Am letzten September-Wochenende machten wir uns auf dem Weg zum Mad Chicken Run bei Hänchen (ohne h) in der Nähe von Cottbus. Ich hatte im letzten Jahr erstmals an diesem Event teilgenommen und war vom Format schwer begeistert. Aufgrund der Erfahrungen des Vorjahres und der beschwerlichen Unterbringung in meinem altgedienten Wurfzelt hatte ich für dieses Jahr die Luxusvariante mit Camper anvisiert und konnte auch Ela und Martin überzeugen, mich dabei zu begleiten und zu unterstützen.
Nachdem wir am Freitagmittag unseren Camper von der Verleihstation abgeholt und uns mit den Details vertraut gemacht hatten, ging es dann mit einiger Verspätung los Richtung Hänchen, wo wir am Abend und noch rechtzeitig zur Knödelparty im Böhmischen Rasthof ankamen. Nach einem stimmungsvollen Abend konnten wir dann unseren Camper soweit aufbauen, dass wir für den anstehenden Wettkampftag gerüstet schienen und noch eine nächtliche Begehung der 2 km-Runde absolvieren konnten. Zudem war auch noch ein megageiler Sternenhimmel zu sehen. Matze, ein Lauffreund aus Berlin, gesellte sich hinzu und richtete auch Grüße von Werner aus, der sich wohl bereits schon schlafen gelegt hatte.
Am nächsten Morgen hatten wir strahlendes Sonnenwetter – kein Vergleich zum verregneten Wochenende im Vorjahr – und wir fieberten den Start des Mad Chicken Runs entgegen. Werner hatte ich inzwischen auch schon getroffen und wir waren alle bester Laune. Das „24 Std. Racing-Team“ war startklar:

Wir hatten es uns recht gemütlich gemacht und Vordach und Campingmöbel waren zum Ausruhen installiert.
Pünktlich um 10 Uhr erfolgte der Startschuss und ich machte mich wohlgemut auf die Runden. Ich hatte mir aufgrund des Vorjahres auch eine Strategie zurechtgelegt, mit dem Ziel mehr Runden zu absolvieren als letztes Jahr und auch flexiblere Boxen-Stopps und Schlafpausen einzulegen. Das Wetter war prächtig und ich konnte in kurzen Klamotten gemütlich mit einer 7er-Pace loslaufen. Die abwechslungsreiche Runde mit Asphalt, Waldweg mit Wurzelfallen und Feldwege hatte ich noch in guter Erinnerung. Erfreulich war auch, dass diesmal der Untergrund optimal war und keine Pfützen zu umrunden waren.
Es lief ganz gut und ich visierte meine Boxenstopps nach jeweils 10 absolvierten Runden (20 km) an. Die erste Schlafpause wollte ich dann nach Erreichen der geforderten Mindest-Distanz nach 30 Runden (60 km) einlegen.
Die ersten beiden Boxenstopps nach km 20 und km 40 – meine Rundenzeiten wurden wie erwartet langsamer – waren im Campingstuhl unter dem Vordach des Campers und dank der Unterstützung von Ela und Martin ein wahrer Genuß und in keinster Weise mit meinen Erholungspausen im letzten Jahr zu vergleichen. Unser Camper stand auch an einer strategisch günstigen Stelle. Genau dort, wo die einen Laufenden von der Runde zurück in Richtung Verpflegungsspunkt kamen und die anderen von dort wieder auf die große Runde aufbrachen. Es gab viel zu sehen und zu bestaunen und Ela und Martin hatten viel Spaß.
Gegen 19 Uhr hatte ich dann auch – rechtzeitig vor Einbruch der Dämmerung und einhergenden Stirnlampenpflicht – mein Minimalziel von 30 Runden und damit auch meine erste Schlafpause erreicht. Zum großen Glück gab es am VP auch eine warme Suppe mit Reis und Toppings. Die Verpflegung und Unterstützung der Helfenden beim Mad Chicken Run war wieder grandios!
Ich gönnte mir eine Schlafpause von etwas ca. vier Stunden und ging dann mit warmen Klamotten und Stirnlampe dann kurz nach 23 Uhr in die kühle Nacht. Ich war guter Dinge, da ich auch bereits einige Nachtläufe hinter mir habe und diese sehr mag. Ich hatte dieses Jahr auch bereits am Nachtlauf der LG Mauerweg im Juli teilgenommen und fühlte mich für diese dunkle Phase der 24 Stunden gut vorbereitet. Natürlich passte ich auch mein Laufverhalten und mein Tempo den nächtlichen Gegebenheiten an, bewältigte die Wald- und Feldwegrunde nur noch im Power-Walking und lief nur noch auf den Asphalt-Strecken. Ansonsten wäre mir die Stolper-Gefahr allzu groß gewesen. Inbesondere auch deshalb, da ich seit über einem Jahr auch einen zunehmenden Grauen Star habe, der im November/Dezember hoffentlich operativ behoben wird.
Ela war ganz hin und weg von der nächtlichen Atmosphäre und den Lichtern, die von den Laufenden mit ihren Stirnlampen erzeugt wurden und sie sagte auch, dass sie den Zusammenhalt und Team-Spirit deutlich spüren konnte. Was wirklich magisch war.
Mein nächstes Ziel war auf insgesamt 45 Runden (90 km) zu kommen und dann evtl. noch ein Power-Napping einzulegen. Der Camper lockte ungemein … Das tat ich dann auch kurz vor 5 Uhr morgens und konnte mich dann – ohne schlechtes Gewissen – eineinhalb Stunden aufs Ohr legen. Kurz nach 6 Uhr klingelte dann der Wecker und danach ging es zur letzten Etappe wieder auf der Strecke.
Es lief wieder sehr gut und ich war guter Dinge, dass ich mein Ziel, das Ergebnis vom Vorjahr zu toppen, erreichen konnte. Ich hatte 2024 insgesamt 53 Runden (106 km) absolviert und bereits um 7 Uhr morgens vorzeitig das Rennen beendet. Diesmal sollte es anders laufen und ich war motiviert bis zum Zielschluss um 10 Uhr durchzuhalten.
Das gelang mir dann auch und ich erreichte das Ziel nach 56 Runden (112 km) kurz vor Zielschluss – siebeneinhalb Minuten waren noch auf der Uhr:

Anschließend genoßen wir alle das gemeinsam Erreichte in der Morgensonne, bevor dann die Siegerehrung anstand:


Alles in allem war ich stolz wie Bolle und vor allem dankbar für die überragende Unterstützung meines Racing-Teams, Ela und Martin, die mich immer wieder super motivierten und mir das Gefühl gaben, nicht ganz alleine zu sein. Ebenso auch die Motivation von den ganzen Mitlaufenden – insbesondere von Matze, Werner und Aldo!
Anschließend machten wir dann bei dem schönen Wetter und auf Empfehlung von Aldo noch einen Abstecher nach Bad Muskau zum Fürst-Pückler-Park, bevor wir dann zur Rückreise nach Berlin aufbrachen.
Eine wirklich tolle Erfahrung, etwas gelassener und flexibler mit Unterstützung einen solchen 24 Std.-Lauf anzugehen. Für das nächste Jahr bin ich wieder voll motiviert, mit Freunden und Bekannten daran teilzunehmen. Und außerdem: Ich bin guter Dinge dann auch meine Leistung vom Vorjahr (geringfügig) zu steigern 🙂