ausdauernden Laufens“ angekommen und fühlte mich pudelwohl.
Meine Gedanken schweiften über die Höhen und Täler und kamen wieder zurück. Ich musste daran denken, dass ich hier auch unter der Flagge des Deutschen Laufherapiezentrums lief und gestern eine außerordentliche Mitgliederversammlung zur Auflösung des Vereins in Bad Lippspringe stattgefunden hatte. Was dort wohl rausgekommen ist? Shit happens! – Komme was wolle: Ich laufe!
Weiter ging es über Stock und Stein und bergauf und bergab. Die Harzquerung hat es wirklich in sich. Ca. 2.600 Höhenmeter (ansteigend und absteigend) kamen zusammen, die bewältigt werden wollten. Nachdem ich den höchsten Punkt der Strecke, den Poppenberg, nach ca. 41 km überquert hatte, war ich frohen Mutes, dass es ab dann nun noch bergab ginge. Es kamen jedoch drei weitere mittlere Anstiege hinzu …
Nach mehr als 7 Stunden und knapp 54 km kam ich dann erschöpft und glücklich ins Ziel, wo ich schon von Jan erwartet wurde. Jörg war noch auf der Strecke und kam etwas später an.
Alles in allem ein wunderschön organisierter Lauf des Ski-Klubs Wernigerode von 1911 e.V. und einer der schönsten Naturläufe, die ich inzwischen kennenlernen durfte. Ich komme gerne wieder.
Am 26.03.2022 war es soweit: Die erste Laufveranstaltung im laufenden Jahr! Nachdem aufgrund der geltenden Corona-Regeln der Ludwig-Leichhardt-Trail im Februar verlegt wurde, war dies der Auftakt in die diesjährige Saison.
Gemeinsam mit Jan hatte ich bereits letztes Jahr die Teilnahme an diesem wunderschönen Naturlauf geplant. Leider kam es nicht dazu, da der Lauf aus den oben genannten Gründen damals ebenfalls verlegt wurde und dann im Sommer eine Woche nach dem 100-Meilen-Lauf stattfand. Ein ungünstiger Termin für mich damals, da ich eine Woche zuvor die 100 Meilen gelaufen war und mir einen weiteren Ultra über 61 km in so kurzer Zeit nicht zutraute. Eine weise Entscheidung, wie sich zeigen sollte. Trotzdem hielten Jan und ich an unserem Vorhaben fest und planten die gemeinsame Teilnahme für 2022. Jan hatte schon die Teilnahme in 2021 in den Beinen, was sich unterwegs als wertvolle Erfahrung darstellen sollte.
Es ging also am 26.03.2022 morgens um 4 Uhr von Berlin aus los in die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns, um einen der größten deutschen Binnenseen zu umrunden. Ich war guten Mutes, hatte gut trainiert und hatte ja schon Erfahrungen im Umrunden von großen Gewässern gesammelt.
Die Fahrt war problemlos, fast kein Verkehr auf der Autobahn und wir erreichten nach etwas mehr als zwei Stunden gutgelaunt und frohen Mutes unser Ziel – das Veranstaltungsgelände in der Speicherstraße. Schnell den Impfnachweis gecheckt und wir erhielten das begehrte Bändchen, welches uns den Zugang zu allen Bereichen ermöglichte.
Es versammelten sich nach und nach die Teilnehmer der großen 61 km-Runde, welche dann um 08:30 Uhr auf die Stecke geschickt werden würde. Es war alles super organisiert und wir bereiteten uns bedächtig und konzentriert auf die kommende Aufgabe vor. Ein kurzes Briefing in der Halle und los gings mit dem sogenannten „Kaltstart“ von der Halle aus zum Startbereich am Schweriner Schloss. Pünktlich um 08:30 Uhr ging es dort auf die Strecke.
Ich ließ es etwas langsam angehen machte noch ein Foto vom Schweriner Schloss und fanden uns dann am Ende des Feldes. Da wir eh langsam laufen wollten und ich noch das Lauf-Tempo für den leider abgesagten Race Across Europe 2022 innehatte, war das auch voll in Ordnung. Die ersten 9 km bis zum ersten VP waren – unterbrochen von einem wirklich kurzen Trail-Ausflug – sehr angenehm und ließen in mir keine Vermutung aufkommen, welche Strapazen uns noch bevorstanden. Jan wusste mehr ….
Kurz nach dem VP 1 wurde es dann zum Naturlauf und wir erfreuten uns an der wirklich schönen Strecke. Jan meinte: „Wart´s ab, das wird noch besser ….“. Und er sollte Recht behalten. Es ging dann ans Hochufer und dort konnte man wirklich von Trail sprechen. Es war ein teilweise gefährliches Unterfangen mit riskanten An- aber vor allem Abstiegen, welche gespickt von großen Natursteinen, Felsblöcken und umgestürzten stattlichen Bäumen des letzten Orkans waren. Ich sprang wie ein Zirkuspferd von Fels zu Fels immer voll konzentriert auf das Aufsetzen meines nächsten Fußtrittes. Ein Abrutschen hätte mitunter einen metertiefen Sturz in den Schweriner See zur Folge gehabt. Für mich als bekennenden Nichtschwimmer eine beunruhigende Vorstellung.
Nach diesem wirklich schwierigen Trail-Abschnitt ging es dann ab dem VP 2 weiter über Felder und Äcker bis nach Krampe. Wir verließen dort die 33 km-Runde, wechselten zum Schweriner Außensee und gelangten zum VP 3 auf dem Gelände eines Camping-Platzes.
Der weitere Streckenverlauf führte uns dann auf Teilabschnitten des Radweges „Die blaue Acht“ – unterbrochen von Informationstafeln zu Sehenswürdigkeiten – weiter. Wir hielten unser gewähltes Tempo im aeroben Bereich und blieben mit einem Schnitt von 07:30 Min./km im aeroben Bereich. Die Strecke war in allen Abschnitten super markiert und insbesondere die alle 5 km platzierten Motivations-Tafeln versehen mit Läufer-Weisheiten aber auch Zitaten so berühmter Dichter und Denker wie z. B. Goethe, Schiller oder Shakespeare verdienen ein großes Lob.
Zum guten Schluss kam dann noch mal auf den vorletzten Abschnitt zwischen den Verpflegungspunkten 5 und 6 noch ein trailiger Abschnitt – wieder voller Baumschäden durch den Orkan – aber nicht so gefährlich wie das Hochufer am Anfang des Laufes.
Nach insgesamt 07:50:46 h und einem Schnitt von 07:44 Min./km kamen wir dann erschöpft aber glücklich im Ziel an. Ein toller Natur-Lauf – super organisiert – lag hinter uns. Einen herzlichen Dank an das gesamte Team des SST 2022. Wir kommen gerne wieder!
Guten Mutes!Vor dem StartSchweriner SchlossAuf der Strecke!, Foto: Tobias Trossert, Copyright: TriSport SchwerinZieleinlauf; Foto: Tobias Trossert, Copyright: TriSport Schwerin