Nachdem Mitte März der RAE 2022 abgesagt wurde und ich den ersten Schock verdaut hatte, habe ich mich dann umgeschaut und tatsächlich einen anderen Etappenlauf gefunden. Ich starte nun bei der Deutschlandquerung der LG Mauerweg. Glücklicherweise startet dieser Lauf fast zur selben Zeit. Der Lauf ist deutlich kürzer (6 Etappen, 340 km – aber 7.000 Höhenmeter!) und vor allem komfortabler (Übernachtung in Hostels, Pensionen und Jugendherbergen mit Halbpension).
Das ist bestimmt ein guter Einstieg in die Welt der Etappenläufe und vielleicht sollte auch alles so kommen, wie es jetzt kommt.
Los geht es am 22.05.2022 in Arnstadt (Thüringen) und das Ziel in Siegen (NRW) erreichen wir am 27.05.2022. Ich werde auf der Website täglich berichten, wie es mir ergeht.
Die Streckenführung ist auf der nachfolgenden Grafik gut zu erkennen. Die Ausschreibung mit allen Details ist über den Laufkalender verlinkt.
Am 26.03.2022 war es soweit: Die erste Laufveranstaltung im laufenden Jahr! Nachdem aufgrund der geltenden Corona-Regeln der Ludwig-Leichhardt-Trail im Februar verlegt wurde, war dies der Auftakt in die diesjährige Saison.
Gemeinsam mit Jan hatte ich bereits letztes Jahr die Teilnahme an diesem wunderschönen Naturlauf geplant. Leider kam es nicht dazu, da der Lauf aus den oben genannten Gründen damals ebenfalls verlegt wurde und dann im Sommer eine Woche nach dem 100-Meilen-Lauf stattfand. Ein ungünstiger Termin für mich damals, da ich eine Woche zuvor die 100 Meilen gelaufen war und mir einen weiteren Ultra über 61 km in so kurzer Zeit nicht zutraute. Eine weise Entscheidung, wie sich zeigen sollte. Trotzdem hielten Jan und ich an unserem Vorhaben fest und planten die gemeinsame Teilnahme für 2022. Jan hatte schon die Teilnahme in 2021 in den Beinen, was sich unterwegs als wertvolle Erfahrung darstellen sollte.
Es ging also am 26.03.2022 morgens um 4 Uhr von Berlin aus los in die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns, um einen der größten deutschen Binnenseen zu umrunden. Ich war guten Mutes, hatte gut trainiert und hatte ja schon Erfahrungen im Umrunden von großen Gewässern gesammelt.
Die Fahrt war problemlos, fast kein Verkehr auf der Autobahn und wir erreichten nach etwas mehr als zwei Stunden gutgelaunt und frohen Mutes unser Ziel – das Veranstaltungsgelände in der Speicherstraße. Schnell den Impfnachweis gecheckt und wir erhielten das begehrte Bändchen, welches uns den Zugang zu allen Bereichen ermöglichte.
Es versammelten sich nach und nach die Teilnehmer der großen 61 km-Runde, welche dann um 08:30 Uhr auf die Stecke geschickt werden würde. Es war alles super organisiert und wir bereiteten uns bedächtig und konzentriert auf die kommende Aufgabe vor. Ein kurzes Briefing in der Halle und los gings mit dem sogenannten „Kaltstart“ von der Halle aus zum Startbereich am Schweriner Schloss. Pünktlich um 08:30 Uhr ging es dort auf die Strecke.
Ich ließ es etwas langsam angehen machte noch ein Foto vom Schweriner Schloss und fanden uns dann am Ende des Feldes. Da wir eh langsam laufen wollten und ich noch das Lauf-Tempo für den leider abgesagten Race Across Europe 2022 innehatte, war das auch voll in Ordnung. Die ersten 9 km bis zum ersten VP waren – unterbrochen von einem wirklich kurzen Trail-Ausflug – sehr angenehm und ließen in mir keine Vermutung aufkommen, welche Strapazen uns noch bevorstanden. Jan wusste mehr ….
Kurz nach dem VP 1 wurde es dann zum Naturlauf und wir erfreuten uns an der wirklich schönen Strecke. Jan meinte: „Wart´s ab, das wird noch besser ….“. Und er sollte Recht behalten. Es ging dann ans Hochufer und dort konnte man wirklich von Trail sprechen. Es war ein teilweise gefährliches Unterfangen mit riskanten An- aber vor allem Abstiegen, welche gespickt von großen Natursteinen, Felsblöcken und umgestürzten stattlichen Bäumen des letzten Orkans waren. Ich sprang wie ein Zirkuspferd von Fels zu Fels immer voll konzentriert auf das Aufsetzen meines nächsten Fußtrittes. Ein Abrutschen hätte mitunter einen metertiefen Sturz in den Schweriner See zur Folge gehabt. Für mich als bekennenden Nichtschwimmer eine beunruhigende Vorstellung.
Nach diesem wirklich schwierigen Trail-Abschnitt ging es dann ab dem VP 2 weiter über Felder und Äcker bis nach Krampe. Wir verließen dort die 33 km-Runde, wechselten zum Schweriner Außensee und gelangten zum VP 3 auf dem Gelände eines Camping-Platzes.
Der weitere Streckenverlauf führte uns dann auf Teilabschnitten des Radweges „Die blaue Acht“ – unterbrochen von Informationstafeln zu Sehenswürdigkeiten – weiter. Wir hielten unser gewähltes Tempo im aeroben Bereich und blieben mit einem Schnitt von 07:30 Min./km im aeroben Bereich. Die Strecke war in allen Abschnitten super markiert und insbesondere die alle 5 km platzierten Motivations-Tafeln versehen mit Läufer-Weisheiten aber auch Zitaten so berühmter Dichter und Denker wie z. B. Goethe, Schiller oder Shakespeare verdienen ein großes Lob.
Zum guten Schluss kam dann noch mal auf den vorletzten Abschnitt zwischen den Verpflegungspunkten 5 und 6 noch ein trailiger Abschnitt – wieder voller Baumschäden durch den Orkan – aber nicht so gefährlich wie das Hochufer am Anfang des Laufes.
Nach insgesamt 07:50:46 h und einem Schnitt von 07:44 Min./km kamen wir dann erschöpft aber glücklich im Ziel an. Ein toller Natur-Lauf – super organisiert – lag hinter uns. Einen herzlichen Dank an das gesamte Team des SST 2022. Wir kommen gerne wieder!
Guten Mutes!Vor dem StartSchweriner SchlossAuf der Strecke!, Foto: Tobias Trossert, Copyright: TriSport SchwerinZieleinlauf; Foto: Tobias Trossert, Copyright: TriSport Schwerin
Vor einer Woche kam die ernüchternte Nachricht, dass der RAE 2022 ausfällt. Gänzlich überraschend kam die Nachricht nicht, war aber doch in der Wirkung niederschmetternd. Jetzt nachdem ich eine Woche Zeit hatte, das zu verdauen, kann ich mit etwas Abstand und Distanz die ganze Sache reflektieren. Es ist schade, dass dieser Etappenlauf gänzlich abgesagt wurde. Aber ich kann die Entscheidung des Organisators gut nachvollziehen. Aufgrund der stetigen pandemischen Lage und insbesondere aufgrund des russischen Angriffkrieges in der Ukraine sagten etliche Teilnehmer überwiegend aus Übersee ab. Das Teilnehmerfeld reduzierte sich dadurch um weit mehr als die Hälfte. Insofern kann ich verstehen, dass die Finanzierung und Durchführung dadurch unmöglich wurde.
Mein ganzer Repekt gilt Oliver Witzke, der in den vergangenen zwei Jahren mit viel Optimismus und Beharrungsvermögen in die Realisierung dieses Etappenlaufes in hohem Maße investiert hatte und trotzdem den Mut gefunden hat, ein aussichtloses Unterfangen abzubrechen.
Auch ich habe die letzten anderthalb Jahre investiert und mit stetig steigenden Trainingsumfängen daraufhin trainiert. Ich bin nicht zuletzt deswegen in einer sehr guten und nie dagewesenen Ausdauer-Fitness angelangt und dafür dankbar. Es war deshalb für mich nicht alles umsonst. Vielen Dank auch an alle Mitläufer und Trainingspartner, die mich bei meinem Vorhaben unterstützt und begleitet haben.
Es wäre mein erster Etappenlauf gewesen und ich hatte – ehrlich gesagt – schon leichtes „Muffensausen“ hinsichtlich der Anzahl der Etappen ohne Ruhetag und der überdurschnittlich langen Distanzen. Schade – ich hätte gerne ausgetestet, wie viele Etappen ich geschafft hätte oder gar in Paris angekommen wäre.
Aber dennoch : „Shit happens!“ und „Keep running!“
Am 20.02.2022 war der krönende Abschluss der gemeinsamen Ultravorbereitung mit Roberto. Roberto hatte mich letzten Sommer angefragt, ihn bei der Vorberetung und Bewältigung seines ersten Ulra-Laufes zu unterstützen. Gerne bin ich dieser Bitte nachgekommen und wir haben seit November 2021 uns auf den Ludwig-Leichhardt-Trail 2022 vorbereitet.
Es folgten viele gemeinsame lange Läufe am Wochenende, Gespräche und die Vermittlung von theoretischen Wissen. Es war ein Prozess des gegenseitigen Kennenlernens und Bildung von Wertschätzung. Ultra ist nach meinem Verständnis nicht nur eine sportliche Leistung, vielmehr geht mit dem Ultralaufen auch eine Veränderung des Lebensgefühls und Lebenseinstellung einher – im Sinne von „Lebens- und Genussläufer“.
Nachdem der Ludwig-Leichhardt-Trail für den geplanten Termin am 19.02.2022 coronabedingt auf den Sommer verschoben werden musste, ließen wir aber nicht vom gemeinsamen Ziel ab und trainierten unverdrossen weiter. „Das Ziel steht im Weg … „ Wir entschieden, dass wir – komme was da wolle – weiterhin die Absicht verfolgen wollten, am WE der 7. KW Robertos ersten Ultra-Lauf zu absolvieren.
Am 20.02.2022 starteten wir also um 09:30 Uhr am S-Bahnhof Wannsee in Berlin zur sog. „Wannsee-Umrundung“. Ziel war es, im Uhrzeigersinn immer am Wasser entlang um den Wannsee und der Havel wieder am S-Bahnhof Wannsee anzukommen. Besonders schön war, dass im Vorfeld dieses Vorhabens sich einige Läuferinnen und Läufer aus unseren Laufwelten, in denen Roberto und ich unterwegs sind/waren, uns anschlossen und ein Teil des Weges begleiten wollten.
Wir liefen also in einer Gruppe von 8 Laufenden, von denen zwei als Run & Bike unterwegs waren, los. Es ging im Uhrzeigersinn an der Liebermann-Villa und dem Haus der Wannseekonferenz vorbei und dann an der Havel und am Rande des Düppeler Forstes vorbei an der Pfaueninsel und der Moorlake zur Glienicker Brücke. Dort waren auch schon die ersten Spuren vom Orkan Zeynep, der am Vortag mit brachialer Gewalt auch durch Brandenburg gefegt war, zu sehen.
Der Weg führte nach Überquerung der Glienicker Brücke in Richtung des Neuen Garten. Dort mussten wir feststellen, dass der Neue Garten wetterbedingt vollständig gesperrt war und wir mussten einen Umweg finden, was uns auch gelang. Weiter ging es dann ab der alten Meierei an der Havel entlang bis nach Krampnitz. Denis und Fabian stiegen dort nach 20 km aus – weiter ging es zu sechst.
Durch den Königswald, der durch den Orkan erhebliche Sturmschäden erlitten hatte, führte dann die Strecke durch den Sacrower Park vorbei an der Heilandskirche und zum Sacrower Schloss mit 1000-jähriger Eiche. Dort bei km 27 wurden unsere beiden Mitläufererinnen, Imke und Angela, bereits vom Anhang erwartet und wünschten uns alles Gute. Einen Kilometer weiter am Ortsausgang von Sacrow wartete dann wie verabredet Ina auf uns, um uns bis zum Ende zu begleiten. Es hatte inzwischen angefangen zu regnen und das Wetter wurde für unser Vorhaben etwas ungemütlich.
Zu fünft ging es dann unverdrossen weiter an Kladow vorbei und dann auf dem Havelradweg durch Gatow Richtung Spandau. An der Heerstraße bei km 42 stiegen Fabian und Christian – unser „Run & Bike-Duo“ – aus. Das Wetter war für eine Radbegleitung bei unserem langamen Ultra-Tempo nicht optimal. Wir bedankten uns bei beiden für diese grandiose Leistung und machten uns zu dritt auf, um den letzten Streckenabschnitt an der Grunewald-Havelseite zu bewältigen.
Nach sieben Stunden kamen wir dann rechtzeitig vor Einbruch der Dämmerung am Startpunkt wieder an. Robertos erster Ultra-Lauf war mit Unterstützung aller Beteiligten geschafft.
An dieser Stelle noch einmal Robertos und mein gemeinsamer Dank an alle, die uns bei diesem Vorhaben unterstützt haben. Vor allem aber gilt der Respekt Roberto, der es wirklich geschafft hat ein hoch gestecktes Ziel mit allen Widrigkeiten und Irrungen in der Vorbereitung zu erreichen und sich nicht davon abbringen zu lassen.
Vor einigen Tagen habe ich endlich die Anmeldebestätigung für die Teilstrecke Berlin – Paris des Race Across Europe (RAE) 2022 erhalten 😊
Nachdem ich ein Jahr mit dem Vorhaben, mich anzumelden, schwanger gegangen bin und in 2021 mich entsprechend in Form gebracht habe, hatte ich mich entschlossen, dieses neue Kapitel meiner Ausdauer-Entwicklung anzugehen und mich vor mehr als drei Wochen bereits angemeldet. Mir fällt ein Stein von Herzen, nachdem nun die Anmeldebestätigung erhalten habe und ich bereits als Teilnehmer auf der RAE-Website gelistet bin.
Nachdem ich jahrelange Erfahrungen im Ultra-Bereich gesammelt habe, fühle ich mich jetzt soweit, meinen ersten Etappenlauf anzugehen. Es ist ein glücklicher Zufall, dass der Trans-Europa-Lauf nach zehnjähriger Pause wieder stattfindet und ich bereit für ein neues Terrain im Ausdauerlauf bin. Ich werde die Gelegenheit beim Schopfe packen. Wer weiß, wann der nächste Europalauf stattfinden wird …
Ich werde mich ab sofort voller Konzentration auf diesen Etappenlauf, der vom 24.05.22 bis 09.06.22 über 17 Etappen von 60 – 80 km ohne Ruhetag nach Paris führt, vorbereiten und darüber regelmäßig berichten.
Es wird ein Abenteuer werden und ich weiß nicht, wieviele Etappen ich durchhalten oder sogar in Paris ankommen werde.