Nachdem Ralf so intensiv und überzeugt vom FDZU hier berichtet und dafür geworben hatte, war ich in meiner Jahresplanung für 2024 wild entschlossen diesen Lauf anzugehen und guter Dinge, dass ich das auch schaffen würde. Kannte ich doch auch die zweite Streckenhälfte teilweise von meinen Teilnahmen am Darß-Marathon.
Der FDZU war mein erklärtes Jahres-Highlight und meine Vorbereitung war darauf ausgerichtet. Nachdem ich im Februar eine lästige und langwierige Infektion durchlitten hatte, die mich auch vom Training abhielt, rückte die Erreichung dieses Ziels jedoch in weiter Ferne. Ich musste die Trainingsplanung dann ab April erneut ausrichten und war gespannt, ob das so funktionieren würde. Da ich nicht wie andere Lauffreunde ein gegebenes Talent in die Wiege bekommen habe, muss ich für solche Vorhaben vor allem mit langen Umfängen investieren und absolvierte innerhalb von acht Wochen einen Marathon und drei weitere Ultras mit mehr oder weniger Erfolg. Meine Skepsis blieb erhalten ….
In der Woche vor dem FDZU machte ich dann – anders als beim Rennsteiglauf – eine intensive Regenerations- und Taperingsphase und machte mich am Freitag mit dem Deutschland-Ticket auf den Weg nach Ribnitz-Damgarten. Ich war dort mit Ralf, Werner und David zum Briefing verabredet. Zu meiner Überraschung mussten wir die Drobbags bereits beim Briefing abgeben und das verursachte eine gewisse Hektik bei mir. Hatte ich mir doch ausgemalt, dass ich dieses Ritual in aller Ruhe in unserer Unterkunft verrichten und dann die Dropbags beim Start abgeben könnte. Nachdem das trotzdem geschafft und wir alle von den Veranstaltern ordentlich gebrieft waren, machten wir uns auf zu unsere Unterkunft direkt am Stand von Dierhagen 3 km vom 100 km-Punkt entfernt. Wir besichtigten dort noch den Strandabschnitt, den es am nächsten Tag von Wustrow nach Dierhagen zu bewältigen galt, verzehrten beim gemeinsamen Abendessen noch reichlich Kalorien und waren alle guter Dinge. Ich ging dann recht früh mit Werner in die Koje und verzichtete schweren Herzens auf das Eröffnungsspiel der EM. Ich wusste, dass der Schlaf für das morgige Unterfangen wichtiger war.
Morgens um 02:30 klingelte dann der Wecker, da bereits um 04:00 Uhr der Start angesetzt war. Nach einem kurzen Frühstück machen wir uns dann auf den Weg zum Start. Dort herrschte schon emsiges Treiben und eine gewisse Aufgeregtheit aller Teilnehmenden lag in der Luft. Insbesondere die Wetteraussichten verhießen, dass es nicht durchgehend ein Schönwetter-Lauf werden würde und ich war vorbereitet – dachte ich …
Es ging also los und mein Plan war, bis km 50 mit 8 Min./km anzukommen um dann in der zweiten Hälfte dann genügend Puffer zu haben, um in der in der Ausschreibung angegebenen CutOff-Zeit von 15:30:00 Stunden zu finishen. Ich hatte mich innerlich entschieden, die Exit-Möglichkeit bei 100 km zu ziehen und nicht die ganze 115 km zu absolvieren.
Es ging bei sehr guten Witterungsbedingungen also los und wir liefen entlang des Saaler Boddens entgegen des Uhrzeibersinns los. Es war perfektes Laufwetter und ich kam gut bis kurz vor Barth an. Dort liefen wir dann eine 12 km-Runde wieder zurück nach Barth. Wobei die letzten km vor Barth aufgrund der Beschaffenheit des Untergrunds sehr anstrengend waren. Die Ausblicke und die Natur entschädigten jedoch die Anstrengungen. Mein beabsichtigtes Tempo hatte ich bis dahin noch auf der Uhr und ich war guter Dinge. Kurz vor der Meininger-Brücke jedoch kam dann die erste Schlechtwetterfront und ich musste kurz unterbrechen um mich entsprechend anzukleiden. Als diese Schlechtwetterfront überstanden war hatte ich eine Durchschnitts-Pace von 08:18 Min./km – alles noch im grünen Bereich.
Kurz vor Zingst-Hafen kam jedoch eine zweite Schlechtwetterfront und ich wurde ordentlich durchgeregnet. Ich nutzte den VP am Zingster Hafen für einen längeren Aufenthalt und wechselte meine Laufkleidung komplett. Gut dass ich Ersatz im Plastikbeutel in meinem Rucksack verstaut hatte. Währenddessen verging reichlich Zeit und ich landete am Ende des Feldes. Doch es ging weiter – Non Stop Ultra …..
Am nächsten VP an der Zingster Seebrücke bei km 61 erwartete mich mein Dropbag und ich freute mich darauf, wieder dort deponierte trockene Kleidung und insbesondere auf mein zweites Paar Laufschuhe. Meine bisherigen waren ordentlich durchgeweicht. Ich kam dort an, nutzte wieder etwas Zeit. Währenddessen hatte Werner zu mir aufgeschlossen und wir waren nun die beiden letzten im Feld befindlichen Läufer. Meine Durchschnitts-Pace war inzwischen auf 9 Min./km gesunken und mir war bewusst, dass es ab nun sehr anstrengende werden würde. Gemeinsam mit Werner lief ich dann stur weiter und wir wechselten uns in der Führung ab. Wir waren froh, dass nun auch die zweite Schlechtwetterfront vorbei war und guter Dinge.
Als wir dann beim nächsten VP in Prerow kurz vor km 70 und um 14 Uhr ankamen, ließ ich kurz fallen, dass es ja gut war, dass das schlechte Wetter überstanden wäre. Jedoch wurde ich darauf hingewiesen, dass gegen 15 Uhr noch einmal schlechtes Wetter angesagt war. Meine Laune fiel etwas im Keller. Zwischen Prerow und Wieck kam es dann „ganz dicke“ heftiger Niederschlag und steife Briese. Der Regen traf mich aufgrund des Windes waagerecht und ich war kurz davor aufzugeben. Aber keine Option – hier gab es nichts und niemanden um auszusteigen. Also: Zähne zusammenbeisen und weiter – wir sind ja nicht aus Zucker ….
Mit der Zeit lief mir auch meine angestrebte Zielzeit davon und ich kam in dieser „Endphase“ langer Ultra-Läufe an, die ich besonders schätze. Durchaltevermögen und Leidensfähigkeit war nun gefragt und ich fügte mich in mein Schicksal. Ein Schritt nach dem anderen – Non Stop Ultra …
Beim vorletzten VP in Althagen bei km 90 fragte ich noch einmal nach wielange das Zeitfenster bei den 100 km offen sei und machte mich dann weiter auf den Weg. Kurz danach war ich dann beim letzten VP an der Wustrower Seebrücke gab alle meine Sachen dort am DropBag-Punkt ab und machte mich auf den Weg zum letzten Strandabschnitt nach Dierhagen. Ein kurzes hilfreiches Briefing vom Betreuer und los gings. Ich war sehr gespannt auf das Kommende, da ich keinerlei Erfahrung mit Strandläufen hatte und meine momentane Erschöpfung hinzu kam. Der Empfehlung an der Wasserkante zu laufen, um zu vermeiden, dass meine Schuhe naß würden, folgte ich nur kurz. Merkte ich doch, dass dort starkes Gefälle war und ich nicht mehr die Kraft hatte, dies auszugleichen. Also rein in den flachen Bereich und immer wieder Wellen, die an meinen Waden brachen. Auf die Zeit achtete ich auch nicht mehr, nur Durchkommen war angesagt. So stapfte ich dann die 6 km unverdrossen voran und kam dann letztendlich am Ausstieg an. Kurz über die Düne und ab ins Ziel. Nach 15:30 Stunden hatte ich mein Ziel erreicht und war sehr glücklich.
Alles in allem ein sehr schöner und anstrengender Naturlauf und Ralf hatte mit allem, womit er den FDZU angepriesen hatte recht! Ich werde wiederkommen!
Moin!
Na das hatte ich mir fast gedacht, dass Werner „der“ Werner ist 😉
Mit ihm sind wir schon vor mehr als zwei Jahrzehnten gerannt, Nuthetal – Cross, Brandenburg Cup Lauf, in Bergholz Rehbrücke (leider gibt es den Lauf nicht mehr und auch der ausrichtende Verein ist eingegangen!)
Au revoir C.